Ringlein | Schnüffelei und Schäufele | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Dora Dotterweich

Ringlein Schnüffelei und Schäufele

Ein fränkischer Genusskrimi
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96041-483-4
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein fränkischer Genusskrimi

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Dora Dotterweich

ISBN: 978-3-96041-483-4
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Der junge Graf Lauenfels will sein elterliches Schloss in der Fränkischen Schweiz der Öffentlichkeit zugänglich machen – sehr zum Ärger seines Vaters, der das bürgerliche 'G'sindel' nicht in seinen Privaträumen haben will. Da das Geld des Gesindels aber die leeren gräflichen Kassen füllen muss, soll auch eine urige Schlosswirtschaft her, in der Köchin Dora Dotterweich den Fleischklopfer schwingen wird. Doch dann kommt der alte Graf zu Tode – im Folterkeller aufgespießt wie ein Schmorhähnchen. Dora ermittelt mit ganz eigenen Methoden, sehr zum Ärger der Bamberger Kripo.

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2
Wie ich grad die Soße abschmeck, steckt der junge Chef seinen Kopf durch die Tür. »Was kochen Sie denn Gutes, Dora? Das duftet ja bis in die oberen Etagen.« Er lächelt so nett wie immer. Ich sag es ihm und frag, ob er probieren will. Gleich kommt er an den Herd, schnappt sich einen Löffel und kostet. Dabei verdreht er die Augen und leckt sich die Lippen. »Ein Gedicht, liebe Dora, einfach wunderbar«, lobt er. »Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich gleich morgen das ›Eppelein‹ eröffnen – mit Ihnen als Küchenchefin. Wir hätten hundertprozentig Erfolg. Ich versteh es einfach nicht; mein Vater hat doch sonst nichts dagegen, Geld zu verdienen. Aber den Gedanken, ein Wirtshaus unter dem Schlossdach zu haben, erträgt er einfach nicht.« Er seufzt, und ich weiß, dass er mit der Entscheidung seines Vaters echt unglücklich is. Finanziell stehen der Graf und sein Sohn nämlich ned besonders gut da. Der Unterhalt für den alten Kasten, in dem wir wohnen, kostet eine schöne Stange Geld, dazu kommen die Gehälter für die Angestellten, die ihn bewirtschaften. Im Büro stapeln sich die unbezahlten Rechnungen. Da wär es gar ned schlecht, wenn recht bald recht viele spendable Gäste ins Schloss kämen. Ich würd sie bekochen, dass ihnen der Speichel nur so läuft. Neben dem Lokal könnt man einen Schlossladen einrichten und unser eingewecktes Wildfleisch, Bratwürste, selbst gebrannten Schnaps und Beerenlikör verkaufen. Außerdem hab ich mir scho oft überlegt, ob ich meine Rezepte aufschreiben und in einem Schlosskochbuch veröffentlichen soll. Aber seit ich in verschiedenen Buchhandlungen die Regale voller Kochbücher gesehen hab, frag ich mich, ob sich damit wirklich was verdienen lässt. Und die Mitarbeiter tät ich alle ordentlich auf Trab bringen, die Sofie, den Verwalter Biergärtner, den Michel, unser One-Man-Team, und die Neuen, die der junge Baron für des »Eppelein« einstellen würde. Aber der Alte mag halt ned, und der junge Chef kommt gegen ihn ned an. Na ja, vielleicht stimmt er ihn ja doch noch um. Hoffentlich. Dora Dotterweich, Küchenchefin im Schlossrestaurant »Eppelein« auf Lauenfels, des wär doch was. Wie des Essen fertig is, stell ich es in den Speisenaufzug, der es nach oben ins Esszimmer schafft. Eine klasse Einrichtung is des. Früher, also lang vor meiner Zeit, da haben die Hausmädchen alles durchs kalte Treppenhaus zwei Etagen rauf bis ins Speisezimmer schleppen müssen. Bis des Essen oben ankam, war’s meist nur noch lauwarm. Wie der Aufzug hinaufrattert, nehm ich mir auch ein Klöß und Fleisch, setz mich an den großen Küchentisch und will grad anfangen zu essen, als der Biergärtner hereinschneit. Des is der Verwalter hier auf Schloss Lauenfels. Kriechviech oder auch Bierdümpfel, so heiß ich ihn insgeheim, weil er in der Früh oft nach Bier stinkt. Dann weiß ich, dass er am Abend vorher wieder einen Fetzenrausch gehabt hat. Er is des, was wir bei uns einen Dünnbrettlasbohrer nennen. Des is einer, der der Arbeit eher aus dem Weg geht und lieber die anderen schuften lässt. Aber der Bierdümpfel versteht es wie kein Zweiter, an den alten Baron hinzuschleimen und so zu tun, als wüsst er vor lauter Geschäftigkeit ned, wo er zuerst hinlangen soll. In Wahrheit schaut er aber, dass er die Arbeit anderen aufs Auge drücken kann. Außerdem schnüffelt er überall herum, horcht an Türen und trägt dem Alten alles zu, was er so aufschnappt. Ein richtiger Radfahrer halt, des Kriechviech, und ein mieser Verräter noch dazu. Mich hat er besonders auf dem Kieker. Wenn er meint, dass ich es ned merk, schaut er schnell in die Speis und zählt die Vorräte. Zu mir sagen traut er sich aber nichts. Vielleicht hat er Angst, dass ich ihm eine ordentliche Dosis Abführmittel in sein Bier kipp, wenn er mir blöd kommt. Eine gute Idee wär es auf jeden Fall, die wo ich mir unbedingt merken muss. »Grüß Gott, Fräulein Dora«, sagt er jetzt und grinst recht dreckig. »Ham Sa denn aa noch so ein Klöß und ein Fleisch für mich?« Wohl oder übel muss ich aufstehen und ihm eine Portion auftun. Ich reiß mich schwer zusammen, dass ich den Teller ned vor ihm hinknall, dass die Soße spritzt. »An Guten!«, wünscht er mir und fällt über sein Essen her. In dem Moment kommt die Sofie zur Tür herein. Ich sag ihr, sie soll sich auch was nehmen und sich zu uns hersetzen. Schweigend essen wir, wobei der Bierdümpfel immer wieder misstrauisch von unten zu uns rüberlinst. Wahrscheinlich zählt er jeden unserer Bissen, damit er hernach seinem Chef zutragen kann, wie wir uns auf seine Kosten vollfressen. Na und, soll er doch. Des Essen steht uns nämlich zu. Vertragsmäßig. »Stimmt’s denn, dass demnächst Küchenhilfen und Kellner zum Vorstellen kommen sollen?«, tut er recht scheinheilig und wischt sich mit dem Hemdsärmel den Mund ab. »Woher soll ich des wissen?«, fauch ich grantig und schmeiß ihm eine Serviette hin. »Da! Wir sind hier ned im Bauernwirtshaus, Biergärtner. A weng an Anstand bei Tisch, wenn ich bitten darf!« »Herr Biergärtner, wenn ich bitten darf, Fräulein Dora!«, knurrt er und ignoriert die Serviette. So ein blöder Rammel. Aber gegen den Biergärtner darf man laut nix sagen. Sonst dreht der alte Lauenfels gleich durch, und man riskiert seinen Job. Ich spring auf, reiß ihm den Teller unter der Nase weg und fang an, den Tisch abzuräumen. »He, ich war fei noch ned fertig!«, geifert der Bierdümpfel, aber ich glaub, des hab ich ned gehört. Auch die Sofie steht auf. Sie will sicher noch eine rauchen, bevor sie wieder nach oben an ihre Arbeit geht. »Gut war’s!«, lobt sie mein Essen, lacht mich an und verschwindet. Mein Lieblingsfeind bleibt noch einen Moment am Tisch hocken. Er kann sich offensichtlich gar ned von mir und meiner zauberhaften Gesellschaft losreißen. Zum Glück schellt jetzt des Haustelefon. Es is die junge Gräfin, die mir mitteilt, dass ihr Schwiegervater den Herrn Biergärtner zu sprechen wünscht. Ich richt es dem widerwärtigen Spitzel aus, und endlich haut er ab. Gemächlich räum ich die Küche auf und summ dabei vor mich hin. Ich mag meine Arbeit; irgendwie bin ich ja meine eigene Herrin, und totarbeiten muss ich mich auch ned. Nur am Sommeranfang, wenn die polnischen Feldarbeiter da sind, hab ich alle Hände voll zu tun, sonst koch ich nur für die Grafenfamilie und für die Angestellten, die im und ums Haus herum werkeln. Wenn des Kriechviech ned wär, hätt ich ein echt paradiesisches Leben bei der Familie Lauenfels. Alle Mitglieder lieben die fränkischen Spezialitäten, die ich ihnen vorsetz, und es gibt eigentlich so gut wie nie eine Klage. Nur manchmal meint die Gräfin, dass die Soße wohl ein klein wenig fett gewesen wär und sie deshalb Sodbrennen hätt, aber sonst? Komischerweise kriegt sie nie Sodbrennen, wenn sie hintereinander zwei von meinen frischen Schneeballen verdrückt, obwohl die mindestens genauso fett sind wie meine Soßen. Auch von meinen Urrädla und meinen Sahnetorten bleibt nie auch nur des kleinste Bröckala übrig. Da fällt mir ein, dass ich amol wieder einen Kuchen backen könnt. Ich muss unbedingt nachschauen, was wir noch an Obst dahaben. »Frau Dotterweich?« Ich dreh mich um. Michel, unser One-Man-Team, steht an der Tür und tritt unruhig von einem Bein aufs andere. Total schüchtern is der Bub, deswegen bin ich für ihn immer noch die Frau Dotterweich und ned die Dora, so wie für seine Schwester. »Ich weiß, dass ich schon wieder zu spät zum Essen komm, aber ich musste noch für Graf Hans-Gregor nach Bamberg, was abholen.« Der Michel is ein echtes Goldstück. Zweiundzwanzig is er, und es gibt nichts, was er ned reparieren, aufpeppen oder herrichten könnt. »So einen tüchtigen Mitarbeiter hatte die Familie noch nie«, sagt der junge Chef immer, wenn er dem Bierdümpfel eine reinwürgen will. Der läuft dann vor Wut knallrot an und trollt sich, so schnell er kann. Guter Mann, der Junior. »Komm nur rein, Michel.« Ich hol einen Teller und Besteck und leg dem Jungen zwei große Fleischstücke und ein Klöß auf. »Wo is denn deine Schwester?« »Noch in der Schule«, drückt der Bub zwischen zwei Bissen raus. »Ich pack eine Portion für sie ein; sie hat sicher Hunger, wenn sie heimkommt.« Schnell hol ich eine Plastikdose aus dem Schrank. »Danke, Frau Dotterweich. Wenn wir Sie nicht hätten.« Er lächelt mich scheu an und kriegt ganz rote Ohren. So ein netter Bursch, der Michel. Seit dem tödlichen Unfall der Eltern sorgt er wie ein Vater für seine sechzehnjährige Schwester. »Ach geh, Michel, des mach ich doch gern.« Mit seinem eingedosten Hirschbraten zieht er ab und winkt mir an der Tür noch amol zu. So, jetzt sind alle draußen, und ich hab meine Ruh. Während der Geschirrspüler läuft, schnapp ich mir die Zeitung und eine Tasse Kaffee und hock mich auf die Eckbank. Kaum hab ich den ersten Schluck getrunken, als des Telefon scho wieder scheppert. Mist, elendiger, was is denn heut bloß los? »Dora? Hätten Sie Zeit, kurz ins Büro zu kommen?«, schnauft der Junior in den Hörer. »Bin scho unterwegs.« Im gräflichen Büro sitzt ein Madla Anfang zwanzig mit honigblondem Dutt, neonpinken Plastikkrallen, modischem Kostüm und megahohen Stilettos dem Juniorchef am Schreibtisch gegenüber. Um des gleich amol klarzustellen: Ich selber brauch ja so aufgerüschte Klamotten ned. Als kochtechnisch Hochbegabte muss ich mich ned in einen Designerfummel pressen; mir reicht eine Kochjacke. »Kommen Sie nur rein, Dora.« Er wedelt mit der Hand, steht auf und schiebt mir einen Stuhl hin. »Das ist Frau Schmälzich, die sich um eine Anstellung als Servicekraft bei uns bewirbt.« Aha, ein...


Birgit Ringlein absolvierte sowohl eine Ausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellte als auch zur Fremdsprachenkorrespondentin und arbeitete mehrere Jahre in Nordafrika als Geschäftsführerin. Im Jahr 2000 kehrte sie nach Bayreuth zurück und ist seitdem bei der Universität Bayreuth beschäftigt und als Autorin tätig. Sie hat zahlreiche regionale Kochbücher veröffentlicht.



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