Richtsfeld / Walravens | August Hermann Franckes und Hans Körbers Reise nach Zentralasien (1914) im Auftrag des Kgl. Ethnographischen Museums München im Spiegel der Korrespondenz (1914 -1928) | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Richtsfeld / Walravens August Hermann Franckes und Hans Körbers Reise nach Zentralasien (1914) im Auftrag des Kgl. Ethnographischen Museums München im Spiegel der Korrespondenz (1914 -1928)


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7568-3026-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

ISBN: 978-3-7568-3026-8
Verlag: BoD - Books on Demand
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Angeregt durch die preußischen Turfanexpeditionen (1902-1914) beabsichtigte Lucian Scherman (1864-1946), der Direktor des Münchner Ethnographischen Museums, ebenfalls eine Serindien-Sammlung aufzubauen und dazu einen Sammler nach Zentralasien zu schicken. Der Tibetmissionar August Hermann Francke (1870-1930), damals einer der besten Kenner Ladakhs und seiner Geschichte, schien ein geeigneter Kandidat zu sein; außerdem würde die Mission einen Teil der anfallenden Kosten tragen, denn der Reisende würde ja gewissermassen nebenher für das Museum sammeln. Francke gewann als Mitreisenden den sprachkundigen Hans Körber, der sich jedoch in der Praxis als problematischer Mitarbeiter erwies. Die Expedition stand unter einem schlechten Stern: die Reisewege und die Kosten wurden unterschätzt, ein Besuch der Gegend von Turfan erwies sich als nicht durchführbar und zu allem Überfluss brach der Weltkrieg aus, sodass die beiden Forscher 1914 in Leh festgenommen und ins Internierungslager Ahmednagar übergeführt worden. Der russische Teil der Sammlung ging verloren, der andere, grössere Teil jedoch wurde 1928 nach Deutschland gebracht und von Francke noch ansatzweise bearbeitet. Der von Scherman mit Geduld und Geschick geleitete Briefwechsel dokumentiert die Forschungsreise mit all ihren praktischen und menschlichen Schwierigkeiten und ist eine aufschlussreiche Quelle zur Geschichte der Ethnographie und des Museums in München.

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Einleitung des Herausgebers
Die vom Münchner Museum für Völkerkunde initiierte Zentralasien-Expedition stand unter einem ungünstigen Stern – sie war unterfinanziert, die Sammler waren nicht museumserfahren, und vor allem: der Ausbruch des Ersten Weltkrieges machte ihr ein plötzliches Ende. Erst 1928 konnte die Sammlung nach Deutschland verbracht werden und erst zur Milleniumswende wurde die erste Übersicht, 1928 von A. H. und Dora Francke verfasst, veröffentlicht (Richtsfeld 2000). Die umfangreiche Museumskorrespondenz, die die Expedition von den Anfängen bis zur Inventarisierung der Sammlung begleitet, hat die Weltkriege überdauert und gibt einen detaillierten Einblick in den Verlauf der Ereignisse. Zunächst sollen die drei Hauptpersonen des Briefwechsels – die Sammler A. H. Francke und Hans Körber sowie die zentrale Persönlichkeit des Unternehmens, der Museumsdirektor Lucian Scherman, vorgestellt werden. A. H. Francke August Hermann Francke (Gnadenfrei 5. Nov. 1870–16. Febr. 1930 Berlin) gehört zu den wissenschaftlich und publizistisch profiliertesten Vertretern der Himalaya-Mission der Brüdergemeine. Neben der Arbeit an der Übersetzung der Bibel ins Tibetische sind besonders seine Leistungen auf dem Gebiet der Folkloristik (Lieder, Märchen, Kesar-Sage) und der westtibetischen Geschichte und Archäologie bedeutsam. Sein Schriftenverzeichnis umfasst mehr als 200 Nummern.3 A. H. Francke 1915
Porträtskizze des ungarischen Zeichners Labay im Lager Ahmednagar Für die biographische Information steht ein eigenhändiger Lebenslauf Franckes zur Verfügung, den ich der Freundlichkeit von John Bray verdanke: „Lebenslauf4 Ich wurde geboren zu Gnadenfrei, Kreis Reichenbach, in Schlesien, am 5ten November 1870 als ältester Sohn des Färbereibesitzers August Hermann Francke und seiner Gemahlin Charlotte, geb. Beyer aus Neuwied a. Rh. Ich besuchte bis Ostern 1886 die Gnadenfreier Knabenanstalt, welche zuerst eine Lateinschule war, später aber in eine Realschule umgewandelt wurde. Von Ostern 1886 bis Ostern 1891 hielt ich mich in Niesky, Oberlausitz, auf, wo ich auf der Präparandie und dem Lehrerseminar der Brüdergemeine zum Volksschullehrer ausgebildet wurde. Nach bestandener Reifeprüfung erhielt ich meine Anstellung als Lehrer an der Missions-Kinderanstalt zu Kleinwelka bei Bautzen. Hier begann ich, mich mit dem Studium mehrerer indogermanischer Sprachen privatim zu beschäftigen. Mein Wunsch war, durch dieses Studium zum besseren Verständnis indogermanischer Forschungen zu gelangen. Ich beschäftigte mich neben neueren Sprachen mit Gothisch, Mittelhochdeutsch, Lateinisch, Griechisch, Wendisch, Sanskrit (Fick5 und Bopp’s6 Grammatiken, Kellner’s Nalalied7 ). Auch interessierte mich germanische Mythologie und Volksliteratur. Im Herbst 1893 bestand ich die Wahlfähigkeitsprüfung am Bautzener Lehrerseminar. Von Ostern 1895 bis Weihnacht desselben Jahres hielt ich mich an dem englischen theologischen Seminar der Brüdergemeine, welches jetzt mit der Manchesteruniversität verbunden ist, in Fairfield bei Manchester auf. Hier machte ich einen Anfang mit dem Studium des Hebräischen. Im Frühling 1896 wurde ich von der Missionsleitung auf das westtibetische Missionsfeld nach Leh abgefertigt. Der Missionarsberuf brachte es mit sich, daß ich mich nun ernsthaft mit dem Studium der tibetischen Sprache, daneben aber auch mit dem Lamaismus und allgemeiner indischer Religionsgeschichte zu beschäftigen hatte. Nebenbei sammelte ich tibetische Volkslieder, Sagen (Kesarsage) und Sprichwörter. Ich bin tatsächlich der Erste gewesen, der tibetische Folklore mit Texten und Übersetzungen herausgegeben hat. Am 30. März 1897 verheiratete ich mich in Amritsar mit Anna Theodora Weitz8 aus Südafrika, Tochter des Präses der Kaffermission der Brüdergemeine. 1899 fanden wir unsere Anstellung an der neugegründeten Station Khalatse, 52. engl. Meilen unterhalb Leh am Indus gelegen. Im Lauf der Jahre wandte sich mein Interesse mehr der Erforschung der westtibetischen Geschichte zu. Ich hatte als Erster Inschriften des ehemaligen westtibetischen Königreiches entdeckt und machte mich nun daran, dieselben zu sammeln. Zwei Sammlungen, im ganzen 145 Inschriften, gab ich hektographiert in den Jahren 1906, 07 heraus.9 In den Jahren 1904, 1907 und 1908 wurde ich durch den bedrohten Gesundheitszustand meiner Frau zu kurzen Reisen nach Deutschland genötigt. Doch hielt ich mich 1906–1908 in Kyelang, Lahoul, auf, wo ich mich im besonderen mit dem Studium der Sprachen von Lahoul, welche bezüglich ihrer Grammatik dem Mundari verwandt sind, beschäftigte. Außer meiner Arbeit an tibetischer Grammatik (darunter ein Werk der Eingeborenen), sowie Literatur, Religionsgeschichte (die vorbuddhistische Religion) der Tibeter, arbeitete ich an den für das westtibetische Missionsgebiet notwendigen Bibelübersetzungen weiter, und zwar an der klassisch-tibetischen, westtibetischen, dardischen, Bunan-, Manchad- und Tinan-Übersetzung. In Anerkennung dieser Arbeit wurde ich von der Brittischen und Ausländischen Bibelgesellschaft am 23. April zu einem ihrer Ehrenmitglieder ernannt. In den Jahren 1905 bis 1908, wurde ich von den Herren Dr. Grierson10 und Professor Sten Konow zur Mitarbeit am dritten Bande des Linguistic Survey of India und 1903 bis 1912 [?] von Dr. Barnett und Dr. M. A. Stein zur Bearbeitung der Steinschen alttibetischen Funde aus Turkestan11 herangezogen. Im Frühling 190[9 wurde ich von der indischen] Regierung aufgefordert, in ihrem Dienste unter Sir John Marshall’s Direktion archäologische Forschungen im indischen Tibet anzustellen. Als Frucht dieser Expeditionen sind im besonderen zu nennen: eine Inschriftensammlung, namentlich aus der Atisazeit (König Byan-chub-‘od, c. 1020 A.D. etc.), Gräberfunde (wahrscheinlich aus der Zeit der «östlichen Weiber»), wichtige Teile der westtibetischen Chronik, die zum Teil verloren gegeben waren, Entdeckung von Chroniken mehrerer westtibetischer Vasallenstaaten, Sammlungen von Terrakotten mit indisch-buddhistischen Inschriften aus der Zeit 600–1200 A.D., Sammlungen von tibetischen Steinwerkzeugen, etc. Noch immer bin ich mit der Bearbeitung der Resultate dieser Expeditionen beschäftigt. Ohne daß ich davon wußte, waren meine Arbeiten, besonders die in der ZDMG erschienenen Aufsätze, von dem Breslauer Sanskritisten, Geheimrat A. Hillebrandt, verfolgt worden, und 1911 wurde ich bei der Feier des Breslauer Universitätsjubiläums auf dessen Vorschlag zu einem Dr.phil. h.c. ernannt. Während der Jahre 1910 bis 1914 wohnte ich mit meiner Familie in Niesky bei Görlitz und arbeitete hier an drei Aufgaben: 1) an der tibetischen Bibelübersetzung; 2) im Auftrag der brittisch-indischen Regierung an der Herausgabe und Übersetzung der Chronik des westtibetischen Königreiches (jetzt im Druck beim India Office), sowie der Inschriften desselben Landes (liegt als Ms. im India Office); 3) an einem Katalog der von M. A. Stein aus der Taklamakhan-Wüste gebrachten nahe an 200 Stück zählenden tibetischen Dokumente (liegt als Ms. im Brittischen Museum, eine Übersicht erschien im JRAS 1914).12 Auf Wunsch der Brittischen und Ausländischen Bibelgesellschaft begab ich mich am 18. Mai 1914 wieder auf eine Reise nach unserer tibetischen Grenzmission. Um für das Münchener Museum (Prof. Scherman) Altertümer in der Taklamakhan-Wüste zu sammeln, reiste ich durch Rußland und Chinesisch-Turkestan (Khotan) nach Leh, wobei ich von einem Herrn (jetzt Dr.phil.) Körber aus Godesberg begleitet wurde. Während wir in Wüsten reisten, brach der Krieg aus, und bei unserer Ankunft in Leh (Kashmirstaat) gerieten wir in englische Gefangenschaft. Im Gefangenenlager Ahmednagar machte ich die Bekanntschaft von Dr. F. O. Schrader und Dr. Strauß13 (beide jetzt Professoren in Kiel). Bei Dr. Schrader nahm ich Unterricht in Sanskrit (Bhagavadgita mit ausgewählten Kommentaren) während ich ihn ins Tibetische einführte. 1916 wurde ich als Sanitäter ausgetauscht und mit der Golkonda nach Deutschland geschickt, wo ich am 19. Juni eintraf. Am 10. Juli desselben Jahres wurde ich als Sanitäter einzogen, kam erst nach Frankreich und dann als indischer Dolmetscher an das Indische Gefangenenlager Morile-Marcubeti 14 in Rumänien, wo ich bis zum Waffenstillstand blieb. Da ein Durchmarsch durch Ungarn nicht möglich war, wurde ich mit etwa 5000 Mann in Siebenbürgen und später Semlin zurückgehalten, gelangte aber im Juli 1919 nach Gnadenberg, wohin meine Familie 1914 gezogen war. Hier sind mir wieder drei Aufgaben gestellt worden: 1) Fortführung der klassisch-tibetischen Bibelübersetzung, 2) Übersetzung des Hauptwerkes der tibetischen Bon-Religion, des gZermyig (Auftrag der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften), 3) Herstellung eines Handbuches der Religion der Tibeter (Auftrag der missionswissenschaftlichen Gesellschaft).15 August Hermann Francke, 29.5.1922“ Am 25.7.1922 habilitierte sich Francke in Berlin...



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