E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Fathollah-Nejad Iran - Wie der Westen seine Werte und Interessen verrät
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8412-3672-2
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
ISBN: 978-3-8412-3672-2
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
»Ali Fathollah-Nejad legt den Finger in die Wunden der westlichen Iran-Politik!« Natalie Amiri
Es scheint, als ob die Islamische Republik Iran einen stetigen Anspruch auf die Schlagzeilen der Weltpolitik erhebt - sei es in Bezug auf den Westen, den Nahen Osten oder aber in der Auseinandersetzung mit der unzufriedenen iranischen Gesellschaft. In diesem Buch blickt der renommierte Iran- und Nahost-Experte Ali Fathollah-Nejad auf die innere Verfassung des Landes und auch auf die außenpolitischen Herausforderungen durch die Politik Teherans. Wie stabil ist das Regime eigentlich und was ist unter dem revolutionären Prozess in Iran - ein Begriff, den der Autor geprägt hat - genau zu verstehen? Dabei schaut der Politologe fundiert, differenziert und kritisch hinter die Schlagzeilen - von den »Frau, Leben, Freiheit«-Protesten, der Rolle Irans in Nahost (vor und nach dem »7. Oktober«) bis hin zu den blinden Flecken des Atomdeals und den Beziehungen Teherans zu Russland und China. Abschließend werden Eckpfeiler einer Iran-Politik entworfen, die weder die Werte des Westens noch seine Interessen verrät - und dadurch nicht nur die iranische Demokratiebewegung stärkt, sondern auch sicherheitspolitisch nachhaltig ist. Fathollah-Nejad erklärt dabei, weswegen Staat und Gesellschaft in Iran sich auf Kollisionskurs befinden, das Regime weniger fest im Sattel sitzt als weithin angenommen, welchen Fehlannahmen unsere Iran-Politik hat und weswegen die Islamische Republik im Gaza-Krieg zu einem Kaiser ohne Kleider geworden ist.
Ein umfassender Grundlagentext, der in dieser Form in deutscher Sprache noch nicht vorlag, sowie eine messerscharfe politische Analyse der Gegenwart.
»Einer der wenigen, die ein gründliches, über die Schlagzeilen hinausgehendes und vorausschauendes Verständnis für Iran haben.« Florence Gaub
»Deutschlands Iran-Erklärer Nummer 1.« Nora Müller, Bereichsleiterin Internationale Politik und Leiterin des Hauptstadtbüros der Körber-Stiftung
»Minutiös und pointiert analysiert er - nie um eine scharfe Formulierung verlegen -, wie das Land wurde, was es heute zu sein scheint. Dabei geht es Fathollah-Nejad in erster Linie darum, das >statische und eindimensionale< Iran-Bild zu korrigieren. [...] Woran sich eine werte- und interessengeleitete Iran-Politik orientieren müsste, versteht man nach gut 400 kurzweiligen Seiten.« Die zehn besten Bücher des Frühlings 2025, Der Tagesspiegel
»Wer wissen will, was in der Iran-Politik schiefläuft und wie man es besser machen könnte - bitte lesen! Ein Grundlagenwerk.« Jörg Lau, Die Zeit
»Jeder soll bitteschön dieses Buch zur Hand nehmen, der sich auch nur im Ansatz [für Iran] interessiert und mitsprechen möchte. Ein ganz fabelhaftes Buch.« Jörg Thadeusz
»In mehrerlei Hinsicht bemerkenswert und kaum aus der Hand zu legen! Ich empfehle vielen im politischen Berlin [...], dieses Buch zu lesen.« Prof. Dr. Ulrich Schlie, Henry-Kissinger-Professor für Sicherheits- und Strategieforschung, Universität Bonn
»Dieses Buch liest sich wie ein sezierender Blick hinter die Fassade eines Regimes, das sich Wandel auf die Fahne schreibt, aber Repression zementiert. Ali Fathollah-Nejad gelingt es, die Bruchlinien einer Gesellschaft sichtbar zu machen, die um Würde, Freiheit und Selbstbestimmung kämpft - mit einer Klarheit, die lange nachhallt. Eine unverzichtbare Analyse für alle, die sich für Menschenrechte, regionale Stabilität und die Zukunft Irans interessieren.« Hannah Neumann (MdEP), Vorsitzende der Iran-Delegation des Europäischen Parlaments
»Plädoyer gegen ein Schwarz-Weiß-Denken im Nahen Osten.« Table Media
»Ein echtes Meisterwerk!« Davood Hosseini, Vorsitzender von Woman Life Freedom e.V.
»Dieses Buch liest sich wie ein sezierender Blick hinter die Fassade eines Regimes, das sich Wandel auf die Fahne schreibt, aber Repression zementiert. Ali Fathollah-Nejad gelingt es, die Bruchlinien einer Gesellschaft sichtbar zu machen, die um Würde, Freiheit und Selbstbestimmung kämpft - mit einer Klarheit, die lange nachhallt. Eine unverzichtbare Analyse für alle, die sich für Menschenrechte, regionale Stabilität und die Zukunft Irans interessieren.« Hannah Neumann (MdEP), Vorsitzende der Iran-Delegation des Europäischen Parlaments
»Ali Fathollah-Nejad hat mehr Einblick und Verständnis für die inneren Mechanismen des Landes und sein Verhältnis zum Westen und seinen Nachbarstaaten als die allermeisten westlichen Journalisten und Experten und sollte die Stimme sein, auf deren Einschätzung man hört, wenn es um Iran geht.«
Ali Fathollah-Nejad ist Gründer und Direktor des Center for Middle East and Global Order (CMEG), das zu Transformationen und einer Interessen und Werte versöhnenden Außenpolitik forscht. Der deutsch-iranische Politologe arbeitet zum Nahen/Mittleren Osten, westlicher Außenpolitik und post-unipolarer Weltordnung. Fathollah-Nejad ist Autor des viel gepriesenen Buches Iran in an Emerging New World Order: From Ahmadinejad to Rouhani (2021). Bekannt wurde er einem breiteren Publikum im Zuge der »Frau, Leben, Freiheit«-Proteste in Iran mit Einschätzungen und Analysen in Funk und Fernsehen.
Autoren/Hrsg.
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Vorwort von Natalie Amiri
Es ist der 12. November 2024. Mehrmals setzte ich an, um dieses Vorwort zu schreiben. Immer wieder veränderte sich die Situation gravierend. Wann den Stift zur Seite legen? Ein Ende hat das Regime nach wie vor nicht genommen. Doch noch nie stand es so mit dem Rücken zur Wand. Selbstverschuldet, sicher nicht durch die deutsche Außenpolitik, die sich eher durch seine Appeasement-Politik hervorgetan hat als durch einen Kurswechsel Richtung Teheran.
War und ist dieses Regime wirklich so mächtig, dass die drittstärkste Wirtschaftsmacht der Welt keine Mittel hatte, es in die Schranken zu weisen? Sich durch Geiseldiplomatie vorführen zu lassen? Die Handelsbeziehungen weiter bestehen zu lassen, trotz der massiven Menschenrechtsverletzungen des Regimes vor den Augen der Welt?
Die Iran-Politik des Westens, die sich jahrzehntelang auf das Prinzip der »autoritären Stabilität« stützte, hat versagt. Angesichts der expansiven und oft destabilisierenden Außenpolitik Teherans ist eine Neuorientierung unumgänglich.
Iran steht am Scheideweg. Dieses Buch zeichnet das Bild eines Landes, das in seinen Grundfesten erschüttert wird – und wie diese Erschütterungen auch Europa und den Westen betreffen. Es erzählt von einer jungen Generation, die sich nach Freiheit sehnt, und von einer Zivilgesellschaft, die fest entschlossen ist, trotz aller Repression für ihre Rechte zu kämpfen. Das Bedürfnis in der iranischen Gesellschaft nach Demokratie, Freiheit und sozialer Gerechtigkeit ist groß. Von der »Frau, Leben, Freiheit«-Bewegung bis hin zu den Protesten gegen wirtschaftliche Ungleichheit – das iranische Volk ist längst aufgebrochen, doch der Westen bleibt oft Zuschauer.
Dieses Buch fordert dazu auf, die blinden Flecken der westlichen Iran-Politik kritisch zu beleuchten und eine entschlossenere Haltung zu entwickeln.
Was bedeutet das? Der Westen muss über seine bisherigen Strategien hinausdenken und die Sicherheitsinteressen mit den Hoffnungen der iranischen Gesellschaft in Einklang bringen. Sanktionen und diplomatische Druckmittel können die Islamische Republik treffen – aber sie sollten den Menschen nicht schaden, die den Wandel tragen. Europa und die USA stehen in der Verantwortung, ihre Iran-Politik neu auszurichten und sich auf eine breitere Agenda zu konzentrieren, die auch Menschenrechte und demokratische Bestrebungen stärkt.
Das Regime ist so instabil wie noch nie. Die Redewendung »Wasser predigen und Wein trinken« passt ganz vorzüglich auf die Islamische Republik, und das Paradoxe an diesem Regime wird zunehmend offenbar.
In Tagen, in denen die Welt auf den militärischen Schlagabtausch zwischen Israel und Iran schaut, schleicht sich ein Gedanke ein: Vielleicht hat dieses Regime nur deshalb fünfundvierzig Jahre überlebt, weil das Theaterstück »Bedrohung durch die Mullahs« von allen Beteiligten gerne mitgespielt wurde – es bediente immerhin verschiedenste Interessen.
Durch die Appeasement-Politik des Westens konnte Teheran jahrelang das Bild eines gefährlichen Staates aufrechterhalten. Keiner wagte es, die Mullahs zu provozieren. Denn Teheran wusste genau, was den Westen triggert: Rohstoffabhängigkeiten, Lieferketten und die Angst vor Flüchtlingsströmen.
Jahrelang wurde vor einem Angriff Teherans gewarnt. Schreckensszenarien wurden heraufbeschworen. Doch nach der Tötung des Hamas-Politchefs Ismail Haniyeh Ende Juli 2024 mitten in Teheran blieb eine Reaktion aus. Israel hatte den Verbündeten der Mullahs präzise getroffen. Ein Affront für den Gastgeber und ein Gesichtsverlust für den iranischen Sicherheitsapparat. Die klare Botschaft aus Israel an seine Feinde: Wir wissen, wo ihr seid.
Der Anschlag auf Haniyeh legte die Unterlegenheit des iranischen Sicherheitsapparates offen, insbesondere die der Revolutionsgarde, die für den Schutz des Gastes verantwortlich war. Seitdem leidet die Elitetruppe und Stütze des Regimes unter einem enormen Vertrauensverlust. Zum ersten Mal wurde selbst in der iranischen Staatspresse von einer Infiltration der Revolutionsgarde durch den Mossad gesprochen.
Bevor Israel mit dem Anschlag in Teheran die Zahnlosigkeit von Irans Machtelite bloßstellte, hatte Revolutionsführer Khamenei für das Überleben des Regimes eigentlich ein neues strategisches Manöver geplant. Irans neuer Präsident sollte es richten, Masoud Pezeshkian. Er wurde installiert, um einen sanfteren Kurs gegenüber dem Westen einzuschlagen, vor allem mit Blick auf die Wiederwahl Trumps, die Teheran mindestens ebenso gefürchtet hat wie Netanjahu. Als vermeintlicher »Reformer« präsentiert, verkörpert Pezeshkian das Paradox der Teheraner Politik: Eine Fassade des Wandels soll eine tiefe Überlebenskrise überdecken.
Dabei ist Pezeshkian nicht etwa Präsident geworden, um die Islamische Republik sanft zu liberalisieren. Er ist Präsident geworden, um den Westen um den Finger zu wickeln – wieder einmal. Die übergeordneten Ziele lauten dabei: Das iranische Atomprogramm retten. Und die Sanktionen lockern.
Seit Jahren hat das Regime Milliarden in seine Sicherheitsarchitektur investiert: Zu Hause standen die Revolutionsgarden parat – und im Rest des Nahen Ostens sollten lokale Kopien die Macht Teherans ausweiten: Seit der Revolution von 1979 baute Iran an einem Netzwerk von Stellvertretern im Libanon (Hisbollah), in Gaza (Hamas), in Jemen (Huthis), in Syrien und dem Irak (schiitische Milizen). Doch diese sogenannte Achse des Widerstandes wird gerade von Israel pulverisiert. Ohne seine Stellvertreter in der Region kann die Islamische Republik nicht viel ausrichten.
Somit befand sich die Islamische Republik im September 2024 im Rahmen der UN-Vollversammlung in New York in einem Dilemma: Während Irans »Reformer«-Präsident einen »Eintritt in eine neue Ära« verkündet, wird die Hisbollah – das iranische Kronjuwel, sein wichtigster Handlanger in der Region und ein zentrales Druckmittel in Verhandlungen, nahezu ausgelöscht. Neben Generalsekretär Hassan Nasrallah wird fast die gesamte Führungselite getötet. Das gefürchtete Raketenarsenal größtenteils zerstört. Und aus Teheran: Wieder nichts.
Beobachtet man Netanjahu dieser Tage, könnte man meinen, dass er sich nichts sehnlicher wünscht als einen Krieg mit Teheran. Dann endlich könnte er mit Rückendeckung der USA die iranischen Atomanlagen zerstören.
Doch das Regime ist ein Meister im Überleben. Seit bald einem halben Jahrhundert schon verfolgt es die Strategie des Zermürbens, ohne sich selbst in den Konflikt zu stürzen – provozieren und dementieren, aber immer ohne offene Konfrontation, besonders nicht mit den USA. Selbst als beliebte Generäle getötet wurden – der prominenteste unter ihnen war Qasem Soleimani 2020 – folgte zwar heftige Trauer, nach außen hin aber keine beißende Wut: Teheran reagierte kaum. Das Regime hält sich dabei an ein altbewährtes Skript: Keinesfalls will man sich in eine direkte Eskalation reinziehen lassen.
Im Moment sieht es jedoch so aus, dass Irans Strategie nicht aufgeht. Das Kartenhaus der Islamischen Republik wackelt bedrohlich. Innerhalb der Revolutionsgarde herrscht Misstrauen. In Iran tobt ein Machtkampf um die Zukunft. Die Bevölkerung hat sich bereits vor Jahren vom Regime abgewandt. Und – gefährlich für Teheran: Die Vorwürfe der arabischen Verbündeten werden lauter: Die Islamische Republik hätte reagieren müssen. Hätte sie auf die Tötung Haniyehs geantwortet, wäre Nasrallah möglicherweise noch am Leben.
Anscheinend – und das wäre eine Genugtuung für viele Iranerinnen und Iraner, nach so vielen Tricksereien des Regimes – wurden die Mullahs dieses Mal selbst ausgetrickst. Zumindest behauptet Pezeshkian das Ende September. Westliche Nationen hätten ihm versprochen, einen Waffenstillstand in Gaza zu sichern, wenn er sich für eine »Nichtreaktion« auf die Ermordung von Haniyeh entscheiden würde.
Im Moment spielt sich ein Worst-Case-Szenario für Teheran ab. Die Islamische Republik läuft Gefahr, wieder als ein isolierter schiitischer, nicht-arabischer Staat gesehen zu werden, geopolitisch umzingelt von Sunniten, die Teheran gerade als Verräter betrachten. Khamenei hat jetzt die Wahl, entweder als Verräter und Schwächling in die Geschichte einzugehen oder sich mit Netanjahu einzulassen. Und...