E-Book, Deutsch, 267 Seiten, eBook
Reiners Verwaltungsstrukturreformen in den deutschen Bundesländern
1. Auflage 2008
ISBN: 978-3-531-90930-1
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Radikale Reformen auf der Ebene der staatlichen Mittelinstanz
E-Book, Deutsch, 267 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-531-90930-1
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
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Die Studie befasst sich mit den Reformen der vier großen 'alten' Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen auf der Ebene der staatlichen Mittelinstanz. Bislang war die Verwaltungsreformforschung eher auf marginale und inkrementelle Veränderungen gerichtet. Die Beispiele in Baden-Württemberg und Niedersachsen zeigen jedoch, dass auch ein äußerst umfassender, radikaler und in diesem Sinne erfolgreicher Strukturwandel möglich ist. Markus Reiners bedient sich einer akteursorientiert-institutionalistischen Herangehensweise und fragt gezielt danach, welche zentralen Elemente eine radikale Reform stimulieren und ermöglichen. Hierzu wird die Aufmerksamkeit vornehmlich auf die institutionellen Hintergründe und Entscheidungsverläufe gelenkt.
M.A. Dr. Markus Reiners ist Politik- & Verwaltungswissenschaftler. Er ist in der Forschung aktiv und in der Lehre an verschiedenen Universitäten.
Zielgruppe
Research
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Vorwort und Dank des Verfassers;5
2;Aufbau der Studie;8
3;Inhaltsübersicht;10
4;Inhaltsverzeichnis;11
5;Verzeichnis der Abkürzungen;14
6;Verzeichnis der Schaubilder;18
7;Abstract;19
8;1 Grundlegung;20
8.1;1.1 Ausgangslage, Forschungsinteresse und Relevanz der Studie;20
8.2;1.2 Fragenkomplex und Gegenstandsbereich;24
8.3;1.3 Untersuchungsdesign: Leitthesen und Variablen;32
8.4;1.4 Abgrenzung und Terminologie;49
8.5;1.5 Forschungsmethodik;73
9;2 Forschungsstand und Theorien;78
9.1;2.1 Stand der Forschung;78
9.2;2.2 Theoretischer Bezugsrahmen: Neoinstitutionalistischer Kontext;84
10;3 Radikale Mittelstufenreformen;90
10.1;3.1 Tief greifende, dreigliedrige Strukturreform in Baden-Württemberg;90
10.2;3.2 Systemwandel in Niedersachsen – Wechsel zu einem zweistufigen Aufbau;118
11;4 Marginale Mittelstufenreformen;141
11.1;4.1 Moderate Modernisierung in Bayern;141
11.2;4.2 Marginale Anpassungen in Nordrhein-Westfalen;156
12;5 Ländervergleich;182
12.1;5.1 Empirische Erkenntnisse im Quervergleich;183
12.2;5.2 Reform der staatlichen Mittelinstanz in anderen Ländern;194
13;6 Resultate;211
13.1;6.1 Rückblick: Aufgabenstellung und Variablen;211
13.2;6.2 Forschungsergebnisse;212
13.3;6.3 Konklusion;225
14;7 Literatur und Arbeitspapiere;228
15;8 Verzeichnis der Expertengespräche;276
Grundlegung.- Forschungsstand und Theorien.- Radikale Mittelstufenreformen.- Marginale Mittelstufenreformen.- Ländervergleich.- Resultate.- Literatur und Arbeitspapiere.- Verzeichnis der Expertengespräche.
2 Forschungsstand und Theorien (S. 77-78)
2.1 Stand der Forschung
Der Part verfolgt drei Ziele: Den Forschungsstand darzulegen, über diesen den theoretischen Zugang zu erleichtern und die Variablen noch fundierter abzusichern. Schaut man kursorisch auf das einschlägige, u.a. vergleichende nationale und internationale Schrifttum und hierbei auch die Verwaltungsreformliteratur, so ist wie dargelegt feststellbar, dass ein grundlegender Wandel reformgeschichtlich eher selten anzutreffen ist. Die Forschung war demzufolge bislang eher auf ein Scheitern von Reformen fixiert. Weiterhin ist zu diagnostizieren, dass radikale vs. marginale Reformen höchst unterschiedliche Begründungen erfahren.
Die Variablen differieren stark und sind in mannigfaltigen Kombinationen vorfindbar, was mit daran liegt, dass komplexe politische Vorgänge auf verschiedene und nicht nur institutionelle Faktoren rückführbar sind (vgl. nur Lorig 2001, S. 207, Becker 1988, S. 56ff, ders. 1989, S. 911ff, Hesse, Benz 1990, S. 225ff, Reichard 1996, S. 260f, Seibel 1996/1997, S. 103, Löffler 1998, S. 36ff, Naschold, Bogumil 2000, Nemitz 2000, S. 5ff, 129ff, Vatter 2002, S. 21ff oder Bogumil 2004, S. 7ff). Die damit verbundene hochrelevante Frage nach den Erfolgsbedingungen von Reformen ist demnach keineswegs so geklärt, dass von einer theoretischen Fundierung gesprochen werden könnte (Becker 1989, S. 911).115 Cum grano salis ist allerdings ersichtlich, dass die bei dieser Forschungsstudie vorwiegend aus der Empirie abgeleiteten Variablenbausteine in wissenschaftlichen Arbeiten immer wieder genannt werden und einer Überprüfung überwiegend auch schon standgehalten haben (vgl. z.B. nur Wollmann 2007 oder ders. 1996, S. 11f, vgl. aber auch Kuhlmann 2003, S. 2f, dies. 2004, S. 3 und 2005).
2.1.1 Variable Verwaltungs- und Territorialstrukturen
Zunächst geht es um die Literatur, die sich mit Variable eins (Verwaltungs- und Territorialstrukturen) in Verbindung bringen lässt. Unabhängig differenter Operationalisierungen lässt sich zunächst pauschal darauf verweisen, dass die Verwaltungsstruktur bzw. der Staatsaufbau eine entscheidende Einwirkung auf die Reformen haben dürfte. Die Länder weisen unterschiedliche Rahmenbedingungen und daher differierende Reformkapazitäten auf. Der strukturellen Ausgangssituation kommt bei der Umsetzung politischer Programme und deren Erfolg eine handlungsprägende Bedeutung zu, weil dadurch Anreize für Verhaltensweisen geschaffen und bestimmte Handlungsmöglichkeiten negativ ausgegrenzt werden. Üblicherweise lösen solche Bedingungen eine Reform jedoch weder aus, noch können sie eine solche verhindern. Allerdings wirken sie fördernd oder blockierend und beeinflussen daher deren Ausrichtung und den Verlauf.
Der verwaltungsstrukturelle Rahmen stellt somit keine neutrale Bühne dar, sondern er nimmt vielfältig Einfluss auf die Geschehnisse (vgl. z.B. Hesse, Benz 1988, S. 75ff, dies. 1990, S. 15, 218, Olsen, Peters 1996, Wollmann 1996, S. 11f, ders. 2002, S. 492, ders. 2004a, S. 579f bzw. 2007, Pollitt, Bouckaert 2000, Nemitz 2000, S. 5ff, 129ff, Knill 2001, S. 3f, Ritz 2003, S. 2, Kuhlmann 2003, S. 2f, dies. 2004, S. 3 und 2005 bzw. Lüder 2004, S. 77f, vgl. auch Benz 1987, S. 423, Czada 1997b, S. 237ff, Löffler 1998, S. 263, Lütz, Czada 2000, S. 28, Bandelow 2003a oder Lütz 2003, S. 37).
Konzentriert man sich auf den ersten Aspekt von Variable eins (Territorialstrukturen des Landes/der kommunalen Ebene), so erhält man Hinweise aus diversen Studien. Unbestritten ist, dass der territorial-administrative Zuschnitt für die Staats- und Verwaltungsorganisation fundamental ist. Die Berücksichtigung territorialer Interessen ist sowohl im Handeln der Akteure als auch aus Sicht der Wissenschaft unumgänglich.