Gespräche mit Papst Franziskus über Ökologie, Migration und soziale Gerechtigkeit
E-Book, Deutsch, 240 Seiten
ISBN: 978-3-85869-933-6
Verlag: Rotpunktverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Carlo Petrini, 1949 geboren, italienischer Soziologe und Publizist, hat 1986 die internationale Slow-Food-Bewegung gegründet und ist bis heute ihr Präsident. 2003 kam sein Buch Slow Food. Genießen mit Verstand beim Rotpunktverlag heraus. Petrini hat das internationale landwirtschaftliche Netzwerk Terra Madre initiiert, das 6000 Gemeinschaften aus weltweit 170 Ländern umfasst. Für sein Engagement in den Bereichen Ernährung, Gesundheit und Umwelt hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten; unter anderem wurde er 2004 vom Time Magazine zum European Hero ernannt, erhielt 2013 den renommierten Preis Champions of Earth und wurde 2016 zum Europäischen Sonderbotschafter der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ernannt.
Weitere Infos & Material
Carlo: Es gibt eine Passage, in der Sie die Bedeutung der ganz kleinen Dinge unterstreichen, wie etwa das Licht auszuschalten, Wasser zu sparen, das richtige zu konsumieren. (…) Die eigenen Nahrungsmittel auszusuchen, gehört zu diesen Entscheidungen, es handelt sich um einen wirkungsmächtigen Veränderungsmechanismus: Auf diese Weise gibt man einem Produktions- und Wirtschaftsmodell den Vorzug gegenüber einem anderen.
Franziskus: Es sind die kleinen Dinge, die auf einen Ursprung verweisen. Der Pfarrer hat die Angewohnheit, ständig das Licht auszumachen. Pfarrer haben diese Manie. Aber warum? Weil Pfarrer die Spenden hüten müssen, um sie für gute Zwecke zu verwenden. (…) Wenn wir über Ökologie sprechen, müssen wir uns vor Augen führen, dass wir in allererster Linie selbst ein Teil der Ökologie sind. Das scheint offensichtlich, ist es aber keineswegs. Wissen Sie, für was Familien, nach Nahrung und Kleidung, am meisten Geld ausgeben?
Carlo: Für die Wohnung?
Franziskus: Nein. An dritter Stelle kommt Schminke?… wie sagt man? … Kosmetik! Rechnet man die Schönheitschirurgie dazu, stehen die Ausgaben hierfür weltweit an dritter Stelle. Und an vierter Stelle? Die kleinen Lieblinge, Haustiere! Diese Statistik ist ein paar Jahre alt, aber es hat sich nicht viel verändert. Merkwürdig, oder? Bildung taucht zum Beispiel gar nicht auf. (…) Wir wollen Zuneigung auf Befehl, wie bei den Haustieren, wir wollen Antworten vorhersagen können. Über ganzheitliche Ökologie zu sprechen, bedeutet, diese Sichtweise umzukehren, es bedeutet, dass Mensch und Umwelt nicht voneinander trennbar sind. Es ist ein echtes Aufbegehren gegen diese Welt.