E-Book, Deutsch, Band Band 014, 430 Seiten, Format (B × H): 158 mm x 240 mm
und die Entwicklung der Erdwissenschaften zwischen Biedermeier und Sezession. E-BOOK
E-Book, Deutsch, Band Band 014, 430 Seiten, Format (B × H): 158 mm x 240 mm
Reihe: Schriften des Archivs der Universität Wien
ISBN: 978-3-86234-058-3
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;7
2;Vorwort;11
3;I. Eduard Suess und seine Wirkungsstätten: Stadt Wien, Universität Wien und Naturhistorisches Museum;13
3.1;Wien in der liberalen Ära;15
3.2;» Die Zeit meiner ersten wissenschaftlichen Schulung« – Eduard SUESS und das Naturhistorische Museum;25
3.3;Das » Antlitz « der Wiener Philosophischen Fakultät in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Struktur und personelle Erneuerung.;69
4;II. Eduard Suess und sein wissenschaftliches Umfeld;105
4.1;Eduard Suess – Biedermeier oder Vormärzler?;107
4.2;Naturforschung im Spielfeld der Wissenschaftspolitik im Vormärz – die Beziehungen der k. k. Hofnaturalienkabinette in Wien zur Gesellschaft des Vaterländischen Museums in Böhmen;147
4.3;Franz Xaver Maximilian Zippe ( 1791– 1863) – Ein böhmischer Erdwissenschafter als Inhaber des ersten Lehrstuhls für Mineralogie an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien.;163
4.4;Mediziner, Wissenschaftler und Künstler aus zwei Jahrhunderten – die Familie des August Emanuel Reuss.;213
4.5;Ami Boué in der Südosteuropa-Kunde des 19. Jahrhunderts.;231
4.6;Joseph Grailich (1829–1859) und seine Anschauungsweise über den naturwissenschaftlichen Unterricht;247
4.7;Die Lehrerdynastie Rothe Zum erdwissenschaftlichen Schulunterricht zur Zeit von Eduard Suess;257
5;III. Eduard Suess und sein geowissenschaftliches Werk;275
5.1;Warum wurde Suess zum Tektoniker? Seine Stellung zum Uniformitarianismus- Katastrophismus- Streit;277
5.2;» Da bekommen wir auf einmal wieder zwei Etagen mehr! Wohin soll das noch führen! « – Geologische Wissenskommunikation zwischen Wien und Zürich: Arnold Escher von der Linths Einfluss auf Eduard Suess’ alpines Deckenkonzept, diskutiert anhhand seiner Ego-Dokumente (1854-1856) und seiner Autobiografie;297
5.3;Eduard Suess und die geologische Erforschung des Salzkammergutes;321
5.4;Eduard Suess und der Bergbau in Bleiberg;335
6;IV. Eduard Suess im internationalen Kontext;343
6.1;Les confiantes et fructueuses relations entre Eduard Suess et les géologues français;345
6.2;Eduard Suess ( 1831–1914) – the foreign member of the Russian Academy of Sciences;397
6.3;Russian geologists’ contribution to Eduard Suess’ global compilation;403
6.4;E. Suess and V. A. Obruchev: A creative correspondence;415
7;Alphabetische Autorenliste;431
"I. Eduard Suess und seine Wirkungsstätten: Stadt Wien, Universität Wien und Naturhistorisches Museum (S. 11-14)
Peter Csendes Wien in der liberalen Ära
Abstract
Eduard Suess spent more than four decades in politics, for ten years he was a member of the Vienna City Council. During his years as a politician Vienna underwent basic changes in many ways. New legal conditions provided the basis for modern communal politics. For 35 years Vienna was ruled by liberal groups. An enlarged city area, an alteration of the townscape, a modern infrastructure and changes in the social topography were the results of their efforts. Eduard Suess contributed to this development as a politician and a scientist. He provided the scientific basis for important infrastructural projects like a modern water supply and the regulation of the Danube and promoted these projects as a member of the City Council. In this function but also as a member of the Diet of Lower Austria and the parliament (Reichsrat) he devoted much of his work to matters of education. The urban development of Vienna was accompanied by a remarkable impulse to arts and science, which reached its climax at the turn of the century.
Als Kaiser Franz Joseph zu Ende des Jahres 1857 den Auftrag zum Abbruch der Basteien und zur Anlage der Ringstraße gegeben hatte, war dies aus der Intention des absoluten Herrschers, seine Haupt- und Residenzstadt modern zu gestalten, geschehen. Als acht Jahre später die Ringstraße eröffnet wurde, war die Zeit des Neoabsolutismus – dessen Macht der junge Eduard Suess infolge seines Engagements im Revolutionsjahr 1848 am eigenen Leib zu spüren bekommen hatte1 – vorbei, in Parlament und Rathaus bestimmten bürgerliche, liberale Kräfte das Gesetz des Handelns.
Nach der durch die militärischen und außenpolitischen Niederlagen der Monarchie erzwungenen Abkehr vom absolutistischen Staatsprinzip hatte der Minister des Inneren, Graf Agenor Goluchowski, 1860 in einer Denkschrift den Standpunkt vertreten, dass die Selbstverwaltung auf Landes- und Gemeindeebene der Schlüssel zu einer konstitutionellen Reform des Staates wäre und auch sein Verfassungskonzept, das »Oktoberdiplom«, danach ausgerichtet. Obwohl er mit seiner Vorstellung nicht durchkam und das Februarpatent Anton Ritter von Schmerlings von 1861 in eine geänderte Richtung wies, war doch ein Prozess in Gang gekommen, der angesichts der vorgesehenen Repräsentanz der Gemeinden in den Landtagen als ersten Schritt Gemeinderatswahlen erforderte.
Solche fanden 1861 auch in Wien statt und eröffneten jene bis 1895 andauernde Periode kommunaler Entwicklung, die als liberale Ära in die Wiener Stadtgeschichte eingegangen ist.3 Spricht man von d e m Liberalismus, so fasst man begrifflich unscharf ein außerordentlich breites, heterogenes Kräftespektrum politischer, ökonomischer, kultureller Richtung zusammen, das den Absolutismus überwinden und eine vorsichtige Demokratisierung herbeiführen wollte. Das erste Erreichen dieser Ziele in den 1860er Jahren führte aber vielfach zu einem Beharren auf dem Erreichten, was – besonders nach dem Verlust der Macht auf Staatsebene – nicht nur jeglichen Elan zunehmend zum Erliegen brachte, sondern auch die größten Probleme der Monarchie auf staatlicher und in ihren Auswirkungen auch auf kommunaler Ebene ausblendete."