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E-Book, Deutsch, 284 Seiten

Schwarz Das Pandora Prinzip

Die zerstörerische Kraft der Schöpfung
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7481-6199-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die zerstörerische Kraft der Schöpfung

E-Book, Deutsch, 284 Seiten

ISBN: 978-3-7481-6199-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Was bedroht unser Überleben? Wachstum wird auf den meisten Organisationsebenen unterhalb der Organisationseinheit Menschheit als positiv betrachtet und belohnt. Gleichzeitig führt stabiles globales Wachstum, Bevölkerungs- oder Wirtschaftswachstum, durch Ressourcenverbrauch oder Konkurrenzkämpfe zur Beeinträchtigung der Lebensqualität auf der Erde. Wo vordergründig geistig-ethische Werte den Diskurs bestimmen, gilt hintergründig das Recht der Stärkeren. Die Wissenschaft hat inzwischen unzählig viele Pandora-Büchsen geöffnet, mit deren Folgen die Menschheit nun zurechtkommen muss. Man kann etwas erfinden, aber man kann nichts "entfinden". Ein Wissen, das in der Welt ist, kann nicht mehr aus der Welt entfernt werden. Wir können theoretisch alle Waffen beseitigen, wir können aber nicht die prinzipielle Fähigkeit des Menschen, Waffen zu bauen, aus der Welt schaffen. Ich kann rückwärts laufen, ich kann zu etwas zurücklaufen, ich kann an etwas zurückdenken. Rückwärts denken kann ich aber nicht. Fortschritt ist immer auch mit Zerstörung verbunden. Wo Städte entstehen sollen, muss gerodet werden, wo eine neue Technologie eingeführt wird, wird eine ältere Technologie verdrängt, und wo die Einen Ressourcen an sich reißen, nehmen sie diese anderen weg. Die schöpferische Kraft der Zerstörung ist die zerstörerische Kraft der Schöpfung. Norbert Schwarz beschäftigt sich als Infektionsepidemiologe mit Seuchen- und Gesundheitsrisiken für Einzelne und Gruppen. In diesem Buch beleuchtet er existentielle Risiken, für die größtmögliche Homo-sapiens-Gruppe, die Menschheit.

As an infectious disease epidemiologist at the Bernhard Nocht Institute for Tropical Medicine in Hamburg, Norbert Schwarz concentrates his attention on the risks from epidemics and health for individuals and groups. In this book he sheds light on existential risks for the largest possible group of Homo sapiens, humankind.

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2 Die Nichtnachhaltigkeit Nachhaltigen Wachstums
Al Bartlett war ein Physiker an der Universität Colorado in Boulder, der am 7. September 2013 im Alter von 90 Jahren starb. Bekannt geworden war er vor allem durch eine einstündige Vorlesung „Arithmetik, Bevölkerung und Energie“, die er seit 1969 bis zu seinem Tod insgesamt 1742 Mal gehalten hat. Jede dieser Vorlesungen begann er mit dem Satz: „Die größte Schwäche der Menschheit ist das Unvermögen, die Exponentialfunktion zu verstehen“ [6]. Stabiles Wachstum oder nachhaltiges Wachstum – das klingt erst mal gut und unproblematisch. Bartlett legt dann aber beeindruckend verständlich dar, was das überhaupt bedeutet. Um zu illustrieren, was ein stabiles prozentuales Wachstum von zum Beispiel 5 % bedeutet, gibt er dem Zuhörer eine einfache Faustformel zur Berechnung der Verdoppelungszeit der Ausgangsgröße an die Hand: Verdoppelungszeit = 70/Wachstum in Prozent Für unser Beispiel (Wachstum 5 % pro Jahr) beträgt die Verdoppelungszeit demnach 70/5 = 14 Jahre (70 ist in etwa der ln 2 x 100). Stellen wir uns eine Kleinstadt mit 60.000 Einwohnern vor – das war die Größe von Boulder/Colorado im Jahr 1969, als Bartlett zum ersten Mal seine Vorlesung zum Unvermögen der Menschheit, die Exponentialfunktion zu verstehen, hielt. Das Bevölkerungswachstum der Stadt liege stabil bei 5 % pro Jahr. Mit obiger Faustformel haben wir die Verdoppelungszeit auf 14 Jahre berechnet. Hätte das jährliche Wachstum Boulders zu Lebzeiten Bartletts stabil bei 5 % gelegen, hätte sich die Bevölkerungszahl im Jahr 1983 auf 120.000 verdoppelt, wiederum 14 Jahre später, im Jahr 1997 auf 240.000 vervierfacht und schließlich im Jahr 2011 auf 480.000 verachtfacht. Dieses einfache Beispiel zeigt eindrucksvoll, dass sich hinter „stabilem prozentualem Wachstum“ die Exponentialfunktion verbirgt. (In Wirklichkeit hatte Boulders im Jahr 2011 nur etwa 100.000 Einwohner.) Die Erdbevölkerung lag im Jahr 1986 bei 5 Milliarden Menschen mit einer Wachstumsrate von 1,7 % (Verdoppelungszeit 70/1,7 = 41 Jahre); im Jahr 1999 bei 6 Milliarden Menschen mit einer Wachstumsrate von 1,3 % (Verdoppelungszeit 70/1,3 = 53 Jahre) und im Jahr 2017 bei 7,5 Milliarden Menschen mit einer Wachstumsrate von 1,1 % (Verdoppelungszeit 70/1,1 = 64 Jahre). Das Wachstum der Weltbevölkerung nimmt also seit einem Höhepunkt im Jahr 1970 ab, die Weltbevölkerung nimmt aber weiterhin zu (Abbildung 1). Abbildung 1: Weltbevölkerung und Weltbevölkerungswachstum zwischen 1750 und 2015 und Weltbevölkerungsprojektion bis 2100 (Die US-amerikanischen Angabe Billion entspricht im Deutschen einer Milliarde) [7] Quelle: Roser & Ortiz-Ospina (CC BY-SA 3.0 AU), Our World in Data. Die Erde hat eine Landfläche von 150 Mio. km2. Die derzeit weltweite landwirtschaftlich genutzte Fläche wird auf etwas weniger als etwa 50 Mio km2 geschätzt [8]. Dies entspricht also einem Drittel der weltweiten Landfläche. Bei einer Weltbevölkerung von derzeit 7,5 Mrd müssen sich durchschnittlich 150 Menschen einen Quadratkilometer landwirtschaftlicher Nutzfläche teilen, somit stehen für die Ernährung jedes einzelnen Menschen im Durchschnitt 6666 m2, also ein Quadrat mit einer Seitenlänge von etwa 80 m x 80 m zur Verfügung. Sollte die Weltbevölkerung stabil mit 1,1% weiterwachsen, wären nach 2080, in 64 Jahren 15 Milliarden Menschen auf der Welt, was 100 Menschen pro km2 (1000 m x 1000 m) Landfläche und 300 Menschen pro km2 landwirtschaftlicher Nutzfläche entspräche. Für den einzelnen Menschen bliebe ein Quadrat von 100 m x 100 m Landfläche – de facto noch deutlich weniger, da ja nicht alle Landflächen der Erde bewohnbar sind, bzw. für die landwirtschaftliche Nahrungsmittelproduktion gebraucht werden. Ein auf Wachstum ausgerichtetes Weltwirtschaftssystem gibt Machthabern Anreize, wachsende Bevölkerungszahlen zu propagieren. Wachsende Bevölkerung ist oft mit wachsendem Bruttoinlandsprodukt assoziiert und ein Land mit einer großen Einwohnerzahl hat mehr Macht auf dem internationalen Parkett. Maßnahmen zur Reduktion der Bevölkerung
Die Bevölkerungsentwicklung in einer Region der Erde wird beeinflusst durch die Geburten- und Sterberate (natürliche Bevölkerungsentwicklung) sowie durch die Zu- und Abwanderung. Die Weltbevölkerung hingegen wird nur durch die Geburten- und Sterberate beeinflusst. Al Bartlett stellte in seiner berühmten Vorlesung in einer tabellarischen Auflistung auch Maßnahmen, die die Bevölkerungszahl erhöhen, und Maßnahmen, die die Bevölkerungszahl reduzieren, mit nüchterner Brutalität und ohne ethische Wertung gegenüber. Diese Tabelle wird hier auf Deutsch übersetzt wiedergegeben (Tabelle 2). Tabelle 2: Al Bartletts Gegenüberstellung von Maßnahmen, die die Bevölkerungszahl erhöhen, und Maßnahmen, die die Bevölkerungszahl reduzieren Erhöhung der Bevölkerungszahl Reduktion der Bevölkerungszahl Zeugung von Nachwuchs Enthaltsamkeit Mutterschaft Verhütung Große Familien Abtreibung Einwanderung Kleine Familien Medizinische Versorgung Einwanderung stoppen Öffentliches Gesundheitswesen Krankheiten Hygiene und Gesundheitspflege Krieg Frieden Gewalt mit Mord und Totschlag Recht und Gesetz Hungersnöte Wissenschaftliche Landwirtschaft Unfälle Unfallverhütung Luftverschmutzung (Rauchen) Saubere Luft Ignoranz des Exponentialphänomens Einige dieser „Maßnahmen“ (zum Beispiel Krieg oder Krankheiten) sind sicherlich nicht wünschenswert und es wäre ethischmoralisch verwerflich, sie zu implementieren. Dennoch sollte man sie nicht ignorieren. Einige der Maßnahmen zur Bevölkerungsreduktion könnten durch Ressourcenknappheit (zum Beispiel Hunger) bzw. durch Kriege um Ressourcen (und gegen konkurierende Menschen) von selbst eintreten . Denkbar wäre deren aktive Implementierung aber auch in einem bestialisch brutalen, totalitären System, wie es der Nationalsozialismus im 20. Jahrhundert darstellte, oder aber durch Eliten, die sich gegenüber der Masse der Menschen derart überlegen fühlen (zum Beispiel genetisch optimierte Menschen), dass sie sich berechtigt fühlen, die unterlegenen Menschen auszurotten (ähnlich wie wir heute ganze Tierpopulationen keulen, wenn wir dies für sinnvoll halten, z.B, um eine Tierseuche einzudämmen). Viele der das Bevölkerungswachstum begünstigenden „Maßnahmen“ sind positiv besetzt. Hygiene, medizinische Versorgung und Frieden sind Maßnahmen, deren Umsetzung ich mich als Arzt und Epidemiologe selbst verpflichtet fühle und von denen ich überzeugt bin, dass sie das menschliche Leben auf der Erde verbessern. Das Bevölkerungswachstum ist in den meisten Teilen der Welt ein recht neues Phänomen, das erst mit Einsetzen der Industrialisierung im 19. Jahrhundert als Problem wahrnehmbar wurde. Vorher war Bevölkerungswachstum ein Zeichen von Prosperität und Wohlstand, und im Grunde wurde es das auch so in aufstrebenden Ökonomien der Industrialisierung wahrgenommen. Die Wahrnehmung eines normalen Menschen, der mit anderen normalen Menschen um Ressourcen, Wohnraum und Arbeit konkurriert, mag jedoch weniger optimistisch sein. Real stattgehabte Bevölkerungsreduktionen
Die Weltbevölkerung wächst, jedoch ist dieses Wachstum keineswegs ausgeglichen. Während das natürliche Bevölkerungswachstum in Afrika mit durchschnittlich 4,7 Kindern pro Frau sehr hoch ist, liegt es in Europa und Japan bereits deutlich unter der für die Erhaltung der bestehenden Bevölkerung (ohne Zu- und Abwanderung) erforderlichen Quote von 2,1 Kindern pro Frau [9]. Dies stellt diese Länder vor neue Herausforderungen, nämlich die einer überalternden Bevölkerung mit Belastung der Generationenausgleichs- und Sozialsysteme. Auch könnten von Arbeitgeberseite Bedenken...



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