E-Book, Deutsch, Band 32, 356 Seiten
Reihe: Romanistische Fremdsprachenforschung und Unterrichtsentwicklung
Band III: Medien-, Kultur- und Literaturdidaktik
E-Book, Deutsch, Band 32, 356 Seiten
Reihe: Romanistische Fremdsprachenforschung und Unterrichtsentwicklung
ISBN: 978-3-381-10553-3
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Prof. Dr. Daniel Reimann ist Ordinarius für Didaktik der romanischen Sprachen und Literaturen an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Autoren/Hrsg.
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1.2 Grundbegriffe einer fremdsprachenbezogenen Medienpädagogik: Medien, Kompetenzen und Bildung
1.2.1 Medienkompetenz im Fremdsprachenunterricht
Als grundlegend im Fremdsprachenunterricht zu erzielende Medienkompetenz(en) kann man mit Grünewald 2017a formulieren: technische Aspekte digitaler Medien kennen, Medien rezipieren und interaktive Angebote nutzen können, visuelle Symbolsysteme dekodieren können, Wissen über Mediensysteme und Fähigkeit zur Medienkritik besitzen, über Handlungsfähigkeit in Bezug auf Mediengestaltung verfügen, reflexiv und kritisch mit Medien umgehen können (Grünewald 2017a, 245). Als konkrete unterrichtliche Maßnahmen und Aktivitäten zur Entwicklung dieser Medienkompetenz(en) schlägt er vor: gezielte Auswahl von Medienangeboten üben, Sensibilisierung für den kritischen Umgang mit fremdsprachigen Informationen aus unterschiedlichen Medien, Vermittlung von Strategien zur Informationsrecherche, Informationen kritisch prüfen und Quellen nachvollziehen […], den Wert interkultureller Informationen durch Mediennutzung erkennen, durch die Produktion von eigenen Medienbeiträgen (z. B. Photoroman, Video-Reportage, Podcast) Techniken und Methoden kennenlernen, Medienangebote selbständig in die Lösung unterricht[s]relevanter Aufgabenstellungen einbeziehen, effektive Medienrecherche als Grundlage wissenschaftlichen Arbeitens anwenden, anhand der Auseinandersetzung mit der Medienlandschaft des Zielsprachenlandes (Fernsehen, Video, Internet, Presse usw.) die Funktion und Bedeutung von Medien in der Gesellschaft kritisch reflektieren, Weiterentwicklung der interkulturellen Kommunikations- und Handlungsfähigkeit durch Nutzung digitaler Technologien (E-Mail-Projekte, Chat, Videokonferenzen), Sichtung und Nutzung von fremdsprachiger Lernsoftware (Grünewald 2017a, 246). Solch abstrakte, sozusagen einen „kleinsten gemeinsamen Nenner“ darstellende Formulierungen von Medienkompetenz und Möglichkeiten ihrer Operationalisierung können durch einen Blick auf weitere medienpädagogische und mediendidaktische Grundbegriffe und Konzepte ergänzt werden, wodurch ein umfassenderes Bild von Medien als Baustein und Gegenstand von Bildung und Kompetenzentwicklung entstehen kann. Dies soll in den folgenden Abschnitten erfolgen. 1.2.2 Bilder im Fremdsprachenunterricht – Geschichte und Funktionen
Bilder gehören zu den ältesten Medien, die neben Schrift und Druck im Fremdsprachenunterricht eingesetzt werden. Zur Geschichte des Bildeinsatzes am Beispiel des Französischunterrichts (schwerpunktmäßig bis 1945) kann auf die grundlegende Arbeit von Marcus Reinfried verwiesen werden (Reinfried 1992). Die Funktion von Bildern in jüngeren Lehrwerken wurde in mehreren Einzelbeiträgen untersucht (z. B. Reinfried 2010, Michler 2011). Bilder können im Fremdsprachenunterricht mit verschiedenen Zielsetzungen verwendet werden. Zur Beschreibung verschiedener didaktischer Bildfunktionen wurden in jüngerer Zeit verschiedene Klassifikationen vorgeschlagen (z. B. Blume 2014, 5, in Anlehnung an Hallet 2008, 215ff., 2010, bes. 33–41): illustrative Funktion (Bild dient nur zur Illustration), semantisierende Funktion (Bild dient zur Sinnvermittlung), repräsentationale Funktion (Bild vermittelt Zielkultur), kognitive Funktion (Bild dient der Anregung kognitiver Prozesse), instruktive Funktion (Bild als [Verdeutlichung einer] Arbeitsanweisung), bildästhetische Funktion (Bild als Gegenstand ästhetischer Bildung). Marcus Reinfried (z. B. 2003, 418–420) hält darüber hinaus bzw. sich teilweise damit überlagernd u. a. folgende Funktionen fest, die man sich als Möglichkeiten für den Bildeinsatz in der Praxis bewusst machen kann: zur Verbalisierung stimulierende Bildfunktion (Reinfried 2003, 418), d. h., das Bild dient als Sprechanlass bzw. als Stimulus für eine Aktivität zum freien monologischen Sprechen (z. B. Bildbeschreibung) oder zur Interaktion (z. B. Diskussion zu einem bekannten Thema ausgehend von einem das Thema aufgreifenden Bild, einer Karikatur, usw.) mnemonische Bildfunktion (Reinfried 2003, 419), d. h., das Bild dient dazu, Lern- und Merkprozesse z. B. beim Wortschatzlernen zu unterstützen, ggf. auch beim Memorieren grammatischer Regeln und letztlich auch beim Memorieren sachfachlicher Inhalte/soziokulturellen Orientierungswissens. In diesem Zusammenhang ist auch die Wortschatzlerntechnik der Wortbilder (vgl. Band II, Kap. 3.3) zu verorten. landeskundlich-interkulturelle Bildfunktion (Reinfried 2003, 439); diese deckt sich mit der o. g. repräsentationalen Bildfunktion, ist aber von der Begrifflichkeit u. U. einprägsamer Weitere Bildfunktionen nach Reinfried (Fundstellen s. Fließtext) Punktuell wurde auch das Potential der Photographie (z. B. Reimann 2006a, Holzbrecher 2010, 2013), der bildenden Kunst (z. B. Küster 2003, bes. 243–304, Michler 2013 im Bezug zur Literatur, Schrader 2000, 2016) und des Musicals (z. B. Husemann 2009, Reimann 2013a wiederum im Bezug zur Literatur) untersucht. Einen Einblick in den aktuellen Stand der (unterrichts-)methodischen Reflexion zum Bildeinsatz im Fremdsprachenunterricht jenseits der Filmdidaktik und -methodik bieten z. B. die Themenhefte Bilder und Kunst der Zeitschrift Der fremdsprachliche Unterricht Spanisch (9, 2005 bzw. 36, 2012), Bilder im Französischunterricht bzw. Kunst im Französischunterricht der Zeitschrift Französisch heute (4, 2010, 3, 2022), Bilderwelten der Praxis Fremdsprachenunterricht (6, 2013) und Mit Bildern arbeiten von Der fremdsprachliche Unterricht Französisch (127, 2014). Eine prägnante Einführung in die Theorie des Bildeinsatzes und der visual literacy (vgl. Kap. 1.2.3) im Unterricht der romanischen Sprachen, verbunden mit konkreten Fallbeispielen, die sich weniger als Unterrichtsrezepte denn als kulturwissenschaftliche und fachdidaktische Grundlegung ausgehend von ausgewählten Bildbeispielen (z. B. Grenze zwischen San Diego und Tijuana) verstehen, bietet Inal 2022. Die Zahl der jüngeren Themenhefte einschlägiger Zeitschriften zeigt, dass das Medium „Bild“ in diesen Jahren verstärkt eingesetzt und reflektiert wird. Dabei werden Bilder unter den Vorzeichen einer Aufwertung der mündlichen produktiven Kompetenz immer wieder auch als Sprechanlass thematisiert. Einführend in die Funktionen von Bildern im Fremdsprachenunterricht und in Kriterien für die Auswahl geeigneter Bilder können die Beiträge Rössler 2005 und Blume 2014 gelesen werden. Ein anregendes Panorama verschiedener Möglichkeiten des Einsatzes von Photos bietet, neben den oben erwähnten Beiträgen von Alfred Holzbrecher, der Aufsatz Scholz 2013. Gelegentlich wird in der unterrichtspraktisch ausgerichteten Literatur auch das interkulturelle Lernen anhand von (Stand-)Bildern reflektiert (z. B. Grau 2006, Grünewald 2012, Eberhardt 2013b, 2014a und b). Neuere Themenhefte praxisorientierter Zeitschriften zum Hör-Sehverstehen und zum Sehverstehen sind z. B. Der fremdsprachliche Unterricht Spanisch 46, 2014 (Sehverstehen) und Der fremdsprachliche Unterricht Französisch 163, 2020 (Hör-Seh-Verstehen). 1.2.3 „visual literacy“ und interkulturelles Lernen in DaF seit den späten 1980er Jahren und die Entwicklung des Hör-Sehverstehens
Setzt man...