Pöhlmann / Heldmann | Gegenwärtige Vergangenheit | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Englisch, Deutsch, Band 262, 329 Seiten, Gewicht: 10 g

Reihe: Beiträge zur AltertumskundeISSN

Pöhlmann / Heldmann Gegenwärtige Vergangenheit

Ausgewählte Kleine Schriften

E-Book, Englisch, Deutsch, Band 262, 329 Seiten, Gewicht: 10 g

Reihe: Beiträge zur AltertumskundeISSN

ISBN: 978-3-11-021050-7
Verlag: De Gruyter
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Egert Pöhlmann war bis 2001 Ordinarius für Klassische Philologie an der Universität Erlangen. Die hier vereinten Kleinen Schriften reichen von 1968 bis 2008. Neben Beiträgen zur Griechischen und Lateinischen Philologie und zur Antiken Musik stehen solche, die die Verbindung von Themen der Klassischen Philologie zu benachbarten Fächern wie Antike Philosophie, Archäologie, Kunstgeschichte, Neuere Deutsche Literatur und Musik suchen. Schwerpunkte innerhalb der Klassischen Philologie sind Theorie und Geschichte der literarischen Gattungen, Textgeschichte und Textkritik, Bühnendichtung und Bühnenspiel sowie das Nachleben der Antiken Literatur. Die Beiträge zur Antiken Musik wenden sich der Antiken Musiktheorie und der Musikpraxis der Antike zu. Antike Bühnenbauten sowie Vasenbilder schlagen die Brücke zur Archäologie. Der Band wird durch ein Schriftenverzeichnis von Egert Pöhlmann beschlossen.
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Zielgruppe


Wissenschaftler, Bibliotheken, Institute / Academics, Libraries, Institutes

Weitere Infos & Material


E.Pöhlmann: 1. Lyrische Variationen. Anakreontische Motive bei Eduard Mörike; 2. Parodia; 3. Die zwei Musen des Vergil. Zum Vergilmosaik in Hadrumetum; 4. Der Schreiber als Lehrer in der klassischen Zeit Griechenlands; 5. Lukrez als Quelle griechischer Kulturentstehungslehre; 6. Philodem, De musica 1969-1989; 7. Musiktheorie in spätantiken Sammelhandschriften; 8. Die Wanderbühne der Techniten; 9. Ipse conteret caput tuum (Genesis 3,15). Kreuz und Schlange in J. S. Bachs Johannespassion; 10. Gattungen musikalischen Fachschrifttums im Altertum; 11. Dichterweihe und Gattungswahl; 12. Besprechung von Oliver Taplin, Comic Angels and Other Approaches to Greek Drama through Vase-Paintings; 13. Die Topographie der Troas in der Ilias: Fiktion oder Realität; 14. Griechische Musik 1989-1992; 15. Das "Griechische Wunder" und die Tragödie; 16. Große Form - Kleine Form in der antiken Dichtung; 17. Codex Hersfeldensis und Codex Aesinas. Zu Tacitus’ Agricola. In memoriam Rudolf Till; 18. Euripides und die Monodie; 19. Parodien der Euripideischen Monodie bei Aristophanes; 20. Besprechung von L. Prauscello, Singing Alexandria


10. Gattungen musikalischen Fachschrifttums im Altertum (S. 117-118)

In seinem Dialog Ion (536e – 537e) läßt Platon den Sokrates nach t´wmai fragen, die Homer beherrsche, nicht aber der Rhapsode Ion, wählt dafür als Beispiel die ,Kunst der Zügelführung‘, die Bmiowe¸a, und belegt dies durch ein Beispiel, das Ion auswendig kann (Ilias 23, 335 –340): Nestor gibt seinem Sohn Antilochos Ratschläge, wie er die Wendesäule beim Wagenrennen umfahren muß. Das Beispiel ist gut gewählt.

Es entstammt einem längerem Zusammenhang (23, 313 –345), der sich wie eine Partie aus einem Lehrgedicht peq· Rppij/r liest: Lehrer- und Schülerrolle sind mit Vater und Sohn gattungsüblich besetzt, Nestor empfiehlt dem Antilochos seine Lehren und verbürgt sich für den Erfolg seiner Belehrungen (23, 313 f., 345 f.), Exempla aus anderen Bereichen wollen den Wagenlenker für die rechte l/tir gewinnen (315 f.), der Mißerfolg des Unbelehrten (319 –321) wird wirkungsvoll mit dem Erfolg des gelehrigen Schülers verglichen, die eigentlichen Belehrungen sind als Appell an den Schüler formuliert (334 –343). Vergleichbares kann man auch bei Hesiod, Xenophanes, Empedokles, Parmenides lesen.1 Wie man aus diesem Beispiel erschließen kann, gehört das Lehrgedicht zu den ältesten Literaturformen.

Im sechsten Jahrhundert gibt das Lehrgedicht einige seiner Gattungsmerkmale an die seit Anaximander2 konkurrierende Gattung der wissenschaftlichen Fachprosa ab, wie die Titelsätze des Alkmaion oder Hekataios erkennen lassen.3 Im übrigen ist wegen der fragmentarischen Überlieferung der frühen Prosa ein Urteil über Form und Struktur frühen Fachschrifttums schwer möglich. Erst gegen Ende des 5. Jh. liegen mit den ältesten Schriften aus dem Corpus Hippocraticum4 vollständige prosaische Fachschriften vor. Manfred Fuhrmann ist es gelungen, diese Lücke mit seiner Untersuchung über das systematische Lehrbuch teilweise zu schließen.5

Beginnend mit der Rhetorik an Alexander des Anaximenes (2. Hälfte 4. Jh. vor Chr.) und endend mit den Institutiones des Gaius (2. Jh. nach Chr.) hat er aus einer Kette von Fachschriften aus verschiedenen Disziplinen einen festumrissenen Typus von Lehrbuch erschlossen, der sich durch einen hohen Grad von Systematisierung der Darstellung auszeichnet. Im idealtypischen Fall beginnt eine solche t´wmg mit einer Definition ihres Gegenstandes (bqisl¹r).

Im Fall der Einführung in die Harmonik des Kleoneides (2.–3. Jh.) lautet diese: „Harmonik ist die theoretische und praktische Wissenschaft von der Natur des Harmonischen“. Sodann werden deren einzelne Teile (eUdg, Qd´ai, l´qg) aufgezählt und ihrerseits definiert. Im Fall des Kleoneides sind dies sieben: „Ihre Teile sind sieben, nmlich ,Vom Ton‘, ,Vom Intervall‘, ,Vom Tongeschlecht‘, ,Vom Tonsystem‘, ,Von der Tonart‘, ,Von der Modulation‘, ,Von der Melodiebildung‘.6 Setzt sich die Unterteilung weiter fort, so wendet sich die Darstellung dem ersten Unterbegriff zu, definiert diesen und unterteilt ihn wiederum in seine Teile.

Die Verfahren der Unterteilung (dia¸qesir) kann sich fortsetzen, sodaß regelrechte Begriffspyramiden entstehen. Ist die dia¸qesir an ihr Ende gekommen, dann wird die unterste Klasse der l´qg definiert und behandelt. Danach steigt die Untersuchung in der Begriffspyramide wieder auf und setzt beim nächsthöheren Unterbegriff wieder ein. Zu den Definitionen kann unterstützend das Verfahren der diavoq² hinzutreten: parallelgeordnete, bereits definierte Begriffe werden einander gegenübergestellt und auf ihre spezifischen Unterschiede untersucht.


Egert Pöhlmann, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg; Georg Heldmann, Ludwig-Maximillians-Universität München.


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