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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Schütte Die Schuldenbombe

Der Wirtschaftsexperte über Staatsschulden, Schuldenbremse, Finanzen und Politik
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98609-615-1
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der Wirtschaftsexperte über Staatsschulden, Schuldenbremse, Finanzen und Politik

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-98609-615-1
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die westliche Welt hat gelernt, die Staatsschulden zu lieben. Im Kampf gegen die große Finanzkrise und in der Pandemie wurden riesige Haushaltsdefizite zur Normalität. Der von den USA, Europa und Japan aufgetürmte Schuldenberg ist heute in Relation zur Wirtschaftskraft so hoch wie kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch die Ära, in der sich Staaten nahezu gratis verschulden konnten, ist vorüber. Die Zinsverpflichtungen steigen rasch. Viele Länder - vorneweg die USA unter Donald Trump - steuern auf eine schwere Finanzkrise zu. Es droht eine neue Zerreißprobe für den Euro und eine Erschütterung des Weltwährungssystems, das auf dem Vertrauen in den Dollar aufgebaut ist. Christian Schütte, Finanzjournalist beim manager magazin, erklärt, wie das Lob der Staatsschulden zur weltweit herrschenden Wirtschaftslehre geworden ist und warum ein Umdenken dringend nötig ist. Er zeigt, wo die kommenden Gefahren an den Kapitalmärkten liegen, welche Auswege aus der Schuldenfalle bleiben und wie sich Privatanleger für die neue Ära rüsten können.

Christian Schütte analysiert seit über 25 Jahren weltwirtschaftliche Entwicklungen und Finanzmärkte. Nach dem Volkswirtschafts- und Politikstudium in Köln und an der Kennedy School of Government in Harvard arbeitete er als Wirtschaftsjournalist bei der »WirtschaftsWoche«, der »Financial Times Deutschland« und »Capital«. Seit 2016 schreibt er für das »manager magazin« über volkswirtschaftliche Fragen und Geldanlage.
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Eine Welt am Limit


Die Verpflichtungen sind erdrückend: Der Berg der Schulden, den die westliche Staatenwelt angehäuft hat, ist zusammengerechnet heute auf dem höchsten Stand seit den späten 1940er-Jahren, der Phase des Neuanfangs nach dem Zweiten Weltkrieg, für den sich alle Länder damals massiv verschuldet hatten. 2025 erreichten die Verbindlichkeiten der Industrieländer gut 110 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP), berichtet der Internationale Währungsfonds (IWF), der als Frühwarn- und Rettungsorganisation der Staaten dafür zuständig ist, die weltwirtschaftlichen Trends und die Wirtschaftspolitik seiner Mitgliedsländer zu analysieren und in finanziellen Krisen Hilfe zu leisten.

Die künftige Dynamik dieser Schulden werde vermutlich sogar noch unterschätzt, analysieren die IWF-Ökonomen. Denn die bisherigen Prognosen litten typischerweise an einem »Optimismus-Bias«: Gerade dann, wenn zunächst ein Schuldenrückgang vorhergesagt wurde, lagen die Analysen besonders weit daneben. Zugleich gehe ein nachweisbarer Trend in allen politischen Lagern bereits seit Jahren in Richtung immer mehr Staat und höhere Staatsausgaben. Die Liste der Aufgaben, die zusätzliche Mittel erfordern, ist lang: Renten und Gesundheit; Bildung, Kinderbetreuung und Integration von Zuwanderern; Modernisierung und Ausbau der vernachlässigten Infrastruktur. Dazu hohe Investitionen in die Klimaneutralität, für die großflächig und schnell sogar intakte Anlagen ausgetauscht werden sollen. Der potenziell teuerste Posten sind die Militärausgaben, die rasant steigen werden, falls die weltpolitischen Konflikte sich weiter zuspitzen.

Die Lage sei »schlimmer, als Sie denken«, hat die Vizechefin und ökonomische Vordenkerin des IWF, Gita Gopinath, gewarnt. Auch und gerade für die Industrieländer seien die gefährlichen Folgen der steigenden Staatsverschuldung nicht mehr länger wegzureden. Eine »strategische Wende in der Finanzpolitik« sei notwendig.5

Diese Mahnung gilt besonders den USA. Der mit Abstand größte Staatsschuldner der Welt ist nach Ansicht fast aller Volkswirte und Investoren auf einem finanzpolitischen Crashkurs. Im Mai 2025 entzog auch Moody’s als die letzte der drei großen Ratingagenturen den Vereinigten Staaten ihr Triple-Rating. Drastische Warnungen häuften sich schon lange vor der erneuten Wahl von Donald Trump zum Präsidenten. Es sei allgemeiner Konsens, dass die US-Staatsfinanzen auf ihrem gegenwärtigen Kurs nicht tragfähig seien, warnt der Chef der Notenbank Fed, Jerome (»Jay«) Powell, immer wieder. Jamie Dimon, Chef der weltgrößten privaten Bank JPMorgan und Doyen der Wall Street, hat vor einer »Rebellion« der Finanzmärkte gewarnt, weil die Haushaltsfinanzierung auf ein »Kliff« zusteuere.

Dass die US-Wirtschaft nach der Pandemie wieder eindrucksvoll auf Touren kam, war auch den massiven fiskalpolitischen Anschubhilfen zu verdanken. Washingtons Budgetdefizite blieben aber auch danach so übergroß, als müsse ständig gegen eine schwere Rezession gekämpft werden. Amerikas jährliche Brutto-Zinsausgaben stiegen 2024 erstmals über die Billionengrenze. Selbst netto, also nach Verrechnung mit staatlichen Zinseinnahmen, war der Schuldendienst erstmals größer als das riesige Militärbudget des Pentagon. Der Zinssatz für zehnjährige US-Anleihen hat sich seit der Vor-Corona-Zeit mehr als verdoppelt. Im Jahresdurchschnitt 2024 erreichte er den höchsten Stand seit 16 Jahren.

Der Kapitalmarkt ignorierte schließlich sogar die Signale der US-Notenbank: Obwohl die Fed im September 2024 auf einen Lockerungskurs einschwenkte und ihren Leitzins bis zum Jahresende um einen Prozentpunkt senkte, ging die Rendite der zehnjährigen Bonds im gleichen Zeitraum um einen Prozentpunkt in die Höhe – eine historisch höchst außergewöhnliche Bewegung.

Amerikas Fiskalkrise betrifft alle, denn die USA sind der dominierende Finanzplatz der Welt. Der von ihnen geschöpfte Dollar ist die Währung, in der alle anderen ihre internationalen Geschäfte machen und Reserven halten. Verirrungen des Schuldners USA können deshalb im Extremfall zu einer Kernschmelze des Weltfinanzsystems führen. Welche ökonomischen Erdbeben von den USA ausgehen können, hat die Welt in der Vergangenheit schon mehrfach erlebt. Etwa Anfang der 1970er-Jahre, als die an Dollar und Gold verankerte Währungsordnung der Nachkriegszeit, das Bretton-Woods-System, zerbrach. China und andere Herausforderer der USA arbeiten längst daran, die Dominanz des Dollar-Systems zu brechen.

In vermintem Gelände bewegen sich aber auch die übrigen G7-Staaten. In Großbritannien musste 2022 eine frisch gewählte britische Premierministerin, Liz Truss, schon nach 49 Tagen wieder abtreten, weil ihre nicht gegenfinanzierten Steuersenkungspläne den Finanzmarkt ins Chaos gestürzt hatten. Die Londoner Schuldenpanik beruhigte sich nach ihrem Rücktritt schnell wieder. Doch die Abstrafung der allzu forschen Regierungschefin gilt seither als Menetekel: Die Angst vor dem nächsten »Truss-Moment« treibt Regierungen und Finanzanalysten weltweit um.

Japan hat schon seit vielen Jahren die mit Abstand höchste Schuldenquote der Welt und kann seinen Schuldenberg von mittlerweile rund 240 Prozent des BIP überhaupt nur finanzieren, weil die Notenbank immer wieder Geld schöpft und Staatspapiere kauft. Seit die Inflation im Land anzieht und auch die Wähler zunehmend besorgt, steckt die Bank of Japan allerdings in einem Dilemma: Verknappt sie das Geld zu energisch, droht eine Finanzkrise. Macht sie weiter wie bisher, droht der Verfall des Yen.

Die Staaten der EU haben sich zwar zur Stabilisierung und zum Abbau ihrer Schuldenstände verpflichtet. Doch die Realität sieht völlig anders aus, fiskalischer Sprengstoff türmt sich mittlerweile selbst im Zentrum der Europäischen Währungsunion. In Frankreich, das mit Deutschland den wirtschaftlichen und politischen Kern der EU bildet, sind die Schulden außer Kontrolle geraten. Wieder und wieder mussten die Regierungen von Präsident Emmanuel Macron einräumen, dass ihre Defizite noch viel größer ausfallen werden als erwartet. Einen wahren »Ausgabenrausch« während der Corona-Krise hat der frühere französische Finanzminister Bruno Le Maire beklagt.

Das Land ist politisch tief gespalten und gelähmt, nach den überraschend ausgerufenen Wahlen im Sommer 2024 fand sich im Parlament keine handlungsfähige Mehrheit mehr. Eine erste Minderheitsregierung des Konservativen Michel Barnier, die das Defizit senken sollte, wurde schon nach weniger als 100 Tagen gestürzt. Da die Kurskorrektur kaum machbar erscheint, haben alle Ratingagenturen die Bonität Frankreichs herabgestuft. Die Zersplitterung der Politik erschwere jede substanzielle Konsolidierung, erklärte etwa die Agentur Moody’s nach dem Aus für Barnier. Die Chancen für einen nachhaltigen Defizitabbau seien »sehr gering«.

Laut IWF-Prognose wird die französische Schuldenquote bis 2030 auf rund 125 Prozent des BIP ansteigen, also auf mehr als das Doppelte des im Maastricht-Vertrag vereinbarten 60-Prozent-Limits. Frankreich könnte am Ende Italien in der Rolle des europäischen Krisenkandidaten Nummer eins ablösen. Die Märkte preisen das schubweise ein: Der Zinssatz französischer Staatsanleihen lag früher stets nur eine Winzigkeit über dem der deutschen Titel. Im Krisenherbst 2024 sprang er auf das Niveau Spaniens, ja sogar noch leicht darüber. Anfang 2025 betrug der Aufschlag (Spread) gegenüber Deutschland rund 0,8 Prozentpunkte. Einen Crash der französischen Papiere könnten die EU-Partner weder zulassen noch mit ihren kollektiven Fiskalinstrumenten aufhalten: Frankreich ist, ebenso wie Italien, »too big to fail«, aber auch »too big to bail«: zu groß für die Pleite und zu groß für einen Freikauf. Die Europäische Zentralbank (EZB) wäre gezwungen, massiv einzugreifen und die Staatspapiere zu stützen.

Selbst Ökonomen, die alles andere als Schuldenfalken sind, haben deshalb Alarm geschlagen. Olivier Blanchard etwa, der französische Ex-Chefökonom des IWF, warb in den vergangenen Jahren wie kein anderer für eine entspanntere Sicht auf die Staatsverschuldung. Die Krise in seinem Heimatland besorgte aber auch ihn: »Eine Explosion der Schulden, der Verlust der Kontrolle, ist sehr gefährlich«, schrieb Blanchard nach dem Sturz der Regierung Barnier. Er habe so etwas in vielen Krisenländern gesehen, als er beim IWF war: »Das ist die Gefahr, die Frankreich droht.«

Deutschland hat in dieser Welt der Defizite lange wie der verrückte Musterschüler gewirkt: Geradezu absonderlich solide und in eigenen Sphären unterwegs. Die deutsche Staatsschuldenquote überschritt 2024 das Maastricht-Limit nur noch um knapp 4 Prozentpunkte, sie ist eine der niedrigsten im Vergleich der großen Industrieländer. Neben Kanada ist Deutschland auch der einzige verbliebene G7-Staat mit einer unbestrittenen Triple-A-Bonität. Die Alarmrufe in Washington oder Paris sind auf die hiesigen Verhältnisse nicht ansatzweise übertragbar.

Krisenimmun ist Deutschland aber deshalb längst nicht. Schon weil die deutsche Wirtschaft stark exportorientiert ist, spürt sie internationale Schocks sofort. Auf den zweiten Blick sind auch die deutschen Finanzkennzahlen keineswegs glänzend. Die demografische Alterung schlägt hier besonders stark zu Buche, immense Zusatzlasten stecken in den impliziten Zahlungsverpflichtungen des Staates, etwa für Renten, Pensionen und das Gesundheitssystem. Je nach Berechnungsmethode ergeben sich daraus verdeckte zusätzliche Schuldenquoten von...


Christian Schütte analysiert seit über 25 Jahren weltwirtschaftliche Entwicklungen und Finanzmärkte. Nach dem Volkswirtschafts- und Politikstudium in Köln und an der Kennedy School of Government in Harvard arbeitete er als Wirtschaftsjournalist bei der »WirtschaftsWoche«, der »Financial Times Deutschland« und »Capital«. Seit 2016 schreibt er für das »manager magazin« über volkswirtschaftliche Fragen und Geldanlage.



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