E-Book, Deutsch, 615 Seiten
Wischmeyer / Becker Paulus
3. aktualisierte und erweiterte Aufl 2021
ISBN: 978-3-8463-5654-8
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Leben - Umwelt - Werk - Briefe
E-Book, Deutsch, 615 Seiten
ISBN: 978-3-8463-5654-8
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das vorliegende Lehrbuch führt interkonfessionell und multiperspektivisch in die Paulusforschung ein. Tabellen, Literaturangaben sowie ausführliche Glossare zu antiken Personen und Orten erschließen die Thematik für Lehre und Prüfungsvorbereitung. Die dritte Auflage wurde komplett überarbeitet und aktualisiert und um zwei zusätzliche Kapitel erweitert.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
ODA WISCHMEYER/EVE-MARIE BECKER Einführung
Teil I: Umwelt. Leben. Werk. Person
ODA WISCHMEYER Einleitung in Teil I
ANDREAS MEHL Der politische Raum des Paulus: das Römische Reich von Augustus bis Nero
JÖRG FREY Das Judentum des Paulus
BERNHARD HEININGER Die religiöse Umwelt des Paulus
EVA EBEL Das Leben des Paulus
EVA EBEL Das Missionswerk des Paulus
EVE-MARIE BECKER Die Person des Paulus
DIETRICH-ALEX KOCH Die Städte des Paulus
CHRISTINA HOEGEN-ROHLS Form und Funktion, Realia und Idee des Paulusbriefes
Teil II: Briefe. Theologische Themen
ODA WISCHMEYER Einleitung in Teil II
EVA EBEL 1. Thessalonicherbrief
ODA WISCHMEYER 1. Korintherbrief
EVE-MARIE BECKER 2. Korintherbrief
JÖRG FREY Galaterbrief
LUKAS BORMANN Philipperbrief
LUKAS BORMANN Philemonbrief
ODA WISCHMEYER Römerbrief
ODA WISCHMEYER Themen paulinischer Theologie
Teil III: Rezeption
ODA WISCHMEYER Einleitung in Teil III
BERNHARD HEININGER Die Rezeption des Paulus im 1. Jahrhundert: Deutero- und Tritopaulinen sowie das Paulusbild der Apostelgeschichte
ANDREAS LINDEMANN Die Rezeption des Paulus im 2. Jahrhundert
WOLFGANG WISCHMEYER Die Rezeption des Paulus in der Geschichte der Kirche
JACOB P.B. MORTENSEN Die Auseinandersetzung mit Paulus in der gegenwärtigen Philosophie
Register
Antike Personen
Antike Orte
Personenregister
Ortsregister
Einführung
Die Absicht des Lehrbuchs
Das vorliegende Lehrbuch will den gegenwärtigen Forschungsstand zur Person des Paulus, zu seinem Werk und zu den Briefen und ihren theologischen Themen zusammenstellen, auf Examensniveau formulieren und in Lehrbuchform präsentieren.
Unser Paulus-Buch ist keine Paulus-Monographie und kein Paulus-Handbuch. Das Buch stammt nicht „aus einer Feder“ und vertritt nicht oder gar Paulusinterpretation. Diese setzt sich ohnehin aus Interpretationsbeiträgen zusammen. Sie ist an eine Vielzahl von Exegeten und Exegetinnen gebunden und geschieht international, interkonfessionell, multiperspektivisch und jüngst auch verstärkt interreligiös. Diese Breite muss in einem Lehrbuch für deutschsprachige Studierende nicht vollständig abgebildet werden. Wohl aber arbeiten die hier beteiligten Autorinnen und Autoren aus thematisch unterschiedlichen Schwerpunkten und aus theologisch und konfessionell unterschiedlichen Blickrichtungen an einer Paulusdarstellung, die in sein Leben, seine Person, sein Werk und seine Briefe und ihre theologische Thematik einführt, um dann die Wirkungen des Paulus im 1. und 2. Jh. sowie in der weiteren Geschichte des Christentums aufzuzeigen. Damit soll deutlich werden, dass Paulus nicht nur von seiner Biographie, seinen Briefen oder seinem theologischen Denken her zu erfassen ist, sondern und in seiner dargestellt werden muss.
Die Konzeption des Lehrbuchs
Paulus ist die einzige historisch und biographisch deutlich fassbare und selbst literarisch tätige und sich autobiographisch auslegende Person, die wir aus dem Urchristentum kennen. Zugleich ist Paulus urchristliche Apostel, der die größte Wirkung entfaltet hat. Die vertiefte Beschäftigung mit Paulus gehört daher ins Zentrum des Studiums des Neuen Testaments und stellt darüber hinaus eines der zentralen Themen des Theologiestudiums dar.
Die des vorliegenden Buches trägt diesem Sachverhalt Rechnung. Sie lässt sich in drei Leitsätzen entfalten:
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Die historische Gestalt und das literarische Werk des Paulus stehen am Anfang der Geschichte des Urchristentums.
Die Briefe des Paulus bilden den historischen Kern des neutestamentlichen Kanons, seine theologischen Ausführungen stellen den Beginn christlicher Theologie dar. Sein missionarisches Werk, wie es sich aus seinen Briefen und aus der Apostelgeschichte rekonstruieren lässt, galt den Nichtjuden – und das heißt der großen Mehrheit der Menschen – im griechischsprachigen Osten des römischen Reiches „von Jerusalem bis Illyrien“, vor allem in Kleinasien und Griechenland. Paulus greift aber auch in den lateinisch sprechenden Westen aus. Den geplanten Weg nach Spanien scheint er nicht mehr angetreten zu haben. Immerhin berichtet Lukas, Paulus habe während seiner zweijährigen Haft in Rom, die wohl mit der Hinrichtung endete, eine blühende Predigt- und Lehrtätigkeit ausgeübt:
„Paulus aber blieb zwei volle Jahre in seiner eigenen Wohnung und nahm alle auf, die zu ihm kamen, predigte das Reich Gottes und lehrte von dem Herrn Jesus Christus mit allem Freimut ungehindert.“ (Apg 28,30f.)
Die Mission des Paulus war universal partikular zugleich angelegt. Sie galt dem und damit der gesamten Paulus bekannten Welt. Und doch zielte sie letztlich, wie der Röm aufdeckt, auf die Juden als das Volk Gottes, dem er selbst angehörte. Damit erweist sich Paulus als eine universal denkende, planende und handelnde Persönlichkeit im bleibenden theologischen Horizont des Judentums. Seine Verkündigungskonzeption hat einen imperialen Zug und lässt sich mit den geographischen Dimensionen vergleichen, in denen die römischen Kaiser dachten und handelten. Seine nachhaltigen und bleibenden Erfolge als erster christlicher Theologe und als Heidenmissionar reichen allerdings weit über den Wirkungs- und Bedeutungsradius der römischen Kaiser, deren Zeitgenosse er war, hinaus.
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Die Wirkungen, die Paulus hervorrief, lassen sich in ihrer Vielfalt und Lebendigkeit nur unzureichend überblicken. Sie sind uns am ehesten in ihrer literarisch-theologischen Gestalt unter dem Stichwort der Rezeption fassbar.
Die Paulus-Rezeption beginnt im neutestamentlichen Schriftencorpus selbst – innerhalb der korinthischen Korrespondenz, weiter mit dem ‚Paulinismus‘ der Deutero- und Tritopaulinen und der Apostelgeschichte – und reicht durch die Auslegungsgeschichte der Kirche von über die großen Theologen aller Epochen bis in die Gegenwart. Die Ergebnisse der Exegese und Interpretation der Paulusbriefe und der Rekonstruktion und Konstruktion der Theologie der Briefe haben im Verlauf der Theologiegeschichte mehrfach im Zentrum bedeutender gestanden. Hier nur die wichtigsten Stationen: und haben im Zusammenhang ihrer exegetischen Vorlesungen und Kommentare zu den Paulusbriefen die Grundlagen reformatorischer Theologie formuliert. Römerbriefkommentar war ein Fanal der dialektischen Theologie. Die Konstruktion der paulinischen Theologie als Soteriologie bei und als Anthropologie bei war grundlegender Bestandteil der reformatorischen Theologie und der existentialen Interpretation vor allem der deutschsprachigen Theologie im 20. Jh.
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Zugleich gehören die Paulusexegese und die Rekonstruktion der Theologie des Paulus seit dem 19. Jh. zu den zentralen Themen und Aufgaben der neutestamentlichen Wissenschaft, die sich im Prozess der Diversifizierung der Theologie in ‚Fächer‘ im Verlauf des 19. Jahrhunderts herausbildete.
Einen entscheidenden Impuls für die hier entstehende neuere Paulusforschung im engeren Sinne setzte mit seinen Studien: „Die Christuspartei in der korinthischen Gemeinde, der Gegensatz des petrinischen und paulinischen Christentums in der alten Kirche, der Apostel Petrus in Rom“ (1831) und „Über Zweck und Veranlassung des Römerbriefs und die damit zusammenhängenden Verhältnisse der römischen Gemeinde“ (1836). Seit ist die theologische Paulusforschung historische Forschung Zugleich ist sie stets exegetische Forschung geblieben. In Gestalt der historisch-kritischen Exegese haben die Römerbriefkommentare von und die theologische Szene in Deutschland in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts mit geprägt. Die den Kommentaren zugrunde liegenden theologischen Überzeugungen waren meist Ausdruck der Zugehörigkeit der Exegeten zu bestimmten theologischen Schulen und konfessionellen Grundbindungen. Das haben besonders die angelsächsischen Exegeten wahrgenommen, die die starke Rückbeziehung der deutschen Paulusinterpretation auf die hermeneutischen und dogmatischen Vorgaben der reformatorischen Theologie kritisierten und neue Verstehenskoordinaten entwarfen, die zu der sog. ‚‘ führten, wie sie genannt hat. Gerade in den allerletzten Jahren hat die Auseinandersetzung mit der einen ungemein lebhaften wissenschaftlichen Diskurs über das angemessene Paulusverständnis hervorgebracht (,‘ bzw. ,‘), den ein neues deutschsprachiges Lehrbuch über Paulus in seiner aktuellen Form darstellen muss. Daneben stehen Neuansätze mit biographisch-autobiographischen Schwerpunkten sowie sozialgeschichtliche Fragestellungen.
Die Benutzung des Lehrbuchs
Das Lehrbuch gliedert sich in drei große Teile.
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bildet den Zugang und ist den Fragen der Religion des Paulus, seiner religiösen, philosophischen, geographischen und politischen Umwelt, seinem Leben und Wirken sowie seiner Person und seinem Briefeschreiben gewidmet.
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stellt das Zentrum des Lehrbuchs dar. Er bietet textbezogene Darstellungen der Paulusbriefe und eine Einführung in die Themen des paulinischen Denkens. Die Beiträge haben das Ziel, die Studierenden zu selbständiger Texterschließung zu führen.
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weitet den Horizont aus. Die Beiträge führen in die Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte des Paulus im Neuen Testament und im 2. Jh. ein. Das Lehrbuch schließt mit einem Überblick über die weitere theologische und philosophische Wirkungsgeschichte des Paulus bis zur Gegenwart.
Insgesamt erschließt sich Paulus von der Exegese seiner Briefe her. Hier liegt auch der Schwerpunkt der neutestamentlichen Forschung an Paulus, die ebenfalls in den Examensanforderungen abgebildet ist. Die Autorinnen und Autoren haben sich daher in um eine ebenso detaillierte und aktuelle wie besonders...