E-Book, Deutsch, Band Band 334, 193 Seiten, Format (B × H): 158 mm x 240 mm
Reihe: Palaestra
Lodemann / Detering / Lamping Regie als Autorschaft
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-86234-119-1
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
Eine diskurskritische Studie zu Schlingensiefs ›Parsifal‹
E-Book, Deutsch, Band Band 334, 193 Seiten, Format (B × H): 158 mm x 240 mm
Reihe: Palaestra
ISBN: 978-3-86234-119-1
Verlag: V&R unipress
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Dr. Caroline A. Lodemann hat an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Medien, Englische Philologie und Öffentliches Recht studiert und anschließend als Dramaturgin gearbeitet. Sie wurde 2009 an der Georg-August-Universität Göttingen promoviert.
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Musikwissenschaft Musikgattungen Opernmusik
- Geisteswissenschaften Theater- und Filmwissenschaft | Andere Darstellende Künste Theaterwissenschaft Einzelne Theaterschauspieler & Regisseure
- Geisteswissenschaften Musikwissenschaft Musikwissenschaft Allgemein Musikveranstaltungen und -organisationen, Aufführungspraxis
- Geisteswissenschaften Theater- und Filmwissenschaft | Andere Darstellende Künste Theaterwissenschaft Theaterregie, Theaterproduktion
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;8
2;Vorwort;10
3;I. Einleitung;12
3.1;1. Erkenntnisinteresse;16
3.2;2. Vorgehen;19
4;II. Regie;22
4.1;1. Begriffsgeschichte;22
4.2;2. Komponenten;24
4.2.1;2.1 Regie führen;25
4.2.2;2.2 Inszenieren;26
4.2.3;2.3 Aufführen;28
4.3;3. Aufführungspraktiken;29
4.4;4. Regisseure;38
5;III. Autorschaft;46
5.1;1. Autorschaftsdebatte;46
5.1.1;1.1 Der Tod des Autors;48
5.1.2;1.2 Autorfunktionen;49
5.1.3;1.3 Das Überleben des Dramatikers;52
5.1.3.1;1.3.1 Forschungspositionen;55
5.1.3.2;1.3.2 Dramatische Vermittlung;61
5.1.3.3;1.3.3 Dramatische Autorbedeutung;63
5.1.3.4;1.3.4 Theatrale Vermittlung;64
5.2;2. Autorfunktionen von Regie;66
5.2.1;Rechtliche Regelung;68
5.2.2;Historische Wandelbarkeit und Fakultativität;70
5.2.3;Klassifizierung und Differenzierung;71
5.2.4;Äußerungsinstanzen;73
5.2.5;Produktion, Selektion und Intention;73
5.2.6;Vereinheitlichung und Vergleichbarkeit;74
5.2.7;Personalisierung;75
5.3;3. Was ist der Text?;80
6;IV. Transtextuelle Beziehungen;84
6.1;1. Hypertextualität;85
6.2;2. Hypermedialität;89
6.2.1;2.1 Medienwechsel;92
6.2.2;2.2 Plurimedialität;92
6.3;3. Rezeptionskonventionen;95
6.4;4. Paratextualität;97
6.4.1;4.1 Theatrale Paratexte;99
7;V. Fallanalyse;106
7.1;1. Auswahlkriterien;106
7.2;2. Wagner;109
7.3;3. Schlingensief;120
7.4;4. Schlingensiefs Parsifal;123
7.4.1;4.1 Vorberichterstattung;123
7.4.2;4.2 Paratexte zu Parsifal;125
7.4.3;4.3 Zuschreibungen;142
7.5;5. Schlingensiefs Parsifal-Inszenierung;144
7.5.1;5.1 Musikdramatischer Text;144
7.5.2;5.2 Inszenierung;154
7.5.3;5.2.1 Zwei Lesarten;160
7.5.4;5.3 Transformation;169
7.6;6. Schlingensiefinszenierungen;172
8;VI. Fazit;180
9;Literaturverzeichnis;186
9.1;I. Forschungsliteratur und Quellen;186
9.2;II. Nachschlagewerke und Sammlungen;191
9.3;III. Presse;192
9.4;IV. Internet;194
1. Autorschaftsdebatte
Der Begriff ›Autor‹ wurde dem Lateinischen um die zweite Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts entlehnt. Er geht etymologisch zurück auf das lateinische ›auctor‹ in der Bedeutung ›Förderer, Veranlasser, Urheber‹, das wiederum vom lateinischen ›augere‹ – ›vermehren, vergrößern‹ abgeleitet ist. Er bezeichnet Verfasser und Urheber von Texten und im weiteren Sinn von Werken der bildenden Kunst und derMusik undwird daneben auch für Produzenten der neuen Medien verwendet. Der Begriff der ›Autorschaft‹ für ›Urheberschaft‹ beziehungsweise ›Verfasserschaft‹ ist die Relationsbezeichnung des Autors zu seinem Werk und wurde um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts eingeführt. Im zwanzigsten Jahrhundert wurden die Begriffe Gegenstand einer anhaltenden Debatte, die sich an der literaturwissenschaftlichen Herangehensweise des ›Biographismus‹ entzündete, den Autor als maßgebliche Bezugsgröße der Auslegung von Texten anzusetzen.
Dagegen wurde die Forderung erhoben, das Kunstwerk selbst in den Fokus seiner Deutung zu stellen und es aus seiner inneren Gestalt und Struktur ästhetisch zu betrachten und zu erklären. Einen solchen autorkritischen Ansatz vertraten beispielsweise William K. Wimsatt und Monroe C. Beardsley in ihrem 1946 publizierten Aufsatz »The Intentional Fallacy«, deutsch »Der intentionale Fehlschluss«. Sie warben darin für die ausschließliche Konzentration auf den Text mit der Begründung, dieser gehöre der Öffentlichkeit und sei von Anfang an von seinem Autor losgelöst. Die Intentionen des Autors wären deswegen zu vernachlässigen, weil ihm ihre Umsetzung entweder gelungen ist, wofür der Text Beleg wäre, wäre sie jedoch misslungen, so blieben sie belanglos für die Interpretation des Textes.
Die heute standardisierte Unterscheidung eines Erzählers im Text vom Autor, der den Text hervorbringt, führte Käte Friedemann 1910 in Die Rolle des Erzählers in der Epik ein, die sowohl von Käte Hamburger als auch von Wolfgang Kayser in »Wer erzählt den Roman?« aufgegriffen wurde. Kayser diagnostizierte die grundsätzliche Anwesenheit eines Erzählers in »Werken der Erzählkunst«, der »nicht der Autor [ist]«, sondern »eine gedichtete Person«. Daher ist nun, was der Erzähler äußert, nicht (mehr) als Äußerung des Autors zu identifizieren.
Auch der Begriff des ›impliziten Autors‹ von Wayne C. Booth wendet sich gegen die Annahme, der Autor würde im Text selbst sprechen, und ist als dritte Größe zwischen diesem und dem Erzähler angesiedelt. Das Textkonstrukt des impliziten Autors hat sich in der Anwendung als schwierig erwiesen und ist mehrfach ausdifferenziert und umdefiniert worden, so etwa von Jörg Schönert und Fotis Jannidis.
Das Verschwinden des Autors haben sowohl Roland Barthes in »Der Tod des Autors« als auch daran anschließend Michel Foucault in »Was ist ein Autor?« postuliert, jedoch auf differente Weise begründet und unterschiedliche Konsequenzen gezogen. Beide Texte werden anschließend ausführlich dargelegt.