E-Book, Deutsch, 110 Seiten
Lipp Chronologie der Friedensinitiativen in den beiden deutschen Staaten von 1945 bis 1955
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7534-3709-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 110 Seiten
ISBN: 978-3-7534-3709-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Diese Chronik erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, bietet aber einen aussagekräftigen Querschnitt der vielfältigen Friedensinitiativen in der frühen Phase des Kalten Krieges. Im Mittelpunkt steht die Kritik am Kurs der Remilitarisierung, die von der Regierung Adenauer betrieben wurde. Daneben finden noch andere friedenspolitische Aktivitäten ihre Berücksichtigung, sodass deutlich wird, dass in dem Jahrzehnt nach 1945 nicht geringe Teile der westdeutschen Bevölkerung dem Regierungskurs der Wiederbewaffnung, dem Kalten Krieg und den Atomwaffen sehr skeptisch gegenüber standen. Überdies zeigen die verschiedenen Ereignisse ein höchst lebendiges Bild der Gesellschaft jener Jahre. Berücksichtigt werden auch Friedensinitiativen in der SBZ/DDR, wenngleich das Hauptgewicht auf der BRD liegt. Dr. Karlheinz Lipp ist Historiker mit dem Schwerpunkt Historische Friedensforschung.
Dr. Karlheinz Lipp ist Historiker mit dem Schwerpunkt Historische Friedensforschung.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1950 Januar Die Stadtvertretung von Königswinter verabschiedet eine Friedens-Charta von Königswinter, in der sich die Gemeinde symbolisch zu einem Weltterritorium erklärt. Ebenso mundialisieren sich Oberwinter-Rolandseck und Bad Wimpfen/Neckar. Der Landesvorsitzende der CDU in Sachsen, Professor Hickmann, muss aus seinen Ämtern ausscheiden, nachdem er sich zur deutschen Neutralität bekannt hatte. 2. Januar Der hessische Jugendvorstand der IG Chemie, Papier, Keramik lehnt in einer Erklärung jede Form der Wiederbewaffnung ab. 4. Januar Die Frauen-Illustrierte Constanze publiziert einen Artikel Wenn es wieder einen Krieg gäbe – hülfe uns dann ein Generalstreik der Frauen? über frauenspezifischen Widerstand gegen die Wiederbewaffnung. 7.-9. Januar Die GEMEINSCHAFT DER WELTBÜRGER veranstaltet in Baden-Baden ein bundesweites Treffen. 8. Januar Anna Siemsen, die Ehrenvorsitzende der DEUTSCHEN FRIEDENSGESELLSCHAFT, spricht in Köln vor 250 Menschen über Nie wieder deutsche Wehrmacht! Die Versammlung lehnt in einer Resolution jegliche Wiederaufrüstung ab und fordert die Bildung eines Friedensministeriums. 21. Januar Studierende der Universität Heidelberg führen eine antimilitaristische Kundgebung durch. 31. Januar Erklärung der Kirchlich-Theologischen Arbeitsgemeinschaft der Bekennenden Kirche in Deutschland gegen die Wiederbewaffnung. 5. Februar Der Vorsitzende der KPD, Max Reimann, ruft die Hamburger Hafenarbeiter zum Boykott des Entladens und Transports von Rüstungsgütern auf. 8. Februar Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. 11. Februar Der weltbekannte Physiker Albert Einstein warnt in einer amerikanischen Sendung vor der Wasserstoffbombe. 15.- 19. März In Stockholm beschließen 150 Delegierte des WELTFRIEDENSKOMITEES ein absolutes Verbot von Atomwaffen. Dieser Stockholmer Appell wird weltweit von einer halben Milliarde Menschen unterschrieben, davon 2 Millionen in der Bundesrepublik. 21. April Das DEUTSCHE KOMITEE DER FRIEDENSKÄMPFER beschließt in Berlin-Ost eine Unterschriftenkampagne für den Stockholmer Appell sowie die Gründung von Friedenskomitees in der gesamten DDR. 23. April Die VEREINIGUNG DER VERFOLGTEN DES NAZIREGIMES veranstaltet in Dortmund eine Kundgebung mit 10.000 Menschen zur Erinnerung an die Befreiung vom Nationalsozialismus und für die Bewahrung des Friedens. 27. April Wort der Synode der EKD in Berlin-Weißensee zum Frieden. Mai In Hamburg, Düsseldorf, Stuttgart, Tübingen und Offenbach finden Landeskonferenzen des WESTDEUTSCHEN KOMITEES DER FRIEDENSKÄMPFER statt. 18. Mai Der NAUHEIMER KREIS um Ulrich Noack fordert in seiner Witzenhausener Proklamation die Neutralisierung Deutschlands, die in einem Friedensvertrag fixiert werden soll. 21.-25. Mai Der Parteitag der SPD fordert in Hamburg: Ablehnung der Wiederbewaffnung und einer militärischen Dienstpflicht. 24. Mai Gerhard Graf von Schwerin wird Adenauers „Berater in technischen Fragen der Sicherheit“. Dies bedeutet de facto die geheime Vorbereitung des Aufbaus der Streitkräfte. 24.-29. Mai Die FDJ organisiert in Berlin-Ost ein Pfingst- und Friedenstreffen der deutschen Jugend. Die Bundesregierung sowie die amerikanische Besatzungsmacht kritisieren dieses Treffen. Westdeutschen Jugendlichen wird die Fahrt nach Berlin verboten. 25. Juni Polizisten sperren die Loreley weiträumig ab, um die Durchführung einer Friedenskundgebung gegen den Einbau von Sprengkammern zu verhindern. Im Laufe des Sommers tauchen auf dem Loreleyfelsen in großen Lettern geschriebene Parolen gegen die Sprengkammern auf. Beginn des Koreakrieges (Ende: 27. Juli 1953), der die Westintegration der BRD sowie die Ostintegration der DDR beschleunigt. 27. Juni Auf einer Friedenskundgebung im Friedrichstadt-Palast in Berlin-Ost kommt es zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen Intellektuellen aus Ost und West. Juli Friedenskomitees organisieren Kundgebungen in Köln, Frankfurt am Main, Dortmund, Lübeck und Nürnberg gegen die Intervention von US-Truppen in Korea. In Dresden unterzeichnen Geistliche verschiedener kirchlicher Richtungen einen Aufruf an alle Christen, der ein absolutes Verbot aller Atomwaffen fordert. 8. Juli Der Verleger Ernst Rowohlt bekennt sich in einem Interview zu seiner Unterschrift unter den Stockholmer Appell und betont, dass er kein Kommunist sei. 8./9. Juli In Bremen beraten Hafenarbeiter, Seeleute und Binnenschiffer auf einer Konferenz über Aktivitäten, um den Transport amerikanischen Rüstungsmaterials nach Korea zu verhindern. In einem Aufruf werden Kollegen aufgefordert, die Entladung kriegswichtiger Güter zu verweigern und den Stockholmer Appell zu unterzeichnen. Zur weiteren Arbeit wird ein FRIEDENSKOMITEE DER HAFENARBEITER gegründet, dem Vertreter aus folgenden Häfen angehören: Brake, Bremen, Bremerhaven, Duisburg, Düsseldorf, Emden, Flensburg, Hamburg, Kiel, Lübeck, Mannheim, Minden und Wilhelmshaven. 12. Juli Offener Brief des Bundesvorsitzenden der DEUTSCHEN FRIEDENSGESELLSCHAFT, Harald Abatz, an Josef Stalin. Abatz fordert Stalin zu vernünftigem Denken auf, um den Krieg in Korea zu beenden. 16. Juli In Hamburg gründet sich ein KOMITEE DER FRIEDENSKÄMPFER, das besonders zur Ächtung der Atombombe arbeiten möchte. Einige Ärzte erklären sich bereit, Listen zur Unterzeichnung des Stockholmer Appells in den Wartezimmern auszulegen. 18. Juli Ca. 1.500 Mitglieder des WESTDEUTSCHEN KOMITEES DER FRIEDENSKÄMPFER werden in Berlin-West verhaftet, als sie Unterschriften für den Stockholmer Appell sammeln. Die meisten von ihnen sind Studierende und Professoren der Humboldt-Universität, darunter auch der Chemiker Robert Havemann. Der größte Teil wird nach Feststellung der Personalien wieder freigelassen. 19. Juli Auf einer Kundgebung des KOMITEES DER FRIEDENSKÄMPFER im Kurfürstlichen Schloss in Mainz zur Ächtung der Atombombe nehmen 450 Menschen teil. 29. Juli In Nürnberg ziehen 400 FDJ-Mitglieder durch die Stadt. Sie fordern Passanten auf, den Stockholmer Appell zu unterschreiben. August Der Bayerische Rundfunk verbietet seinen Conférenciers Helmuth M. Backhaus, Fritz Benscher und Fred Rauch weiterhin als Sprecher oder Ansager aufzutreten. Sie hatten den Stockholmer Appell auf einer Liste unterschrieben. Diese Liste wurde vom Neuen Deutschland abgedruckt. In München schließen sich die Mehrzahl der Verbände bayerischer Lehrer an Volks-, höheren und Berufsschulen zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, die eine Erklärung gegen die Remilitarisierung verabschiedet. 6. August Die Deutsche Naturfreundejugend beschließt auf ihrem Bundesjugendtreffen auf dem Hohen Meissner eine Resolution gegen die Wiederbewaffnung. 8. August In Hamburg weigern sich 35 Hafenarbeiter zwei britische Schiffe, die mit Munition für die Besatzungstruppen beladen waren, zu entladen. Als Ausgleich für die damit verbundenen Risiken fordern sie eine entsprechende Lohnerhöhung. Die Hafenverwaltung lehnt dies ab und entlässt die Arbeiter. Einen Tag später erklären sich andere Hafenarbeiter solidarisch und treten in einen Streik. 10./11. August Die Konferenz der Länderinnenminister beschließt Maßnahmen gegen die als „kommunistisch gesteuert“ eingeschätzte Friedensbewegung. 11.-23. August Der Schriftsteller Alfred Andersch veröffentlicht in Fortsetzungen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung seine Desertionserzählung Flucht in Etrurien. Eine Resonanz bleibt aus. 16.-18. August Das Präsidium des WELTFRIEDENSKONGRESSES appelliert in Prag in einer Resolution an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und alle Regierungen: Die Luftangriffe im Koreakrieg müssen sofort eingestellt und die Feindseligkeiten beendet werden. Ferner sollen alle ausländischen Truppen das Land verlassen. 20. August Eine Friedensdemonstration des KOMITEES DER FRIEDENSKÄMPFER in Dortmund wird sehr kurzfristig verboten, so dass mehrere tausend Menschen bereits unterwegs sind und von einer Hundertschaft Polizei ohne Vorwarnung mit Gummiknüppeln auseinander getrieben werden. 26. August Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland fordert auf dem...