Spiekermann | Sprache in Baden-Württemberg | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 526, 353 Seiten, Gewicht: 10 g

Reihe: Linguistische ArbeitenISSN

Spiekermann Sprache in Baden-Württemberg

Merkmale des regionalen Standards
1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-484-97102-8
Verlag: M. Niemeyer
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Merkmale des regionalen Standards

E-Book, Deutsch, Band 526, 353 Seiten, Gewicht: 10 g

Reihe: Linguistische ArbeitenISSN

ISBN: 978-3-484-97102-8
Verlag: M. Niemeyer
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Die vorliegende empirische Untersuchung zu gesprochenen Regionalstandardvarietäten in Baden-Württemberg geht zunächst mit quantitativen Methoden der Variationslinguistik auf typische Abweichungen vom Normstandard in den untersuchten Daten ein. Es lassen sich vor allem zwei Gruppen von typischen Abweichungen erkennen: (a) Die Übernahme von regionalen (dialektalen) Merkmalen auch in Standardvarietäten (in Baden-Württemberg insbesondere alemannische Merkmale), (b) Der Gebrauch „allegrosprachlicher“ Formen. Analysiert werden zunächst aktuelle Interviewdaten. In einem Vergleich mit Daten aus den Jahren 1961 und 1992 können Aussagen zu Sprachwandelprozessen gemacht werden. Der empirischen Untersuchung geht ein historischer Überblick über die Standardisierung des Deutschen voraus. Im Schlusskapitel werden die Ergebnisse der Untersuchung auf eine theoretische Modellierung im Rahmen der Optimalitätstheorie übertragen. Mittels „soziolinguistischer Beschränkungen“ kann in dieser Modellierung Sprachwandel durch den Vergleich unterschiedlicher OT-Grammatiken abgebildet werden.

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Zielgruppe


Germanisten, Sprachwissenschaftler, Soziolinguisten, Dialektologe / Academics (German Studies, Linguistics, Sociolinguistics, Dialect


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Inhalt;5
2;Vorwort;8
3;1. Einleitung;9
4;2. Die deutsche Standardsprache;14
5;3. Forschungsstand, Datenkorpora und Methoden;63
6;4. Ergebnisse der empirischen Untersuchung;110
7;5. Die optimale Standardsprache;257
8;6. Zusammenfassung der Ergebnisse;315
9;Anhang;323
10;Literatur;329


3 . Forschungsstand, Datenkorpora und Methoden (S. 55-56)

Das vorliegende Kapitel bildet die theoretische und methodische Einführung in den empirischen Teil der Arbeit. Folgende Fragen sollen beantwortet werden: In welchen Forschungsrahmen lässt sich die vorliegende Untersuchung zu regionalen Standardvarietäten in Baden- Württemberg einordnen? Welche Ziele verfolgt die Untersuchung und welche theoretischen und methodischen Vorannahmen werden zugrunde gelegt?

3.1 Fragen / Forschungsaufgaben

Die vorliegende Untersuchung lässt sich als Arbeit im Rahmen eines Forschungsparadigmas sehen, dass Labov als „soziale Dialektologie“ (Labov 1972b) bezeichnet hat. Kennzeichen dieser Forschungsrichtung ist nach Labov die Untersuchung spontansprachlicher Daten vor dem Hintergrund von Sprachwandelprozessen unter Berücksichtigung eines sozial gesteuerten Sprachgebrauchs. Variation wird in diesem Sinne also sowohl als synchrones (auf soziale Determinatoren des Sprachgebrauchs ausgerichtetes) als auch als diachrones Phänomen betrachtet (Spolsky 1998:4).

Als Pionierarbeiten können in diesem Zusammenhang die Arbeiten William Labovs angesehen werden, insbesondere die Untersuchungen zur „sozialen Stratifikation des Englischen in New York City“ (1966a) und zum Sprachgebrauch von Afroamerikanern („Language in the Inner City“ 1972a), die sowohl methodisch als auch theoretisch Meilensteine in der sozialen Dialektologie darstellen. Labov geht dabei insbesondere auf Arbeiten von Weinrich (1953) ein, der eine Verbindung von deskriptiver, zumindest im Ansatz soziologisch ausgerichteter Linguistik Bloomfieldscher Prägung und historischer Linguistik anstrebte und mit diesem methodischen Rüstzeug die Untersuchung von Dialekten auf eine neue Ebene brachte, auf der die soziale Komponente des Sprachgebrauchs eine zentrale Rolle einnahm.

Labov konzentrierte seine Forschungsarbeit auf städtische Sprachgemeinschaften. Er zeigt, dass sprachliche Variation und soziale Variation miteinander korrelieren, wobei er im Rahmen der von ihm begründeten Differenzhypothese lediglich die Andersartigkeit feststellt ohne diese zu bewerten. Methodisch vertritt er dabei eine „strukturfunktionalistischen Ansatz“ (Dittmar 1997:57): bestimmte sprachliche Variablen, denen „soziale Bedeutungen“ beigemessen werden, werden in ausreichend repräsentativen Datenkorpora untersucht, in ihrem sprachlichen Kontext (z.B. bzgl. ihrer phonologischen Umgebung) beschrieben und in ihrem Vorkommen quantifiziert.

Die „soziolinguistische Variationslinguistik“, wie die „soziale Dialektologie“ auch genannt werden kann, wird dabei oft verstanden als eine Weiterentwicklung der traditionellen dialektologischen Forschung (vgl. Mattheier 1980), indem horizontale (d.h. diatopische) Forschungsaspekte mit vertikalen (d.h. diastratischen und diaphasischen) verknüpft werden. Insbesondere die Stadtspracheforschung (in Deutschland seit Beginn der 1970er Jahre) hat zur Ausbreitung des Forschungsparadigmas beigetragen. Der Begriff „Stadtsprache“ umfasst die ganze Bandbreite der in einer Stadt gebräuchlichen Varietäten, von Stadtdialekten, 3 . Forschungsstand, Datenkorpora und Methoden städtischen Umgangssprachen/Regionalsprachen bis hin zu städtischen Standardsprachen.

Die Stadtspracheforschung ist aber nur ein Bereich, in dem die Variationslinguistik tätig geworden ist. Salewski (1998:1ff.) gibt einen Überblick über die wissenschaftsgeschichtlich wesentlichen Phasen in der Entwicklung der Dialektologie/Variationslinguistik in Deutschland, beginnend mit auf Methoden der traditionellen Dialektologie aufbauenden Arbeiten bis hin zu mehrdimensionalen, soziolinguistisch und konversationsanalytisch orientierten Untersuchungen: Phase 1: Eindimensionale (d.h. rein diatopische) Untersuchung der Sprachvariation nach dem Muster der traditionellen Dialektologie. Es wird u.a. versucht, Sprachwandelphänomene entlang von Mundartgrenzen zu beschreiben und zu erklären (z.B. Haag 1929/1930). In diesen Forschungszusammenhang lassen sich auch die großen Sprachatlasprojekte gegen Ende des 19. Jahrhunderts einordnen, die durch Wenker zum „Sprachatlas des Deutschen Reichs“ (begonnen 1876, später: „Deutscher Sprachatlas“, DSA 1927–1956) und durch Gilliéron zum „Atlas linguistique de la France“ (ALF, begonnen 1896, veröffentlicht zwischen 1902 und 1920) führten.


Helmut Spiekermann, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.



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