E-Book, Englisch, Band Band 009, 340 Seiten
Crisis as a Catalyst in Jewish Cultural History
E-Book, Englisch, Band Band 009, 340 Seiten
Reihe: Schriften des Institutum Judaicum Delitzschianum
ISBN: 978-3-647-54208-9
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Front Cover;1
2;Title Page;4
3;Copyright;5
4;Table of Contents;6
5;Introduction;8
6;Part ICrisis in the History ofPreexilic, Exilic, andSecond Temple Judaism;24
7;Heinz-Josef Fabry „Wehe Ninive, du Stadt der Blutschuld“ (Nah 3,1): Die assyrische Krise in Israel-Juda;26
8;Rainer Kessler Differenz und Integration: Reaktionen auf die soziale Krise des 8. Jahrhunderts;50
9;Eric M. Meyers The Babylonian Exile Revisited: Demographics and the Emergence of the Canon of Scripture;62
10;Beate Ego The Hellenistic Crisis as Reflected by the Animal Apocalypse: Aetiological and Eschatological Aspects;76
11;George J. Brooke Crisis Without, Crisis Within: Changes and Developments within the Dead Sea Scrolls Movement;90
12;Leo G. Perdue Greek and Barbarian: Anti-Judaism in Greek and Roman Alexandria;110
13;Géza G. Xeravits Conflicting Ideas about the Temple in 2 Baruch 4 and 6 ;154
14;Katell Berthelot Is God Unfair? The Fourth Book of Ezra as a Response to the Crisis of 70 C. E.;166
15;William Horbury The Uprisings under Trajan and Roman-Jewish Relations;184
16;Roland Deines How Long? God’s Revealed Schedule for Salvation and the Outbreak of the Bar Kokhba Revolt;202
17;Part IIAn Outlook:Other Crisis in Jewish History;236
18;Carol Meyers Flour for Bread: Did New Technology of the Roman Period Cause a Crisis for Jewish Women?;238
19;Felicia Waldman Impact of the 1492 Spanish Expulsion on Jewish Thought: The Opposite Cases of Isaac Luria and Shabbatai Zvi;260
20;Darryl J. Gless Conversions in Shakespeare: Shylock and Others;274
21;Klaus Davidowicz Moses Mendelssohn und die jüdische Tradition;290
22;Frank Stern Visualisierung des Jüdischen in Krisenzeiten: Imagination und Ambivalenz von Erinnern und Vergessen im deutschsprachigen Film;306
23;Yaakov Ariel Crisis and Renewal: From Crushed Hasidism to Neo-Hasidic Revival and Outreach;318
24;Index ;338
25;Back Cover;342
Moses Mendelssohn und die jüdische Tradition (S. 289-290)
Klaus Davidowicz, University of Vienna
In der jüdischen Form der Aufklärung, der Haskala, an deren Anfängen Moses Mendelssohn (1729–1786) steht, wurde die Integration der Juden in die bürgerliche Gesellschaft, die Akkulturation und die Reform des jüdischen Bildungswesens angestrebt, was die deutsche und hebräische Sprachp?ege voraussetzte. Mendelssohn war nicht der Gründer, sondern eher der geistige Vater der jüdischen Aufklärung. Er hatte versucht, das Judentum für die moderne Welt zu öffnen. Diese Öffnung zur modernen Welt beinhaltete die Gleichheit der Rechte und die Aufnahme weltlicher Kultur. Als Gegenleistung dafür die Treue zur jüdischen Tradition aufzugeben kam Mendelssohn nie in den Sinn. Jüdische Tradition und die Öffnung zur äußeren Welt zeichnen sein Leben und Werk aus.
Moses Mendelssohn, der Dichter des „Phädon“, ist eine der bedeutendsten Gestalten der jüdischen Philosophie- und Geistesgeschichte. Mit seinem Namen sind Schlagworte wie jüdische Aufklärung und Emanzipation verknüpft. Mendelssohn, der Talmudstudent, der Hauslehrer, der Buchhalter, der Ästhet, derWeltweise, der Aufklärer, der liebevolle Gatte und Familienvater – viele Facetten eines schillernden Menschen. Begibt man sich auf die Suche nach Mendelssohn, stößt man rasch auf ein Genrebild, das den schlichten Titel „Lavater und Lessing bei Moses Mendelssohn“ trägt.
Der Maler Moritz Oppenheim (1800–1882), bekannt durch seinen Bilderzyklus Aus dem altjüdischen Familienleben, schuf 1856 dieses Ölgemälde. Johann Caspar Lavaters (1741–1801) Bekehrungsversuch stellte er in einem typischen Biedermeier-Szenario dar. Mendelssohn spielt mit Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) Schach, offensichtlich unterbrochen durch Lavater. Das Schachbrett wird von Lavater mit einer Hand achtlos beiseite geschoben, seine andere Hand liegt auf einem aufgeschlagenen Buch, das scheinbar seine Argumente unterstützen soll. Mendelssohn schaut ihn zurückhaltend an, die linke Hand nachdenklich abgestützt.
Der aufrecht stehende Lessing, sichtlich ungehalten, wirft dem sitzenden Lavater herausfordernde Blicke zu. Mendelssohns Frau, Fromet Gugenheim, serviert Erfrischungen für die disputierenden Herren. In einem späteren Kupferstich des Bildes wurde ein Porträt Friedrichs II. hinzugefügt. Als Oppenheim an dem Bild arbeitete, traf er sich einmal mit Mendelssohns Enkel, Philipp Veit (1793–1877), in einer Frankfurter Konditorei.
Seine Mutter war Brendel Mendelssohn (1764–1839). Sie hatte sich 1799 von Simon Veit scheiden lassen, heiratete Friedrich Schlegel und nannte sich nun Dorothea. Sie wurde tatsächlich zu einer ?ammenden Christin und bemühte sich, für weitere Konvertiten zu sorgen, worunter schließlich auch ihre beiden Söhne ?elen. Philipp Veit war ein führender Vertreter der künstlerischen Bewegung der Nazarener. Später malte er im Vatikan und in den Domen zu Frankfurt und Mainz.