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E-Book

E-Book, Deutsch, 196 Seiten

Schönberg Kesselgeschichten

Kurzgeschichten
2. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7562-4719-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kurzgeschichten

E-Book, Deutsch, 196 Seiten

ISBN: 978-3-7562-4719-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Kesselgeschichten Rund um eine feurige Kesselstelle feiern Leute und erzählen sich Geschichten. Erlebtes, Erdachtes und Zukunftsweisend. Anekdoten: Schluckmuskeltraining, Geld wird knapp Fantasie: Schnupftabak recycle, Träume muss man haben. Erotik: die defekte Pumpe, peinliche Visite. Humor: Anzugsordnung, Zurück zum Besen. Biografie: die Rebellion 1968, Integration leicht gemacht. Märchen: die kleine Schneeflocke Lisa. Lyrik: Sonnenuntergang, kein zurück ins Glück. Viele weitere Kurzgeschichten zum Genießen, die in der fröhlichen Gesellschaft zum Besten gegeben wurden. Ein Lesespaß für zwischendurch.

Schönberg, Michael Geboren 1955 in Düsseldorf-Rath. Über eine Lehre zum Maschinenschlosser führte sein beruflicher Werdegang zum Maschinenbaumeister und später zum Produktionsleiter. Nach seiner Pensionierung wendete er sich verstärkt der Literatur zu und veröffentlichte 2013 sein erstes Buch Blond ja. Dumm nein" wurde 2019 als Neuauflage unter dem Titel Steffi und Yvonne. Zwei Gesichter einer Frau veröffentlicht. Seitdem veröffentlichte er 13 Bücher unter seinem Namen und wirkte an mehr als 20 Anthologien, bei verschiedenen Verlagen, mit. Als langjähriges Mitglied des Westdeutschen Autorenverbandes e.V. wurde er 2018 zum 1. Vorsitzenden gewählt. Inzwischen hat er kostenlos für 14 WAV-Mitglieder bereits 18 Bücher herausgebracht und organisierte 2019 mit dem Verein erfolgreich die erste Buchmesse in Düsseldorf im Salzmannbau.

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Doppel-Moral
Auf der letzten Eigentümer-Versammlung war er einer der Lautesten, die zustimmten, als es hieß, von der Regierung zu fordern: »Alle Ausländer raus und totalen Flüchtlings-Einwanderungsstopp!« Im Saal des Lokals „Lecker Dröpke“ hatte sich eine Diskussion entwickelt, weil ein Eigentümer seine Wohnung an eine indische Familie vermietet hatte. Nicht wenige reagierten sehr ärgerlich darauf, schließlich habe man die Wohnung in dem Haus gekauft, um in einem gesitteten Umfeld zu wohnen. Da spielte es auch keine Rolle, dass der neue Mieter ein Computerspezialist und seine Frau Ärztin war. Der Hinweis, die neuen Mieter seien Ausländer, reichte einigen, um dieser Familie das Mietrecht zu verweigern, wenn nicht sogar, sie gleich ausweisen zu wollen. Der Vermieter, selbst nicht anwesend, hatte den Passus in der Satzung genutzt, der besagt, dass es dem jeweiligen Eigentümer obliege, seine Wohnung zu vermieten, wenn er für die Mieter bürgen würde. Das hatte der Besitzer der Wohnung schriftlich hinterlegt. Alle durch den Mieter entstehenden Kosten waren daher durch den Eigentümer abgesichert und es gab somit keine gesetzliche Grundlage gegen eine Vermietung an das Ausländerpaar. Zudem sprachen sich auch einige der Eigentümer freundlich über die neuen Mieter aus. Aber für Herrn Holder war und blieb das Mietverhältnis ein klarer Verstoß gegen die Gepflogenheiten der Eigentümergemeinschaft, und er verurteilte den Vermieter dieser Wohnung aufs Schärfste. Wie immer im Leben stimmten ihm einige zu, andere nicht und die Uninteressierten verließen die Versammlung. In Holders Mehrfamilienhaus, außerhalb der Stadt und weit weg von seiner Eigentumswohnung, wurde eine Wohnung frei. Frau Noglich, eine ältere Dame, war verstorben. Stefan, ein junger Mann, der neben ihr wohnte, hatte die Polizei informiert. Als die wöchentliche Bestellung für den Einkauf ausblieb, den er für sie erledigte, betrat Stefan die Wohnung. Schon lange hatte er einen Wohnungsschlüssel, für alle Fälle. Es schien so ein „Fall“ eingetreten zu sein, und so rief er nach ihr, als er in den Flur trat. Doch er bekam keine Antwort. Stefan fand die Frau in ihrem Bett. Es schien, als würde sie schlafen. Erst leise, dann lauter sprach er sie an, und als keine Reaktion kam, schüttelte er sie am Arm. Da bemerkte er, dass der Arm kalt und die alte Dame offenbar tot war. Er informierte die Polizei, und wenig später kam nicht nur die, sondern auch ein Notarzt. Aber auch der konnte nur noch den Tod der Frau feststellen. Nachdem Stephan seine Aussage gemacht hatte, konnte er in seine Wohnung zurückkehren. Herr Holder informierte die zuständige Behörde, dass sie die Wohnungsauflösung übernehmen müsse, da sich wohl kein Erbe finden ließe. Ein Mitarbeiter der Stadt wies Herrn Holder darauf hin, die Sache ließe sich ganz einfach erledigen und kündigte ein Schreiben an ihn an, wie er als Vermieter mit dem Nachlass von Frau Noglich am günstigen für alle umgehen könne. Tatsächlich hielt er wenige Tage später ein Angebot der Stadt in der Hand. Obwohl das, was er da zu lesen bekam, sehr interessant war, störte ihn der ein oder andere Passus. Deshalb wandte er sich persönlich an einen Mitarbeiter der Stadt. In Herrn Bakkus fand er einen Ansprechpartner, der seine Fragen beantworten konnte und seine Belange berücksichtigen würde. Nach einer sich länger hinziehenden Unterhaltung kam es zu einer Einigung. Herr Holder würde die Wohnung an das Sozialamt vermieten. Für einen Mietpreis, der über dem üblichen Quadratmeterpreis lag. Die Möbel und der Hausrat würden nicht entsorgt, sondern nach dem Unterzeichnen der Dokumente in den Besitz der Stadt übergehen. Die Wohnung könnte dann sofort möbliert vermietet werden. Ein Vorteil, den die Stadt gerne nutzen würde. Den Ausfall der Mieten und Nebenkosten während der Übernahme würde Herr Holder von der Stadt ersetzt bekommen. Er müsse sich aber verpflichten, einen Mietvertrag zu unterschreiben, dass die Stadt bestimmen könne, wer in seine Wohnung einzieht. Das war allerdings ein Punkt, der Herrn Holder gar nicht behagte. Auf die Frage, wer denn wohl die nächsten Mieter sein würden, antwortete der Mitarbeiter der Stadt: »Asylsuchende aus Syrien. Eine Familie mit vier Personen. Der Vater hat schon Aussicht auf eine Arbeitsstelle und so sind sie bereits in dem Status „geduldeter Asylanten“. Dadurch hat die Familie Anspruch auf eine Wohnung.« Da wäre es gut, wenn die Stadt diese Wohnung möglichst samt Inventar übernehmen könnte. Auch um Kosten zu sparen, denn in einem solchen Fall bestehe für Flüchtlinge der Anspruch auf Mobiliar und Haushalt. So könne er als Vermieter einen Beitrag leisten, der Stadt Kosten zu ersparen. Ein Hohn aus der Sicht von Herrn Holder, denn diese Option bekommt nicht jeder Arbeitssuchende, der ebenfalls Aussicht auf einen Job hat. Der muss sich mit weniger Anspruch zufriedengeben. Sofort brachte Herr Holder seine Bedenken ein. Er habe bisher in seinem Mietshaus keine Ausländer geduldet und damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Wohnungen seien in gutem Zustand, das Treppenhaus unbeschädigt und das Umfeld sauber. Von anderen Vermietern, die auch an Ausländer oder Asylberechtigte vermieten würden, wisse er, dass die ständig Ärger hätten. Die Kosten für Reparaturen würden dort fast den gesamten Mietzins verbrauchen. Herr Bakkus schwieg zu Holders Aussagen, obwohl er von dessen Haus und seinem Umfeld einen anderen Eindruck gewonnen hatte. Drei der Mieter dort waren seine „Kunden“ und bezogen Mietzuschuss. Tief seufzend, nahm der Beamte das gerade aufgesetzte Schreiben und sah Herrn Holder nachdenklich an. »Die Wohnung würde gut passen, und wir wären ein Problem los. Da will ich Ihnen etwas entgegenkommen.« Dann begann er, den Text an einigen Stellen zu ändern. So setzte er eine Übernahmesumme von 2.000 Euro für das Inventar ein, obwohl es gar nicht Herrn Holders Eigentum war. Auch der Mietpreis wurde deutlich erhöht. Herr Holder vergaß bei diesem Angebot schnell seinen Hass auf Asylsuchende und unterschrieb freudig den Mietvertrag für nunmehr fast ein Drittel mehr Miete, die künftig jeden Monat pünktlich vom Staat überwiesen würde. Was die anderen Mieter in seinem Mietshaus nicht immer gewährleisteten, obwohl es „redliche Deutsche“ waren. Dazu der gesparte Ärger wegen der Entsorgung der Inneneinrichtung, die er nun sogar verkauft hatte. Sogar die Renovierung der Wohnung entfiel. Die werden auch nicht schlechter als die anderen Mieter sein, redete er sich schließlich die neuen Mieter gut. Herr Bakkus war ebenfalls zufrieden. Er hatte eine Wohnung für eine Familie, die schon länger auf der Warteliste stand und dringend untergebracht werden musste. Dass dieser Erfolg die Stadt mehr als nur ein paar Euro kosten würde, nahm er in Kauf. Für ihn zählte der Erfolg, koste es, was es wolle, und den konnte er vorweisen. Dass Frau Noglich eine Vierzimmerwohnung bewohnt hatte, passte wirklich recht gut. Bei einer auskömmlichen Rente und mit der Pension ihres Mannes hatte sie diese Wohnung aus gemeinsamer Zeit auch nach seinem Tod halten und sich sogar einmal im Monat eine Reinigungskraft fürs Grobe leisten können. Da keine Kinder vorhanden waren, hatte sie die beiden Kinderzimmer als Arbeits- und Künstlerzimmer nutzen können. Herr Holder war schon traurig, so eine Mieterin verloren zu haben, doch die Aussicht auf den kommenden Mietzins ließ seine Trauer schnell schwinden. Insgeheim rechnete er schon hoch, was er einnehmen könnte, wenn er alle Wohnungen an die Stadt vermieten würde. Denn diese Option hatte Herr Bakkus ihm in Aussicht gestellt, sollte mal wieder eine Wohnung bei ihm frei werden. Sie seien ideal für die wartenden, neuen Bürger von Deutschland. Vier Zimmer und außerhalb der Stadt. Und so interessierte sich Herr Holder auf einmal sehr für das Alter und den Gesundheitszustand der Mieter in seinem Haus. Er kannte ja alle, und es waren auch einige Betagte darunter. Wie angekündigt vermietete das Sozialamt die Wohnung an die ausländische Familie. Sehr zum Ärger der anderen Mieter. Ausschließlich deutscher Herkunft, wie Herr Holder ja dem Sozialmitarbeiter im Gespräch versichert hatte. Allerdings auch nicht alle Vorzeige-Familien. Arbeitslose, Hartz-IV-Empfänger und Leute aus dem unteren Lebensbereich. Oft gab es Krach im Haus. Zum Beispiel wegen des Mülls, den einige neben der Mülltonne abstellten, obwohl diese noch Platz hatte. Zu laute Musik, Schlägereien innerhalb der Familie oder mit den Nachbarn. Mehrmals musste sogar die Polizei anrücken, um wieder Ordnung zu schaffen. Nur die alten Mieter hatten ein Niveau, was man als „ordentliche Mieter“ bezeichnen konnte. Frau Noglich war so eine gewesen. Im Haus wurde schnell bekannt, dass nun Asylsuchende einziehen würden. Es gab Protestbriefe, in denen auch Drohungen...



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