Perspektiven aus Theorie und Praxis
E-Book, Deutsch, 336 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-531-90915-8
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Verena Lewinski-Reuter ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kulturmanagement der FernUniversität Hagen.
Dr. Stefan Lüddemann ist Leiter des Feuilletons der Neuen Osnabrücker Zeitung und freier Autor.
Zielgruppe
Professional/practitioner
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhaltsverzeichnis;6
2;Einleitung Kulturmanagement – Wege in die Zukunft;8
2.1;Aufbau des Bandes;11
2.2;Literaturverzeichnis;18
3;Theoretische Ansätze;21
3.1;Kulturmanagement – Tätigkeiten an der Schnittstelle von kulturellen Ansprüchen, betrieblicher Rationalität und politischer Regulierung;22
3.1.1;1 Einleitung;22
3.1.2;2 Begriffe;24
3.1.3;3 Systemtheorie;31
3.1.4;4 Agieren in den Schnittstellen;40
3.1.5;5 Literaturverzeichnis;44
3.2;Kulturmanagement als Bedeutungsproduktion Plädoyer für die Neuausrichtung einer Disziplin und ihrer Praxis;47
3.2.1;1 Einleitung;47
3.2.2;2 Diagnose: Defizite des Kulturmanagements;50
3.2.3;3 Erneuerung: Kultur als Produktion;54
3.2.4;4 Operationen: Die Faktoren des kulturellen Feldes;59
3.2.5;5 Methode: Kuratieren als Vorbild für das Kulturmanagement;66
3.2.6;6 Beispiel: Die Skulptur-Projekte in Münster;71
3.2.7;7 Ausblick: Kulturmanager als Fachkräfte für die Arbeit an Texturen des Sinns;75
3.2.8;8 Literaturverzeichnis;77
3.3;Kulturmanagement in konstruktivistischer Sicht;80
3.3.1;1 Einleitung;80
3.3.2;2 Theorien;83
3.3.3;3 Konstruktivistische Kulturdefinition;90
3.3.4;4 Konsequenzen für das Kulturmanagement;93
3.3.5;5 Literaturverzeichnis;101
4;Programmatische Konzepte;105
4.1;Die Kultur von der Stadt her denken Eine neue Phase der Reflexivität und kulturellen Planung;106
4.1.1;1 Einleitung;106
4.1.2;2 Neuorientierung der Kulturpolitik;107
4.1.3;3 „Aktivierender Staat“ und „Kulturkampf“;111
4.1.4;4 Blick zurück auf frühere kulturelle Planungen;114
4.1.5;5 Eine neue Phase der Reflexivität und kulturellen Planung;118
4.1.6;6 Literaturverzeichnis;120
4.2;Aktivierendes Kulturmanagement;122
4.2.1;1 Kultur und Management;123
4.2.2;2 Programmatik für den öffentlichen Kulturbetrieb;125
4.2.3;3 Steuerungsmechanismen;126
4.2.4;4 Zielvereinbarungen;128
4.2.5;5 Zielperspektiven, Reichweiten und Verantwortlichkeiten;129
4.2.6;6 Kulturpolitische Leitlinien;130
4.2.7;7 Zehn Thesen zum Leitbild eines „aktivierenden Kulturmanagements“;131
4.2.8;8 Literaturverzeichnis;134
5;Handlungsfelder;137
5.1;Bürgerschaftliches Engagement – Bürger als Akteure der kommunalen Kultur und Ausblicke für das Kulturmanagement;138
5.1.1;1 Ausgangspunkt;138
5.1.2;2 Bürgerschaftliches Engagement – Begriff und Erscheinungsformen;141
5.1.3;3 Bürgerschaftliches Engagement in der kulturellen Praxis;151
5.1.4;4 Ausblicke für das Kulturmanagement;157
5.1.5;5 Fazit;162
5.1.6;6 Literaturverzeichnis;163
5.2;Selbstmanagement im Kulturbetrieb Kulturunternehmer zwischen Unabhängigkeit und Prekariat;165
5.2.1;1 Einleitung;165
5.2.2;2 Was bedeutet Selbstmanagement?;167
5.2.3;3 Organisationstechniken;168
5.2.4;4 Unternehmer seiner Selbst – Selbstmanagement in modernen, neoliberalen Arbeitsprozessen;170
5.2.5;5 Selbstmanagement im Kulturbetrieb;175
5.2.6;6 Kulturunternehmer und der Wandel im Arbeitsmarkt;177
5.2.7;7 Literaturverzeichnis;181
5.3;Change Management im Theaterbetrieb;183
5.3.1;1 Ausgangssituation;183
5.3.2;2 Change Management als Methode im Theatermanagement?;185
5.3.3;3 Vom Management zum Change Management;186
5.3.4;4 Diversity Management;190
5.3.5;5 Ansatzpunkte für ein Change Management im Kulturbetrieb;193
5.3.6;6 Vorschlag für die Integration von Change Management in die Theaterführung;195
5.3.7;7 Konsequenzen;197
5.3.8;8 Literaturverzeichnis;198
5.4;Leistungsbezogene Bezahlung in öffentlich-rechtlichen Kulturbetrieben – Möglichkeiten und Grenzen;201
5.4.1;1 Leistungsbezogene Bezahlung im öffentlichen Dienst;201
5.4.2;2 Leistungsbezogene Bezahlung: Eine begriffliche Klärung;202
5.4.3;3 Möglichkeiten für eine leistungsorientierte Bezahlung in öffentlichrechtlichen Kulturbetrieben;204
5.4.4;4 Grenzen für eine leistungsorientierte Bezahlung in öffentlich- rechtlichen Kulturbetrieben;211
5.4.5;5 Fazit und Ausblick;216
5.4.6;6 Literaturverzeichnis:;217
5.5;Zur Wirkung von emotional und sachlich gestalteten Audio- Guides in Museen;220
5.5.1;1 Problemstellung;220
5.5.2;2 Ein Modell zur Wirkung emotionaler und sachlicher Informationsvermittlung auf Museumsbesucher;222
5.5.3;3 Empirische Untersuchung der Wirkung von Audio-Guides;231
5.5.4;4 Zusammenfassung der Ergebnisse;244
5.5.5;5 Literaturverzeichnis;245
5.6;Kunstfreiheit und Vertragsrecht;249
5.6.1;1 Einleitung;249
5.6.2;2 Kunstfreiheit im Verfassungsrecht;250
5.6.3;3 Kunstfreiheit im Vertragsrecht;253
5.6.4;4 Ergebnis;268
5.7;Der Sponsoringvertrag der Zukunft in steuerlicher Hinsicht;269
5.7.1;1 Einleitung;269
5.7.2;2 Kultursponsoring;270
5.7.3;3 Rechtsgrundlage;271
5.7.4;2. Sponsoring-Erlass).;271
5.7.5;4 Steuerliche Behandlung des Sponsors;271
5.7.6;5 Steuerliche Behandlung des Gesponserten;277
5.7.7;6 Vertragsgestaltung unter steuerlichen Gesichtspunkten;286
5.7.8;7 Fazit;288
5.7.9;8 Literaturverzeichnis;290
5.8;Kulturtourismus in Mecklenburg-Vorpommern und die Synergien durch die Entwicklung des Kulturmanagements seit Mitte der 90er Jahre;292
5.8.1;1 Einleitung;292
5.8.2;2 Kulturtourismus – Entwicklung und Förderung seit Mitte der 90er Jahre in Mecklenburg- Vorpommern;294
5.8.3;3 Kulturmanagements-Strukturen und Synergien zwischen Kultur und Tourismus in Mecklenburg- Vorpommern. Best Practice von Tourismusmarketing durch Kulturmanagement;298
5.8.4;4 Ergebnisse und Schlussfolgerungen;319
5.8.5;5 Literatur- und Quellenverzeichnis;320
5.9;Nachwort: Profession der Grenzgänger Thomas Heinzes „ reflexives Kulturmanagement“ – weiter gedacht;322
5.9.1;Literaturverzeichnis;328
6;Prof. Dr. Thomas Heinze – Vita;330
7;Prof. Dr. Thomas Heinze – Publikationen;332
8;Autorenverzeichnis;340
Kulturmanagement — Wege in die Zukunft.- Kulturmanagement — Wege in die Zukunft.- Theoretische Ansätze.- Kulturmanagement — Tätigkeiten an der Schnittstelle von kulturellen Ansprüchen, betrieblicher Rationalität und politischer Regulierung.- Kulturmanagement als Bedeutungsproduktion Plädoyer für die Neuausrichtung einer Disziplin und ihrer Praxis.- Kulturmanagement in konstruktivistischer Sicht.- Programmatische Konzepte.- Die Kultur von der Stadt her denken Eine neue Phase der Reflexivität und kulturellen Planung.- Aktivierendes Kulturmanagement.- Handlungsfelder.- Bürgerschaftliches Engagement — Bürger als Akteure der kommunalen Kultur und Ausblicke für das Kulturmanagement.- Selbstmanagement im Kulturbetrieb Kulturunternehmer zwischen Unabhängigkeit und Prekariat.- Change Management im Theaterbetrieb.- Leistungsbezogene Bezahlung in öffentlich-rechtlichen Kulturbetrieben — Möglichkeiten und Grenzen.- Zur Wirkung von emotional und sachlich gestalteten Audio-Guides in Museen.- Kunstfreiheit und Vertragsrecht.- Der Sponsoringvertrag der Zukunft in steuerlicher Hinsicht.- Kulturtourismus in Mecklenburg-Vorpommern und die Synergien durch die Entwicklung des Kulturmanagements seit Mitte der 90er Jahre.- Nachwort: Profession der Grenzgänger Thomas Heinzes „reflexives Kulturmanagement“ — weiter gedacht.
Einleitung
Kulturmanagement – Wege in die Zukunft (S. 7)
Verena Lewinski-Reuter und Stefan Lüddemann
Das Kulturmanagement ist seit knapp zwei Jahrzehnten an deutschen Hochschulen etabliert. In dieser Zeit hat es durch verschiedene Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Kulturschaffende nachhaltige Erfolge in der Praxis erzielen können, indem es zu einer Professionalisierung im gesamten Kulturbereich wesentlich beitrug. Zugleich veränderte es mit dem vertieften Nachdenken über Kultur auch deren gesellschaftliche Einschätzung und half, neue Möglichkeiten der kulturellen Praxis und Vernetzung anzuleiten.
Kulturmanagement entwickelte sich auf zwei parallelen Ebenen und weist entsprechend zwei Bedeutungen auf: Kulturmanagement ist wissenschaftliche Disziplin und Gegenstand kultureller Managementpraxis zugleich. Die Verläufe dieser beiden Stränge bedingen und befruchten sich gegenseitig und stehen folgerichtig in Abhängigkeit. Entsprechend konsolidierte sich die junge Disziplin:
Eingeführte Ausbildungsgänge und ein gesichertes Tableau von Instrumentarien markieren das Ergebnis erster Phasen der Ausformung des Kulturmanagements. Seit seiner Etablierung als Hochschulfach, die in Deutschland mit dem Beginn der neunziger Jahre einsetzt, haben die Vertreter des jungen Faches Curricula entwickelt, in Sammelbänden das Selbstverständnis der neuen Disziplin über den Diskurs von Vertretern aus Kulturtheorie und -praxis organisiert und strukturiert, Einführungen vorgelegt oder den inzwischen erreichten Wissensstand der Disziplin in der Form des Handbuchs zusammengefasst.
Wie sehr sich das Kulturmanagement im Fluss aktueller Veränderungen von Theoriebildung und Praxisformen wandelt und sich deshalb gegen definitorische Festlegungen sperrt, belegt das nach wie vor zentrale Kompendium und Nachschlagewerk der Diszip- lin, das nicht nur den ebenso inoffiziellen wie viel sagenden Titel „Loseblattsammlung" führt, sondern entsprechend auch als Ringbuch mit immer neuen Beiträgen auf tendenziell unabschließbare Fortsetzung hin angelegt ist.
Dass die weiterhin bestehende Uneinheitlichkeit des Kulturmanagements in Theorie und Praxis neue Anstrengungen systematisierender Darstellung herausfordert, belegt ein aktuelles wissenschaftliches Großprojekt, das der jungen Disziplin noch einmal eine erweiterte Gestalt und zugleich schärfere Kontur verleihen dürfte. Sichtbare Erfolge innerhalb der Praxis belegen die hier nur in Umrissen beschriebenen Zugewinne. Zugleich blieben bis heute unübersehbare Defizite in theoretischer Begründung und Kohärenz adaptierter Methoden.
Solche Defizite zeigen den Bedarf auf, dieses interdisziplinäre Feld selbst weiter wissenschaftlich auszugestalten und zu professionalisieren. Das Kulturmanagement ist trotz vielfältiger Anstrengung weiterhin eine „Import"-Disziplin, die ihr Angebot an Instrumentarien und Inhalten aus verschiedenen Fachdisziplinen bezieht. Über solche Interdisziplinarität hinaus bleibt die Substanz des Kulturmanagements teilweise ungreifbar.
Eine Entwicklung des Kulturmanagements kann also nur mittels einer eigenständigen Theoriebildung erfolgen, mit der eine exklusive Kompetenz ausgewiesen werden könnte. Im Sinn der Theorieausbildung stellt sich die Frage: Wie können die divergierenden Bezugsdimensionen des Kulturmanagements in einer einheitlichen Theorieperspektive wenigstens soweit koordiniert werden, dass ein eigenständiger Erkenntnisfortschritt erzielt werden kann? Es gilt, das Kulturmanagement neu als Aufgabe der Integration von Theorie und Praxis zu begreifen.
Vermehrte Anstrengungen der Integration erfordert auch das Faktum, dass im Kulturmanagement weiter evidente Differenzen zwischen kultureller Sinnsetzung und ästhetischem Bildungsanspruch auf der einen Seite sowie ökonomischen Rahmenbedingungen und Handlungsmaximen auf der anderen Seite bestehen. In ihrer praktischen Ausformung sind leitende Begriffe und Themen eines Verständnisses von Kultur als Aufgabe des Managements inzwischen historisch geworden.
Umwegrentabilität, Kultur als Stadtmarketing und regionaler Inwertsetzung – um nur einige Stichworte zu nennen – haben ihren Ausgangspunkt in den achtziger Jahren genommen. Sie markierten einen Paradigmenwandel, der Kultur nicht mehr als Frage der Partizipation, sondern als zentrales Thema der Lebensgestaltung (Erlebniskultur) wie als Gegenstand der „Bewirtschaftung" (Marketingkultur) sichtbar werden ließ.