Welter-Enderlin | Einführung in die systemische Paartherapie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 125 Seiten

Reihe: Carl-Auer Compact

Welter-Enderlin Einführung in die systemische Paartherapie


4. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8497-8535-2
Verlag: Carl-Auer Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 125 Seiten

Reihe: Carl-Auer Compact

ISBN: 978-3-8497-8535-2
Verlag: Carl-Auer Verlag GmbH
Format: EPUB
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'In der Reihe 'Einführungen' gibt es für die Paartherapie sicher keine geeignetere Autorin als Rosmarie Welter-Enderlin. Jahrzehntelange Erfahrung, klare theoretische Konzepte - immer unmittelbar bezogen auf die therapeutische Praxis - und ihre lebendige Beziehung zur heutigen Lebenswirklichkeit der Paare, die aus jedem Satz zu spüren ist, machen dieses Buch zu einem äußerst wertvollen kleinen 'Lehrbuch der Paartherapie' für jeden, der sich in dieser Kunst übt.' Dr. Hans Jellouschek Das kleinste Lehrbuch der Paartherapie Kompaktes Wissen für die Praxis: Rosmarie Welter-Enderlin, die 'Grande Dame' der Paartherapie, gibt hier einen detaillierten Einblick in die therapeutische Arbeit mit Paaren. Die kompakte Einführung fasst die wichtigsten Grundlagen zusammen, von der historischen Entwicklung über die präzise Beschreibung von Therapie und Beratung bis zu Überlegungen zur Situation der Therapeuten. Der ausführliche praktische Teil gibt wertvolle Anregungen, etwa für den Erstkontakt, und konkrete Hilfestellungen in Form von Fragebogen und Formularen für die Praxis. An vielen Beispielen vermittelt die erfahrene Therapeutin Ideen zum Therapieprozess und verbindet diese mit konkreten Hinweisen für Handlungsmöglichkeiten. 'Glücklichsein schließt immer aus, dass man auch unglücklich sein darf. Mir ist eben diese Balance wichtig: zwischen Glück und Unglück, Positivem und Blicken in den Abgrund.' Rosmarie Welter-Enderlin in DIE ZEIT Die Autorin: Rosmarie Welter-Enderlin (1935-2010), MSW, war Paar-, Familien- und Organisationsberaterin sowie Lehrbeauftragte an der Universität Zu?rich. 2003 erhielt sie den 'American Family Therapy Academy Award' fu?r herausragende Beiträge zur Familientherapie. Im Jahr 2006 ehrten zahlreiche Kollegen Rosmarie Welter-Enderlins Beitrag zur Entwicklung der systemischen Therapie und Beratung mit der Festschrift Erhalten und Verändern (hrsg. von Bruno Hildenbrand). Veröffentlichungen u. a.: Resilienz und Krisenkompetenz (2. Aufl. 2015), Wie aus Familiengeschichten Zukunft entsteht (2. Aufl. 2015), Einführung in die systemische Paartherapie (4. Aufl. 2025) sowie - zusammen mit Bruno Hildenbrand - Resilienz: Gedeihen trotz widriger Umstände (5. Aufl. 2016), Rituale - Vielfalt in Alltag und Therapie (3. Aufl. 2011).

Rosmarie Welter-Enderlin (1935-2010), MSW, war Paar-, Familien- und Organisationsberaterin sowie Lehrbeauftragte an der Universität Zu?rich. 2003 erhielt sie den 'American Family Therapy Academy Award' fu?r herausragende Beiträge zur Familientherapie. Im Jahr 2006 ehrten zahlreiche Kollegen Rosmarie Welter-Enderlins Beitrag zur Entwicklung der systemischen Therapie und Beratung mit der Festschrift Erhalten und Verändern (hrsg. von Bruno Hildenbrand). Veröffentlichungen u. a.: Resilienz und Krisenkompetenz (2. Aufl. 2015), Wie aus Familiengeschichten Zukunft entsteht (2. Aufl. 2015), Einführung in die systemische Paartherapie (4. Aufl. 2025) sowie - zusammen mit Bruno Hildenbrand - Resilienz: Gedeihen trotz widriger Umstände (5. Aufl. 2016), Rituale - Vielfalt in Alltag und Therapie (3. Aufl. 2011).
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1. Systemische Paarberatung und Paartherapie


Paarberatung gibt es seit langer Zeit. Im 19. und anfangs des 20. Jahrhunderts waren es Pfarrer und Mediziner, die sich um das Wohlbefinden von Paaren kümmerten. Sie boten Beratung in Fragen der Paarentwicklung und der Paar-„Hygiene“ an, also in sexuellen Dingen. Psychotherapeuten mit dem professionellen Hintergrund von Psychiatrie, Psychologie und Allgemeinmedizin grenzen sich seither eher ab von dieser Art von Beratung bzw. Therapie. Zurzeit wird das Thema Beratung von Berufsgruppen außerhalb von Psychiatrie und Psychologie beansprucht (zum Beispiel in der Sozialarbeit), die ihre eigenen Zertifizierungskriterien ins Zentrum rücken mit dem Hinweis, es handle sich bei ihrer Arbeit explizit nicht um „kleine Psychotherapie“. Als Supervisorin von Professionellen, welche ihre Arbeit Beratung nennen, wie von solchen, die sie als Therapie bezeichnen, habe ich kein Interesse, mich auf berufspolitische Abgrenzungen einzulassen. Mich interessiert hier vielmehr, wie die von Paarberatung bzw. -therapie sich in unterschiedlichen Berufsfeldern entwickelt, und welches die biografischen und entwicklungsmäßigen Bedingungen von kompetenten Beraterinnen und Beratern sind.

Im vorliegenden Buch werde ich meine eigenen Erfahrungen mit Paaren und Paartherapie darlegen und anhand konkreter Handlungsmöglichkeiten aus meiner Praxis die Praxis von Kolleginnen und Kollegen unterstützen, ob diese nun wenig oder viel professionelle Erfahrung haben.1

Paartherapie oder Paarberatung? Ich verstehe die Begriffe als unterschiedliche Definitionen einer vergleichbaren Praxis. Der Unterschied liegt in der Frage, wer welcher Definition Anerkennung gibt und wer davon ausgeschlossen wird. Wenn ich als Klientin im Wirrwarr von therapeutischen Definitionen wählen müsste, würde ich vor allem fragen, wer die ist, die mir Unterstützung zu geben bereit ist, in welchem Kontext er oder sie lebt und arbeitet und auf welche Menschbilder und theoretische Grundlagen er bzw. sie sich bezieht. Ganz besonders wichtig wäre mir, ob die Therapeutin oder der Therapeut emotional fähig ist, sich auf das Chaos eines Paares in einer Krise einzulassen und es gelassen anzuleiten. Es müsste ein Mensch sein, der persönlich auf sicherem Boden von Bindung steht und sich mehr erfreut an der Autonomie von Menschen in kritischen Lagen als an ihrer Abhängigkeit.

Systemische Therapiekonzepte sind ursprünglich entwickelt worden für größere, komplexe Systeme (z. B. Familien oder Organisationen) mit Mitgliedern, die sich zu gewissen Zeiten an keine vereinbarten oder impliziten Spielregeln hielten (Hoffman 1982, S. 339). Das betraf vor allem Kinder und Jugendliche. Erwachsene kamen dabei eher als oder als , manchmal auch als Großeltern oder Lehrpersonen vor, und im Blick auf ihre Erziehungsarbeit erhielten sie kaum Lorbeeren, schon eher Kakteen. Paare wurden vorwiegend über ihre Kinder definiert und bewertet. Ihre eigenen inneren und äußeren Welten gingen bei diesem Ansatz oft unter, weil vor lauter Wald (Familie) die einzelnen Bäume (Individuen) und die kleinen Beziehungseinheiten (Paare) nicht gesehen wurden. Ich erinnere mich, wie hilflos ich in den Anfängen des Unterrichtens in systemischen Therapien war, wenn ich gefragt wurde, was eigentlich systemisch sei an dem, was ich präsentierte in bezug auf Paare. „Systemische Paartherapie“, was ist daran systemisch?, lautete die Frage. Nichts oder alles, war meine verlegene Antwort, weil ich, wie damals üblich, systemisches Handeln als Beobachtung und Beeinflussung von verstand, deren Spielregeln es zu verändern galt. Individuen, ihre Geschichte und ihre Gefühle schienen dabei weniger wichtig zu sein.

Es gab in den 1970er und 1980er Jahren, die im Westen auf der gesellschaftlichen Ebene gekennzeichnet waren von Misstrauen gegenüber Verbindlichkeit, die Meinung, dass Paartherapie langweilig sei, weil sie der von Bindung gegenüber Entwicklung und Wandel von Individuen den Vorzug gebe. Zyklisches Verhalten im Lebenslauf von Paaren wurde schnell einmal pathologisiert (Jackson 1982, S. 191). Die damaligen Forscher fassten Paare in Typologien von funktionierenden, nichtfunktionierenden oder schwierigen Konstellationen zusammen. Als ehemalige Schülerin (1968) von Lederer und Jackson, den Begründern dieses Ansatzes, schienen mir ihre Typologien interessant, bis ich merkte, wie destruktiv die Autoren Paare beschrieben. Paare wurden in „krank versus gesund“ aufgeteilt. Sogar „Paare des Grauens“ war eine Kategorie und meinte Paare, die angeblich selber nicht merkten, wie negativ sie auf ihre Kinder wirkten. Keines der in den Typologien beschriebenen Muster scheint eine Voraussage ehelichen Glücks oder Unglücks zu ermöglichen. Also gute Gründe für Professionelle, sich von Paartherapien fernzuhalten!


Paartherapie bzw. Paarberatung – ich gebrauche die beiden Begriffe hier austauschbar, da sie mehr mit dem Ausbildungshintergrund von Professionellen als mit der Qualität ihrer Arbeit zu tun haben – war lange ein Stiefkind in der systemischen Therapietradition. Zwar wurden Familien und größere Systeme wie Organisationen mit Erfolg unter systemtheoretischen Aspekten beschrieben. Paare und Paartherapie schienen jedoch besser aufgehoben in psychoanalytischen oder verhaltenstherapeutischen Konzepten. Diese ermöglichten, was in einer strikt systemischen Zugehensweise ohne Rückgriff auf Lebensthemen und Geschichten der Partner fehlte: die Einbeziehung der individuellen Gestimmtheit jedes Partners sowie die Beschreibung der und den Umgang mit der Bedeutung der Herkunftsfamilie und mit den unabgeschlossenen Geschichten der einzelnen Partner, welche bis in die Gegenwart eines Paares hereinwirken können. Allerdings gab es damals bei der Anwendung psychoanalytischer Konzepte im Rahmen von Beziehungskonstellation ein Dilemma: Bei der Übertragung auf Paarbeziehungen der von Dicks (1967), Willi (1975) und anderen formulierten blieben die Autoren bei einer an den orientierten Sprache, die sie dann auf Paarbeziehungen und deren „kollusive Konstellationen“ übertrugen. Was Paaren an Ressourcen zur Verfügung steht und was an Chancen, über sich selber hinauszuwachsen, wurde wenig thematisiert. In den traditionellen systemischen Therapietheorien fehlte hingegen sowie die Beschreibung der und ihrer Lebenswelten. Auf der Basis der systemtheoretischen Idee, dass das Ganze mehr sei als die Summe seiner Teile, wurden die „Teile“ ignoriert. Offensichtlich ein Denkfehler, denn natürlich trägt in Paarbeziehungen nicht jeder Teil bzw. jeder Partner gleichermaßen zum Ganzen bei und verfügt auch nicht über die gleichen Möglichkeiten und Begrenzungen. Dies ist ein Kernpunkt der Kritik feministisch orientierter Kolleginnen an systemischer Paartherapie, welche traditionell die Möglichkeiten des einen mit jenen des anderen Partners gleichsetzt, was besonders bei den Themen von Macht und Gewalt fragwürdig ist.

Dank der kognitiven Wende in der Psychologie in den 1950er Jahren (Kelly 1955) sowie der entsprechenden – allerdings späten – „konstruktivistischen“ Wende in systemischen Therapiekonzepten ließen sich die drei früher nach „Schulen“ getrennten Aspekte miteinander verbinden: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als Dimensionen der gleichen Wirklichkeit. Mit der Frage, was die Dinge aus uns gemacht haben und was wir daraus machen, die bei meinem Konzept eine zentrale Rolle spielt, wird die idealistische Vorstellung, dass Menschen jederzeit (und beliebig) Wahlmöglichkeiten haben, relativiert. Die Frage, was wir uns aus den Dingen machen, verweist darauf, dass wir – zumindest als mündige Erwachsene – mitbestimmen, wie wir leben, und für unser Handeln Verantwortung tragen. Eine pragmatische therapeutische Grundhaltung verbindet über die Frage nach den „Melodien“ oder Lebensthemen, zu denen Menschen ihren „Beziehungstanz“ tanzen, ihr Denken, Fühlen und Verhalten. Theoretische Positionen, die sich – wie die ursprünglichen Verhaltenstherapien und die mit ihnen verbundenen Familientherapien der Pioniere2 – einseitig auf beobachtbare Verhaltensmuster beziehen, sind inzwischen auch für ihre Erfinder überholt. Auch der exklusive Fokus auf Kognition (Erkennen) beim „Durcharbeiten“ verdrängter Lebensthemen im Rahmen psychoanalytischer oder tiefenpsychologischer Konzepte, ohne die Idee des Erkennens durch und durch , scheint inzwischen überholt zu sein. Dennoch bestehen in paartherapeutischen Theorien nach wie vor unterschiedliche Tendenzen nebeneinander, selbst wenn sie sich in der Praxis selten so extrem manifestieren, wie ich sie hier formuliere.


In psychoanalytischer Tradition werden Paare in Konfliktsituationen unter dem Aspekt früher individueller...


Rosmarie Welter-Enderlin (1935–2010), MSW, war Paar-, Familien- und Organisationsberaterin sowie Lehrbeauftragte an der Universität Zu¨rich. 2003 erhielt sie den "American Family Therapy Academy Award" fu¨r herausragende Beiträge zur Familientherapie. Im Jahr 2006 ehrten zahlreiche Kollegen Rosmarie Welter-Enderlins Beitrag zur Entwicklung der systemischen Therapie und Beratung mit der Festschrift Erhalten und Verändern (hrsg. von Bruno Hildenbrand).
Veröffentlichungen u. a.: Resilienz und Krisenkompetenz (2. Aufl. 2015), Wie aus Familiengeschichten Zukunft entsteht (2. Aufl. 2015), Einführung in die systemische Paartherapie (4. Aufl. 2025) sowie – zusammen mit Bruno Hildenbrand – Resilienz: Gedeihen trotz widriger Umstände (5. Aufl. 2016), Rituale – Vielfalt in Alltag und Therapie (3. Aufl. 2011).



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