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E-Book, Deutsch, 296 Seiten

Metz Und Vlado spricht doch Deutsch

Ein Bub sucht seinen Vater
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7693-9555-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Bub sucht seinen Vater

E-Book, Deutsch, 296 Seiten

ISBN: 978-3-7693-9555-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Und Vlado spricht doch Deutsch Der Bub sucht seinen Vater Alex, geboren 1946, ist ein Kind der Schande, das Produkt einer verbotenen Liaison zwischen einer deutschen Frau und einem jugoslawischen Kriegsgefangenen. Von klein auf wünscht sich Alex nichts sehnlicher als einen Vater. Der sei im Krieg gefallen, erzählt ihm seine Mutter. Er glaubt ihr nicht und macht sich nach ihrem Tod auf die Suche nach ihm. In der Hoffnung, ihn noch lebend anzutreffen, führt ihn sein Weg über viele Hindernisse in den Kosovo. Die Begegnung mit seinem Vater wird für ihn zum Schicksal. Offen und ehrlich schildert der Autor die Sorgen und Nöte eines nur von Frauen erzogenen Jungen beim Suchen, Finden und Entdecken der eigenen Männlichkeit. Ich schreibe dieses Buch für alle kleinen und großen Kinder, die von ihren Vätern getrennt sind oder ihren Vater suchen. Ich möchte auch dazu beitragen, dass nie wieder Menschen, die sich lieben, wegen ihrer Herkunft, ihrer Abstammung, ihrer Hautfarbe, ihrer Religion, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert, ausgegrenzt oder gar getötet werden.

L. Alexander Metz geboren 1946 in Cham/Opf., Regensburger Domspatz von 1955 bis 1966, von Beruf IT- und Datenkommunikations-Manager, ist seit 2006 als Verleger, Filmproduzent und Autor tätig. Als Yoga-Lehrer aus der Schule Yesudian/Haich und Chorleiter arbeitete er viele Jahre im Rahmen des Chamer Modells therapeutisch mit an Demenz erkrankten Menschen. Er verwaltet die Werke des einstigen Erfolgsautors Ewald Gerhard Hartmann (Ewger) Seeliger, bearbeitet sie und gibt sie heraus. Als Autor wählt und erzählt er Geschichten, die das Leben schreibt. Geschichte schreiben immer die Sieger. Das Leben schreibt Geschichten und die halte ich fest, ist das Motto seiner Arbeit als Autor.

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Aufklärung Teil 2
Ein Besuchssonntag war zu Ende gegangen. Die Internatsordnung erlaubte nur alle vier Wochen den Besuch von Angehörigen. Immer an einem Sonntag, dem ersten eines Monats. Mutti und Tante Maja hatten mich besucht, brachten mir was zum Schnabulieren mit, einen Eimer Honig zum Frühstück, Schokolade und neue Sachen zum Anziehen. Zum Abschied drückten sie mich kurz und entschärften diese Geste der Nähe mit einem „Sei schön brav und folgsam!“ Ich hatte an den vorhergehenden Besuchssonntagen, an denen der Tschitschi, unser Blondschopf, noch bei uns war, bemerkt, dass Tschitschis Papa, bevor er ins Auto stieg, seinen Sohn immer umarmte und ihm einen herzhaften Schmatz auf die Stirn drückte. Tschitschi, ein Klassenkamerad, den wir alle wegen seiner offenen und lockeren Art, wie er sich uns gegenüber zeigte, mochten, entwand sich verschämt vor den anderen Jungs der Umarmung seines Vaters, als sei sie ihm unangenehm. Wie gerne hätte ich einen Vater gehabt, der mich in den Arm nimmt! So einen wie Tschitschis Vater. Der war groß, schlank, hatte einen schmalen Kopf und goldgelbe, glatt nach hinten gekämmte Haare. Sein Blick war, wenn er nicht gerade mit Tschitschi redete, geradeaus gerichtet. Das machte was her. Wenn er seine Hand auf Tschitschis Schulter legte, vermittelte er Stärke und Zuversicht und zeigte mit dieser mir leider nicht gegönnten Geste, wie sehr er seinen Sohn mochte und wie stolz er auf ihn war. Ich beobachtete aber auch einen anderen Vater, der im Beisein seines Sohnes zum Präfekten sagte: „Wenn der Bua ned spurt, dann geben S‘ ihm gleich ein paar hinter die Löffel!“ So einen Vater wünschte ich mir nicht. Wir Kinder lagen schon in unseren Betten und starrten brav zur Decke. Unsere Herzen waren von Traurigkeit erfüllt; denn wir waren nun wieder allein, ein jeder für sich, ohne Liebe, ohne Zärtlichkeit. Wir durften nicht sprechen, nicht ein Wort zum Nachbarn flüstern. Es war Silentium strictissimum religiosum angeordnet. Absolutes Stillschweigen. Wer es brach, wurde vom Präfekten mit dem Rohrstock bestraft. Auf der Stelle. Entweder gab es Tatzen, Schläge auf die ausgestreckte Hand, oder Hiebe auf den Hintern, welcher der Tageszeit entsprechend nur von einer dünnen Schlafanzughose bedeckt war. Gefühle der Scham und der Demütigung waren dabei schlimmer als die schmerzhaften Hiebe selbst. Draußen auf dem endlos langen Gang schlich der Präfekt in seinem dunklen Anzug, leise wie eine schwarze Katze, auf und ab, darauf lauernd, ob es nicht doch einer wagte, das Stillschweigen zu brechen. Franzl, der Junge mit dem runden Mondgesicht – er stammte von einem Bauernhof aus Hausham und hatte wieder einmal keinen Besuch bekommen – weinte still vor sich hin. Ich vernahm sein unterdrücktes Schluchzen, hätte ihn gern getröstet. War aber wegen der zu erwartenden Strafe nicht möglich. Auch ich war traurig. Ich hatte zwar Besuch von meiner Mutter, der Mutti, erhalten, nicht aber von meiner über alles geliebten Mama, meiner Pflegemutter, die neun Jahre lang für mich Mutter war. Hoffentlich wird sie mich bald besuchen, wünschte ich mir. Ich wusste nicht, dass meine Mutter und die Tante Maja in ihrer Besorgnis um mein seelisches Wohlergehen veranlasst hatten, dass meiner Pflegemutter der Zutritt zum Internat verwehrt blieb, Briefe von mir an sie abgefangen wurden und ebenso ihre Briefe an mich. Meine Mama hat mich bestimmt nicht vergessen! Von dieser Hoffnung beseelt war ich gerade dabei einzuschlafen. „Ssst, ssst“, zischte Peter mit dem schiefen Eckzahn, den wir den Wipsi nannten. Er lag im Hochbett neben mir, oben, getrennt von der Breite eines Spinds, der zwischen beiden Betten an der Wand stand. Das „Ssst“ bedeutete, dass er mir vor dem Einschlafen noch unbedingt etwas ganz Wichtiges mitteilen wollte. Da Wipsi aus der nahe gelegenen Stadt Regensburg kam, durfte er an Besuchssonntagen nach der Heiligen Messe mit der Bahn nach Hause fahren. Er hatte immer etwas Interessantes zu berichten, wenn er am Abend wieder zu uns zurückkehrte. Was wird er heute zu erzählen haben? rätselte ich und bemühte mich nicht einzuschlafen, obwohl meine Lider immer schwerer wurden. Ihn auf der Stelle zu fragen, was er mir mitteilen wollte, durfte ich auf keinen Fall riskieren. Ich hätte mich und ihn der Gefahr einer Bestrafung mit dem Rohrstock ausgesetzt. Wir mussten also warten, bis die Bettnässer geweckt wurden, um nochmals auf die Toilette zu gehen, und bis sie wieder in ihren Betten lagen und schliefen. Dies war auch der Zeitpunkt, wo wir vor dem Präfekten sicher waren. Einigermaßen. Als es endlich so weit war, zischte Peter wieder: „Ssst, ssst“, und machte mit seinem Finger ein Zeichen, ich solle näher zu ihm rüberkommen. Ich beugte mich über das Gitter meines Bettes weit hinaus. Wipsi mit dem schiefen Eckzahn hielt die Hand vor seinen Mund und tuschelte mir ins Ohr: „Du Alex, ich weiß jetzt, wie man erkennt, dass ein Mann ein Vater wird.“ „Sag‘s mir. Komm, sag’s mir“, drängte ich. Ich war von dieser Neuigkeit fasziniert, hatte ich doch mit beinahe zehn Jahren noch immer keine Ahnung davon, wie Kinder gemacht werden. Der Tschitschi hatte es angeblich gewusst und es anderen gesagt. Das flog auf. Daraufhin wurde er vom Präfekten aus Internat und Schule geworfen. Er soll behauptet haben, die Kinder kämen bei der Mutter unten heraus, was ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte. Wipsi zierte sich noch etwas: „Möchtest du‘s wirklich wissen?“ Natürlich wollte ich das wissen. Und zwar sofort. Gerade weil ich nicht im Geringsten ahnte, was er mir da anvertrauen würde, war meine Neugierde übergroß. Ich wollte unbedingt und sofort erfahren, wie man erkennen kann, dass ein Mann ein Vater wird. Das musste etwas ganz, ganz Besonderes sein. Ein großes Geheimnis! „Ich kann‘s dir nicht sagen. Ich muss es dir zeigen“, geheimniste Wipsi weiter. „Aber du darfst es niemandem weitererzählen. Niemandem! Versprichst du mir das?“ „Ich werde es bestimmt niemandem erzählen. Großes Indianerehrenwort!“, versicherte ich und hob die Hand zum Indianerschwur, während ich mich mit der anderen Hand am Bettgitter festhielt, um nicht auf den Boden hinabzustürzen. „Bitte zeig es mir! Gleich jetzt. Geht das? Bitte! Komm schon!“ „Psst, ich höre Schritte. Der Prä!“, warnte Wipsi. Prä war in der Internatssprache die Abkürzung für Präfekt. Sogleich rollte ich mich in mein Bett zurück und lauschte gespannt mit pochendem Herzen in die Dunkelheit. Ich hörte das Schnarchen und Schmatzen unserer acht Zimmerkameraden. In einem entfernten Schlafsaal jammerte ein Junge schlaftrunken nach seiner Mama. Sein Wimmern wallte wie ein Klagelied über den langen Gang. „Ssst, Ssst“, machte der Wipsi nach einer kleinen Weile wieder und gab mir ein Zeichen mit dem Kopf, wieder näher zu ihm zu kommen. Ich beugte mich weit über das Gitter hinaus, um zu hören, was er mir zu sagen hatte. „Ich glaub, der Prä ist jetzt in seinem Zimmer. Ich geh jetzt aufs Klo. Und du kommst nach einer Weile nach. Dann zeig ich dir das mit dem Vaterwerden“, erklärte er mir, kletterte unversehens von seinem Bett herab und schlich auf leisen Sohlen barfuß aus dem Zimmer. Ich konnte es kaum erwarten, ihm zu folgen, um endlich das große Geheimnis, wie ein Mann ein Vater wird und woran man das erkennt, zu erfahren. Bald schon kroch auch ich aus dem Bett, kletterte die Sprossen hinab, versicherte mich in die Dunkelheit lauschend, dass auch wirklich alle im Zimmer schliefen, und schlich dann, vorbei am Präfektenzimmer, ebenfalls zur Toilette, die nur wenige Schritte entfernt auf der anderen Seite des Gangs lag. Es war schummrig in der Toilette. Der Mond, der in den vergangenen Nächten durch die Fensterfront sogar den endlos langen Schlafsaalgang erhellte, hatte sich hinter dichten Wolken versteckt. Nur die spärliche Nachtbeleuchtung tauchte den Ort unserer geheimen Begegnung in ein gespenstisches grünes Licht. Wipsi stand allein vor einem Pissbecken und schaute ungeduldig zur Tür hin. „Komm her!“, forderte er mich energisch auf. „Komm schon!“ Als ich zögernd den düsteren, nach Pisse riechenden Raum betrat, wiederholte Peter in ernstem Ton: „Du wirst es ehrlich nicht verraten!“ Das war keine Frage, das klang eher nach einer Drohung. „Aber nein“, versicherte ich nochmals. „Ich schwör‘s dir. Ganz, ganz ehrlich. Zeig‘s mir jetzt!“ „Guck mal“, sagte er und schaute mich etwas schelmisch lächelnd an, während er etwas umständlich sein Schwänzchen aus dem Schlitz seiner Schlafanzughose hervorholte. Er grinste, so dass sein schiefer Eckzahn selbst in der Dunkelheit zu sehen war. Ich erstarrte. Entsetzen und Panik zugleich überfielen mich. So etwas ist doch Unkeuschheit, die schlimmste Sünde, die direkt den Weg in die Hölle weist. Und so etwas wird streng bestraft! Mit Rauswurf aus Internat und Schule. Da kennt der Herr Präfekt keine Gnade. Alleine schon aus Angst, hierbei entdeckt zu...



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