Buch, Deutsch, 200 Seiten, KART, Format (B × H): 169 mm x 241 mm, Gewicht: 496 g
Gedichte und Texte zu Leben, Sterben und Heilwerden
Buch, Deutsch, 200 Seiten, KART, Format (B × H): 169 mm x 241 mm, Gewicht: 496 g
ISBN: 978-3-87387-660-6
Verlag: Junfermann Verlag
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
Sprechen - Stimmen - Schreiben
Einleitung von Michaela Huber
Gedichte von Pauline C. Frei
Von der Gewalt über die Krankheit zur Freiheit
Unheilbar krank sein
Alltag
Schlaf, Reise, Engel
"Sein, Jetzt, Schwebe"
Scham, Abhängigkeit - und Würde
Loslassen
Zum Tod
Liebe, Mut, Botschaft
Weltreise
Ich machte mich auf den Weg,
wollte fremde Länder entdecken und neue Menschen treffen,
wollte weite Meere bestaunen, hohe Berge bewundern,
endlose Wüsten sehen,
wollte andere Kulturen kennenlernen.
Kurz:
Ich wollte mich aufmachen,
Wundervolles, Glanzvolles und Kostbares zu finden.
Anderswo.
Und dann kam alles ganz anders.
Ich machte mich auf den Weg zu mir.
Ich fand den Mut,
mir ins Herz und in die Augen zu schauen.
Meine Seele öffnete sich.
Tief in meinem Innern entdeckte ich unerwartete Schätze.
Manches, was ich fühlte, tat weh,
manches war mir fremd,
einiges machte Angst.
Aber auf der weiten, aufregenden Reise
über hohe Berge, durch tiefe Täler,
und trockene Wüsten
entdeckte ich das wertvollste Geschenk,
das ich weltweit finden konnte.
Und so traf ich nach langer Wegstrecke
glücklich, zufrieden und dankbar auf MICH.
Aus dem Vorwort von Pauline C. Frei
Anfänglich wollte ich ausschließlich ein Buch über Schönes und Reiches, über Helles und Weites schreiben, über all das Wundervolle, das ich auf meinem Weg erreicht, gefunden, gewonnen und geschenkt bekommen habe.
Doch ist nicht das Licht umso heller und leuchtender, wenn ich auch etwas über die Dunkelheit erzähle? Und ist nicht die Wärme umso wohltuender, wenn ich weiß, wie kalt es sein kann? Und ist nicht jedes mühsam erreichte Ziel umso wertvoller, fühlt man sich nicht umso reicher, wenn man rückblickend an die vielen schmerzhaften Stationen denkt?
Ähnlich wie nach einer Gipfelbesteigung: Über was spricht man wenn man oben ist? Über die herrliche Aussicht, den Blick ins Tal, das tolle Gefühl, oben angekommen zu sein? Sicher, aber doch auch über die vielen kleinen oder großen Stolpersteine; auch über die Phasen, in denen man glaubte, man kann nicht mehr, wenn die Füße so schmerzen und die Kondition am Ende schien; über das Glück, ein Stück gezogen worden zu sein; über das Schweben auf der Welle der Glückshormone, die, wenn man den Gipfel erreicht hat, ausgeschüttet werden. Über das Stolzsein auf sich, den großen Kraftakt geleistet zu haben.
Was bleibt einem in Erinnerung? Der schmerzvolle Weg, die Furcht, ihn nicht zu bewältigen, aber auch das großartige Gefühl, es geschafft zu haben, die Erinnerung an die wunderbaren Empfindungen, wenn man oben steht, die unvergessliche Sicht ins weite Land und auch die innerlich gewonnene Sicherheit, den nächsten großen Berg dann auch bezwingen zu können?
Ich wusste schon, dass Licht hell und leuchtend ist, wenn man das Dunkel kennt, und dass Wärme umso wohltuender ist, wenn man auch weiß, wie kalt es sein kann, aber ich wollte nicht mehr dort hin, zum Dunkeln und Kalten, und ich wollte kein Buch über all das Grausame und Gewaltvolle schreiben, denn davon gibt es, wie ich finde, schon genug. Jetzt ist unser Buch, was an sich für mich schon ein Wunder ist, tatsächlich etwas geworden, und ich kann erahnen wie es sein wird, wenn Menschen es in Händen halten. Ja, ich kann spüren, dass es ein positives, reiches und mutmachendes Buch wird, so wie ich es mir gewünscht habe.
Bis heute habe ich keinen der Tage vergessen, an denen ich glaubte, ich ertrage das Sosein, mit allen psychischen Qualen und den Zerrissenheitsgefühlen, nicht mehr. Keine der Wochen ist mir aus dem Gedächtnis entschwunden, in denen ich mehr ans mich Umbringen als ans Weiterleben gedacht habe. Keinen der Monate, von denen es viele gab, will ich leugnen, in denen ich nur aufgeben wollte und meine Gefühle und Gedanken wie gefesselt und geknebelt waren. Keines der Jahre habe ich vergessen, in denen ich mich mühsam Schritt für Schritt, mit Notpausen der Verzweiflung, durchgeschleppt habe. Wie das Weiterkommen überhaupt möglich war, weiß ich heute manchmal gar nicht mehr.
Es waren lange, mühsame, qualvolle Jahre. Aber es hat sich gelohnt.
LeidensgenossInnen möchte ich zurufen: Jetzt bekommt keinen Schreck über die lange Dauer, die vielen Jahre! In meiner Erinnerung nahm nach etwa der Hälfte der Zeit mein Leben deutlich an Qualität zu. Dann wurde ich krank; es gab neue drohende Todesnähe und neue Kämpfe, neue Herausforderungen waren zu bewältigen.
Ich wünsche mir, dass ich die Menschen, die noch im Tal sitzen und schreckliche Qualen aushalten müssen, die glauben, es nicht schaffen zu können, den Berg zu erklimmen, die meinen, sich verirrt und verlaufen zu haben, die fürchten, auf der falschen Fährte zu sein, die mutlos, müde und traurig sind - alle, die vielleicht erst am Fuß des Berges oder noch am Aufstieg sind und eine helfende Hand gebrauchen können - symbolisch mit dem Buch, wenn sie das möchten, bei der Hand nehmen und ihnen damit vielleicht helfen kann, den möglichen nächsten Schritt zu gehen, bzw. die Richtung des Weges zu erahnen.