Radlspäck | Nicht systemkonform | Buch | 978-3-9504815-4-9 | sack.de

Buch, Deutsch, 365 Seiten, Format (B × H): 204 mm x 255 mm, Gewicht: 1000 g

Reihe: Zeitgeschichte

Radlspäck

Nicht systemkonform

Menschen und Schicksale - 1938-1945
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-9504815-4-9
Verlag: Verlag Margarete Tischler

Menschen und Schicksale - 1938-1945

Buch, Deutsch, 365 Seiten, Format (B × H): 204 mm x 255 mm, Gewicht: 1000 g

Reihe: Zeitgeschichte

ISBN: 978-3-9504815-4-9
Verlag: Verlag Margarete Tischler


Nicht systemkonform – Menschen und Schicksale – 1938-1945
Mikroforschung zu nicht systemkonformen Menschen und ihren Verwandten sowie deren Schicksalen unter dem NS-Regime, ausgehend von in der Marktgemeinde Gols im Burgenland gebürtigen und/oder wohnhaften Personen.

Mit diesem Werk verschafft uns Hobbyhistoriker Friedrich Radlspäck einen Einblick in die schwierige Zeit des Nationalsozialismus in Österreich. Sein Schwerpunkt liegt auf der Verfolgung, Ausbeutung und Ermordung von Roma, Juden und Menschen mit Behinderungen. Der Golser geht den Fluchtrouten der Familien nach und schreibt über ihre Schicksale während und nach der Flucht. Darüber hinaus berichtet er über die Helferinnen und Helfer, welche sowohl in der Umgebung als auch im Ausland bemüht waren, die Verfolgten zu retten, und damit ihr eigenes Leben in Gefahr brachten.
Friedrich Radlspäck recherchierte fünf Jahre lang auf wissenschaftlicher Basis über die Schicksale der in Gols geborenen oder wohnhaften Personen. Er durchsuchte Zeitungsartikel, Geburten- und Sterberegister, Unterlagen aus den KZs sowie wissenschaftliche Werke und Erfahrungsberichte. Was er herausgefunden hat, dokumentierte er, nachvollziehbar mit unzähligen Quellenverweisen. So entstand ein Werk, das auch für Laien verständlich aufzeigt, wie mit nicht systemkonformen Menschen umgegangen wurde.

„Am Ende werden die Leserinnen und Leser sehen, dass die Beweggründe für meine Recherchen rein subjektiver Natur sind, während die Ergebnisse wissenschaftlich fundiert sind und objektiv dargestellt werden.“ Friedrich Radlspäck

Radlspäck Nicht systemkonform jetzt bestellen!

Zielgruppe


Interessierte an Zwischenkriegszeit, Nationalsozialismus, Faschismus, Zweiter Weltkrieg, Juden, Holocaust, Shoah, Roma und Sinti, politische Verfolgung, politische Ideologien, Krisen, Kriege, Ahnenforschung, Biografien


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Vorwort des Autors S. I
Einleitung – Methodik S. V
Kapitel 1 | Der Golser Nationalsozialismus S. 13
Kapitel 2 | Deportationen S. 39
Kapitel 3 | Die Volksgruppe der Roma in der Region S. 55
Kapitel 4 | Die Golser Juden S. 129
Kapitel 5 | Der Golser organisierte Widerstand S. 259
Kapitel 6 | Weitere Golser politisch Verfolgte und NS-Justizopfer S. 317
Kapitel 7 | Die Golser Deserteure S. 337
Kapitel 8 | Die Golser Euthanasieopfer S. 341
Worte des Dankes S. 348
Menschen und Schicksale S. 349
Glossar S. 362
Inhaltsverzeichnis im Detail S. 366


Ein Buch wie dieses polarisiert sehr oft in extremer Art und Weise. Es ist aber keineswegs die Intention, durch meine Forschungen Gräben in der Gesellschaft wieder aufzureißen. Im Gegenteil, diese Gräben sind immer noch vorhanden, und ich möchte meinen Teil dazu beitragen, diese Gräben zuzuschütten. Deswegen ist es notwendig, einiges über mich selbst zu schreiben, meine eigene Familie und meine persönlichen Gründe, welche zur vorliegenden Mikrostudie führten. Am Ende werden die Leserinnen und Leser sehen, dass die Beweggründe für meine Recherchen rein subjektiver Natur sind, während die Ergebnisse wissenschaftlich fundiert sind und objektiv dargestellt werden.
Schon als Jugendlicher hatte ich im Gymnasium Neusiedl am See hervorragende Geschichtsprofessoren, welche mein Interesse an der Zeit des Zweiten Weltkrieges weckten. Schon damals beschäftigte mich die Frage, wie es überhaupt so weit kommen konnte, dass das NS-Regime die Menschen derart beeinflussen konnte, extrem. Als meine Großeltern Jahre davor starben, war ich noch zu jung, um diese über die Zeit befragen zu können. Später habe ich aber meine Eltern befragt, und dabei konnte ich einige interessante Aspekte meiner Herkunft in Erfahrung bringen: Mein Großvater väterlicherseits war Meister in den Steyr Werken [Steyr-Daimler-Puch AG] , welche mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich zu einem Teil der Hermann-Göring-Werke wurden. Sukzessive wurde die Produktion auf Waffen und Kriegsmaterial umgestellt. Als Meister übte mein Großvater einen kriegswichtigen Beruf aus und wurde daher nicht von der Wehrmacht eingezogen. Ab 1941 wurde der Betrieb hauptsächlich mit etwa 300 Zwangsarbeitern aufrechterhalten. Diese kamen anfangs aus dem KZ Mauthausen, arbeiteten tagsüber in der Fabrik und wurden am Abend wieder per Bahn in das KZ Mauthausen rückgeführt. Dieser "logistische" Aufwand wurde aber in den Augen der SS bald als zu umständlich bewertet, weswegen am 14. März 1941 in unmittelbarer Nähe des Werksgeländes, in der Haagerstraße, eines der ersten KZ-Nebenlager für die deutsche Rüstungsindustrie entstand. In diesem KZ-Nebenlager Steyr-Münichholz betrug der Stand an Zwangsarbeitern, welche hauptsächlich aus Frankreich, Polen, Spanien, Italien, Griechenland, Russland und Tschechien stammten, zwischen 1000 und 2000 Menschen. Mein Großvater hatte in den Hermann-Göring-Werken die Aufsicht über 40 polnische Zwangsarbeiter, von welchen in weiterer Folge ein großer Teil bei einem Wassereinbruch in einem Fertigungsstollen ums Leben kam. Das Werksgelände wurde im Frühjahr 1944 permanent bombardiert, weswegen die Erzeugung der Flugzeugmotoren, Wälzlager und Gewehrläufe nach Wien und Linz ausgelagert werden musste. Mein Großvater väterlicherseits war daher im weitesten Sinne Täter, wie viele andere auch, welche dem System dienten.
Mein Großvater mütterlicherseits wurde von der Wehrmacht eingezogen und diente dem System an vorderster Front in Stalingrad. Es ist prekär, dies zu schreiben, aber er hatte das "Glück", angeschossen und noch rechtzeitig in ein Lazarett ausgeflogen zu werden. Deswegen überlebte auch er den Zweiten Weltkrieg, wobei die Kugel aus seiner Hüfte nicht entfernt werden konnte. Jahre später klingelte es beim Fußbad in der Blechschüssel. Entgegen anatomischer Regeln war die Kugel das Bein entlang von der Hüfte hinuntergewandert und suchte sich den Weg ins Freie. Großvater wurde fast 90 Jahre alt und fuhr bis zuletzt mit seinem Waffenrad fast tagtäglich von Dorf an der Enns nach Steyr und zurück.
Ich selbst bin im Burgenland aufgewachsen, ging in Neusiedl am See und Gols zur Schule, fühle mich als Golser und bin meiner Heimatgemeinde zutiefst verbunden. Die Frage nach dem "Wie", wie es soweit kommen konnte, ließ mich nie los. Ich habe mich über einen jahrelangen Zeitraum immer wieder damit beschäftigt und alles zum Thema gelesen, gesehen und gehört, was möglich war. Lange Zeit konnte ich auch nicht verstehen, warum die ältere Generation wenig bis gar nichts über diese Zeit erzählte. Deswegen musste ich tiefer in die Materie eintauchen. Bald konnte ich als mittlerweile junger Erwachsener erkennen, dass die NS-Zeit in Österreich nur unzureichend bis überhaupt nicht aufgearbeitet worden war. Als 18-jähriger konnte ich im Burgenland zuerst das Durchschneiden des "Eisernen Vorhangs" und im Herbst 1989 schlussendlich den "Fall der Berliner Mauer" miterleben. Österreich wähnte sich zu dieser Zeit noch immer als "erstes Opfer" Hitler-Deutschlands. Es sollte aber noch zwei Jahre – bis 1991 – dauern, ehe der damalige Bundeskanzler Vranitzky in seiner historischen Parlamentsrede erstmalig äußerte, dass man niemals vergessen dürfe, dass auch viele Österreicher im Namen des NS-Regimes zahlreichen Menschen unsagbares Leid zugefügt haben. Dies war auch eine Wende in der historischen Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels unseres Heimatlandes. Wollten bis dahin die meisten Menschen einfach eine Decke über diese Zeit legen, erkannten nun viel mehr Historiker die Notwendigkeit der Aufarbeitung. Es wurde zwar schon vorher zu diesem Thema gearbeitet, aber dies war noch nicht ins Bewusstsein der Menschen gedrungen. Der Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus wurde erst 1995 gegründet! Es ist daher überhaupt nicht so, dass diese Zeit erschöpfend aufgearbeitet wurde.
Es ist eben nicht so, wie viele meinen, dass man diese Zeit einfach vergessen sollte. Im Gegenteil ist es unsere Pflicht, darüber in Kenntnis zu sein, weil es ein Teil unserer Geschichte ist. Dazu gehört es auch zu wissen, dass der Holocaust nicht irgendwo fern in einem Konzentrationslager – sondern vielmehr in fast jedem Dorf – begonnen hat. Nur dann kann man auch erkennen, was die Hintergründe waren und wie so etwas möglich war und ist. Ungeachtet dessen ist eines vollkommen klar und richtig: Die heutige Generation trifft überhaupt keine Schuld. Wie mich keine Schuld trifft, dass mein Großvater Aufseher über polnische Zwangsarbeiter war, so trifft auch niemanden in unserer Region eine Schuld, wenn er Nachfahre eines NSDAP-Belasteten ist. Schon gar keine Schuld trifft jene, und das kann ich nach jahrelangem und umfangreichem Recherchieren in Archiven und Lesen unzähliger Zeitungen aus dieser Zeit behaupten, die – oftmals sogar freiwillig und mit Begeisterung – in den Krieg gezogen sind. Sie sind für mich genauso Opfer geworden, Opfer eines Systems, welches es verstanden hat, die Menschen, vom Kind bis zum Greis, mit einer Ideologie zu indoktrinieren, welche in der Propaganda als die "einzig Wahre" dargestellt wurde. Insbesondere in der durchwegs armen, ländlichen Bevölkerung des noch jungen Burgenlandes gab es mehrere Faktoren, welche die Menschen geradezu in die Arme der Nationalsozialisten trieben. Diese Faktoren potenzierten sich in den Gemeinden mit hohem evangelischen Anteil noch, da die Protestanten vom katholischen Klerus, welcher sich in den Zwanziger- und Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts massiv in die Politik der regierenden Christlichsozialen [später "Vaterländische Front"] einmischte, in zahlreichen Lebensbereichen massiv unterdrückt wurden. Im ersten Teil dieses Werkes wird dies auch erläutert und entsprechend dargestellt.
Es ist aber auch historische Tatsache, dass die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Burgenland im Jahr 1938 einige besonders radikale Anhänger an die Spitze der Kommunen, Bezirke und des Landes spülte. Persönlichem Ehrgeiz, vorauseilendem Gehorsam und einem gewissen "Machtrausch" dieser Personen war es auch geschuldet, dass im Burgenland die ersten "Probeläufe" für die aktive Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus dem gesamten Reichsgebiet stattfanden. Politische Gegner wurden im Bezirk Neusiedl am See schon Stunden nach dem "Anschluss" verhaftet, manche bereits ein paar Wochen später in Konzentrationslager deportiert. Auch Roma waren schon in den ersten Wochen unter den Verfolgten. Was sich in Deutschland über Monate und Jahre entwickelte, wurde im Burgenland daher ohne Befehl des "Führers" in Eigeninitiative sofort umgesetzt. Im Burgenland maßgeblich dafür verantwortlich war Dr. Tobias Portschy, welcher sofort nach dem Einmarsch Hitlers in Österreich die Agenden des Landeshauptmann des Burgenlandes an sich riss. Wenn ihm doch nach dem Krieg persönliche Befehle für Verfolgungen und Deportationen nicht nachgewiesen werden konnten, so hat er durch seine ideologischen Schriften, Reden und Handlungen doch maßgeblich die Eckpunkte dafür definiert. Als Ausführende agierten Kreis- und Ortsgruppenleiter der NSDAP in ihren Wirkungsbereichen, welche ihre ideologische Ausrichtung nun ohne Einschränkungen oder Repressalien ausleben konnten. Nicht selten spielten in den ersten Tagen und Wochen nach dem "Anschluss" beim Vorgehen gegen politische Gegner persönliche Rachegefühle entscheidende Rollen. In der anfänglichen Euphorie wurden auf allen Ebenen die Politiker der christlichsozialen Vaterländischen Front abgesetzt, welche einige Jahre zuvor alle anderen Parteien inklusive der NSDAP verboten hatte. Gleichzeitig wurden Vertreter der betont antifaschistischen Kommunisten und Sozialdemokraten, welche sich in den Vorjahren durch Aktivitäten gegen die Nationalsozialisten hervorgetan hatten, verfolgt.


Der Autor Friedrich Radlspäck, in Gols zu Hause. Jeder, der ihn kennt, sagt Fritz zu ihm. 1971 geboren, ein Wildfang schon von Kindesbeinen an, interessiert und wachsam auf alles, was um ihn vorgeht. Während seiner Zeit auf dem Gymnasium in Neusiedl am See löcherte er seine Geschichtsprofessoren mit seinen Fragen. Der Schwerpunkt seines Interesses lag schon damals in der Zeit des Zweiten Weltkrieges und der Zeit davor.
Nach der Matura machte er in Wien die Ausbildung zum Polizeibeamten und versah seinen Dienst bis 2000. Interessiert an den Menschen und politisch engagiert wechselte er vom Polizeidienst in die Politik. Neben seiner Tätigkeit als Bezirksgeschäftsführer einer politischen Partei in Neusiedl am See war er zusätzlich von 2002 bis 2019 als Gemeinderat und einige Jahre als Gemeindevorstand in seiner Heimatgemeinde Gols tätig.
Historische, fotografische und kulturelle Weiterbildung zählen genauso zu seinen Hobbys wie Motorradfahren, Reisen, Lesen und Schreiben.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.