E-Book, Deutsch, 355 Seiten
Retzer Systemische Paartherapie
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-608-11001-2
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Konzepte - Methode - Praxis
E-Book, Deutsch, 355 Seiten
ISBN: 978-3-608-11001-2
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Informationsbuch für diejenigen, die sich mit Paaren beschäftigen; ein Lehrbuch für alle, die Paartherapien lernen wollen oder schon durchführen; ein Nachdenkbuch für die, die über ihre eigene Paarbeziehung reflektieren, und ein Anregungsbuch für all die, die mit dem Phänomen Liebe und Paarbeziehung immer noch nicht fertig sind.
'Ein außergewöhnliches Buch, zweifellos von einem der ersten und besten Köpfe unter den Vertretern der systemischen Zunft.'
Wolfgang Traumüller, systemagazin.de
Wie kommen in Paarbeziehungen Entwicklungen zustande, die nicht selten in Hass, Verzweiflung und Elend enden? In welchen Zuständen befinden sich Paare, wenn sie sich auf das Abenteuer einer Paartherapie einlassen? Was müssen also Paartherapeuten besonders beachten? Was passiert überhaupt in Paartherapien und mit welchen Ergebnissen? Was sind die besonderen Herausforderungen und Aufgaben von Paartherapie? Und wie hängt das, was Paartherapeuten tun, mit den Antworten zusammen, die sie sich selbst auf all diese Fragen geben?
Retzer begründet mit seinen Antworten auf diese Fragen eine systemische Paartherapie. Dies erscheint dringend notwendig, weil Paartherapie zu den schwierigsten Therapieformen gehört. Er stellt Paartherapie auf eine konzeptuell und methodisch nachvollziehbare Basis und macht sie zu einer lehr-und lernbaren professionellen Fertigkeit. Das Buch stellt somit eine konzeptuell und methodisch fundierte Einführung in die systemische Paartherapie dar. Fallvignetten, die die konzeptionelle und methodische Besonderheit der systemischen Vorgehensweise illustrieren, durchziehen den gesamten Text.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
Am Anfang - ein Ende
I. Paare, Ehen und Familien: Sinn und Kommunikation
1. Die Liebesbeziehung
1.1. Die Liebesbeziehung: Ein sinnstiftendes Kommunikationssystem
1.2. Liebesmythen und ihre Funktionen
- 1.2.1. Die exklusive Funktion des Liebesmythos
--- 1.2.1.1. Die Ausgrenzung von Gesetz und Gebot
--- 1.2.1.2. Die Ausgrenzung von herrschender Moral, Politik und
Vernunft
--- 1.2.1.3. Die Ausgrenzung von Familie
--- 1.2.1.4. Die Ausgrenzung von Herrschaft und Beherrschung
--- 1.2.1.5. Die Ausgrenzung von Berechenbarkeit, Wahrscheinlichkeit
und Zufall
--- 1.2.1.6. Die Ausgrenzung von Zeit, Tod und göttlicher Gnade
--- 1.2.1.7. Die Ausgrenzung von differenzierten Funktionen
- 1.2.2. Die inklusive Funktion des Liebesmythos
--- 1.2.2.1. Die Wiederverzauberung der entzauberten Welt
--- 1.2.2.2. Die Selbstaneignung durch Besessenheit
--- 1.2.2.3. Gesehen werden, um zu sein
--- 1.2.2.4. Vom Verlust zum Gewinn, vom Verrat zum Geheimnis
1.3. Der Kommunikationscode der Liebe
1.4. Wenn die Liebe zum Problem wird: Sieben Liebesprobleme
- Liebesproblem 1: Verpflichtung, richtig zu lieben
- Liebesproblem 2: Erwiderte Liebe und Gewißheit
- Liebesproblem 3: Furcht vor der Wunscherfüllung
- Liebesproblem 4: Auf Leben und Tod
- Liebesproblem 5: Aufrichtigkeits- und Offenbarungsverpflichtung
- Liebesproblem 6: Liebesehe
- Liebesproblem 7: Sexualität und Liebe
2. Die Partnerschaft
2.1. Das Geheimnis von Anfang und Ende: Schicksal oder Entschluß?
2.2. Bekenntnis oder Geständnis?
2.3. Absolute Unverträglichkeit oder relative -Verträglichkeit?
2.4. Geschenkt oder getauscht?
2.5. Unverkäufliches
2.6. Zweierlei Gefährdungen
2.7. Sozial integrativ oder exklusiv asozial?
3. Die Liebe als Lösung: Unterschiede
3.1. Der existentielle Unterschied
3.2. Der kommunikative Unterschied
3.3. Der Erlebnis-Unterschied
3.4. Der Sinn-Unterschied
4. Vom Vertragen zum Ertragen und warum das Glück nicht glücklich macht
II. Das Kunsthandwerk des systemischen Paartherapeuten
1. Die Kunst der Störung
2. Das Handwerk der zirkulären Befragung
3. Das Handwerk der lösungsorientierten Befragung
4. Die Kunst der Störung problematischer Muster
5. Die Kunsthandwerkstatt: Das paartherapeutische Setting
6. Das Handwerk der Neutralität
6.1. Die soziale Neutralität
6.2. Die Konstruktneutralität
6.3. Die Veränderungsneutralität
6.4. Die Methodenneutralität
6.5. Die Systemneutralität
7. Die Kunst der Beschreibung
8. Die Kunst der Einladungen: Einladungen erkennen, bevor man sie annimmt
9. Die Kunst der Unterscheidung
10. Die Kunst der Triangulation: Was tun?
EXKURS I: Dreiecksgeschichten über Dreiecksgeschichten oder: Wo das Abwesende besonders anwesend sein kann
11. Die Kunst des paartherapeutischen Erstgesprächs
11.1. Vorbesprechung und Hypothesenbildung
11.2. Kontextmarkierung durch Settinginformation
11.3. Klärung des Überweisungskontextes
11.4. Auftragsklärung
11.5. Bisherige Lösungsversuche
11.6. Das Lösungswunder und die Veränderungsneutralität
11.7. Die Konstruktion von Triaden
11.8. Auslösesituationen
11.9. Interaktionelle Konsequenzen von Veränderungen
11.10. Theorien und Erklärungen des Paares
11.11. Erzählbarkeit des Liebesmythos
11.12. Exploration der Zukünfte
11.13. Neutralitätsprüfung
11.14. Hypothetische Vorwegnahme einer Intervention
11.15. Die letzte Frage
11.16. Reflexions- und Strategiepause
11.17. Abschlußintervention
11.18. Nachbesprechung und Dokumentation
EXKURS II: Wechselfälle eines Erstgesprächs - Erst
wenn Du nicht mehr., dann auch ich nicht mehr.
12. Die Kunst der Übergänge
13. Die Kunst des Scheiterns
III. Womit auch zu rechnen ist
1. Sex
1.1. Was sind sexuelle Phänomene?
1.2. Sexuelle Probleme: Plus- und Minussymptome
1.3. Öffentlich - privat
1.4. Der interaktionelle Kontext sexueller -Problemproduktion
1.5. Erklärungen für sexuelle Probleme
- 1.5.1. Paarprobleme erzeugen sexuelle Probleme, sexuelle Probleme
erzeugen Paarprobleme
- 1.5.2. Die politisch korrekte, respektvolle und ethisch einwandfreie Sexualität
- 1.5.3. Das sexuelle Spielfeld für das Beziehungsspiel
- 1.5.4. Der sexuelle Liebestest
- 1.5.5. Sexualität als Mittel und Zweck - gleichzeitig
- 1.5.6. Die aufklärende Aussprache über Sexualität
- 1.5.7. Die Sicherstellung sexueller Spontaneität
1.6. Therapeutische Konsequenzen
- 1.6.1. Die Beschreibung des Produktionsprozesses sexueller Probleme
- 1.6.2. Die Therapie der sexuellen Minussymptomatik
- 1.6.3. Die Therapie der sexuellen Plussymptomatik
- 1.6.4. Die Therapie der sexuellen Mischsymptomatik
2. Affären
2.1. Der Unaufrichtigkeitsverdacht: Fakten zwischen Wahrheit und Lüge
2.2. Die Rolle der Paartherapie im Affärengeschehen
2.3. Das Chaos der akuten Krise
2.4. Die zielorientierte Affärenbearbeitung
2.5. Nach der Affäre
- 2.5.1. Ein Paar - unterschiedliche Ziele - vom Ende zum Anfang
- 2.5.2. Über die Kunst, sich bei der Sinnsuche zu verlaufen
- 2.5.3. Der Ausgleich - oder: Was kostet eine Affäre?
- 2.5.4. Das Geschenk des Vergebens und der Fluch der Freiheit
2.6. Am Ende: die Affäre - Am Beginn: die Affäre
3. Konflikte
3.1. Konfliktkulturen
- 3.1.1. Die Harmonieerzeugungskultur
- 3.1.2. Die Konfliktlösungskultur
- 3.1.3. Die Konfliktvermeidungskultur
3.2. Die Kunst der Produktion unproduktiver Konflikte
3.3. Therapeutische Konsequenzen
- 3.3.1. Therapie oder Kontrolle?
- 3.3.2. Neutralität sichern!
- 3.3.3. Extrempositionen besetzen!
- 3.3.4. Hypothetische Zukünfte!
- 3.3.5. Fragen stellen - Antworten meiden!
- 3.3.6. Eskalationsmuster nutzen!
- 3.3.7. Botschaften splitten!
- 3.3.8. Dissoziation erzeugen!
- 3.3.9. Tausch verhandeln!
- 3.3.10. Höhere Mächte einführen!
- 3.3.11. Kleine Störungen einführen!
- 3.3.12. Lachen!
3.4. Der pragmatische Konsens
IV. Entwicklungsphasen von Paarbeziehungen
1. Orientierungsphase: Wo will ich hin?
1.1. Die Sicherstellung des Bekannten: Nur nichts Neues
1.2. Der große Unterschied: Alles neu
1.3. Mehrere sich ausschließende Ziele gleichzeitig
1.4. Bescheidene Ziele für anspruchslose Pragmatiker
2. Partnerwahl: zusammenkommen, verlieben, kennenlernen
3. Vertragsabschluß und Aktivitätskoordination
4. Erste Evaluation
5. Produktionsbeginn: Kinder, Karriere, Kapital.
6. Produktstabilisierung: Kinder und Karriere laufen, Kapital akkumuliert.
7. Produktautonomisierung
8. Pensionierung: Genuß oder Rache? Neuer Vertrag oder Kündigung?
Organisation von Zukunft: Produktion von Pflege, Erbe.
9. Tod des Partners: Zwischen Erlösung und Lebensuntüchtigkeit
10. Am Ende - der Schluß aus dem Vorherigen
EXKURS III: Wenn die Scheidung vor der Hochzeit kommt
Am Ende - ein Anfang?
Bibliografie
Sachregister
AM ANFANG – EIN ENDE
Paartherapien fangen an, wenn irgend etwas zu Ende geht oder zu Ende gegangen ist: Die Liebe ist zu Ende, der Spaß hat aufgehört oder man ist einfach mit seinem Latein am Ende. Paare kommen an irgendein Ende von irgend etwas, was der Anfang von etwas anderem sein kann, vielleicht etwas Neuem, vielleicht aber auch etwas Altem, aber inzwischen Verlorenem. Das Ende verbindet sich mit dem suchenden Blick, dem Blick nach vorn in das unbekannt Neue oder dem Blick zurück an den Anfang, als alles oder zumindest manches noch anders war. Paare beziehen sich also in dieser Situation des Endes auf etwas, was gar nicht da ist: auf Abwesendes. Das ist aber gar nicht so einfach bzw. geradezu unmöglich, denn wir brauchen, um uns auf Abwesendes zu beziehen, irgend etwas Anwesendes, das uns auf das Abwesende hinweist. Insofern ist das anwesende Ende der Hinweis auf einen abwesenden Anfang, sei dieser nun neu oder alt, er ist in jedem Fall nicht (mehr) da. Es steht also die Frage: wo? Die Antwort – soviel scheint schon klar – ist zumindest: anderswo! Das zu wissen ist nicht wenig. Nur dadurch kann etwas beginnen – wieder ein Anfang –, was für viele Paare und auch in vielen Paartherapien das Wichtigste nach dem Ende ist: das Suchen. Suchen ist nur möglich für jemanden, der den Unterschied kennt zwischen dem, was ist, was er sieht, und dem, was er nicht sieht, weil es beispielsweise noch nicht oder nicht mehr ist. Das Suchen kann erschwert, das Finden unmöglich sein, weil das, was man sucht bzw. zu finden hofft, nicht mehr existiert. Manchmal kann es aber auch sein, daß etwas anderes die Sicht verstellt, man das Gesuchte also nicht sehen kann und es deshalb auch nicht finden wird. Dann kann es gut sein, daß das die Sicht Verstellende nicht mehr da ist. Wenn es zu Ende ist, wird der Blick wieder frei auf das Gesuchte, und es kann vielleicht wieder ein Anfang gefunden werden. Ist dieser schließlich gefunden, kann es dem Finder völlig egal sein – und das ist es ihm auch meist –, wo er das Gesuchte gefunden hat, denn er ist ganz eingenommen von dem, was er gesucht und nun endlich gefunden hat. In dem amerikanischen Spielfilm Don Juan de Marco1 werden diese Prozesse des suchenden und hoffentlich findenden Blickes von einem Ende auf einen Anfang poetisch-meisterlich und zugleich prosaisch-alltäglich dargestellt. Wahrscheinlich ist es ohnehin diese Mixtur, die den Film zu der wichtigsten Kunstform für Paare und deren Liebesglück und Liebesleid werden ließ, zumindest zur wichtigsten Quelle, aus der man noch Anregungen und Anleitungen für sein Liebesleben beziehen kann und bezieht. Gerade deshalb ist auch der Film Don Juan de Marco ein sowohl für Psychiater als auch für Paartherapeuten interessanter Lehrfilm. Aber natürlich auch ein für Paare und sogar für paartherapeutische Zwecke nutzbarer Film. Er erzählt unter anderem die Geschichte des Psychiaters Jan Mickler, der zehn Tage vor seiner Pensionierung den Fall eines jungen Mannes übertragen bekommt, der eine Zorromaske und ein schwarzes Cape trägt und in Latinodialekt behauptet, Don Juan de Marco und der größte Liebhaber der Welt zu sein. Mickler ist fasziniert von Don Juans Überzeugungskraft und dessen wahnhafter Leidenschaft für die Liebe und die Frauen. Er läßt sich von seinem letzten Patienten anstecken, und es entstehen neue, fast schon vergessene, d.h. für verloren gehaltene Möglichkeiten. Eine davon ist der folgende Dialog zwischen Jan Mickler und seiner Frau. Um sich die Szene, besonders die Brisanz der dabei verwendeten Flug-Metaphern, voll und ganz erschließen zu können, muß man den Film eigentlich sehen. Hier kann daher nur mit ein paar szenischen Hinweisen nachgeholfen werden, um die Imaginationen des Lesers zu unterstützen. Jan Mickler wird von Marlon Brando dargestellt, und zwar in der Phase seines Lebens, in der er seine schauspielerischen Leistungen noch durch sein massives Übergewicht eindrucksvoll ergänzt. Seine Frau wird von Faye Dunaway gespielt, die gerade ihre Gartenarbeit unterbrochen hat und mit der Gartenschere in der Hand gegenüber ihrem Mann auf einem der Gartenstühle Platz nimmt, um kurz zu verschnaufen. Faye Dunaway: Du gehst Montag in den Ruhestand. Was sollen wir dann machen? Marlon Brando: Wir werden richtig abheben, das kann ich Dir flüstern. Faye Dunaway: Ich muß Dir jetzt mal was sagen: Mir gefällt es hier, mir gefällt mein Garten. Marlon Brando: Wir sollten die Luft erobern wie zwei Adler! Faye Dunaway: (entsetzt und ungläubig, aber auch mit einer Spur von Mitleid) Daß ich in dieses Bild passe, glaube ich nicht. Marlon Brando: Oh, was ist auf einmal nur los mit Dir? Was redest Du da? Faye Dunaway: Ich weiß es auch nicht. Marlon Brando: Ich will endlich herausfinden, wer Du bist. Faye Dunaway: Du weißt doch genau, wer ich bin. Wer macht Dir schon seit 32 Jahren den Kaffee? Marlon Brando: Paß auf! Das mit den schmutzigen Kaffeetassen brauchst Du mir nicht zu erzählen. Ich kenne die Fakten alle. Aber ich will jetzt endlich alles von Dir wissen. Faye Dunaway: (wird ernst) Was möchtest Du wissen? Marlon Brando: Ich möchte gerne wissen, was für Hoffnungen und was für Träume Du hattest, ehe sie uns unterwegs verlorengingen, weil ich mit den Gedanken nur noch bei mir selbst war. Faye Dunaway: (lacht sich ihre Tränen weg) Marlon Brando: Was ist so witzig? Faye Dunaway: (weint) Ich dachte schon, Du fragst es nie. Hier fragt einer nach dem Anfang, nach dem Verlorenen – vielleicht noch rechtzeitig vor dem Ende, vielleicht kann er aber auch erst nach dem Ende fragen. Und das ist einer, der Glück hat, denn er fragt jemanden, der nur darauf gewartet hat, gefragt zu werden. Aber Glück gehört zum Finden dazu. Man kann sich ja bekanntlich nicht einfach entscheiden, zu finden. Man kann sich lediglich entscheiden, zu suchen. Aber wenn man das nicht tut – zu suchen, zu fragen –, wird man auch nicht finden. Das suchende Fragen ist die Bedingung, die herzustellen ist, daß man finden kann, aber nicht finden muß. Es kann auch sein, daß sich gar nichts einstellt. Das Suchen bleibt also riskant. Mit dieser Bereitstellung von Bedingungen des Findens ohne Erfolgsgarantie beschäftigen sich Paartherapeuten zusammen mit den Paaren, die sie aufsuchen. In Paartherapien werden dazu eine Menge Fragen gestellt, und es stellen sich eine Menge Fragen zu den Phänomenen Paare, Paarbeziehung und Paartherapie. Was ist eigentlich ein Paar oder eine Paarbeziehung? Wie kommen Paare zusammen? Wann und warum beginnen Paarbeziehungen und werden wie und wodurch aufrechterhalten oder auch wieder aufgelöst? Wie kommen Entwicklungen zustande, die nicht zu selten (vorläufig) in Haß, Verzweiflung und Elend enden? In welchen Zuständen befinden sich Paarbeziehungen, wenn sie sich dem Abenteuer einer Paartherapie bzw. einem Paartherapeuten aussetzen? Womit müssen also Paartherapeuten rechnen? Was passiert dann in Paartherapien und mit welchen Ergebnissen? Was sind die besonderen Herausforderungen und Aufgaben von Paartherapie? Wie hängt das, was Paartherapeuten tun, mit den Antworten zusammen, die Sie sich selbst auf all diese Fragen geben? Diese Fragen sollen in diesem Buch mit Hilfe und unter Begleitung der Konzepte der modernen System- und Kommunikationstheorie gestellt und beantwortet werden, um das zu begründen, was Paartherapie sein kann. Die Antworten, die gefunden werden und in die paartherapeutische Praxis einfließen, begründen dann eine systemische Paartherapie. Dies erscheint um so notwendiger, als Paartherapie vielleicht zu den schwierigsten Therapieformen überhaupt gehört. Vielleicht auch deshalb, weil zwar schätzungsweise 80% aller Therapeuten in ihren Praxen Paartherapien durchführen oder zumindest mit Paaren reden, aber kaum einer dieser Therapeuten in einer entsprechenden paartherapeutischen Ausbildung eine paartherapeutische Kompetenz erworben hat. Die meisten praktizieren Paartherapie ohne eine entsprechende Ausbildung und ohne entsprechende Supervision durch jemanden, der etwas davon versteht. Das bedeutet nicht, daß auch diese Therapeuten keine effektiven Paartherapien mit ihren Klientenpaaren durchführen können, von denen die Paare ihren Nutzen haben. Es genügt ja eigentlich, wenn Paartherapeuten wissen, was sie tun sollen. Sich in Paartherapie zu begeben, hat also nicht selten etwas von einem Glücksspiel. Man kann auch Glück haben: Denn natürlich kann es einem passieren, an einen Paartherapeuten zu geraten, von dem man profitieren kann. Um so notwendiger erscheint es aber angesichts des Bedarfs, der Nachfrage und den Angeboten an Paartherapie, diese auf eine konzeptuell und methodisch nachvollziehbare Basis zu stellen und damit Paartherapie zu einer lehr- und lernbaren professionellen Fertigkeit zu machen. In diesem Buch soll daher erklärt werden, warum etwas Bestimmtes getan wird und etwas anderes gerade nicht. Dadurch kann, indem therapeutisches Handeln verantwortet wird, verantwortlich gehandelt werden. Man muß dem nicht zustimmen, aber dann hat man wiederum die Verantwortung, auch dies zu begründen. Insofern dienen die gestellten Fragen auch der Entwicklung und Vermittlung einer solchen konzeptuell und methodisch fundierten Paartherapie, hier: einer systemischen Paartherapie. Dazu werden in diesem Buch sowohl neuere...