Graser | Das Fremdzeugnis für Jesus | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 71, 365 Seiten

Reihe: Texte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter (TANZ)

Graser Das Fremdzeugnis für Jesus

Untersuchung der narrativen Darstellung des Zeugnisgebens für Jesus im Johannesevangelium

E-Book, Deutsch, Band 71, 365 Seiten

Reihe: Texte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter (TANZ)

ISBN: 978-3-381-11003-2
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Unbestritten ist die Zeugnisthematik eines der bedeutendsten Themen des Johannesevangeliums. Immer wieder wurde diesbezüglich darauf hingewiesen, dass die verwendeten Zeugnisbegriffe in rechtlichen, wenn nicht sogar gerichtlichen Zusammenhängen begegnen würden und das Johannesevangelium als metaphorischer Gerichtsprozess zu verstehen sei. Bei näherer Betrachtung fällt jedoch auf, dass neben dem Zeugnisgeben unter prozessähnlichen Umständen vor allem ein missionarisch-einladendes bzw. religiös motiviertes Zeugnisgeben im Mittelpunkt der Erzählung steht. Dieser Form des Zeugnisgebens widmet sich die vorliegende Arbeit. Untersucht werden dabei die narrative Darstellung der Zeugen und Zeuginnen, der Zeugnisempfänger und -empfängerinnen sowie des Zeugnisakts und dessen Folgen.

Dr. Aaron Graser ist Pastor der Ev. Gesellschaft für Deutschland KdöR in Rinteln, Niedersachen.
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2.1 Zeugnisgeber und Zeugnisempfänger: Wer bezeugt wem?
Der erste Zeugnisakt im JohEv wird vom Erzähler in Joh 1,6–7 mit folgenden Worten eröffnet: „Da war ein Mensch, von Gott gesandt, sein Name Johannes. Dieser kam zum Zeugnis, damit er zeuge von dem Licht, damit alle durch ihn glaubten.“ Dieser ersten, kurzen Aussage können die Leser bereits bedeutende Angaben bezüglich der Zeugnisthematik entnehmen. Es lassen sich nicht nur der Zeuge und eine erste Charakterisierung seiner Figur ausmachen, sondern auch, wer die Zeugnisempfänger sind und zu welchem Zweck das Zeugnis gegeben wird. 2.1.1 Zeugnisgeber: Johannes (der Täufer)
Der ersten Aussage zufolge handelt es sich bei diesem erstgenannten Zeugen für Jesus um eine Figur, die als Erstes als „Mensch“ (?????p??) bezeichnet wird. Dass diese Charakterisierung vom Erzähler ganz am Anfang und so ausdrücklich erfolgt, hat mehrere Gründe. Zum einen hebt er durch diese Bezeichnung die Menschlichkeit des Gesandten im Kontrast zur Göttlichkeit des Senders hervor, zum anderen vollzieht er damit einen bewussten Wechsel von den himmlischen Sphären (Joh 1,1–5) zur irdisch-menschlichen Geschichte und vom Sein (vgl. ?? in Joh 1,1–5) ins Werden (????et?). Johannes tritt dabei auf die „Werden-Seite der Achse“, wodurch das „Gegenüber von Sein und Werden noch dadurch [pointiert wird], daß dem ?e?? ?? des Bezeugten ein ????et? ?????p?? seines Zeugen korrespondiert (vgl. 3,27 u. 5,34)“. Dass er als Mensch „war“ (????et?), verdeutlicht, dass er nicht von gleicher ewiger Existenz ist wie das Wort, das bei Gott „war“ (??). „????et? (egeneto, there was; contrast ?? [en was] in 1:1–4), together with ?????p?? (anthropos, a man; contra [theos, God] in 1:1), sets the Baptist off from the word or light: the Word existed from eternity.“ Der erzählte Zeuge hingegen ist „nur“ und vor allem Mensch, der „war“ (????et?) und von Gott gesandt ist. In der Aussage, dass er „von Gott gesandt ist“ (?pesta?µ???? pa?? ?e??), liegt eine weitere bedeutende Charakterisierung. Als Zeuge für Jesus tritt dieser Mensch nicht aus eigenen Beweggründen auf, sondern weil er von höchster Instanz beauftragt und gesandt worden ist. „His mission was not of human but of divine origin.“ Dadurch wird ihm ein „übergeschichtlicher Rang“ zugeschrieben, weil er Teil des göttlichen Plans ist. Im weiteren Verlauf der Erzählung erfahren die Leser, dass das dargestellte Sendungsmotiv für die Erzählung des JohEv (vor allem in Bezug auf Jesus) eine bedeutende Rolle spielt. Mit der Beschreibung des Zeugen als „von Gott gesandt“ zieht der Erzähler eine Verbindung zwischen ihm und Jesus, denn gerade Jesus ist es, der vor allen anderen mehrfach und überwiegend als „von Gott gesandt“ beschrieben wird. Beide, sowohl der Zeuge als auch der, für den und über den er Zeugnis ablegt, folgen der göttlichen Sendung und Bestimmung, wobei der Auftrag des einen Gesandten in der Wegbereitung und Taufe des anderen Gesandten und im Zeugnisgeben für ihn seine Erfüllung findet. Auf diese ersten Beschreibungen des Zeugen folgt am Ende von Joh 1,6 narratorial die Nennung des Namens des Zeugen: „[…] sein Name Johannes“ (???µa a?t? ???????). Wie oben bereits erwähnt, ist Johannes die einzige Figur, die im JohEv durch die Lexeme µa?t??e?? und/oder µa?t???a als Zeuge für Jesus ausgezeichnet und mit Namen genannt wird. Warum gerade bzw. nur er vom Erzähler mit Namen genannt wird, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Den intendierten Rezipienten dürfte der Name bekannt gewesen sein. ??????? ist die „griech. Form des hebr. Eigennamens jô?anan (z. B. 2Kön 25, 23; Jer 40, 8ff oder Neh 12, 22f; […]) bzw. jehô?anan (z. B. Esr 10, 6 oder 1Chr 26, 3; Neh 6, 18)“ und „hat die typische Form eines semitischen Nominalsatzes: „Jahwe ist gnädig.“ Obwohl nicht explizit vom Erzähler erwähnt, legt sich den intendierten Rezipienten doch nahe, in der bewussten Nennung des Namens des Zeugen einen Hinweis und eine Bestätigung dafür zu sehen, dass die Sendung und die Botschaft dieses Zeugen als gnädiges Handeln Gottes seinem Volk und aller Welt gegenüber zu verstehen ist. Jahwe wendet sich seinem Volk und der Welt zu und offenbart sich und seine Heil bringende Gnade in und durch seinen Sohn. Dadurch ist der Zeuge Johannes nicht allein Wegbereiter Jesu, sondern zugleich auch Wegbereiter der göttlichen Gnade. Im darauffolgenden Vers wird den Lesern das Bild des Johannes weiter ausgemalt. In Joh 1,7 wird er eindeutig und in doppelter Weise durch die Begriffe „bezeugen“ (µa?t??e??) und „Zeugnis“ (µa?t???a) als Zeuge identifiziert. Da er, wie sich im Verlauf der Erzählung zeigt, auch weiterhin mehrfach mit den Zeugnisbegriffen in Verbindung gebracht wird, ist den Lesern ersichtlich, dass Johannes vom Erzähler vor allem die Rolle, Funktion und Aufgabe eines Zeugen zugeschrieben bekommt. Er tritt eben dazu auf: „[…] zum Zeugnis, damit er zeuge […]“ (Joh 1,7). Von wem oder was er Zeugnis ablegen wird, zeigt der Erzähler direkt im anknüpfenden Satzteil: Johannes soll zeugen „von dem Licht“. Wer dieses Licht ist, geht aus den vorausge­henden Versen Joh 1,4–5 und den nachfolgenden Erläuterungen in Joh 1,8–9 hervor: „Das Licht ist Jesus und kein anderer“. Dass nicht Johannes selbst das Licht ist, betont der Erzähler im Anschluss sehr deutlich: „Dieser [Johannes] war nicht das Licht“ (Joh 1,8). Seine Aufgabe besteht lediglich darin – dies wird zweimal mit exakt gleichem Wortlaut herausgestellt –, „dass er zeuge von dem Licht“ (??a µa?t???s? pe?? t?? f?t??; Joh 1,7.8). Nach der eingangs vorgenommenen Unterscheidung zwischen dem „Sein“ des Logos bei und als Gott und dem „Werden“ des menschlichen Zeugen Johannes erfolgt hier nun durch diese Aussage eine weitere Differenzierung zwischen den beiden: Jesus ist das Licht, Johannes nur der Zeuge für das Licht. Als solcher ist er nicht das Licht, aber er kommt einer „brennenden und scheinenden Lampe“ (Joh 5,35) gleich, durch die das Licht scheint oder durch die Licht auf das wahre Licht geworfen wird. Das „Brennen“ und „Scheinen“, das der Erzähler in Joh 5,33 anführt, entspricht dabei dem „Zeugnisgeben für die Wahrheit“ (Joh 5,33). „In sum, as a lamp, John testifies to the truth, that is to Jesus as the embodiment and dispenser of saving truth.“ Nach der ersten Erwähnung und Charakterisierung des Johannes in Joh 1,6–8 stoßen die Leser bei weiterem Lektüreprozess am Ende des Prologs auf eine weitere Erwähnung des Johannes. Der Erzähler lässt ihn in Joh 1,15 selbst zu Wort kommen. Aus diesen ersten zitierten Worten, die für die Charakterisierung einer Figur von Bedeutung sind, lässt sich Folgendes erkennen: Nachdem erneut herausgestellt worden ist, dass Johannes „Zeugnis ablegt von ihm [Jesus]“ (µa?t??e? pe?? a?t??; Joh 1,15), folgt die zitierte, direkte Rede: „Dieser war es, von dem ich sagte: […]“ (Joh 1,15). Bereits die Eröffnung der Rede mit dem Demonstrativpronomen „dieser“ (??t??) lässt die Leser erkennen, worauf das gesamte Zeugnis und die Rede des Zeugen ausgerichtet sind, nämlich auf Jesus. „Dieser“ Jesus steht im Fokus und auf ihn wird der „Lichtkegel des Scheinwerfers“ gerichtet. Er ist der Inhalt des Zeugnisses des Johannes und von ihm wird bezeugt: „Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir kommt, ist vor mir geworden, denn er war eher als ich.“ Ohne näher auf den Inhalt einzugehen, wird aus dieser Aussage ersichtlich,...


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