E-Book, Deutsch, 80 Seiten
Patentalis Das bezaubernde Lächeln der Ann Ewill
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-942223-58-4
Verlag: Größenwahn Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Surrealistische Geschichten
E-Book, Deutsch, 80 Seiten
ISBN: 978-3-942223-58-4
Verlag: Größenwahn Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Nicole Kidman besucht eine dunkle Gefängniszelle - mit fatalen Folgen für den Inhaftierten; ein polnischer Gastarbeiter entdeckt, dass das Jenseits keineswegs frei von Rassismus ist, und ein naives Rotkäppchen erfährt, dass böse Wölfe auch in modernen Zeiten ihr Unwesen treiben. Nachbarschaftsgeheimnisse, verlorene schwarze Ohrringe, oder Augen, die aus dem Aquarium heraus den Raum beobachten sind nur einige Zutaten für diese hintergründig-provokative Lektüre - die mit zielgenauer Metaphorik und zugleich beschwingter Leichtigkeit mal ein entzücktes Lächeln, und mal ein amüsiertes Gelächter auslöst und mit einem ganz neuen Blick auf unsere absurde Gesellschaft verblüfft.
In atemberaubend grotesken Zerrbildern fördert der in Düsseldorf geborene Autor Michalis Patentalis Geschichten aus dem menschlichen Unterbewusstsein zutage. Mittels Traumerlebnissen, verdrehten Perspektiven und abstrus scheinenden Sichtweisen führt er den Leser in eine irrationale Welt: "Alles begann an jenem merkwürdigen Abend. Der Mond, einem riesigen berauschten Auge ähnelnd, versuchte vergeblich seine vorgeschriebene Umlaufbahn um die Erde einzuhalten. Plötzlich ein kleines Stolpern an den Himmelsstufen, und der Mond stürzte in voller Größe in Petes Hirn hinein ..."
Liebe Freunde des Surrealen, willkommen in der Welt des kultivierten Wahnsinns.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
DAS BEZAUBERNDE LÄCHELN DER ANN EWILL
EIN UNFALL BEIM BBC
EINE ERNSTHAFTE ERFINDUNG
DIE POL(L)EN FLIEGEN IM FRÜHLING
SCHATTENSPRUNG
DAS GEHEIMNIS DES NACHBARN
DER SCHWARZE OHRRING
EINE MUH, EINE MÄH
AUGEN IN EINEM AQUARIUMGLAS
DIE BISSOFFS STILLGESTANDEN
DAS ROTKÄPPCHEN IN DER STADT
BIOGRAPHISCHES
Meine Mutter sagt, dass hier in der Stadt viele Wölfe leben. Deswegen soll ich vorsichtig sein. Ich soll nichts von Fremden annehmen, was auch immer das sein sollte. "Auch keine Süßigkeiten!" das hat sie noch besonders betont.
Meine Mutter sagt, die Wölfe in der Stadt sind gefährlicher als die Wölfe im Wald, da sie sich in Menschen verwandeln können. Jetzt verstehe ich, warum unsere Vermieterin mich jedes Mal so böse anguckt, wenn ich laut singe.
Morgens, wenn ich zur Schule gehe, betrachte ich die Wohnungstüren im Treppenhaus mit Angst. Sie scheinen mich spöttisch zu beobachten, und ich denke, dass jeden Moment ein Wolf rauskommt und mich fressen wird.
Eines Tages, als ich mit meinen Freundinnen Bockspringen spielte, meldete sich die Frau, die unter uns wohnt, und beschwerte sich. Ich hörte, wie meine Mutter zu ihr sagte: "Ja, aber sie ist doch noch ein Kind!". Wahrscheinlich wollte sie mich fressen, und meine Mutter meinte - um mich zu retten - ich sei noch zu klein und es würde sich nicht lohnen. Wisst ihr, ich bin ja auch ziemlich dünn.
Als wir kürzlich zum Einkaufen gingen, erfuhr ich zum ersten Mal etwas über die Herkunft meiner Familie. Und das kam so. Im Kaufladen gab es viele Süßigkeiten, und ich bekam Lust auf Gummibärchen. Da ich ja von Fremden keine Süßigkeiten annehmen durfte, nahm ich sie mir eben direkt aus dem mir bekannten Geschäft und steckte mir eins in den Mund. Dem Ladenbesitzer aber, der das sah, wuchsen plötzlich Haare auf den Händen und er ging auf mich los, um mich aufzufressen. Zum Glück trat meine Mutter dazwischen und rettete mich im kritischen Moment vor dem Maul des Ladenbesitzers.
"Nimm deine Rotzgöre hier weg, du dumme Ziege!" schrie er, und aus seinem Mund grollten eigenartige Worte, die einem Wolfsgeheul glichen. Meine Mutter nahm mich an der Hand und wir rannten aus der Höhle des Ladenbesitzers. Sie weinte den ganzen Weg lang, und ich wusste nicht, wie ich sie trösten sollte. Nun hatte ich also schon wieder etwas vermasselt.
"Es tut mir leid, Mutter, woher sollte ich denn wissen, dass sich die Wölfe auch in Lebensmittelhändler verwandeln können! Und du, Mama, hast mir aber auch nie gesagt, dass wir von Ziegen abstammen. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich vorsichtiger gewesen, denn ich weiß doch, dass Wölfe es auf Ziegen abgesehen haben."
Am nächsten Tag in der Schule sollten wir einen Aufsatz über unser Lieblingstier schreiben. Ich schrieb natürlich, wie man sich denken kann, dass ich von allen Tieren am liebsten die Ziege mag. Als die Lehrerin am darauf folgenden Tag meinen Aufsatz in der Klasse vorlas, lachten die Kinder in einem fort. Vor allem diese unausstehliche Melanie, die in ihrem Aufsatz geschrieben hatte, dass ihr Lieblingstier der Wolf sei, lachte ironisch und zeigte mir ihre Zähne, um mir Angst einzujagen. Ich hatte ihre Verwandtschaft zu dem Lebensmittelhändler in unserer Nachbarschaft sowieso schon bemerkt. Wenn sie mit ihrer Mutter zum Einkaufen in den Laden ging, gab er ihr eine Handvoll Gummibärchen und nahm ihre Mutter mit ins Hinterzimmer, um ihr, wie er sagte, neue Strumpfhosen zu zeigen. Melanie aß so viele Gummibärchen, dass ihre Backen vom Hochgenuss rot anliefen. Auch ihre Mutter hatte ganz schön rot angelaufene Backen, wenn sie aus dem Hinterzimmer des Ladenbesitzers kam. Sicher aß auch sie dort Gummibärchen, die er ihr heimlich gab. In der Nachbarschaft behaupten böse Zungen, dass der Ladenbesitzer sie befingert...