Preckel / Vock | Hochbegabung | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 326 Seiten

Preckel / Vock Hochbegabung

Ein Lehrbuch zu Grundlagen, Diagnostik und Fördermöglichkeiten
2., überarbeitete Auflage 2021
ISBN: 978-3-8444-2850-6
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Lehrbuch zu Grundlagen, Diagnostik und Fördermöglichkeiten

E-Book, Deutsch, 326 Seiten

ISBN: 978-3-8444-2850-6
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Um intellektuell hochbegabte Kinder und Jugendliche angemessen fördern zu können, sind eine rechtzeitige Diagnostik und fundierte Beratung unumgänglich. Das vorliegende Buch bietet einen umfassenden und aktuellen Überblick über die theoretischen Grundlagen von Hochbegabung sowie über Möglichkeiten der Diagnostik und Förderung. Durch eine klare Strukturierung und didaktische Aufbereitung der Inhalte eignet es sich ideal für das (Selbst-)Studium und für die berufliche Weiterbildung.

Für die 2. Auflage wurden aktuelle Studienergebnisse berücksichtigt, und es wurden neue Themen, wie Geschlechterunterschiede oder Förderung Hochbegabter im regulären Unterricht, aufgenommen. Inhalte des Bandes sind zunächst verschiedene Modellvorstellungen von Hochbegabung sowie wegweisende Studien auf diesem Gebiet. Weiterhin werden die Entwicklung von Hochbegabung sowie Eigenschaften von Hochbegabten, wie z.B. leistungsbezogene Merkmale und bestimmte Temperamentseigenschaften, diskutiert. Ausführlich erörtern die Autorinnen Möglichkeiten der Diagnostik von hochbegabten Kindern und Jugendlichen und stellen konkreten Fördermöglichkeiten in Kindergarten und Schule vor.

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Zielgruppe


Pädagogische Psycholog_innen, Schulpsycholog_innen, Pädagog_innen, Studierende und Lehrende der Psychologie und Pädagogik sowie Mitarbeiter_innen in Beratungsstellen

Weitere Infos & Material


|71|2  Wegweisende Studien und methodische Herausforderungen in der Hochbegabungsforschung
In diesem Kapitel lernen Sie drei wegweisende Längsschnittstudien zur Untersuchung von Hochbegabten kennen: die Terman-Studie und die Study of Mathematically Precocious Youth aus den USA und das Marburger Hochbegabtenprojekt aus Deutschland. Wir haben diese drei Studien ausgewählt, weil sie sowohl inhaltlich als auch methodisch Meilensteine der Hochbegabungsforschung darstellen und man an ihnen einige forschungsmethodische Herausforderungen gut erkennen und diskutieren kann. Zunächst stellen wir Ihnen die Grundzüge dieser drei Studien vor. Anschließend werden wir anhand dieser Studien die methodischen Schwierigkeiten diskutieren, mit denen man konfrontiert ist, wenn man wissenschaftlich herausfinden will, wie Hochbegabte sind und wie sie sich über die Lebensspanne entwickeln. Die Lernziele dieses Kapitels sind: Sie wissen, welche Ziele diese drei zentralen Längsschnittstudien aus der Hochbegabungsforschung verfolgten bzw. verfolgen, wie sie methodisch konzipiert sind und welches ihre Hauptergebnisse sind. Sie kennen die jeweiligen methodischen Stärken und Schwächen dieser Studien. Sie wissen, mit welchen besonderen forschungsmethodischen Herausforderungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Hochbegabungsforschung konfrontiert sind. Vor diesem Hintergrund können Sie die Inhalte in den nachfolgenden Kapiteln dieses Lehrbuchs kritisch einordnen. |72|2.1  Ausgewählte Längsschnittstudien mit Hochbegabten
Was ist das Besondere an hochbegabten Kindern und Jugendlichen? Welche spezifischen Stärken und Schwächen haben sie? Sind sie im Grunde genauso wie alle anderen Kinder, nur eben schlauer, oder unterscheiden sie sich in ihrer Persönlichkeit, ihrer Gesundheit und ihren Interessen von anderen? Wie entwickeln sich hochbegabte Kinder, wenn sie älter werden? Wachsen sie zu erfolgreichen, zufriedenen Menschen heran, oder fühlen sie sich häufig isoliert und unzufrieden? Solchen und ähnlichen Fragen sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler während der letzten 100 Jahre in verschiedenen, zum Teil sehr groß angelegten Studien empirisch nachgegangen. Diese Studien haben solides Wissen über hochbegabte Kinder und ihre weiteren Lebenswege erbracht. Im Folgenden stellen wir drei sehr große und einflussreiche Längsschnittstudien mit Hochbegabten genauer vor. In den weiteren Kapiteln dieses Buches werden wir immer wieder auf diese Studien zurückgreifen und ausgewählte Befunde daraus berichten. In den vorgestellten Längsschnittstudien begleiteten die Forscherinnen und Forscher eine oder mehrere Kohorten von Hochbegabten über viele Jahre und zum Teil Jahrzehnte. Längsschnittstudien sind die Methode der Wahl, wenn langfristige Entwicklungen im Fokus des Interesses stehen. Eine der gemeinsamen zentralen Fragen aller drei Studien war die nach der schulischen und/oder beruflichen Entwicklung Hochbegabter. Die Terman-Studie (Kap. 2.1.1) und die Study of Mathematically Precocious Youth (SMPY; Kap. 2.1.2) gelten heute als die größten und ertragreichsten Studien zur Entwicklung intellektuell hochbegabter Menschen (Lubinski, 2016). Zusätzlich stellen wir in diesem Kapitel mit dem Marburger Hochbegabtenprojekt (Kap. 2.1.3) auch eine Längsschnittstudie aus Deutschland vor. Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass in den USA noch weitere zum Teil sehr groß angelegte Studien zur Erforschung Hochbegabter durchgeführt wurden. Ein prominentes Beispiel ist etwa das „Project Talent“ (Flanagan et al., 1962), in dem über 400?000 Schülerinnen und Schüler über elf Jahre hinweg untersucht wurden (vgl. auch Kap. 3.1.2). 2.1.1  Terman-Studie Im Jahr 1921 startete der amerikanische Intelligenzforscher Lewis Terman mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an der Stanford University in Kalifornien (USA) die erste groß angelegte moderne Längsschnittstudie |73|zur Untersuchung von hochbegabten Menschen über die Lebensspanne. Die Zielgruppe bildete eine Stichprobe von N = 1?528 hochbegabten Kindern und Jugendlichen. Diese Kinder und Jugendlichen waren zu Beginn der Studie zwischen 3 und 19 (im Mittel: 10) Jahre alt, wurden in der Folge regelmäßig untersucht, und ihre Lebenswege wurden bis ins hohe Alter weiter beobachtet (chronologisch: Burks, Jensen & Terman, 1930; Terman & Oden, 1947, 1959; Oden, 1968; Sears, 1977; Sears & Barbee, 1977; Holahan & Sears, 1995; Holahan & Velasquez, 2011). Die Ergebnisse der ersten drei Jahrzehnte der Studie wurden in fünf Bänden unter dem Titel Genetic Studies of Geniusveröffentlicht. Terman verfolgte mit der Studie das Ziel, die zur damaligen Zeit verbreitete Disharmoniehypothese zu widerlegen. Die Disharmoniehypothese nimmt einen Zusammenhang von hoher Intelligenz und negativen psychosozialen Merkmalen an (vgl. Kap. 3.2). Er wollte nachweisen, dass intellektuell hochbegabte Kinder gerade nicht anfälliger für soziale und emotionale Probleme sind als andere Kinder, sondern diesen nicht nur intellektuell, sondern auch in körperlicher, sozialer, emotionaler und moralischer Hinsicht deutlich überlegen sind. Dies ist ein aus heutiger Sicht befremdliches Ziel, insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich Terman für die Ideen der damals breit diskutierten „Eugenik“1 begeisterte. Dennoch stellt diese erste große Längsschnittstudie über die Lebensspanne einen Meilenstein der Hochbegabungsforschung dar. Termans Stichprobe Termans Team suchte in den größeren und mittelgroßen Städten Kaliforniens nach geeigneten Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern. Dabei gingen die Forscherinnen und Forscher mehrschrittig vor: Im ersten Schritt sollten etwa 6?000 Lehrkräfte potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten nominieren; sie wurden aufgefordert, die drei nach ihrer Einschätzung intelligentesten Kinder ihrer Klasse zu benennen, zudem das jüngste Kind der Klasse (zu Lehrernominationen vgl. Kap. 4.6.1). Ebenfalls einbezogen wurden die Geschwister dieser Kinder. Im zweiten Schritt wurde die Intelligenz der Kinder mit dem Stanford-Binet-Intelligenztest gemessen, einem bis heute in den USA gebräuchlichen Test, der auf dem ersten modernen |74|Intelligenztest des Franzosen Alfred Binet basierte und den Terman an der Stanford University für amerikanische Kinder adaptiert und neu normiert hatte (vgl. auch Kap. 1.3.2). In die Studie aufgenommen wurden dann nur diejenigen Kinder, die im Test einen IQ von mindestens 140 erreichten; insgesamt waren das 672 Mädchen und 856 Jungen. Der mittlere IQ der Stichprobe betrug etwa 150 (Howe, 1999). Die Entwicklung dieser Kinder – später liebevoll als „Termiten“ bezeichnet – wurde von Termans Forschergruppe bis ins hohe Alter weiterverfolgt; mit ihnen wurden Interviews geführt, und sie bearbeiteten verschiedene standardisierte Testverfahren (Burks et al., 1930; Holahan & Sears, 1995; Oden, 1968; Sears, 1977; Sears & Barbee, 1977; Terman & Oden, 1947; Terman & Oden, 1959). Durch diese lange Zeitspanne war es möglich, nicht nur die schulische Entwicklung zu verfolgen, sondern auch die Berufswahl, den Berufseinstieg, den Karriereverlauf und sogar die Lebensumstände und die Lebenszufriedenheit im Rentenalter zu untersuchen. Die langfristige Teilnahmequote war bemerkenswert hoch: 95?% der ausgewählten Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen auch im fortgeschrittenen Erwachsenenalter noch an den Befragungen teil. Ausgewählte Ergebnisse Im Kindesalter hatten die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer eine überdurchschnittlich gute Gesundheit, waren im Mittel größer als Gleichaltrige und erbrachten überdurchschnittlich gute Schulleistungen. Die Forscherinnen und Forscher beobachteten, dass die „Termiten“ anderen Gleichaltrigen in ihrer emotionalen, moralischen und charakterlichen Entwicklung überlegen waren (Feger & Prado, 1998). Als Jugendliche waren sie generell emotional stabil, sehr vielseitig interessiert und – den Einschätzungen ihrer Lehrkräfte zufolge – besonders motiviert. Im Erwachsenenalter ...



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