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E-Book, Deutsch, 272 Seiten
Herbst Dein Leben. Dein Impact.
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-417-27124-9
Verlag: R. Brockhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Entspannt und fokussiert Gottes Welt bewegen
E-Book, Deutsch, 272 Seiten
ISBN: 978-3-417-27124-9
Verlag: R. Brockhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Lukas Herbst (Jg. 1988) lebt mit seiner Frau Anne und seinen drei Kindern bei Schweinfurt. Er ist Gründer und Leiter der PULS - Kirche für Schweinfurt, ein Gründungsprojekt mit der Vision eine Kirche zu bauen, in der suchende Menschen ein Zuhause bei Gott finden. Zudem arbeitet er als Young Generation Referent im ChristusForum Deutschland und beim Forum Wiedenest. Lukas liebt es, Jesus und Menschen als Kommunikator und Leiter zu dienen, und sehnt sich danach zu sehen, wie immer mehr Menschen ihren göttlichen Auftrag leben. Und natürlich ist er Bayern-Fan und grillt gerne.
Autoren/Hrsg.
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1
Warum wir so unentspannt sind
Was antwortest du, wenn dich jemand fragt, wie es dir geht? Ich versuche mal, deine Antwort zu antizipieren:
– »Gut, aber bin grad echt busy.«
– »Wie immer, einiges los gerade.«
– »Puh, ich hab grad echt viel zu tun.«
Und, war die richtige Antwort dabei?
Ich glaube, meine Trefferquote ist ziemlich hoch. Warum?
Wir sind busy. Unentspannt. Haben gefühlt immer viel zu viel zu tun.
Ich habe gelesen, dass laut einer Untersuchung 45 Prozent der Millennials angeben, im Vergleich zum Vorjahr einen höheren Stresslevel zu empfinden. Egal ob das der Realität entspricht oder nicht, auch die gefühlte Realität zeigt: Wir werden immer gestresster. Unentspannter.
Und das macht nichts Gutes mit uns. Also zumindest mit mir nicht.
Ich habe meine wundervolle Frau Anne gefragt, wie sie mich beschreiben würde, wenn ich unentspannt bin. Diese Adjektive hat sie gewählt:
– liebevoll
– geduldig
– präsent
Ups, das waren die falschen. Hier ist, was sie wirklich gesagt hat:
– gereizt
– hektisch
– abwesend
Nach drei habe ich »Stopp« gesagt, sonst wären ihr bestimmt noch mehr eingefallen.
Ganz ehrlich? Ich finde mich im unentspannten Modus furchtbar. Ich mag den entspannten Lukas viel lieber.
Eigentlich will ich ein entspannter Typ sein. Mit einer grundsätzlichen Entspanntheit und einer entspannten Einstellung leben.
Du auch?
Warum bekommen wir das dann nicht hin?
Macht uns unsere Gesellschaft krank?
Die Prognosen von Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlern zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren eigentlich anders. Der Ökonom John Maynard Keynes zum Beispiel glaubte 1930, dass wir Menschen heute nur noch 15 Stunden statt 40 Stunden arbeiten würden.
Klingt entspannt, ist aber komplett anders gekommen.
Dieser clevere Mensch ging auch davon aus, dass unsere größte Herausforderung das »Problem der Freizeit« sein würde, also so viel freie Zeit zu haben.
Klingt entspannt, ist auch komplett anders gekommen.
Statt entspannter sind wir als Gesellschaft viel unentspannter und gestresster geworden.
Die Realität ist bitter:
– Alle 51 Minuten tötet sich ein Mensch in Deutschland selbst.1
– Immer mehr Menschen erleben Depressions- oder Angstzustände.
– Die Zahl der Burn-out-Diagnosen ist im letzten Jahrzehnt extrem gestiegen.2
Das sind natürlich krasse Fakten.
Vielleicht fühlst du persönlich das gar nicht so heftig. Das würde mich freuen. Aber insgesamt sind wir nicht gerade entspannt.
An dieser Stelle will ich mal meine Freundin Sara Kreuter zu Wort kommen lassen. Sara hat es echt drauf. Sie hat einen Master in Philosophie und arbeitet als Medien- und Jugendreferentin. Sie hat ein tolles Gespür und eine starke Wahrnehmung für uns als Gesellschaft – wie wir so ticken und warum wir so unentspannt sind.
Begrüßt Sara bitte mal mit einem freundlichen Applaus.
Hast du echt geklatscht? Nice …
Hallo Sara, schön, dass du da bist. Ich beschäftige mich gerade damit, warum wir so unentspannt sind. Hast du da Gedanken zu? Oder anders gefragt: Macht uns unsere Gesellschaft krank?3
Als Gesellschaft teilen wir Überzeugungen, die so tief in uns stecken, dass sie uns selbstverständlich erscheinen. Ich glaube, es ist wichtig, zu verstehen: Was steht hinter diesen Überzeugungen und was sind die Schattenseiten davon? Lass uns doch mal ein paar Sätze analysieren, die uns im Alltag begegnen und die so die DNA unseres modernen Denkens bilden – dann wird das deutlich.
Die DNA unseres modernen Denkens, also unsere Überzeugungen? Das klingt spannend.
Als Erstes fällt mir da ein:
1. »Deine Wahrheit ist nicht unbedingt meine Wahrheit.«
Dahinter steckt: Unser Zugang zu Wahrheit hat sich verändert. Wahr ist nicht mehr, was kognitiv nachvollzogen, sondern was emotional empfunden wird. Deswegen entstehen Begriffe wie »postfaktisch« und deswegen ist »Ich fühl’s« bei Jugendlichen so ein Ding.
Wenn Wahrheit gefühlt wird, wird sie subjektiv. Dann kann es plötzlich mehrere geben: meine, deine, die von Karl. Das hat Stärken, aber es führt auch in eine große Orientierungslosigkeit. Was stimmt? Was gibt Halt? Moderne Skepsis (»Ich will mich nicht festlegen«) und Toleranz (»Ich darf mich nicht festlegen«) machen das Leben zum Twister-Spiel, in dem uns Entscheidungen zunehmend schwerfallen (»Ich kann mich nicht festlegen«).
2. »Du bist genau richtig so, wie du bist.«
Hinter netten Geburtstagsgrüßen wie »Bleib, wie du bist« und »Bleib dir treu« verbirgt sich ein neues Identitätskonzept: Wir bestimmen unsere Identität jetzt selbst. Gefühle sind zentral: Du bist nicht mehr Mutter, Ingenieur oder 27 Jahre, sondern du bist deine Träume und Vorlieben. Im Kern bist du richtig und gut – und die Aufgabe von anderen ist es, dich zu bestätigen.
Das Problem: Identität, die wir uns selbst zuschreiben, ist hochgradig instabil. Identitätskrisen sind vorprogrammiert. Warum? Weil wir uns eben oft nicht »gut genug« fühlen. Und dann stellen wir nach außen dar, was wir nicht sind, suchen nach Anerkennung auf Social Media – und verzweifeln an der Ablehnung anderer.
3. »Du kannst alles aus dir machen.«
Der Tellerwäscher von heute kann wirklich Millionär werden. Vielleicht schon mit einem einzigen TikTok. Alles ist möglich. »The sky has no limit.« Und alles, was du brauchst, um glücklich und erfolgreich zu sein, liegt in dir. Klingt erst mal gut, oder? Aber aus »Du kannst alles erreichen« macht unser Leistungsdruck schnell »Du musst was erreichen«. Wenn alles möglich ist, dann bist du schuld, wenn nichts aus dir wird, wenn du kein Start-up gründest, nicht die Welt rettest. Du warst der Schmied deines Lebens – aber auch sein Verpfuscher.
4. »Es geht bergab.«
Corona. Black Lives Matter. Klimakatastrophe. Kriege. Es geht bergab, immer schneller, immer unkontrollierter. Zumindest fühlt sich das so an. Unsere Gesellschaft hat das, was man säkularen Fortschrittsoptimismus nennt, verloren. Zum ersten Mal seit der Industrialisierung glauben wir nicht mehr, dass es unsere Kinder besser haben werden als wir. Zukunftsängste prägen unseren Alltag. Wir fürchten: Der nächste Crash, die nächste Pandemie, die Klimakrise wird kommen. Vielleicht schon morgen.
5. »Alles muss immer verfügbar sein.«
Erdbeeren im Winter. LTE auf dem Berggipfel. In unserer Welt ist »unmöglich« unmöglich geworden. Alles muss immer verfügbar sein. Selbst wir. Seitdem Edison die elektrische Glühbirne erfunden hat (1879), gibt es keine zeitliche Beschränkung mehr – wir sind immer erreichbar. Und seit der Erfindung des iPhones (2007) ist die räumliche Beschränkung weg – wir sind überall erreichbar. Das bedeutet Druck, Dauerbelastung, Dauerstress. Wir schalten unsere Geräte nicht mehr ab und verlernen immer mehr, selbst abzuschalten.
Danke, Sara, für den Knowledge-Drop. Also macht uns unsere Gesellschaft jetzt krank?
Nein. Einfach nur der Gesellschaft die Schuld geben – da machen wir es uns zu leicht. Aber: Unsere Gesellschaft stellt uns vor Herausforderungen. Die belasten uns. Und wenn wir da nicht angemessen reagieren … dann kann uns das krank machen.
Übrigens gilt das für jede Zeit. Herausforderungen gibt es immer. Nur die Themen ändern sich. Heute sind das eben: Orientierungslosigkeit, Identitätskrisen, Leistungsdruck, Zukunftsängste und Dauerstress.
Das klingt aber nach großen Herausforderungen. Wie gehen wir damit um?
Die praktischen Tools und Tipps überlasse ich dir. Dafür hast du ja noch das ganze Buch. Aber mich begeistert schon, dass wir als Jesus-Nachfolger eine besondere Hoffnung haben. Wenn wir uns zum Beispiel die Bergpredigt anschauen, sehen wir, wie unglaublich schön und befreiend Gottes Gesellschaftsentwurf ist: Wir müssen nicht immer verfügbar sein. Es gibt Orientierung. Zukunftssorgen definieren uns nicht mehr.
Glaube ist keine 08/15-Lösung für alle gesellschaftlichen Probleme. Die Herausforderungen unserer Zeit sind Realität. Gottes Reich aber auch. Deswegen ist der christliche Glaube auch – vielleicht gerade! – heute noch eine wunderschöne Antwort auf gesellschaftliche Herausforderungen.
Vielen Dank, Sara! So stark! Und komm uns bald mal wieder besuchen!
Lockerheit ist lernbar
Was machen wir jetzt damit?
Ich würde sagen: Wir stellen uns den Herausforderungen, die Sara beschrieben hat. Und wir entdecken gemeinsam göttliche Prinzipien, die uns helfen, positive Einstellungen zu entwickeln. Mindsets, die uns ausrüsten, damit wir inmitten unserer gesellschaftlichen Herausforderungen entspannt leben können.
Solche Mindsets, die auf göttlichen Prinzipien beruhen, stelle ich dir in den nächsten Kapiteln vor. Ich bin überzeugt: Wenn du diese Grundsätze mit dem Herzen verstehst, dann kannst du mit einer anderen Gelassenheit leben.
Du wirst richtig locker.
Locker … Geniales Wort, oder? Und keine Illusion!
Lockerheit ist lernbar. Diese vier Prinzipien helfen dabei:
– Du musst gar nichts.
– Es ist okay, Grenzen zu haben.
– Rhythmusgefühl...