Lembcke | Aeskulaps Graffiti | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 316 Seiten

Lembcke Aeskulaps Graffiti

Katathymes Zeiterleben
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7448-7869-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Katathymes Zeiterleben

E-Book, Deutsch, 316 Seiten

ISBN: 978-3-7448-7869-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



"Aeskulaps Graffiti" transportiert Skizzen, Cartoons, Denkwürdiges und Nachdenkliches zur Zeitgeschichte im Lichte medizinischer Wahrnehmung, - genüssliche Lektüre, Anregung und Nuancierung mit spitzer Feder. Im Ergebnis ein gesellschaftskritisches, ein politisches Buch, entspannend wie spannend, humorvoll, melancholisch und fundiert. Auch ein farbiges Selfi und Reminiszenz prägender Impressionen in Petersburger Hängung; Fingerspitzen und Fußabdruck. Ein Bulletin gesellschaftlicher Entwicklungen, die teils in ganzheitlicher Sicht, mitunter Holzschnitt-artig, teils unter dem Mikroskop betrachtet werden. Dezidiert, unserer Demokratie und Europa dediziert, in erster Linie aber ein Plädoyer für eine neue Balance aus Verstand, Bildung, Gefühl und Bewusstsein; Anregung allenthalben.

Bernhard Lembcke studierte Medizin, promovierte und habilitierte sich in Göttingen. Nach Forschungstätigkeiten dort, in Frankfurt und Houston lehrte und arbeitete er als Professor für Innere Medizin am Universitätsklinikum Frankfurt, bevor er Chefarzt im Ruhrgebiet wurde. Nach 15 Jahren gab er diese Tätigkeit auf, lehrt aber weiter in Frankfurt und leitet eine Firma für Individuelle Ausbildung und Training in Ultraschalluntersuchungen (IATRus). Bernhard Lembcke wurde u.a. mit dem Silbernen Ehrenbecher der Ärztekammer Westfalen-Lippe ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet heute im Frankfurter Gallus, einem Vielnationen-hot spot der Stadt. Seine Debut-Erzählung "Aeskulaps Rhapsodie" erschien 2016.

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Über Dummheit
»Die Leute sind zu dumm für Demokratie geworden« (Marius Müller-Westernhagen, Spiegel online, 30.10.2016). Oh, ja! Und genau zu dieser Zeit wirbt die CSU für Volksentscheidungen. Bavarexit, ick hör Dir trapsen. Kolumbien kann ein anderes Lied davon singen; es gehört schon viel Anachronismus dazu, einen soliden Friedensvertrag nach mehr als 50 Jahren Bürgerkrieg auszuschlagen, um sich dann darüber zu erschrecken. Gut, im zweiten Anlauf haben sie sich besonnen, andere, Inselbewohner z.B., erhalten diese Chance nicht. Direkte Demokratie! Das erscheint wie ein Gleichnis zu jenem Pathologen, der da meint, er könne sich selbst am besten sezieren. Aber auch parlamentarische Demokratie schützt nicht vor falschen Entscheidungen oder gar grobem Unfug. Voraussetzung für Qualität ist Qualifikation; notwendig, aber nicht hinreichend, um eine mathematische Formulierung zu wählen. Und selbst diese Qualifikation haben wir peu-à-peu und fast unbemerkt in so vielen Bereichen ohne Not preisgegeben, dass uns heute die gesellschaftliche Identifikation ebenso abhandengekommen ist wie zuvor schon erkennbar Details ehemals kulturbestimmender Kenntnisse, Wissensgebiete und charakterlicher Charakteristika, die das Qualitätssiegel Made in Germany weltweit positiv attestierte. Es ist schon 40 Jahre her, dass die Universitäten (ach, Universitäten! -das kam mal von lat. universitas; heute verkümmert zu „Uni“, eher assoziiert mit der Einfarbigkeit von Bettwäsche oder einer Strumpfhose als einer „Gesamtheit, weltumspannend“) erkennen mussten, dass die „Abiturienten“ sich als unvorbereitet zum Studieren erwiesen. Bereits in den 70ger Jahren gab es in Göttingen ein Nulltes Semester, mit dem Mathematik-Studenten der Anschluss an das universitäre Niveau ermöglicht werden sollte. Hochschulreife 2.0. Die Hochschulen reagierten mit einer Anpassung ihrer Standards; größeren Hörsälen, angepassten Inhalten, Verlängerung des Studiums durch ein Plus an Betreuung/Vermittlung bei gleichzeitigem Mismatch der Zahl der Lehrenden zu den Lernenden, auch neuen Hochschulen allerorten. Blähungen im Darm resultieren in erster Linie aus Störungen der Motilität, mitunter in Begleitung von Völlegefühl durch Prasserei. Die Aufblähung des Hochschulwesens weist interessante Analogien auf; eine Zunahme der individuellen Qualität ist dabei nicht ersichtlich, wie wohl ein deutliches Plus von Studienabsolventen (´output´) besteht. »Qualität kommt von Qual« (Felix Magath). Die Absenkung des Niveaus verlief dabei parallel zur Absenkung des Schulnoten-Durchschnitts. Abi-Noten statt Reifezeugnis. Inzwischen unterschreiten die Deutschkenntnisse aktueller Abiturientenjahrgänge derart substantiell die Einstellungsanforderungen, dass sogar Polizei und das Bundeskriminalamt explizit dadurch keine ausreichende Zahl adäquater Berufsanfänger mehr finden. Im Wintersemester 2016 waren übrigens über 2,8 Millionen Studenten an Deutschlands Hochschulen eingeschrieben. Klasse,- oder nur Masse? Auch Zahlen haben zwei Seiten. Die Zahl der Analphabeten ist etwa gleich groß. Die Schnittmenge wird hoffentlich null sein. Aber auch im Kleinen dürfen wir uns alltäglich an den Kopf fassen. Das Kind im Kindergarten ist gefallen und hat einen leicht blutenden Kratzer. Alltag aller Mütter, die ihre Kinder selbst betreuen. Im Kindergarten: „Unfall“, Auslösung einer SOP (standard operation procedure), Information und Hinzuziehen mindestens eines Elternteils, der darauf panisch seinen Arbeitsplatz verlässt, niederschwelliges Hinzuziehen eines Arztes, da ja die jetzt verantwortlichen Eltern keinen eigenen Eindruck von Hergang und Intensität des auslösenden Ereignisses haben. Dies ist entsprechend ein Verhalten, das von Unkenntnis einerseits und elterliche Sorge, aber auch judikativ getriebener Angst andererseits ausgelöst und getrieben wird. „Es könnte ja mehr dahinterstecken, ich kann das nicht beurteilen“. Diese Sinnes(tr)übung ist in der Medizin sehr häufig anzutreffen, auch jüngere Ärzte in der Notaufnahme verzichten ungern auf eine Computertomographie des Schädels, wenn der Patient eine Kopfverletzung aufweist, die der erfahrene Hausarzt aufgrund geringer Intensität des Geschehens sowie seines Untersuchungsbefundes ohne Hinweis auf neurologischpsychiatrische Auffälligkeiten primär gar nicht in Betracht ziehen würde. Gänzlich absurd nimmt sich diese Einstellung bei Patienten aus, deren Beschwerden auf keine relevante Erkrankung hinweisen, die aber ohne teuerste und nicht angemessene Diagnostik unzufrieden sind, womöglich stänkern oder ggfs. sogar klagen. In Deutschland dominiert die mit jedem Gedankengang endlos erweiterbare, angstbesetzte Vorstellung; »da „könnte“ „doch“ „noch“ etwas sein«. Das German Angst-Syndrom. In anderen Ländern gibt es dagegen ein Vertrauen in Fakten. „Ich habe (aufgrund der Vorgeschichte und des Befundes) aktuell keinen Anhalt für eine relevante Verletzung“ ist ein medizinisches Faktum, ein belastbarer Befund; weitere Diagnostik also definitiv unnötig. Irrtumswahrscheinlichkeit unter 5% (also nie null!). Es ist eine schmerzhafte Vorstellung, der Formalie folgend annehmen zu sollen, die „erfahrenen“ Erzieher(innen) im Kindergarten seien nicht in der Lage, eine Bagatellverletzung zu erkennen und zu versorgen, eine Krankenschwester in der Klinik nicht in der Lage, intramuskulär und ggfs. intravenös Medikamente zu verabreichen. Der Begriff „Unzurechnungsfähigkeit“ spiegelt sich hier in ganz anderer Bedeutung. Im Kern haben wir nicht nur Ehrfurcht, sondern auch Natürlichkeit, Erfahrung, positives Denken und Selbstvertrauen durch Furcht ersetzt. Die Vorschriften zur Erfassung und Betreuung beruflich strahlenexponierter Personen z.B. weisen einen derart niedrigen Grenzwert auf, dass eine Sennerin auf der Alm eine beruflich strahlenexponierte Person darstellt. Albern, aber wahr. Ist sie angestellt, müsste ihr Arbeitgeber für regelmäßige „Strahlenärztliche Untersuchungen“ sorgen und diese dokumentieren. Konsequenz ist ein geflissentliches Ignorieren derartiger unsinniger Vorschriften, aber eben diese Autopermissivität führt zu einer Vernachlässigung auch relevanter Regeln und beinhaltet den Einstieg in die Irrationalität. So verwundert nicht, dass wir vielfach nicht nur Fakten nicht mehr vertrauen (weil wir sie gar nicht mehr realisieren und sie auch nicht von Wunschbildern oder Manipulationen differenzieren können), sondern auch rechtsstaatlichen Urteilen, unserem Recht. Diese Gesetzgebung, anwaltliche Zerrbilder und richterliche Urteile, die vielfach eine große Distanz zum Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung aufweisen, haben es zu verantworten, dass Rechtsprechung nicht mehr als gerechte und definitive Entscheidung, nicht mehr ernst genug genommen wird. Der Eindruck, dass mit einem Urteil auch Recht gesprochen wird, ist entsprechend oft nicht mehr zwingend. Ich beantrage Revision. Die Versicherungsprämien für Hebammen und geburtshilfliche Abteilungen sind inzwischen derart hoch, dass eine auskömmliche Berufsausübung nicht mehr erfolgen kann. Konsequenz: Aufgabe der ambulanten und stellenweise auch der stationären Entbindungsmöglichkeiten. Weitergedacht heißt das: längere Anfahrtswege für Schwangere zur Entbindung, mehr Entbindungen im geregelten Betrieb (à-point durch Einleitung oder Kaiserschnitt), die eine oder andere Entbindung im Taxi oder auf der Treppe und ein (noch) nicht näher bezifferbares Spektrum an Risiken für die Frauen, die ihnen bislang erspart geblieben sind. Und warum das Ganze? Weil niemand eine suboptimale oder gar vermurkste Entbindung erträgt (richtig!), deshalb eine ausreichende Versicherung erforderlich wird (richtig!) und Hebammen / geburtshilfliche Abteilungen am Ende nicht defizitär arbeiten können (richtig!) und schließlich Versicherungsunternehmen auskömmlich (auch einschließlich ihres Unternehmensgewinns) kalkulieren müssen (richtig!). Alle Aspekte sind korrekt, -aber eben deshalb funktioniert es nicht! Medizin ist in die Fortschrittsfalle getappt und zahllose Aspekte unseres täglichen Lebens sind diesem medizinischen „Exzellenzmuster“ gefolgt. »Die eigentliche Hölle des Lebens ist, das jeder Mensch seine Gründe hat« (Jean Renoir). Wir scheitern bereits am inhaltlichen Quorum der Demokratiefähigkeit. Die grandiosen Gestaltungsmöglichkeiten unseres Gehirns im Wechselspiel mit zu verarbeitenden Kontakten und Informationen werden durch die Berieselung mit seichten Filmchen hypnotisierend ins Nirwana der Passivität verlinkt, auch um den hegemonialen Eintrag transatlantischer Vorstellungen in unsere eigene, neue „Identität“ zu ertragen. Die allgegenwärtige Überwachung z.B., das unbegrenzte Einsehen persönlicher, auch privater und intimer Daten und Informationen wächst auf diesem Wege zur ungefragten Normalität, indem es als filmischer...



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