Fuchs | Verschwörungstheorien in der Pandemie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 211 Seiten

Fuchs Verschwörungstheorien in der Pandemie

Wie über COVID-19 im Internet kommuniziert wird
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8463-5796-5
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wie über COVID-19 im Internet kommuniziert wird

E-Book, Deutsch, 211 Seiten

ISBN: 978-3-8463-5796-5
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die COVID-19-Pandemie hat Phasen der Abschottung mit sich gebracht, die die Art und Weise, wie Menschen arbeiten, ihren Alltag führen und kommunizieren, verändert haben. In der Pandemiekrise haben sich Verschwörungstheorien herausgebildet. Das Buch analysiert, wie diese in den sozialen Medien kommuniziert, rezipiert, verbreitet und in Frage gestellt wurden. Dabei spielen Verschwörungstheorien um Bill Gates und COVID-19 eine wichtige Rolle. Der Autor zeigt, dass Zeiten tiefer Krisen nicht nur Zeiten des sozialen Wandels sind, sondern auch Zeiten, in denen Kommunikation und Kommunikationstechnologien bei der Produktion, Verbreitung und Herausforderung von Ideologien eine Rolle spielen.

Christian Fuchs lehrt aktuell in England und ist Autor von mehr als 400 Publikationen. Zu seinen Arbeits- und Forschungsgebieten gehören die kritische Gesellschaftstheorie und die Analyse der Rollen des Internets, digitaler und sozialer Medien in der Gesellschaft (digitale Soziologie).
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Einleitung: Zeiten der Pandemie
1.1 Die Kommunikation von COVID-19
1.2 SARS-CoV-2 und COVID-19
1.3 Gesundheitskrise, Wirtschaftskrise, politische Krise, kulturelle Krise, moralische Krise
1.4 COVID-19 und Kapitalismus
1.5 Kommunikation in Zeiten der Pandemie
Verschwörungstheorien als Ideologie
2.1 Einleitung
2.2 Was ist eine Verschwörungstheorie?
2.3 Die Kommunikation von Coronavirus-Verschwörungstheorien und Falschmeldungen
2.4 Schlussfolgerungen
Bill Gates-Verschwörungstheorien als Ideologie im Kontext der COVID-19-Krise
3.1 Einleitung
3.2 Methodologie
3.3 Forschungsergebnisse
3.4 Schlussfolgerungen
Die Reaktionen der Nutzer/ innen von Sozialen Medien aufCOVID-19-Verschwörungstheorien
4.1 Einleitung
4.2 Methodologie
4.3 Forschungsergebnisse
4.4 Schlussfolgerungen
5 Donald Trump und COVID-19 auf Twitter
5.1 Einleitung
5.2 Donald Trumps Erbe
5.3 Methodologie
5.4 Forschungsergebnisse
5.5 Schlussfolgerungen
6 Schlussfolgerungen: Digitale Kommunikation in Pandemischen Zeiten und Commontopia als Potentielle Zukunft der Kommunikation und der Gesellschaft
6.1 Alltagsleben und Alltagskommunikation in Zeiten der Pandemie
6.2 Commontopia: Die (potentielle) Zukunft der Kommunikation, der Medien, des Internets und der Gesellschaft
Literaturverzeichnis
Tabellenverzeichnis


1.2 SARS-CoV-2 und COVID-19


In den Jahren 2020 und 2021 erschütterte die pandemische Krise, die durch das SARS-CoV-2-Virus und die durch dieses Virus ausgelöste Coronavirus-Erkrankung (COVID-19) entstanden ist, die Welt. Das Virus stammt von Fledermäusen und wurde höchstwahrscheinlich vom Schuppentier auf den Menschen übertragen (Andersen et al. 2020). Das Schuppentier ist eine Untergruppe der Säugetierklade der Ferae, zu der neben dem Schuppentier auch Fleischfresser (z.B. Hunde, Bären, Katzen, Großkatzen) gehören. Das Virus trat erstmals im Dezember 2019 auf einem Lebensmittelmarkt in Wuhan, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Hubei, auf und verbreitete sich weltweit.

Tabelle 1.1 zeigt einige Daten zu COVID-19-Infektionen und Todesfällen. Bis Mitte März 2021, ein Jahr nachdem die WHO die Krankheit zu einer globalen Pandemie erklärt hatte, gab es weltweit über 120 Millionen Infektionen mit fast 2,7 Millionen Personen, die an der Krankheit gestorben sind. Das bedeutet eine durchschnittliche Sterblichkeitsrate von 2,2 Prozent. „Obwohl nicht so tödlich wie SARS oder MERS, ist die derzeit geschätzte Sterblichkeitsrate von COVID-19 mit 2 Prozent vergleichbar mit der Spanischen Grippe, und wie dieses Monster hat es wahrscheinlich die Fähigkeit, einen Großteil der Menschheit zu infizieren, wenn nicht schnell antivirale Maßnahmen und die Entwicklung von Impfstoffen zur Hilfe kommen“ (Davis 2020b, 14).

Länder, die von rechten Führern regiert werden, wie die USA (Donald Trump), Indien (Narendra Modi), Brasilien (Jair Bolsonaro), Russland (Wladimir Putin), die Türkei (Recep Erdogan) und Großbritannien (Boris Johnson), gehören zu den Ländern mit der höchsten absoluten Zahl an COVID-19-Fällen. Teilweise haben diese Staatsoberhäupter das Virus nicht ernst genug genommen, nur halbherzige Abriegelungsmaßnahmen umgesetzt oder die Schwere der Krankheit unterschätzt oder heruntergespielt. Die Länder mit den höchsten Sterblichkeitsraten sind überwiegend Entwicklungsländer in Afrika, Asien und Lateinamerika. Die Unterentwicklung des Globalen Südens bedeutet nicht nur ein hohes Maß an Armut, sondern auch das Fehlen grundlegender öffentlicher Dienstleistungen, einschließlich eines gut ausgebauten Gesundheitssystems. Arme Länder und Länder, in denen neoliberale Regierungen die öffentliche Unterstützung für Krankenhäuser oder Intensivpflege privatisiert oder gekürzt haben, sind von COVID-19 besonders betroffen.

Land

Fälle

Land

Tote

Land

Fälle pro Million

Land

Tote pro Million

Land

Todesrate

USA

30,288,789

USA

550,537

Tschechien

133,077

Tschechien

2,229

Jemen

23.5 %

Brasilien

11,693,838

Brasilien

284,775

Slowenien

97,431

Belgien

1,942

Mexiko

9.0 %

Indien

11,473,946

Mexiko

195,119

USA

91,129

Slowenien

1,899

Sudan

6.7 %

Russland

4,418,436

Indien

159,249

Israel

89,608

UK

1,847

Syrien

6.7 %

UK

4,274,579

UK

125,831

Portugal

80,149

Ungarn

1,807

Ägypten

5.9 %

Frankreich

4,146,609

Italien

103,432

Panama

79,904

Bos-
nien-
Her-
zego-
wina

1,737

Ecuador

5.1 %

Italien

3,281,810

Russland

93,364

Litauen

76,760

Italien

1,712

China

5.1 %

Spanien

3,206,116

Frankreich

91,437

Bahrain

76,395

Bulgarien

1,695

Bolivien

4.6 %

Türkei

2,930,554

Deutschland

74,677

Schweden

72,170

USA

1,656

Afghanistan

4.4 %

Deutschland

2,610,769

Spanien

72,793

Belgien

69,936

Portugal

1,643

Liberia

4.2 %

Global

121,773,470

Global

2,691,030

Global

15,622.4

Global

345.2

Global

2.2 %

Tabelle 1.1: COVID-19 Infektions- und Todesstatistik, Datenquelle: WHO, Zugriff am 18. März 2021, https://www.worldometers.info/coronavirus/, enthalten sind nur Länder, die mindestens 1 Million Einwohner haben

Mit einer Sterberate von 2,2 Prozent bis März 2021 ist COVID-19 nicht mit einer milden Grippe vergleichbar. Anhand globaler Daten für die Jahre 2002 bis 2011 errechneten Paget et al. (2019), dass es durchschnittlich 389213 jährliche Todesfälle durch die saisonale Grippe gab. Die Weltgesundheitsorganisation (2019) schätzt, dass jedes Jahr etwa 1 Milliarde Menschen weltweit an der Grippe erkranken. Basierend auf diesen Daten liegt die durchschnittliche Sterblichkeitsrate der saisonalen Influenza bei 0,04 Prozent, was bedeutet, dass man näherungsweise sagen kann, dass COVID-19 mindestens 55-mal tödlicher ist als die saisonale Influenza.

Das 21. Jahrhundert ist bisher ein Jahrhundert der multiplen Krisen gewesen. Am Anfang stand mit 9/11 im Jahr 2001 eine , die einen Teufelskreis aus Terror und Krieg in Gang setzte. Im Jahr 2008 entfaltete sich eine neue , die ihren Ursprung in der systematischen Krisenanfälligkeit des Kapitalismus und der Finanzialisierung der Wirtschaft seit den 1970er Jahren als Reaktion auf sinkende Profitraten hatte. Viele Regierungen retteten marode Banken und Konzerne, was die Staatsverschuldung erhöhte, so dass sie Sparmaßnahmen durchführten, unter...


Fuchs, Christian
Christian Fuchs lehrt aktuell in England und ist Autor von mehr als 400 Publikationen. Zu seinen Arbeits- und Forschungsgebieten gehören die kritische Gesellschaftstheorie und die Analyse der Rollen des Internets, digitaler und sozialer Medien in der Gesellschaft (digitale Soziologie).



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