Grundlagen, Positionen, Fallstudien
E-Book, Deutsch, 272 Seiten
Reihe: Board of International Research in Design
ISBN: 978-3-7643-8348-0
Verlag: Springer
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Design Grafikdesign, Kommunikationsdesign
- Geisteswissenschaften Design Design: Allgemeines & Theorie
- Geisteswissenschaften Design Architekturdesign
- Mathematik | Informatik EDV | Informatik Informatik Mensch-Maschine-Interaktion User Interface Design & Benutzerfreundlichkeit
- Geisteswissenschaften Design Interface Design, Interaktionsdesign, Application Design
Weitere Infos & Material
Vorwort BIRD; Joost, Scheurmann, Einführung; Alberti, aus: Della Pittura; Unger, aus: Die Beziehung zwischen Musik und Rhetorik; Bonsiepe, Visuell-verbale Rhetorik; Roy Clifton, aus:The Figure in Film; Buchanan, Declaration by Design; Ehses, Manifesting Rhetoric in Design; Mühlmann, Rhetorik, Design, Macht; Kostelnick, Rhetorik für Designer; Ueding, Beredsamkeit der Formen; Heinen, Bildrhetorik des Barock; Ndalianis, Architektur und rhetorische Inszenierung; Heidmann, Rhetorische Patternlanguage in der HCI; Scheuermann, Präsentative Affekttechniken; Joost, Audio-visuelle Rhetorik; Bonsiepe, Interaktive Rhetorik; Steinhauer, Souveränitätsrecht als rhetorisches Design; Schade, Rhetorik, Design und Gender; Joost, Scheurmann, Kommentierte Bibliografie.
Design als Rhetorik (S. 11-12)
Einleitung
Dieser Sammelband widmet sich der Rhetorik als Kompetenz zur Beschreibung und zum Verstehen von Design. Solche Versuche wurden in den letzten vierzig Jahren punktuell immer wieder einmal unternommen, ohne dass daraus eine konsistente, rhetorisch informierte Designtheorie abgeleitet worden wäre. Warum also diese Grundlegung zu diesem Zeitpunkt? In jüngerer Zeit wächst im Bewusstsein einer neuen Generation von Designforschern und -forscherinnen das Unbehagen am hermeneutischen Paradigma der meisten derzeitigen Kulturtheorien zum Design.
Im Mittelpunkt dieser Modelle stehen oft normative Konzepte des Designs, philosophische Metaphern zur Phänomenologie der Bilder oder aber kunsthistorische Deutungen entlang gängiger Topoi. Kurzum: dem Design nachgeschaltete Überlegungen, die sich auf die fassbaren Artefakte oder historischen Umstände beziehen. Um den Gestaltungsprozess und seine Bedingungen in der Praxis geht es in der Regel nicht. Wir hingegen, selbst als Gestalter praktisch erfahren und deshalb ohne Berührungsängste zur Disziplin, suchen nach Modellen, die der Produktionsästhetik der gestalterischen Praxis Rechnung tragen: Modellen, die unsere gestaltete Welt nicht nur aus der Position der Rezipienten interpretieren, sondern diese Interpretation durch eine Betrachtung der Praxis bereichern und ergänzen.
Unsere Suche zielt auf die Regeln und Zusammenhänge des Gestaltungsprozesses selbst, auf die impliziten Annahmen und die expliziten Wirkungen der Gestaltung. Ein möglicher systematischer Zugang zu diesen Fragen, so die These der Herausgeber, liegt in der Betrachtung und Nutzung einer über viele Jahrhunderte erprobten und angewandten Erfahrungswissenschaft: der Rhetorik. Ihre Tauglichkeit für dieses Unterfangen, ihre Stärken wie auch ihre Grenzen sollen deshalb im Folgenden vorgeführt werden.
Die erweiterte Fragestellung spiegelt sich auch in der Bandbreite der Beiträge dieses Bandes wider: Während die Anbindung der Rhetorik an das Design noch in den 1960er-Jahren fast ausschließlich über die Analogie zu den rhetorischen Figuren vorgenommen wurde, entwerfen die vorliegenden Beiträge eine differenziertere Perspektive – sie reicht von der Rhetorik als Vorbild für Theorie und Praxis jedweder Kommunikation über die Affektsteuerungen der Unterhaltungsindustrie bis hin zur Befragung der eigenen Gestaltungspraxis vor dem Hintergrund rhetorischen Trainings. Selbstredend haben diese Perspektiven Vorgänger, die ihre Position vorbereitet und angestoßen haben.
Diese Vorläufer zur «Rhetorik des Designs» sind über Disziplinen wie Filmphilologie, Allgemeine Rhetorik oder Bildwissenschaft verteilt und leider oft nicht mehr als vereinzelte Versuche und Modelle, die ohne Bezug zueinander und ohne Wissen übereinander entstanden sind. Außerdem liegen einige essenzielle Texte der Debatte nicht in deutscher Sprache vor. Der vorliegende Sammelband möchte diese Lücke schließen.
Deswegen eröffnet eine Auswahl zentraler historischer Positionen – zum Teil erstmals in deutscher Übersetzung – den Band. Daran anschließend fassen vier Akteure des Diskurses ihre Positionen zum Gesamtthema pointiert zusammen. Im dritten Teil führen sieben Fallstudien unterschiedliche Bezugspunkte zwischen Rhetorik und Design an ausgewählten Beispielen der Gestaltungspraxis vor. Eine kommentierte Bibliografie schließlich soll das Weiterlesen und -arbeiten ebenso wie die gezielte Replik und Widerrede auf die hier vorgestellten Modelle ermöglichen.