Wuhrer / Strunk / Olpen | Wohin mit den Mitgliedern? | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 112 Seiten

Wuhrer / Strunk / Olpen Wohin mit den Mitgliedern?

Die lokale Gemeinde zwischen Partizipation und Führungsstärke
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-942001-45-8
Verlag: Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die lokale Gemeinde zwischen Partizipation und Führungsstärke

E-Book, Deutsch, 112 Seiten

ISBN: 978-3-942001-45-8
Verlag: Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In den letzten Jahren ist das klassische basisdemokratische Vereinsmodell in einer zunehmenden Zahl pfingstlich-charismatischer Gemeinden zugunsten alternativer Organisationsformen in den Hintergrund getreten. Welche Gründe sind dafür verantwortlich? Werden dadurch die Mitwirkungsmöglichkeiten der Zugehörigen eingeschränkt? Die vorliegende Ausgabe von Theologie Heute nimmt zunächst die Frage in den Blick, was das Wesen der Gemeinde vom Neuen Testament her ist. In einem zweiten Schritt fragen wir, welche Zeichen der Kirche gegeben sind, durch die sie Menschen vergewissert, dass sie Teil der Ecclesia Gottes sind. In einem dritten Schritt gehen wir der Frage nach, wie sich Mitwirkungsrechte und Mitwirkungsmöglichkeiten der Gemeindeglieder im Laufe der Entwicklung der Gemeinden des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) gestaltet und verändert haben.

Herausgegeben im Auftrag des Theologischen Ausschussses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden KdöR (TA). Verantwortlicher Leiter des TA ist Dr. Bernhard Olpen, Düsseldorf.
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Weitere Infos & Material


BHeilszeichen und Dienstgaben der christlichen Kirche und Kirchenzugehörigkeit


Marc Strunk, M.A.


Einleitung

1Zentrale Fragestellung und Vorgehensweise


Die zentrale Fragestellung dieses Beitrags lautet: Worin zeigt sich die Zugehörigkeit der wiedergeborenen Gläubigen zu einer Ortsgemeinde? Daraus ergibt sich die weiterführende Frage: Welche Partizipationsmöglichkeiten muss eine Ortsgemeinde „anbieten“, damit Gläubige sich nicht nur ihres persönlichen Glaubens, sondern auch ihrer Teilhabe am lokalen Leib Christi bewusst werden?

Um die gestellte Fragestellung angemessen beantworten zu können, möchte ich zunächst auf die Bedeutung von Sakramenten als Heilszeichen eingehen. Wenn ich im Folgenden von „Sakramenten“ oder „Heilszeichen“ spreche, meine ich ausdrücklich nicht eine römisch-katholische Lehrmeinung, wonach das Heil dem Gläubigen durch sieben Sakramente über die Institution Kirche vermittelt wird und diese eine heilswirkende Kraft aus sich selbst heraus entfalten. Diese theologische Lehrmeinung ist für uns theologisch problematisch. Darüber hinaus sind Sakramente mit einem institutionalisierten Kirchenverständnis verbunden, die eine Heilvermittlung scheinbar losgelöst vom persönlichen Glauben impliziert. Aus diesem Grund vermeide ich den Begriff „Sakrament“ und spreche stattdessen von „Heilszeichen“.

Welche Heilszeichen können den Gläubigen helfen, ihre Teilhabe am Leib Christi auszudrücken? Besonders zwei Heilszeichen stehen hier im Mittelpunkt: die Taufe und das Abendmahl. Dabei werde ich kurz auf konfessionelle Lehrmeinungen eingehen, um dann biblisch-theologisch eine Bewertung vorzunehmen. Aus Platzgründen kann diese allerdings nur recht oberflächlich geschehen. Zum einen ist mir nicht die Aufgabe gegeben, einen theologischen Entwurf zu pentekostalen Heilszeichen zu entwickeln oder diese exegetisch zu begründen. Theologische Stellungnahmen des BFP beispielsweise zur Taufe stehen dem interessierten Leser online zur Verfügung.1 Zum anderen würden wir unsere Fragestellung aus dem Blick verlieren. Zentral geht es um die Frage, inwiefern sich Gemeindezugehörigkeit durch die Teilhabe an den entsprechenden Heilszeichen ausdrückt.

Abschließend werde ich auf die Notwendigkeit der Gnaden- und Geistesgaben als Vergewisserungsakt der Gemeindezugehörigkeit eingehen. Unter Gnaden- und Geistesgaben verstehe ich Dienstgaben, die ihre Wirkung in besonderer Weise im gottesdienstlichen oder allgemein missionarischen Kontext entfalten. Diese sind von der Vermittlung des Heils losgelöst und deshalb vielmehr als Folge des Heils sowie als Gabe Gottes für die wiedergeborenen Gläubigen zu betrachten. Auch hier gilt: Unsere Fragestellung erlaubt es nicht, eine detailliert ausformulierte Theologie der Gnaden- und Geistesgaben zu entwickeln. Aber: Das Zusammenspiel und die gleichzeitige Unterscheidung von Heilszeichen (Taufe und Abendmahl) und Dienstzeichen (Gnaden- und Geistesgaben) erscheinen mir als hilfreiche Orientierungspunkte, um theologisch die Teilhabe am Leib Christi zu klären. Abschließend werden die Kernaussagen dieses Beitrags in kurzen Thesen zusammengefasst.

2Wer gehört eigentlich dazu?


Im Alten Testament bringt der Einzelne seine Bundeszugehörigkeit durch gesetzte Handlungen zum Ausdruck, die für das gesamte Volk identitätsstiftend sind. Insbesondere die Beschneidung der männlichen Vorhaut (1Mo 17,9-14) sowie die jährlichen Hauptfeste (Passah-, Pfingst- und Laubhüttenfest)2 dienen als Identitätsmarker der göttlichen Erwählung des Bundesvolkes. Diese Feste sind somit nicht nur religiöse Kultveranstaltungen, sondern zugleich auch nationale Feiertage, insbesondere für fromme Juden. Anders ausgedrückt: Im Alte Testament wird klar unterschieden zwischen denen, die zum Bundesvolk Gottes gehören, und denen, die nicht dazugehören.

Das Neue Testament lehnt die Beschneidung und das strikte Einhalten alttestamentlicher Festvorschriften ab (vgl. Apg 15,1-29; Röm 14,5-6). Dennoch verdeutlichen die Autoren des Neuen Testaments, wer Teil der christlichen Gemeinschaft ist, wer nicht dazugehört und wer gegebenenfalls ausgeschlossen werden muss (1Kor 5,6-7). Ausgangspunkt für die koinonia (d. h. Gemeinschaft) der Gläubigen (vgl. Apg 2,42) ist der Ruf Jesu ihm nachzufolgen (Lk 9,23), die Bereitschaft dem Evangelium zu glauben (Joh 3,16), Christus als Retter anzuerkennen und der damit verbundenen Veränderungsprozess des Einzelnen in der Jüngerschaft (Röm 12,2).3 In der Apostelgeschichte und der weiteren Briefliteratur werden diese eindeutigen Zugehörigkeitsmerkmale bestätigt. Ein Nachfolger Jesu hört das Evangelium (Röm 10,17), kehrt von seinen falschen Wegen um (1Thess 1,9), lässt sich taufen (Gal 3,27), wird der Gemeinde hinzugefügt (Eph 2,19-22) und lässt sich schließlich durch die Kraft des Heiligen Geistes in die Welt senden (Apg 1,8; 2Kor 5,20). Ähnlich wie das Alte Testament Klarheit darüber schafft, wer Teil der Bundesverheißungen ist und wer nicht, gibt es auch für die Gemeinde ein eindeutiges „Drinnen“ und „Draußen“.

IWarum Heilszeichen wichtig sind


1Hinführung


»Sakramente – was ist damit gemeint?

Das Wort „Sakrament“ bezeichnet im Allgemeinen eine kirchliche Handlung, die göttliche Gnade vermittelt4 und eng mit dem neutestamentlichen Begriff mysterion (µ?st?????) verbunden ist.5

Im engeren Sinne beschreibt es eine gottesdienstliche Handlungen, „die dem Gläubigen Anteil an der von Christus bewirkten heilbringenden Gnade geben.“6 Die katholische Glaubenslehre kennt sieben für den Gläubigen notenwendige Sakramente, denen eine heilswirksame Kraft zugeschrieben wird (ex opere operato).7 Damit ein Sakrament nach römisch-katholischer Auffassung wirksam wird, sind vier Elemente erforderlich: das sichtbare Zeichen oder Element (materia), die dazugehörigen Worte (forma), die Einsetzung durch Christus (institutio) sowie die rechtmäßige „Verwaltung“ der Sakramente durch die zuständigen Amtsträger.

Die lutherischen und reformierten Kirchen betonen bei der Heilsaneignung stärker die Verkündigung des Wortes. Sakramente werden allein durch den Glauben des Einzelnen wirksam, nicht durch kirchliche Handlungen oder Institutionen. Nach lutherischer Auffassung wird die Anzahl der Sakramente auf Taufe, Abendmahl und später auch auf die Buße begrenzt. Diese seien von Jesus selbst eingesetzt und tragen somit, nach lutherischer Auffassung, eine Heilsverheißung. Der reformierte Zweig der Reformation betont die Bedeutung des Wortes und die Notwendigkeit der Evangeliumsverkündigung. Im Heidelberger Katechismus werden die Sakramente deshalb auch als „Wahrzeichen“ oder „Siegel“8 bezeichnet. Ihre Rolle als Heilsmittel und Heilsvermittlung tritt damit deutlich in den Hintergrund.

Im freikirchlichen Kontext wurden Sakramente als heilswirkende Ordnungen überwiegend abgelehnt und der Begriff Sakrament mit Vorsicht verwendet. Ursache hierfür ist möglicherweise der Wunsch, sich in erwecklichen Aufbrüchen sowohl gegen ein römisch-katholisches Wirkungsverständnis der Sakramente abzusetzen, als auch dem als inflationär empfunden Missbrauch von Abendmahl und Taufe in den protestantischen Kirchen einen Gegenentwurf entgegenzusetzen. In jüngerer Zeit hat allerdings der baptistische Theologe Uwe Swarat auf den sakramentalen Charakter von Taufe und Abendmahl9 hingewiesen. Ähnlich argumentiert auch Anthony Cross,10 der darauf hinweist, dass ein eher sakramentales Verständnis von Taufe und Abendmahl im internationalen Kontext der Baptistenbewegung zunehmend an Bedeutung gewinnt.11

»Gibt es ein pentekostales Sakramentsverständnis?

Wie in anderen Freikirchen wird auch in pentekostalen Gemeinden eine Heilswirkung von Sakramenten überwiegend abgelehnt. Frank D. Macchia hat jedoch, in Anlehnung an Walter Hollenweger, darauf hingewiesen, dass in der Glossolalie (d. h. Zungenrede) die unmittelbare Gegenwart Gottes sichtbar wird, einem Konzept, das einem allgemeinen Sakramentsverständnis ähnelt. Für Macchia ist die Geistestaufe und der Empfang der Zungensprache ein „primäres Sakrament“ oder ein „Kairos-Ereignis“, wodurch das Reden in neuen Zungen – in Anlehnung an Thomas Barratt – zu einem „neuen Zeichen der christlichen Kirche“ wird.12

Dessen ungeachtet bestehen weiterhin große theologische Unterschiede zwischen pentekostalen Kirchen und der römisch-katholischen Amtskirche, beispielsweise bei der theologischen Bewertung von Abendmahl und Taufe. Dennoch erkennen insbesondere Ökumeniker im gemeinsamen Anliegen, die Gegenwart Gottes sichtbar zu machen, eine Grundlage für den ökumenischen Dialog. So stellt beispielsweise Daminique-Marcel Kosack fest:

Möglicherweise steht die pfingstkirchliche Tradition in Fragen der Sakramentatlität allgemein (wenn auch nicht der konkreten Sakramentenpraxis) dem Katholizismus sogar näher als weiten Teilen des klassischen Protestantismus.13

Für den Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) sind Taufe und Abendmahl mehr als...


Herausgegeben im Auftrag des Theologischen Ausschussses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden KdöR (TA).
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