Schneider | Tatort Heidelberg | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 316 Seiten

Reihe: Wahre Verbrechen im GMEINER-Verlag

Schneider Tatort Heidelberg

Die Bürgermeistermorde vom Pfalzgrafenstein
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8392-7404-0
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Die Bürgermeistermorde vom Pfalzgrafenstein

E-Book, Deutsch, 316 Seiten

Reihe: Wahre Verbrechen im GMEINER-Verlag

ISBN: 978-3-8392-7404-0
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



1921: Ein Doppelmord erschüttert ganz Deutschland. Zwei Bürgermeister kehren von einem Waldspaziergang nicht mehr zurück und noch ehe die Leichen gefunden sind, wird der vermeintliche Täter verhaftet.

Der authentische Fall, den W. P. A. Schneider anhand von historischen Originalquellen detailgetreu nachgezeichnet hat, ist das spektakulärste Verbrechen in der Historie Heidelbergs. Das Gerichtsverfahren ging als einer der ersten Indizienprozesse in die Justizgeschichte ein und markiert eine Zeitenwende in der Verbrechensaufklärung.

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Heidelberg, 8. Juli 1921
Verhaftung eines Verdächtigen Die Leichen der beiden seit Mittwoch voriger Woche verschwundenen Bürgermeister, des Oberbürgermeisters Busse aus Herford und des seit einigen Jahren hier wohnenden Bürgermeisters Werner, sind auch jetzt noch nicht gefunden. Dagegen ist die Aufklärung dahin gelungen, dass mit Sicherheit ein Raubmord an den beiden Herren anzunehmen ist. In Ziegelhausen (einem Vorort von Heidelberg) wurde gestern Nachmittag der 23-jährige Schlosser Leonhard Siefert verhaftet, der aus Olfen bei Beerfelden gebürtig ist und seit etwa eineinhalb Jahren in Ziegelhausen in einer Gastwirtschaft wohnt. Er ist dringend verdächtig, allein oder mit Hilfe anderer die beiden Bürgermeister getötet, beraubt und die Leichen versteckt zu haben. Erste Indizien Die Vorgeschichte dieser Verhaftung entwickelte sich wie folgt: Siefert wohnt in Ziegelhausen bei der Gastwirtswitwe Kratzmüller. Als vorgestern die Tochter der Frau Kratzmüller das Zimmer des Siefert sauber machte, sah sie dort unter anderen Briefen auch einen Brief mit dem Poststempel Herford liegen, der an den Oberbürgermeister Busse gerichtet war und dessen Frau als Absender hatte. Sie wusste natürlich von dem Verschwinden der beiden Herren aus der Zeitung und benachrichtigte sogleich ihre Mutter. Der Brief wurde nun einem Verwandten der beiden, einem Ziegelhäuser Schuhmachermeister, übergeben, damit er ihn der Polizei überbringe oder andere Schritte in der Sache unternehme. Siefert gegenüber ließen die beiden Frauen nichts verlauten. Der Schuhmachermeister ging allerdings nicht sogleich zur Polizei oder Gendarmerie, sondern fragte erst den Pfarrer um Rat. So kam es, dass die Sache nicht mehr am selben Tage, sondern erst gestern der Polizei mitgeteilt wurde. Hätte inzwischen Siefert den Brief vermisst, so wäre er sicherlich geflohen, und die Verzögerung würde vielleicht veranlasst haben, dass man seiner nicht habhaft geworden wäre. Wertgegenstände der beiden Bürgermeister sichergestellt Nun wurde von Ziegelhausen aus die Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft in Heidelberg benachrichtigt, die sofort Beamte dorthin sandte. Diese fanden außer dem Brief in den Kleidern des Siefert auch eine goldene Uhrkette und ein Paar goldene Manschettenknöpfe. Diese hat dem Bürgermeister Werner gehört. Ferner entdeckte man, dass sich an Kleidungs- und Wäschestücken Blutflecke befanden. Siefert war noch in seiner Heidelberger Arbeitsstätte, der Eisenbahnwerkstatt. Als er um 5 Uhr nachmittags mit der Eisenbahn nichtsahnend zurückkam, wurde er sogleich am Bahnhof von Kriminalbeamten verhaftet und in seine Wohnung geführt. Gegen halb 7 Uhr wurde er ins Heidelberger Amtsgefängnis eingeliefert. Inzwischen haben Kriminalbeamte auch noch festgestellt, dass Siefert noch einen Brillantring im Besitz hatte, dessen Brillanten er an einen in der Bahnhofsstraße wohnenden Goldarbeiter für 2.300 Mark verkauft hat, während er den Ring selbst für ein Mädchen, zu dem er in Beziehungen steht, umarbeiten lassen wollte und deshalb gleich bei dem Goldarbeiter ließ. Er gab sich diesem gegenüber als Werner aus und erklärte, den Ring von einem »Onkel aus Amerika« erhalten zu haben. In Ziegelhausen war aufgefallen, dass Siefert, der allerlei Schulden hatte, diese Schulden in den letzten Tagen bezahlt und außerdem allerlei Anschaffungen in Kleidungsstücken, Wäsche, Hut, und so weiter gemacht hatte. Außerdem hat er seinem Mädchen Geschenke gemacht. Allein bei der Wirtin hatte er 1.700 Mark Schulden, weil er sich erst in letzter Zeit einen größeren Betrag von ihr geliehen hatte. Er war deshalb mehrfach von der Frau um Rückgabe des Geldes gedrängt worden. Ferner hat er einem Freund, von dem er Geld geliehen hatte, 500 Mark zurückgegeben. Es ist natürlich anzunehmen, dass er dieses Geld den beiden Bürgermeistern oder einem von ihnen geraubt hat. Verhafteter leugnet. Siefert trat immer für seinen Stand ziemlich nobel auf. Auch an der Arbeitsstätte war es schon wiederholt aufgefallen, dass er so gut angezogen ging. Um dies tun zu können, hat er eben Schulden machen müssen. Sowohl bei der ersten Vernehmung durch die Kriminalbeamten wie später bei der Vernehmung durch den Untersuchungsrichter leugnete Siefert die Tat. Er bestreitet nicht nur, die Bürgermeister umgebracht zu haben, sondern erklärte auch mit dreister Stirn, die aufgefundenen Sachen habe er überhaupt nicht gesehen und daher könnten sie auch nicht in seinem Besitz gefunden worden sein. Alle Tatsachen sprechen aber dafür, dass er nur leugnet und doch der Täter ist. Es steht nur noch nicht fest, ob er der alleinige Täter ist oder ob er noch Helfer hatte. Über den Ort der Tat hat man bisher keine Anhaltspunkte, doch glaubt man annehmen zu können, dass er auf dem rechten Neckarufer, also auf der Heiligenbergseite, zu finden ist. Weitere Verhaftungen Im Zusammenhang mit dieser Sache wurden gestern Abend und heute Nacht in Ziegelhausen drei weitere Verhaftungen vorgenommen. Im Besitz des 17-jährigen Taglöhners August Sauer wurde nämlich eine goldene Uhr gesehen. Die Polizei stellte fest, dass es sich um die goldene Uhr des Bürgermeisters Werner handelt. Sauer behauptet, die Uhr von Siefert gekauft zu haben. Es wurden der Sicherheit halber auch die Mutter Sauers, die Ehefrau Werner, verwitwete Sauer, und sein Stiefvater, der Taglöhner Georg Werner, verhaftet. Der junge Sauer stellt jede Beteiligung an der Tat oder eine Mitwisserschaft in Abrede. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass hier höchstens Hehlerei vorliegt, doch war es nötig, vorsichtshalber alle drei vorläufig festzunehmen. Suche bislang ohne Erfolg Die Streifen zur Auffindung der beiden Leichen hatten gestern keinen Erfolg. Sie wurden aber heute Morgen von Neuem aufgenommen. Man richtet jetzt das Hauptaugenmerk auf die Heiligenbergseite, nachdem ein Mann erklärt hat, er habe an dem in Betracht kommenden Tage zwei Männer, die den beschriebenen Bürgermeistern ähnlich sahen, den Schlangenweg hinaufgehen sehen, und da gegen Abend an der Handschuhsheim-Neuenheimer Seite des Heiligenbergs scharfe Schüsse gehört worden sind. Eine Waffe ist bei Siefert nicht gefunden worden, doch wird er sie vorsichtshalber nicht mitgenommen, sondern irgendwo versteckt haben. Zusammenhang zum Anschlag auf Ingenieur Link? Kriminalpolizei und Untersuchungsrichter halten es für nicht ausgeschlossen, dass Siefert seinerzeit auch auf den Weinheimer Ingenieur Link in der Nähe der Gelatinefabrik geschossen hat. Es dürfte deshalb eine Gegenüberstellung der beiden erfolgen. Wenn die Schüsse am Heiligenberg mit der Tat in Zusammenhang stehen, dann kann man annehmen, dass es sich entweder um ein Militärgewehr oder um eine Pistole größeren Kalibers gehandelt hat, denn der Knall war außerordentlich scharf und stark. Vielleicht bringt bald ein Geständnis Sieferts Aufklärung über die Tat und den Ort, an dem die Leichen liegen. Betroffenheit in ganz Deutschland Es ist selbstverständlich, dass die Angelegenheit in Heidelberg große Aufregung hervorgerufen hat. Besonders gestern Abend, nachdem die Verhaftung Sieferts und seine Einlieferung bekannt geworden waren, bildeten sich größere Ansammlungen und kleinere Gruppen auf den Straßen. Dabei ist auch sehr viel geschwätzt worden, was die Schwätzer nicht verantworten konnten. Die Leichen sollten nicht nur an drei oder vier verschiedenen Stellen gefunden worden sein, sondern es wurden auch genaue Einzelheiten über die Tat und den Auffindungsort erzählt. Auch im übrigen Deutschland hat das Verbrechen große Aufmerksamkeit gefunden. Telefonische Anfragen kommen von allen Seiten und wollen wissen, ob man die Leichen gefunden, die Täter entdeckt hat. Die grauenhafte Tat, die überall die lebhafteste Teilnahme erweckt hat, hat, wie man anerkennen muss, ziemlich rasch ihre Aufklärung gefunden. Dieser Umstand wird überall lebhafte Genugtuung hervorrufen und es ist nicht daran zu zweifeln, dass die Justiz, die nun das Wort hat, das richtige Urteil fällen wird. Anmerkungen zum Bezirksstrafgefängnis Fauler Pelz Siefert wurde im Bezirksstrafgefängnis Fauler Pelz inhaftiert, das 1847/48 aus rotem Sandstein erbaut worden war. Der östliche Parallelbau kam 1911 dazu. Das Gefängnis zählte damals – nach Bruchsal – zu den fortschrittlichen Anstalten in Baden. Die ersten Insassen der Anstalt waren einige Pfarrer gewesen, die gegen die Revolution von 1848 gepredigt hatten. Deshalb wurde das Gefängnis im Volksmund zunächst »Pfarrhaus« und »Pfaffenburg« genannt. Das Gebäude befindet sich in Hanglage am Fuße des Schlossbergs im Süden der Heidelberger Altstadt. Aufgrund der Adresse Oberer Fauler Pelz 1 setzte sich im Volksmund im Laufe der Zeit der Name »Fauler Pelz« durch. Der Ausdruck ist also nicht auf die möglichen Charaktereigenschaften der Häftlinge zurückzuführen. Er stammt vielmehr aus dem 16. Jahrhundert. Bis dahin befand sich an dieser Stelle der Altstadt das Gerberviertel. Die Handwerker bearbeiteten die tierischen Häute mit einer braunen Brühe aus der Rinde junger Eichen, um kräftiges und wetterfestes Leder herzustellen. Als die Gerber in den Bereich der Layergasse umgesiedelt wurden, so der Heimatkundler Ludwig Merz, blieb der Graben mit der übelriechenden braunen Brühe zurück, auf der sich bald eine dicke Schimmelschicht wie ein »Pelz« bildete. Hans-Martin Mumm, ehemaliger Leiter des Heidelberger Kulturamts, nimmt hingegen an, dass der Name eher auf den ehemaligen Obstgarten des Schlossvogts zurückgeht, den »Faut«. »Das Pelzen ist ein alter Ausdruck für das...


Schneider, W. P. A.
W. P. A. Schneider wurde in Offenburg geboren. Nach seinem Abitur studierte er Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim, wo er auch zum Dr. rer. pol. promoviert wurde. Nach diversen Stationen in der Unternehmenspraxis wurde er als Professor an die Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim berufen. Hier leitet er den Studiengang BWL-Handel. Daneben ist er Lehrbeauftragter an mehreren staatlichen und privaten Hochschulen, Verfasser zahlreicher (populär-)wissenschaftlicher Publikationen, Coach diverser Unternehmen sowie Autor von Romanen.
W. P. A. Schneider ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Inzwischen pendelt er zwischen Heidelberg und dem Lago Maggiore/Italien, wohin er sich zum Schreiben zurückzieht.



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