Falkenbach | Morbus Bechterew | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 896 Seiten, eBook

Falkenbach Morbus Bechterew

Beratung - Betreuung - Behandlung
1. Auflage 2005
ISBN: 978-3-211-26646-5
Verlag: Springer Wien
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

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Selten hatte eine Krankheit soviel Mutlosigkeit hervorgerufen wie die Spondylarthritis - kylosans: bei den Betroffenen, weil viele einem unausweichlich scheinenden Schicksal e- gegengingen, das zwar unterschiedliche Facetten aufwies, aber zumeist unangenehme und in ihrem Ausmaß nicht vorhersagbare; und bei den Ärzten durch das bisherige Bewusstsein einer therapeutischen Ohnmacht (zugleich dadurch verknüpft mit diagnostischer Ab- stumpftheit, die zu mehrjähriger Verzögerung in der Krankheitserkennung führte). Eine „junge“ Krankheit, die – man mag es angesichts der vielfältigen historischen S- lettfunde mit Zeichen der Erkrankung und dem vermutlich ersten Bericht aus 1691 gar nicht glauben – erst nach einer Veröffentlichung des Petersburger Arztes Vladimir Bechterew aus dem Jahre 1893 in medizinischen Kreisen zur Kenntnis genommen und nach ihm benannt wurde. Ursache: unbekannt; Prädisposition: eine der höchsten genetischen Assoziationen in der Medizin – und doch enigmatisch; Pathogenese: ein wenig Licht im Dunkel; Diagnose: viel Dunkel im Lichte frühdiagnostischer Bestrebungen; Verlauf: wie gesagt – (bisher) „schicksalhaft“; Therapie: ja wieso ging denn bis vor kurzem so wenig? Bisher schicksalhaft, bisher so wenig, bisher so dunkel. Bisher therapeutische O- macht. Bisher.

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Weitere Infos & Material


Grundlagen.- Das Krankheitsbild.- Immunologie und Pathogenese.- Diagnosestellung.- Bildgebende Diagnostik.- Prognose.- Parameter zur Beurteilung von Krankheitsverlauf und Therapieerfolg.- Manifestationen des Morbus Bechterew.- Schmerz und Schmerztherapie.- Periphere Arthritis.- Enthesiopathie.- Assoziierte Erkrankungen, Komplikationen.- Ophthalmologische Erkrankungen.- Mukokutane Manifestationen der Spondylarthropathien.- Gastrointestinale Komplikationen.- Brustkorb- und Lungenbeteiligung.- Atemtherapie.- Kardiovaskuläre Erkrankungen.- Nephrologische Erkrankungen.- Osteoporose.- Neurologische Komplikationen.- Besonderheiten auf Grund von Alter und Geschlecht.- Enthesitis assoziierte juvenile idiopathische Arthritis.- Der alte Mensch mit Morbus Bechterew.- Die Frau mit Morbus Bechterew.- Die Therapie aus Patientensicht.- Therapiewünsche, Therapieziele.- Konventionelle und unkonventionelle Behandlungen.- Medikamentöse Therapie.- Analgetika, nicht-steroidale Antirheumatika, Glucocorticoide.- Konventionelle Basistherapie.- Therapie mit Biologika.- Lokale Infiltrationstherapie.- Therapie mit ionisierenden Strahalen.- Strahlenbiologische Grundlagen.- Radium-224.- Externe Strahlentherapie.- Radontherapie.- Risikoabwägung der Therapie des Morbus Bechterew mit ionisierenden Strahlen.- Physikalische Therapie, unkonventionelle Behandlungen.- Individuelle Physiotherapie und selbständige krankheitsspezifische Gymnastik.- Häusliches Übungsprogramm — Empfehlungen und Beispiele.- Gymnastik in der Gruppe.- Medizinische Trainingstherapie und Sport.- Krafttraining.- Bewegungstherapie im Wasser.- Kurmedizin, Balneologie und Klimatologie.- Consensus-Statement Deutsche Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation.- Elektrotherapie und Ultraschallbehandlung.-Magnetfeldtherapie.- Phytotherapie.- Massagetherapie.- Traditionelle Chinesische Medizin.- Notfalltherapie, orthopädisch-chirurgische Behandlung.- Notfallbehandlung.- Die operative Behandlung der Wirbelsäule.- Trauma-Erfahrungen eines Patienten mit Morbus Bechterew.- Die rheumaorthopädische Behandlung im Bereich der oberen Extremität.- Die orthopädisch-chirurgische Therapie im Bereich der unteren Extremität.- Beratung und Schulung, soziale Fragen.- Diätetische Beratung und Behandlung.- Psychologische Betreuung und Behandlung.- Partnerschaft und Sexualität.- Genetische Beratung.- Patientenschulung.- Medizinische Rehabilitation.- Berufliche Rehabilitation und Berufsberatung.- Selbsthilfegruppen.- Soziale Beratung.- Begutachtungsfragen.


Kapitel 32
Individuelle Physiotherapie und selbständige krankheitsspezifische Gymnastik (S. 541-542)

Albrecht Falkenbach

1. Einleitung

Die Begriffe Physiotherapie, Heilgymnastik, Krankengymnastik, Übungstherapie etc. sind schlecht definiert, es besteht keine Einigkeit, was darunter zu verstehen ist. Die Bedeutung ist sehr unterschiedlich in Abhängigkeit davon, ob sie unter Ärzten, unter Physiotherapeuten oder in der Allgemeinbevölkerung, in Mitteleuropa oder in den jeweiligen Übersetzungen in den angelsächsischen Ländern gebraucht werden. Die Selbstdefinition des Berufsbildes der Physiotherapeuten durch die Berufsverbände ist sehr weit reichend und geht über das hinaus, was üblicherweise in der wissenschaftlichen Literatur unter Physiotherapie verstanden wird.

Im Folgenden soll von dem gesprochen werden, was der traditionelle Begriff der Krankengymnastik beinhaltet, zudem auch von der selbständigen krankheitsorientierten Gymnastik zu Hause. Dieser Begriff „Krankengymnastik" wird also in diesem Kapitel verwendet, obwohl er von vielen als veraltet angesehen wird. Es ist aber wohl noch immer der Begriff, der im Verständnis der Ärzte das umfasst, was das Thema dieses Kapitels sein soll, nämlich die geleitete bzw. selbständige krankheitsorientierte Gymnastik. Unter individueller Krankengymnastik soll also hier sowohl die selbständige Übungstherapie des Patienten als auch die individuelle Therapie durch und mit einem Physiotherapeuten verstanden werden.

Die regelmäßige Durchführung der gymnastischen Übungen gilt als die Grundlage einer jeden langfristigen Behandlung eines Patienten mit Morbus Bechterew (Mau und Zeidler 1989; Schlumpf 1991; van der Linden 1997). Kaum ein Rheumatologe würde dem widersprechen, auch wenn der Beleg in Form von wissenschaftlichen Studien äußerst unbefriedigend ist (Dagfinrud und Hagen 2001; van der Linden et al. 2002). Mehr als 99% der Patienten mit Morbus Bechterew haben Erfahrung mit der Krankengymnastik und mehr als 90% wollen auch in Zukunft Krankengymnastik durchführen (Falkenbach et al. 2002b).

Die enorme Bedeutung regelmäßiger körperlicher Bewegung zur Gesunderhaltung eines Menschen wurde in den vergangenen Jahrzehnten wiederholt durch große klinische Studien bestätigt (Hollmann und Hettinger 2000; Falkenbach 1990). Diese positiven Effekte sind auch bei Patienten mit Morbus Bechterew zu erwarten. Die allgemeinen Empfehlungen zu Sport und Bewegung (die hier nicht näher abgehandelt werden, zur Übersicht siehe Hollmann und Hettinger 2000) haben also ebenso für den Kranken mit Morbus Bechterew ihre Gültigkeit, sofern nicht krankheitsbedingte Funktionseinschränkungen die Ausführung behindern. Im Folgenden sollen in erster Linie die Anwendung, Durchführung, Möglichkeiten und Probleme sowie die Behandlungskon- zepte der individuellen Krankengymnastik in Hinblick auf die krankheitstypischen Manifestationen und deren Vorbeugung besprochen werden. Die krankheitsorientierte Gymnastik ist nur ein Teil des umfassenderen Bewegungsprogramms für Patienten mit Morbus Bechterew. Bezüglich der Besonderheiten der krankengymnastischen Behandlung in der Gruppe, der Gymnastik im Wasser, der Atemgymnastik, der Bewegungstherapie im Rahmen der Traditionellen Chinesischen Medizin (Tai Chi, Qigong) und in Bezug auf Medizinische Trainingstherapie und Sport sei auf die jeweiligen Kapitel dieses Buches verwiesen.

Die hier angeführten Empfehlungen basieren in erster Linie auf der Erfahrung aus der Betreuung und Behandlung von Patienten mit Morbus Bechterew, aus Gesprächen mit den Patienten und Physiotherapeuten und auf der Plausibilität von Therapien in Kenntnis der pathologischen und pathophysiologischen Gegebenheiten bei Morbus Bechterew. Die wissenschaftlich-akademischen Abhandlungen zu dem Thema konzentrieren sich zumeist allein auf die methodischen Probleme der wissenschaftlichen Bearbeitung dieses Themas und sind keine große Hilfe, wenn konkrete Anweisungen an den behandelnden Physiotherapeuten und Empfehlungen für den Patienten gefragt sind. Die praxisorientierten Anweisungen und Anleitungen der Physiotherapeuten wirken dagegen bisweilen zu wenig wissenschaftlich fundiert. Dennoch soll hier die Darstellung möglichst konkreter Anleitungen versucht werden, auch wenn sie angesichts der fehlenden kontrollierten klinischen Studien leicht kritisierbar sind. Diese kritische Diskussion könnte aber zumindest der Anfang und eine Anregung für die schon lange notwendige wissenschaftliche Beschäftigung mit der Gymnastik bei Morbus Bechterew sein, die – wie bereits erwähnt – erfahrene Rheumatologen als die Grundlage einer jeden langfristigen Therapie des Morbus Bechterew ansehen (Calin 1991).



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