Kirchmeyer | Der Eimert-Nachlaß | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 538 Seiten

Kirchmeyer Der Eimert-Nachlaß


1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7568-0295-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 538 Seiten

ISBN: 978-3-7568-0295-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
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Herbert Eimert (1897-1972) hat als Komponist und Theoretiker maßgeblich die Entwicklung der zweiten Phase der Neuen Musik bestimmt. Er ist der Gründer des weltweit 1. Elektronischen Studios und des Musikalischen Nachtprogramms am Kölner Rundfunk, Verfasser mehrerer Grundlagenbücher zur Zwölfton- und seriellen Technik (atonale Musik) und hat die Webern-Renaissance angestoßen. Seinen wissenschaftlichen Nachlaß vermachte er dem Düsseldorfer Musikwissenschaftler Helmut Kirchmeyer, der jetzt daraus über vierhundert Briefe (an und von Adorno, Beck, Bresgen, Eggebrecht, Jelinek, Kagel, Krenek, Liebermann, Ligeti, Mersmann, Sadie, Stockhausen, Strobel, Stuckenschmidt, Wand, Wörner u.a.), ausführlich kommentiert und mit einem längeren biographischen Vorwort versehen vorlegt und dadurch Einblicke in unbekannte Interna der europäischen Musikgeschichte seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ermöglicht.

Helmut Kirchmeyer, geb. 1930 in Düsseldorf. Studium der Musikwissenschaft, Germanistik, Philosophie und Soziologie in Köln sowie der Rechtswissenschaft, Kriminalistik, Psychologie und Kirchengeschichte in Köln und Bonn. Musikstudium in Düsseldorf und Köln (Klavier, Komposition, Instrumentation). Promotion 1954 in Köln, Habilitation für Musik- und Medienwissenschaft 1982 Universität Düsseldorf. 1960-1982 Tätigkeiten unter anderem an der Technischen Hochschule Aachen (Musikwissenschaft), 1961-1995 an der späteren Fachhochschule für Dokumentationswesen Köln (Musikwissenschaftliche Fachbibliographie und Wissenschaftskunde). Seit 1972 Leiter des Robert-Schumann-Konservatoriums, Robert-Schumann-Instituts, Robert-Schumann-Hochschule als Direktor, Dekan, Rektor. Korrespondierendes Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Ruhestand 1995.

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Vorwort
1. Das Testament
Herbert Eimert starb am 22. Dezember 1972 in Düsseldorf. Er hinterließ ein Testament, das unter anderem verfügte, nach seinem Tode alle biographischen Unterlagen mir zu übergeben. Vom Vorhandensein eines solchen Testaments wußte ich nichts; meine Arbeitssitzungen mit ihm hatten nicht einmal begonnen. Es war Frau Dr. Marion Rothärmel, von der ich nach Eimerts Ableben, am Tag seiner Beerdigung, von einer solchen, auch mich mit betreffenden Nachlaßverfügung erfuhr. Ich maß ihr aber zunächst keine Bedeutung bei. Erst nach dem Tode von Frau Eimert (16. Oktober 1974) wurde das Testament eröffnet (31. Oktober 1974). Kurze Zeit später erhielt ich die amtliche Benachrichtigung. 2. Der Nachlaß Der mir übergebene Nachlaß besteht aus 407 zwischen 1944 und 1972 geschriebenen Briefen und Postkarten. Dazu kommen 22 Bilder überwiegend im Presseglanzformat, auf denen eigene Urheberansprüche liegen. Aus diesem Grunde habe ich auf ihre Einarbeitung verzichtet. Darüber hinaus enthält der Nachlaß keine gedruckten Noten oder Notenmanuskripte, keine Skizzen (weder von Kompositionen noch von Aufsätzen), keine wissenschaftlichen Arbeiten, keine unveröffentlichten Arbeiten oder auch nur Ansätze von Vorarbeiten dazu, auch keine Kritiken oder Berichterstattungen von oder über Eimert. Ganz gewiß ist dieser Nachlaß vorgesichtet worden. Daß Eimert, folgte man dem Nachlaßbefund, beispielsweise im Jahr 1958 nur einen einzigen biographisch wichtigen Brief geschrieben und drei erhalten haben soll, ist unglaubwürdig. Selbst wenn man unterstellt, daß Eimert die meisten Briefe nach 1944 (vor diesem Zeitpunkt liegende persönliche Unterlagen sind dem Bombenkrieg zum Opfer gefallen) dienstlich geschrieben und erhalten hat und diese sich nicht mehr in seinem Besitz befanden, ist die Zahl von 407 Briefen als Korrespondenz, also einschließlich der Gegenbriefe, auf einen Zeitraum von etwas mehr als 25 Jahre verteilt, sehr gering, und entspricht einer nicht annehmbaren Schreibleistung von nur etwa 16 Briefen pro Jahr. Da Eimert als Durchschlagspapier in der Regel die Rückseiten von Sendeplänen oder Augenblicksmitteilungen benutzte, kommen allerdings Amtspersonen wie Herr Plum [344] oder Frau/Fräulein Gail [345] zu unerwarteten Nachruhm-Ehren. 3. Kommentierte Herausgabe Die Sache war mir aus mancherlei Gründen peinlich. Das Verfassen einer biographischen Schrift über Eimert, die vielleicht 20 oder 30 Seiten betragen mag und verhältnismäßig einfach zu bewerkstelligen ist, und eine mit Sicherheit erwartete biographisch unterstützte kommentierte Briefausgabe, die man seriöser Weise nicht auf einen Katalogstil begrenzen kann, sind zwei getrennte Dinge, und mitten in meinen Wagner- und Strawinsky-Studien der siebziger Jahre sah ich dafür auf Jahrzehnte hinaus keinen Raum. Zudem hatte ich keine große Lust, mich erneut in die vielfach unerfreulichen rheinischen Tagesauseinandersetzungen der fünfziger und sechziger Jahre hineinzuleben und dafür auch noch eigene Quellenstudien aufzunehmen; denn mit dem allein, was man mir übergeben hatte, war es nicht getan. Ich habe daher über 20 Jahre gezögert, bis ich im Auftrage der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig 1998 meine ‚Kleine Monographie über Herbert Eimert’ veröffentlichen ließ. Sie ging aus einem Vortrag vor dem Plenum der Philologisch-historischen Klasse der Akademie hervor und wuchs durch den erforderlichen Anmerkungsapparat für den Druck auf 50 Seiten an. Sie ist heute weitgehend überholt, weil ihre Ergebnisse in die jetzt vorliegende Nachlaß-Ausgabe, teilweise sogar wörtlich, eingegangen sind. Dasselbe gilt zum Teil für meinen Begleittext zur Sprechplatte ‚Herbert Eimert’, die ich in meine Wergo-Reihe einstellte. Ich habe die neue Arbeit mit Interesse und Liebe, aber nicht mit Freude geschrieben; dazu ist die Thematik, wenn man an die einzelnen unangenehmen Stationen erinnert, zu belastend. Menschen wie Eimert, die sich um der Sache willen selbst verleugnen können, haben etwas Bedrückendes an sich, wenn man sich in ihre Lage hineinversetzt und ihre Hoffnungen und Niederlagen nachvollzieht. Mir wurde auferlegt, um ein Wort Gottfried Kellers umzukehren, einen Festzug zu beschreiben, in dem ich viele Jahre lang mitgezogen bin, also die zu verlangende Organneutralität um der historischen Wahrheit willen selbst um den Preis eigener Nachteile durch Betroffene mit dem jetzt zurückzustellenden Recht zu verbinden, eigenes Erleben nach eigenem Empfinden darstellen zu dürfen. Daß er dieses zu können ausgerechnet mir zutraute, erfüllt mich heute noch mit Beklommenheit. 4. Begegnungen mit Eimert Ich kam im Sommer 1950 zum Studium nach Köln und promovierte im Sommer 1954 mit einer Arbeit über Strawinskys Konstruktionstechnik. Das Dissertationsthema verärgerte die Mehrheit der tonangebenden Musikwissenschaftler und öffnete mir die Redaktionen der Zeitungen und Rundfunkanstalten. Im Winter 1955 holte mich zu meiner eigenen Überraschung der ‚Kölner Stadt-Anzeiger’, die Nachfolgezeitung der ehemaligen ‚Kölnischen Zeitung’, ausdrücklich meiner Dissertation wegen auf Empfehlung des Bibliotheksrats Prof. Dr. Willi Kahl als Kritiker speziell für Neue Musik, Kammermusik und Kirchenmusik von Düsseldorf nach Köln, und so saß ich seit dieser Zeit in einer Reihe neben Eimert. ‚In einer Reihe’ ist metaphorisch zu verstehen; denn wenn die Plätze nicht vorgegeben waren, bevorzugte Eimert die vorderen Reihen, ich die hinteren. Eimert mußte ja auch nicht einen der letzten Züge nach Düsseldorf bekommen. Er beachtete mich weiter nicht, im Gegenteil! Dr. Seidler, der damalige Leiter der Kammermusikabteilung des Kölner Rundfunks, in der ich als Programmgestalter arbeitete, hatte versucht, ein eigenes Nachrichtenmagazin ins Leben zu rufen und war damit Eimert unbequem geworden. Der löschte den Versuch kurzerhand aus. Alle Beteiligten, darunter auch ich, verloren diesen Teil ihrer bescheidenen Existenz. Bis Oktober 1958 beschränkte sich mein Umgang mit Eimert auf ein Kopfnicken während der gemeinsamen beruflich bedingten Konzertbesuche; und da wir (Eimert schrieb für die ‚Kölnische Rundschau’) viele Arbeitsgebiete gemeinsam hatten, sahen wir uns auf diese unkomplizierte Weise etliche Male im Monat, und das über drei Jahre lang. Das Verhältnis, das keins war, nicht einmal im journalistisch-kollegialen Sinne, änderte sich mit dem Erscheinen meines Strawinsky-Buches im August 1958. Eimert kam am Ende eines Streichquartett-Abends im Vortragssaal des damaligen Wallraf-Richartz-Museums von seiner vorderen Reihe plötzlich auf mich in meiner letzten Reihe zu, tippte mir im Vorübergehen kurz auf die Schulter und bestellte mich für den anderen Tag in sein Dienstzimmer. Dort machte er mir Komplimente, bis ich einen roten Kopf bekam, und er schrieb nicht nur eine für mich folgenreiche Rezension im ‚Bonner Anzeiger’, einem Nebenblatt der ‚Kölnischen Rundschau‘ (was deshalb bemerkenswert war, weil es ein ungeschriebenes Redaktionsgesetz ist, niemals auf die Konkurrenz aufmerksam zu machen), sondern er holte mich in seinen engeren Kreis des ‚Musikalischen Nachtprogramms‘. Zu Eimert hielt ich trotzdem etwas scheue Distanz, und erst nach seiner Pensionierung kam es zu einer auch persönlich engeren Bindung. Der Vorschlag, seine Biographie zu schreiben, ging von mir, nicht von ihm aus, nachdem ich allerdings zuvor, das erste Mal auf seine Bitte hin, mehrere kleinere Berichte aus den üblichen Anlässen über ihn veröffentlicht hatte. Ab der ersten Hälfte des Jahres 1970 sahen wir uns daher in unregelmäßigen Abständen in seinem Alterssitz in Köln-Widdersdorf. Nach dem Mai 1972 verloren wir uns aus den Augen. Ich war im Frühjahr 1972 Direktor des Düsseldorfer Robert Schumann-Konservatoriums geworden, das kurze Zeit später als Musikhochschulgründung anstand, und ich hatte damals so viel mit mir selbst zu tun, daß für alles andere keine Zeit blieb. So habe ich Eimert nicht mehr wiedergesehen und ein schlechtes Gewissen dabei gehabt. Auch von seiner schweren Erkrankung wußte ich nichts. Eimert war menschenscheu, ich selbst auch im Umgang mit Freunden sehr spröde. Dabei war mir das St. Martinus-Krankenhaus in Düsseldorf-Bilk, wo Eimert lag, bestens vertraut. Hier lernte ich nämlich 1965 meine spätere Frau Dr. med. Eva Maria Berke kennen, die als Stationsärztin auf der Inneren Abteilung meine erkrankte Mutter betreut hatte. Zu allem Überfluß fuhr ich täglich auf meinem Weg von Neuß zum Konservatorium und zurück am Martinus-Krankenhaus vorbei. Dann starb auch Frau Eimert, die ich seit der Beerdigung ebenfalls nicht mehr wiedergesehen hatte. Es kam in meiner Abwesenheit zu einer Testamentseröffnung, und ein mir unbekannter Kölner Rechtsanwalt namens Creutz drängte mich gemeinsam mit Dr. Rothärmel, den Nachlaß zu übernehmen, was ich dann tat. 5. Das Arbeitsverfahren Die besonderen Arbeitsbegegnungen zwischen Eimert und mir erfolgten seit dem 18. März 1970. Wir trafen uns in der...



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