Gladstone | Zwei Schlangen lauern - Ein Roman der Kunstwirker-Chronik | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Reihe: Die Kunstwirker-Chronik

Gladstone Zwei Schlangen lauern - Ein Roman der Kunstwirker-Chronik


Neuauflage 2022
ISBN: 978-3-7367-9840-3
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Reihe: Die Kunstwirker-Chronik

ISBN: 978-3-7367-9840-3
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Band 2 der Kunstwirker-Chronik. Schattendämonen verpesten das Wasserreservoir der Stadt, und Caleb Altemoc - Gelegenheitsspieler und professioneller Risikomanager - erhält den Auftrag, den Schaden zu beseitigen. Am Tatort trifft er dabei auf die so verfu?hrerische wie clevere Crazy Mal, die ihm behände den Rang abläuft. Doch Dämonen und hu?bsche Frauen sind nicht die einzigen Herausforderungen, denen sich Caleb stellen muss.

Max Gladstone: Ich habe mit der Kunstwirker-Chronik eine Saga erschaffen, die in einer postindustriellen (und Nachkriegs-) Fantasywelt spielt, wo schwarze Magie ein Riesengeschäft ist, Zauberer Nadelstreifenanzüge tragen, nekromantische Prozeduren an toten Göttern durchgeführt werden und der alltägliche Handel darauf beruht, dass Menschen Teile ihrer Seelen für Waren und Dienstleistungen eintauschen. Die Kunstwirker-Chronik-Romane sind sowohl juristische Thriller über den Glauben als auch religiöse Thriller über Justiz und Finanzen. Außerdem gibt es Polizeikräfte mit verbundenem Bewusstsein, dichtende Wasserspeier, gehirnwaschende Golems, Alptraumtelegrafen, überraschend sympathische Dämonen, weltzerstörende Magie, Umweltzerstörung und das tiefste und dunkelste Übel von allen: BAFÖG. Also, im Grunde alles wie im richtigen Leben!

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1 Die Göttin beugte sich über den Kartentisch und flüsterte: »Geh ›All-in‹.« Sie schwebte vor Caleb – zuerst trüb und durchscheinend, dann kalt und klar wie Wüstensterne. Ihr Körper schwoll unter Nebelgewändern an: Sie war wie ein Meeresfelsen, an dem Schiffe zerschellten. Caleb riss seinen Blick von ihr los, konnte aber weder ihren betörenden Duft noch das ebenso leise wie eindringliche ihres Atems ignorieren. Er tastete gedankenverloren nach seinem Whiskey, fand ihn schließlich und nahm einen ordentlichen Schluck. Die Karten auf dem grünen Filztisch waren Damen der Nacht, verräterisch und süß. Zwei Königinnen lagen verdeckt neben seiner Hand, die Königin der Kelche (blond, üppig, Blut und Wasser aus einem Kelch gießend) und die Königin der Schwerter (eine abweisende Quechal-Frau mit breitem Gesicht und großen Augen, die einen abgeschlagenen Kopf an den Haaren hielt). Er musste nicht hinsehen, um sie zu erkennen. Sie waren seine alten Freunde und Feinde. Seine Gegner sahen zu: ein rundlicher Quechal-Mann, dessen dicker Hals gegen sein Bolotie drückte, ein Handwerker mit fauliger Haut, eine ganz in Schwarz gekleidete Frau mit einem zerklüfteten Gesicht, ein hoch aufragendes vierarmiges Wesen aus silbernen Dornen. Wie lange hatten sie gewartet? Ein paar Sekunden, dachte er, eine Handvoll Herzschläge. Lass dich nicht von ihnen hetzen. Aber trödle auch nicht. Die Göttin streichelte die inneren Kammern seines Geistes. »All-in«, wiederholte sie lächelnd. Tut mir leid, dachte er, und schob drei blaue Chips in die Mitte des Tisches. Das Leben schwand aus ihm, die Freude, die Hoffnung. Ein Teil seiner Seele floss in das Spiel, in die Göttin. Er sah die Welt durch ihre Augen. Sah, wie Energie und Form aufblühten, nur um dann zu verwelken. »Ich erhöhe«, sagte er. Sie lächelte ihn spöttisch an und wandte sich dem nächsten Spieler zu. Fünf Karten lagen aufgedeckt vor dem Geber. Eine weitere Königin der Stäbe grüßte die aufgehende Sonne als himmelwärts gereckte Silhouette – eine große Dame, die noch größer war, wenn sie sich zu seinem Paar gesellte. Rechts von ihr der König der Schwerter – ein grimmiges Gespenst mit einem Messer in der Hand neben einem zappelnden, weinenden Kind, das an einen Altar gefesselt war. Die anderen Karten stellten weniger dramatische Figuren dar: die Acht und die Drei der Stäbe, die Vier der Münzen. Drei Damen waren ein starkes Blatt, aber zwei beliebige Stäbe konnten einen Flush bilden und ihn schlagen. »Ich gehe mit«, sagte der Mann mit dem Bolotie. »Ich gehe mit«, sagte der Handwerker mit der faulenden Haut. »Ich gehe mit«, sagte die Frau, »und erhöhe um zweitausend.« Sie warf zwanzig blaue Chips in den Topf. Die Göttin wirbelte herum, ein todbringender Tornado der Begierde. »Passe«, sagte das Dornenwesen. Die Göttin wandte sich wieder an Caleb. Hatte die Frau in Schwarz einen Flush oder bluffte sie? Ein Bluff wäre dreist gegen drei andere Spieler mit einem möglichen Flush auf dem Spielfeld, aber Calebs Einsatz war der einzige in dieser Runde gewesen. Würde sie so viel riskieren, nur um drei Spieler zum Aussteigen zu bewegen? Um es darauf ankommen zu lassen, müsste er seine ganzen Reserven aufbrauchen. Er würde sich dem Spiel hingeben müssen, nichts zurückhalten. Die Göttin öffnete ihren Mund. Das schwarze Innere gähnte hungrig. Perfektion glitzerte auf den Spitzen ihrer Zähne. Du kannst die Welt gewinnen, sagte sie, wenn du bereit bist, deine Seele zu verlieren. Er sah ihr in die Augen und sagte: »Passe.« Sie lachte und hörte erst auf, als die schwarz gekleidete Frau ihre Karten aufdeckte und ein König und eine Zwei einer anderen Farbe zum Vorschein kamen. Caleb beglückwünschte sie und bat die anderen um Erlaubnis, sich verabschieden zu dürfen. * Caleb kaufte einen weiteren Drink und stieg die Marmortreppe zum Dach der Pyramide hinauf. Dandys, Dilettanten und Leichen der High Society tummelten sich am Rand und genossen das Panorama von Dresediel Lex bei Nacht: die glänzende, mit Pyramiden übersäte Stadt, die wie kristallene Krummsäbel über ihr schwebenden Himmelstürme, das unaufhörliche Rollen der Paxsee gegen das westliche Ufer. Eine tief hängende Wolkendecke reflektierte Licht auf die Metropole. Caleb interessierte sich nicht für die Aussicht. In der Mitte des Daches erhob sich ein Altar aus schwarzem Stein, groß genug, um einen liegenden Mann, eine Frau oder ein Kind aufzunehmen. Ein Eisenzaun umgab den Altar. Daran hing eine Bronzetafel mit einer Liste von Daten und Namen der Opfer. Er las die Gedenktafel nicht. Er kannte bereits zu viel Geschichte. Er lehnte sich an das Geländer und betrachtete den antiquierten Altar. Tau lief an seinem Whiskeyglas herunter und benetzte seine Hand. Teo fand ihn zwanzig Minuten später. Er hörte, wie sie sich vom Treppenhaus her näherte. Er erkannte ihre Schritte. »Es ist lange her«, sagte sie, »dass ich gesehen habe, wie du so schnell ein Spiel verlässt. Nicht mehr seit der Schule, glaube ich.« »Mir war langweilig.« Teo war mit ihren mäßig hohen Stöckelschuhen so groß wie Caleb, aber ihre kurvige Figur war breiter. Ihre Lippen waren voll, ihre Augen dunkel. Schwarze Locken umrahmten ihr rundes Gesicht. Sie trug eine weiße Hose mit grauen Nadelstreifen, eine weiße Weste, ein rubinrotes Hemd, eine graue Krawatte und einen besorgten Gesichtsausdruck. In ihrer Hand fehlte ein Getränk. Sie trat zu ihm ans Geländer. »Du hast dich nicht gelangweilt.« Sie wandte dem Altar den Rücken zu und blickte nach Osten über die Stadt, zu den glänzenden Villen oben auf dem Drachenkamm. »Ich weiß nicht, wie du so viel Zeit damit verbringen kannst, diesen alten Steinbrocken anzustarren.« »Ich weiß nicht, wie du wegschauen kannst.« »Er ist schlechte Kunst. Ein Imitat aus der Mitte der siebten Dynastie, knallig und überladen verziert. Aquel und Achal an der Seite sehen eher wie Raupen aus als wie Schlangen. Sie haben hier nicht einmal oft Menschen geopfert. Das meiste davon geschah drüben in unserem Büro.« Sie deutete auf die höchste Pyramide der Skyline, das riesige obsidianfarbene Bauwerk in 667 Sansilva. Calebs Vater hätte das Gebäude »Quechaltan« genannt, Herz von Quechal. Heutzutage hatte es keinen Namen mehr. »Hier verwendete man Kühe. Gelegentlich Ziegen. Menschen nur bei einer Sonnenfinsternis.« Caleb warf einen Blick über seine Schulter. Unter ihm erstreckte sich Dresediel Lex: insgesamt fünfzehntausend Meilen Straßen, die von Geisterlichtern und Gaslampen erhellt wurden. Zwischen den Boulevards kauerten die Geschäfte und Wohnhäuser, Bars und Banken, Theater und Fabriken und Restaurants, wo siebzehn Millionen Menschen tranken und liebten und tanzten und arbeiteten und starben. Er schaute weg. »Wir haben jedes Jahr mindestens eine partielle Sonnenfinsternis oder eine Mondfinsternis. Bei einer vollen Sonnenfinsternis wie in diesem Herbst würden die Priester alle Gefangenen abarbeiten, derer sie habhaft werden könnten, und zur Sicherheit noch ein paar Unschuldige dazugeben. Blut und Herzen für Aquel und Achal.« »Und du fragst dich, warum ich nicht hinsehe? Das ist schlechte Kunst und noch schlechtere Geschichte. Ich weiß nicht, warum Andrej« – der Besitzer der Bar – »ihn aufbewahrt.« »Vor siebzig Jahren hättest du nicht so gedacht.« »Ich würde gern glauben, dass ich es getan hätte.« »Ich auch. Aber deine Großeltern und mein Vater wurden nicht anders geboren als wir, und sie kämpften in den Kriegen immer noch mit Zähnen und Klauen, um ihre Götter zu verteidigen.« »Ja, und sie haben verloren.« »Sie haben verloren und unser Boss hat gewonnen, Priester und Götterwelt rausgeschmissen, und jetzt tun wir alle so, als habe es dreitausend Jahre Blutvergießen nicht gegeben. Wir ziehen einen Zaun um die Geschichte, hängen eine Gedenktafel auf und nehmen an, dass es vorbei ist. Versuchen zu vergessen.« »Wo hast du deine gute Laune her?« »Es war ein langer Tag. Eine lange Woche. Ein langes Jahr.« »Warum hast du am Tisch aufgegeben?« »Die Göttin macht mir die Hölle heiß und jetzt muss ich mich auch noch vor dir rechtfertigen?« »Die Göttin kennt dich nicht so gut wie ich. Sie wird bei jedem Spiel neu geboren. Ich habe dich acht Jahre lang beim Spielen beobachtet und ich habe dich noch nie so einbrechen sehen.« »Die Chancen standen gegen mich.« »Pfeif auf die Chancen. Du hättest wissen müssen, dass die Dame in Schwarz kein gutes Blatt hatte.« Er wandte sich vom Altar ab. Der Südwestwind trug den Meeresduft von Salz und Tod herbei. »Kannst du nicht irgendeinem Mädchen nachstellen, das gerade von der Universität kommt, und mich in Ruhe lassen?« »Ich bin geläutert. Ich bin keine versaute alte Frau mehr.« »Du hättest mich glatt getäuscht.« »Im Ernst, Caleb. Was ist los?« »Nichts«, sagte er und tastete in seinen Taschen nach einer Zigarette. Natürlich war da nichts. Er hatte vor Jahren aufgehört. Schlecht für seine Gesundheit, hatten die Ärzte gesagt. »Die Chancen standen gegen mich. Ich wollte mit einer intakten Seele herauskommen.« »Das hättest du vor vier Jahren nicht getan.« »In vier Jahren ändert sich viel.« Vor vier Jahren war er ein junger Risikomanager beim...



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