E-Book, Deutsch, 216 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe Fachbuch
Grundlagen und Umsetzungen
E-Book, Deutsch, 216 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe Fachbuch
ISBN: 978-3-648-15021-4
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der optimale Einstieg zum erfolgreichen Geschichten-Erzählen!
Inhalt:
- Wie man typische Fehler vermeidet
- Wie das menschliche Gehirn Informationen wahrnimmt, speichert und abruft
- Fundorte und Einsatzorte von Geschichten
- Neu: Kapitel zu psychologischer Distanz sowie über die semantischen Felder von Farben, zusätzliche Illustrationen und Downloads
Arbeitshilfen online: Story-Check, Osborne-Liste, 6-3-5-Methode, Checklisten, kommentiertes Literaturverzeichnis.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
Vorspann
Einleitung: Ihr Crashkurs oder Der erste Tango
Crashkurse fürs Leben
Crashkurse beschleunigen das Lerntempo
An wen richtet sich dieses Buch?
Der Weg zum Meister - Handwerkszeug und Methoden
- Beobachten - Grundlage für die Entwicklung guter Geschichten
- Kopieren - Mustervorlagen entdecken und anwenden
- Üben - Talent und Interesse allein reichen nicht
- Variieren - Neuinszenieren von alten Vorlagen
- Fremde Geschichten zu eigenen machen - die Osborne-Liste
- Den eigenen Stil finden
- Den eigenen Weg gehen
Was ist Storytelling?
- Vier Dimensionen des Storytelling
- Was zeichnet eine gute Geschichte aus?
- Storytelling und die Wissenschaft
10 häufige Missverständnisse beim Storytelling
Der Story-Check - eine Anleitung zum erfolgreichen Storytelling
- Urthema, Plot, Problem
- Prägungsstärke - Garant für Aufmerksamkeit
- Andockstellen für das Publikum
- Titel
- Konfliktpotenzial
- Held
- Helfer
- Feind
- Verzögerungen
- Einfachheit
- Kulissen
- Requisiten
- Anfang und Ende
Exkurs: Mit Archetypen arbeiten
Fundorte für gute Geschichten
- Lebenslauf - die eigene Biografie als Bibliothek
- Alltag - die Geschichten liegen auf der Straße
- Tipps für die Suche nach Geschichten im Internet
- Printmedien und Fernsehen
- Exotische Fundorte - Fachzeitschriften und Abizeitungen
- Schwarze Bretter und Pinnwände
- Leserbriefe - Quelle von engagierten Zeitgenossen
- Lektüre von Witzsammlungen
- Messen - Markthallen für Geschichten
- Suche nach Mustervorlagen in Bestenlisten
- Studien - Quelle für unterhaltsame und absurde Geschichten
- Statistiken - Verführung zu neuen Geschichten
- Zitate als Ideenlieferanten
- Bilder, Fotografien und Kinderbücher
- Meinungsumfragen - Blitzlichter des allgemein Menschlichen
Einsatzorte für Geschichten und ihre Besonderheiten
- Drehbuch und Film
- Social Media und digitales Erzählen
- Verkauf und Vertrieb
- Lehre und Lernen
- Forschung und Wissenschaft
- Journalismus und Medien
- Marketing und Werbung
- Branding und Identity
- Gestaltung und Visual Storytelling
Nachspann
Literaturverzeichnis
Stichwortverzeichnis
Der Autor
1 Der Weg zum Meister – Handwerkszeug und Methoden
Ein Freund von mir beschloss eines Tages, seinen Beruf als Goldschmied an den berühmten Nagel zu hängen und in der italienischen Schweiz ein Restaurant zu eröffnen. Von dieser mutigen Entscheidung erfuhr ich eher zufällig, als ich ihn nach langer Zeit wieder einmal besuchte, um Erinnerungen auszutauschen. Und weil dazu auch durchdiskutierte Nächte mit billigem Rotwein und pampigen Spaghetti Bolognese gehörten, erwartete ich auch diesmal keinen kulinarischen Höhenflug. Umso erstaunter war ich, als mir Oliver die beste Polenta auftischte, die ich je gegessen hatte. Und dass wir dazu einen wunderbaren piemontesischen Dolcetto tranken, überraschte mich ebenfalls. Meine ausufernde Lobeshymne würgte er mit der Frage ab, ob ich als Testesser die ganze Nacht bleiben könne und wolle. Die seien ihm nämlich inzwischen ausgegangen, da er seit einigen Wochen die Rezepte bekannter Meister nachkoche. So gut und vor allem so viel habe ich seither nie mehr gegessen. Zudem bestätigte dieses Erlebnis meine These, dass Kopieren eine der Etappen ist, die zum Meister führt. Auf diese und weitere Stationen gehe ich in diesem Kapitel ein. Denn sie gelten nicht nur für Meisterköche, sondern für Spitzenleistungen in allen Disziplinen. Mag sein, dass viele Meister ihres Fachs diese Etappen unbewusst zurücklegten, sie anders benennen oder gar nicht so wichtig finden. Aber liest man deren Biografien, stößt man ebenso auf diesen Weg wie die Wissenschaftler, die ihn mit experimentellen Methoden suchen. Talent kann nützen, ist aber bei Weitem nicht so wichtig, wie uns der Genie-Mythos glauben lässt. Fertigkeiten sind lern- und verbesserbar. Und Finden oder Erfinden einer guten Geschichte gehört zu den menschlichen Fertigkeiten wie Fahrradfahren, ein Instrument spielen oder bildnerisches Gestalten. Aber Talent allein reicht nicht, um es zur Meisterschaft zu bringen. Talent und Wissen sind sozusagen das Starterkit. Damit die Sache für uns und allfällige Zuschauer spannend wird, braucht es geeignete Baukästen für die Fortsetzung. Was in ihnen enthalten ist, ahnten wir schon lange. Interessant ist, dass die Lernmethoden der großen Meister nun offiziell von Wissenschaften bestätigt werden, die sich mit der Funktionsweise unseres Gehirns beschäftigen. Werfen wir also einen Blick auf das Programm, das ein Talent befolgen sollte, wenn es zum Meister werden will. Dieser Blick wird Sie auch Zusammenhänge erkennen lassen, die Sie schon immer vermuteten, aber aus Mangel an Beweisen nicht zur Kenntnis nehmen wollten. Und im besten Fall wird er Ihr Leben verändern. 1.1 Beobachten – Grundlage für die Entwicklung guter Geschichten
Wer gerne Biografien von Schriftstellern liest und Interviews mit erfolgreichen Drehbuchschreibern hört, entdeckt schnell, was diese Menschen trotz verschiedener Lebensläufe gemeinsam haben. Sie beobachten. Sie sitzen in Eingangshallen von Hotels, in Kaffeehäusern, in Wartehallen von Flughäfen und Bahnhöfen, am Strand, in Kinderzimmern und Museen. Sie verpassen einen Bus oder ein Taxi, nur um den Schluss einer Szenerie mitzubekommen. Sie blicken durch Schaufensterscheiben und in Wohnzimmer, betreten einen Kinosaal als Erste und verlassen ihn als Letzte, betrachten im Aufzug nicht nur den Boden, sind Berufsvoyeure, Spione und verdeckte Ermittler. Für Beobachter gibt es nichts, das sich von vornherein als unwürdig erweist, von ihnen wahrgenommen zu werden. Bis wir freudig erregt und mit mulmigem Gefühl zum ersten Mal die Schwelle zu einem Schulzimmer betreten, ist unsere innere Schatztruhe bereits randvoll mit Geschichten. Vorwiegend mit Stummfilmen der frühen Kindheitsjahre, die wir nachträglich vertonen. Und unser Werkzeug, mit dem wir die Kostbarkeiten sammelten, welche unser Verhalten später maßgeblich beeinflussen, sind die Augen. Am Anfang steht nicht das Wort, am Anfang steht das Sehen. Der Mensch ist bekanntlich eine Frühgeburt und ein soziales Wesen. Das ist eine Kombination, die zwar hohe Anpassung an veränderte Umweltbedingungen ermöglicht, aber auch eine gute Beobachtungsgabe erfordert. Diese Gabe im Zeitalter schneller Urteile und medialer Vorurteile zu bewahren, ist nicht einfach. Aber für erfolgreiches Storytelling ist sie unabdingbar. Beobachter wissen, dass Action zwar Aufmerksamkeit erregt, aber nur selten tiefe Erinnerungsspuren hinterlässt. Gute Geschichten docken ans Alltägliche an. Und indem Meister im Storytelling die Mustervorlagen durch Beobachten des ganz normalen Lebens extrahieren, verfügen sie über ein Grundinventar, aus dem sie beliebig viele Varianten konstruieren können. Für Geschichtenerzähler gehört Beobachten zur Arbeitszeit »Wenn du nicht mehr weiterkommst, pack deine Sachen zusammen, setz dich in ein Straßencafé, schau dir die Leute an und komm’ irgendwann wieder.« Diesen Ratschlag gab mir ein großer Meister im Storytelling, als ich meine Lehr- und Wanderjahre als Texter und Konzepter in den goldenen Zeiten der Werbebranche begann. Und nun gebe ich diesen Tipp Jahrzehnte später gerne weiter. Zumal die Kunst des Beobachtens im digitalen Zeitalter noch mehr aus der Mode gekommen ist. Diesen Befund belegen auch Google oder Amazon, wenn wir auf deren Websites nach inspirierenden Informationen über das Beobachten suchen. Diese Geringschätzung des aufmerksamen Hinsehens hat wohl auch mit Eigenschaften zu tun, die ein guter Beobachter mitbringen sollte und den gängigen Anforderungsprofilen professioneller Personalvermittler oft widersprechen. Ein guter Beobachter … interessiert sich für den Menschen, wie er ist, nicht wie er sein soll. kann damit leben, dass man Schlüsse aus seinen Wahrnehmungen als persönliche Meinung abqualifiziert. misst Gesamtbildern mehr Gewicht zu als unwichtigen Details. lässt Gesehenes auf sich wirken, ohne es gleich einordnen zu wollen. sucht zuerst nach bekannten Mustern, bevor er seine Aufmerksamkeit auf Originelles richtet. kennt die häufigsten Wahrnehmungsfehler und korrigiert seine Ergebnisse nach. weiß um sein schlechtes Gedächtnis und hält Wesentliches deshalb schriftlich fest. entwickelt oder übernimmt ein System, nach dem er seine Eindrücke ordnet und gewichtet. beobachtet auch seine eigenen Wahrnehmungen und Verhaltensmuster. Mit allen Sinnen beobachten Die Kunst des Beobachtens ist nicht auf das Visuelle beschränkt. »Beobachten« können wir mit allen Sinnen, auch wenn Zusehen und Zuhören wohl meist im Vordergrund stehen. Was bedeutet Beobachten für die Kunst des Geschichtenerzählens? Es heißt in erster Linie, der realen Welt wieder etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken und die eigenen Sinne als das wichtigste Medium zu betrachten. Sammeln Sie deshalb möglichst viele Geschichten, die Sie berühren, belustigen, bestätigen oder überraschen. Weitere Tipps gibt es in Kapitel 4 »Fundorte für gute Geschichten«. Übungen
Stellen Sie bei einer längeren Wartezeit den Schalter auf Entertainment und beobachten Sie, wie andere Menschen Zwangspausen überbrücken. Zusatzübung: Typisieren Sie die Wartenden. Schalten Sie bei Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln Ihr Smartphone aus. Noch besser: Lassen Sie es gelegentlich zu Hause. Stellen Sie ein persönliches Übungsprogramm zusammen. Da Beobachten zu den Tätigkeiten gehört, die Sie überall üben können, fällt Ihnen dies bestimmt leicht. Werkzeugkasten
Als Storyteller sollten Sie sich unbedingt eine Gedächtnishilfe anschaffen, die Ihnen entspricht. Denn obwohl Eltern vieles besser wissen, ist der Satz »Wenn du es vergessen hast, war es auch nicht wichtig« Unsinn. Meine Beobachtungen halte ich trotz Technikaffinität noch immer in einem kleinen roten Notizbuch ohne Linien fest. Wofür entscheiden Sie sich? Stolpersteine
Den Tipp befolgen wollen, auf Bewertungen zu verzichten. Damit würden Sie laut dem indischen Philosoph Krishnamurti zwar irgendwann die höchste Form menschlicher Intelligenz erreichen, verlieren aber bis dahin wertvolle Zeit für wichtigere Übungen. Von Einzelfällen vorschnell auf allgemein gültige Gesetze schließen. Beim Interpretieren die eigene Stimmung und den Kontext nicht in Betracht ziehen. 1.2 Kopieren – Mustervorlagen entdecken und anwenden
Kopieren heißt kapieren. Mit dieser Behauptung wird bei Pädagogen schlecht ankommen, wer beim Spicken erwischt wird. Auf mehr Verständnis können Sünder hoffen, die bei den Neurowissenschaftlern...