E-Book, Deutsch, 272 Seiten, eBook
Reihe: Quartiersforschung
Theoretische und praktische Zugänge zu neuen Steuerungsformen
E-Book, Deutsch, 272 Seiten, eBook
Reihe: Quartiersforschung
ISBN: 978-3-531-92875-3
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Dr. Olaf Schnur ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geographischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin.
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Professional/practitioner
Autoren/Hrsg.
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1;Vorwort;6
2;Inhaltsverzeichnis;8
3;I Einführung;11
3.1;Governance – ein neues Zauberwort auch für die Quartiersentwicklung?;12
3.1.1;1 Governance: Karriere eines diffusen Konzepts;12
3.1.1.1;Governance und Wirtschaft;12
3.1.1.2;Governance und Staat;13
3.1.2;2 Aus der Not eine Tugend: Governance als Substitut von Raumund Stadtplanung?;13
3.1.2.1;2.1 Planungstheorie: Steuerung ersetzt Planung?;13
3.1.2.2;2.2 Urbane Regime: Handlungsorientierte Analyse neuer städtischer Realitäten;15
3.1.2.3;2.3 Urban Governance: Polit-ökonomische Perspektiven auf neue Steuerungsformen der Stadtentwicklung;16
3.1.3;3 Urban Governance und Quartiersentwicklung – Beiträge aus vier Bereichen;20
3.1.4;Literatur;26
4;II Die „neue“ Popularität des Lokalen;28
4.1;„Regieren durch Community“: Neoliberale Formen der Stadtplanung;29
4.1.1;1 Foucaults Konzept der „Gouvernementalität“;30
4.1.2;2 Analyse und Konstruktion: „Regieren durch Community“;33
4.1.3;3 Gegenwärtige Formen der Planung;36
4.1.3.1;3.1 Wettbewerb und Planung;36
4.1.3.2;3.2 Aktivieren durch Projekte;38
4.1.3.3;3.3 Identität als Ressource;39
4.1.3.4;3.4 Mit Zielgruppen kommunizieren;41
4.1.3.5;3.5 Fixierung und Verrechtlichung;42
4.1.4;4 Zonenplanung und postfordistische Projektwelten;44
4.1.5;Literatur;45
4.2;Aufwertung benachteiligter Quartiere im Kontext wettbewerbsorientierter Stadtentwicklungspolitik am Beispiel Zürich;48
4.2.1;1 Quartieraufwertung als allgemeiner Trend in der Stadtentwicklungspolitik;48
4.2.2;2 Theoretische Bezüge;50
4.2.2.1;2.1 Urban Governance und die Verschiebung staatlicher Verantwortlichkeiten;50
4.2.2.2;2.2 Die unternehmerische Stadt;50
4.2.2.3;2.3 Standortpolitik und die Aufwertung benachteiligter Quartiere;51
4.2.2.4;2.4 Gentrification und das Ideal der sozialen Mischung;52
4.2.3;3 Quartieraufwertung in der Stadt Zürich;53
4.2.3.1;3.1 Zürich und seine Quartiere;53
4.2.3.2;3.2 Die Legislaturschwerpunkte zur Quartieraufwertung;54
4.2.3.3;3.3 Quartierpolitische Interventionen in Schwamendingen und im Langstraßenquartier;55
4.2.4;4 Aufwertung benachteiligter Quartiere in Zürich als Teil einer wettbewerbsorientierten Stadtentwicklungspolitik;57
4.2.4.1;4.1 Paradigmenwechsel in der Zürcher Stadtentwicklungspolitik;57
4.2.4.2;4.2 Institutionelle Einbettung der Quartieraufwertungspolitik;57
4.2.4.3;4.3 Quartieraufwertung als flankierende Maßnahme und als Strategie;58
4.2.4.4;4.4 Verdrängungsprozesse zu Lasten der sozial Benachteiligten;59
4.2.4.5;4.5 „Gesunde soziale Durchmischung“: Die (Schweizer) Familie als Integrationsinstrument;60
4.2.4.6;4.6 Image-Aufwertung;61
4.2.5;5 Fazit;62
4.2.6;Literatur;64
4.3;Quartiere auf Zeit: Multilokalität als Grenze der lokalen Governance;67
4.3.1;1 Einleitung;67
4.3.2;2 Wohlstandsmigration: Fernpendeln, Multilokales Wohnen und Stadtflucht;68
4.3.2.1;Schweiz;68
4.3.2.2;Frankreich;69
4.3.2.3;Norwegen;69
4.3.2.4;Tschechische Republik;70
4.3.2.5;Nordamerika;70
4.3.3;3 Erwartungen an die neuen Mobilitätsmuster und daraus resultierende Probleme;72
4.3.3.1;3.1 Erwartungen;72
4.3.3.2;3.2 Probleme;72
4.3.4;4 Raum als Konstrukt sozialer Beziehungen: Lebensbedürfnis und Ware;73
4.3.4.1;4.1 Alte und neue Interaktions- und Mobilitätsbedürfnisse;74
4.3.4.2;4.2 Raum als Ware und Finanzprodukt;74
4.3.4.3;4.3 Fazit;75
4.3.5;5 Akkumulations- und Regulationsregime – Ausdruck territorialer Kompromisse;76
4.3.5.1;5.1 Akkumulationsregime;76
4.3.5.2;5.2 Regulationsregime;77
4.3.5.3;5.3 Regimewechsel in der Vergangenheit;77
4.3.5.4;5.4 Mögliche Regimewechsel in der Zukunft;78
4.3.6;6 Regime und Governance unter den Bedingungen der Multilokalität;78
4.3.6.1;6.1 Abgrenzung von Regime und Governance;78
4.3.6.2;6.2 Probleme der Multilokalität;79
4.3.6.3;6.3 Regionale Governance unter den Bedingungen der Multilokalität ;79
4.3.7;7 Möglichkeiten regionaler Governance;81
4.3.8;8 Zusammenfassung;83
4.3.9;Literatur;84
4.4;Formate des Räumlichen und Raumpolitiken: Vernachlässigte Dimensionen in der Raumforschung;86
4.4.1;1 Raumpolitiken – eine analytische Blindstelle in der sozial- und kulturwissenschaftlichen Raumforschung;86
4.4.2;2 Zur Diffusion der bisherigen Raumskalierung;87
4.4.3;3 Formate des Räumlichen – Voraussetzung und Ergebnis sozialer Praktiken;88
4.4.4;4 Transformierte Raumpolitiken – ein kommunales Fallbeispiel;90
4.4.5;5 Resümee;93
4.4.6;Literatur;94
5;III Quartiere zwischen Programmen und Akteursinteressen;96
5.1;Utopien und Heterotopien: Protagonisten des gesellschaftlichen Wandels in Barcelona;97
5.1.1;1 Einleitung;97
5.1.2;2 Utopien und Heterotopien;99
5.1.3;3 Heterotopie und Stadt: Die Triplizität polis – urbs – Stadt;101
5.1.4;4 Barcelona – Innere Differenzierung, Dynamik und Protagonisten des gesellschaftlichen Wandels;103
5.1.4.1;4.1 Sozialräumliche Struktur von Barcelona nach dem Grundmodell der linearen Assoziation;103
5.1.4.2;4.2 Protagonisten des Wandels – Explorative Untersuchung der Abweichungen vom Grundmodell der linearen Assoziation;108
5.1.5;5 Heterotopia Parc;112
5.1.5.1;5.1 Kollektive Planung im model Barcelona – Forat de la vergonya zwischen Öffentlichkeit und polis;118
5.1.6;6 Fazit;122
5.1.7;Literatur;123
5.2;Local Governance ohne Vertrauen: Die „Contratti di Quartiere“ in Mailand;125
5.2.1;1 Einleitung;125
5.2.2;2 Integrierte Entwicklungsprogramme in Mailand;128
5.2.3;3 Vertrauen;131
5.2.4;4 Vertrauen in die Contratti di Quartiere;133
5.2.5;5 Fazit;137
5.2.6;Literatur;139
5.3;Integrierte Quartierkonzepte: Beitrag der Stadtentwicklungsplanung zum Umgang mit dem demografischen Wandel;142
5.3.1;1 Herausforderung demografischer Wandel;142
5.3.2;2 Vom demografischen Wandel zur schrumpfenden Stadt;143
5.3.3;3 Konsequenzen des demografischen Wandels für die räumliche Steuerung;146
5.3.4;4 „Stadtumbau“ als politische Antwort auf die Steuerungsfrage;149
5.3.5;5 Integrierte Quartierskonzepte als strategischer Beitrag für den Stadtumbau;151
5.3.6;6 Raumbezug der integrierten Konzepte;153
5.3.7;7 Differenzierte Konsequenzen der Schrumpfung für die Quartiere;154
5.3.8;8 Kooperative Steuerung im Stadtumbau und ihre Schwächen;155
5.3.9;9 Fazit;156
5.3.10;Literatur;159
5.4;Gesellschaftliche Transformationsprozesse an Zürichs Stadtrand: Interventionen in Schwamendingen;163
5.4.1;1 Einleitung;163
5.4.2;2 Quartierentwicklungspolitik der Stadt Zürich;163
5.4.2.1;2.1 Kommunale statt nationale Programme;163
5.4.2.2;2.2 Quartierentwicklungspolitik wird Legislaturschwerpunkt;164
5.4.2.3;2.3 Weitere quartierentwicklungsrelevante Programme;166
5.4.2.4;2.4 Steuerung der Quartierentwicklung im courant normal;167
5.4.3;3 Der Stadtteil Schwamendingen;167
5.4.3.1;3.1 Vom Bauerndorf zum Stadtteil;167
5.4.3.2;3.2 Schwamendingen heute;168
5.4.3.2.1;3.2.1 Schneller Wandel der Bevölkerung;168
5.4.3.2.2;3.2.2 Pluralisierung der Lebensstile und Zusammenleben als Herausforderung;170
5.4.3.2.3;3.2.3 Quartierversorgung und Freiraum;170
5.4.3.2.4;3.2.4 Erschließung und Umweltbelastungen;171
5.4.3.2.5;3.2.5 Wohnungsbau und bauliche Entwicklung;172
5.4.3.2.6;3.2.6 Das Image;173
5.4.3.3;3.3 Interventionen in Schwamendingen;173
5.4.3.3.1;3.3.1 Soziokulturelles Grundangebot und soziale Grundsicherung;173
5.4.3.3.2;3.3.2 Schwamendinger Foren;175
5.4.3.3.3;3.3.3 Quartierforum Auzelg;176
5.4.3.3.4;3.3.4 Lebensqualität an der Ueberlandstrasse;176
5.4.3.3.5;3.3.5 Image Schwamendingen;178
5.4.3.3.6;3.3.6 Steuerung der baulichen Entwicklung;180
5.4.3.4;3.4 Schwamendingen auf gutem Weg?;181
5.4.4;4 Etablierung einer Kultur der Zusammenarbeit;182
5.4.5;Literatur;183
6;IV Neue Entwicklungsagenten und neue Akteursallianzen in der Quartiersentwicklung;185
6.1;Wer steuert die Quartiersentwicklung? Das Beispiel der Fleischervorstadt in Greifswald;186
6.1.1;1 Aus der Geschichte;187
6.1.2;2 Einwohnerentwicklung;188
6.1.3;3 Alterszusammensetzung;189
6.1.4;4 Fluktuation;190
6.1.5;5 Einwohnerbefragung;190
6.1.6;6 Quartiersmanagement;192
6.1.7;7 Netzwerkkonzept;195
6.1.8;Literatur;196
6.2;Gründung einer Genossenschaft im Quartier;197
6.2.1;Beispiel Ulm Weststadt – Soziale Stadt;197
6.2.1.1;LOS-Programm;198
6.2.1.2;ESF-Programme;198
6.2.1.3;Gründung der Genossenschaft;199
6.2.1.4;Rundulm Betreuung eG;201
6.2.2;Zwischenbilanz (Mai 2009);202
6.3;Zur Rolle sozialer Unternehmen bei der Quartiersentwicklung am Beispiel der Berliner Entwicklungsagentur für soziale Unternehmen und Stadtteilökonomie (BEST);203
6.3.1;Literatur;209
6.4;Powered by Quartiersmanagement: Füreinander Leben im „Problemkiez“1;210
6.4.1;Regieren durch Community;211
6.4.2;Die Pflicht, zum Gemeinwohl beizutragen;214
6.4.3;Literatur;216
7;V Neue Steuerungsund Evaluationsinstrumente in der Quartiersentwicklung;217
7.1;Chancen für Quartiere durch die Einbindung von Immobilieneigentümern: Business Improvement Districts und Immobilienund Standortgemeinschaften;218
7.1.1;1 Einleitung;218
7.1.2;2 Business Improvement Districts und Immobilien- und Standortgemeinschaften;218
7.1.3;3 Übersicht nach Bundesländern;220
7.1.3.1;3.1 Gesetzliche Regelungen;220
7.1.3.2;3.2 Freiwillige Ansätze;221
7.1.3.2.1;3.2.1 Die verschiedenen Ansätze in den neuen und alten Bundesländern;222
7.1.3.2.2;3.2.2 Nordrhein-Westfalens Weg von der Freiwilligkeit zum Gesetz;224
7.1.4;4 Das Beispiel Hamburg;226
7.1.4.1;4.1 Formelle Quartierseinbindung;228
7.1.4.2;4.2 Informelle Quartierseinbindung;229
7.1.5;5 Fazit;232
7.1.6;Literatur;233
7.2;Lokale und regionale Instrumente der Quartiersentwicklung in Brüssel1;236
7.2.1;1 Einführung: Brüssel – Stadtgeschichte und Stadtstruktur;237
7.2.2;2 Steuerungsinstrumente für die Stadtund Regionalplanung in Brüssel;238
7.2.2.1;2.1 Grundlagen: Umfassende Pläne auf regionaler und kommunaler Ebene;238
7.2.2.2;2.2 Spezifische Städtische Entwicklung: Projektorientierte Raumplanung;239
7.2.3;3 Entwicklung der „Kontrakte für Quartiere“;240
7.2.3.1;3.1 Selektion und Begrenzung der Viertel für integrierte Entwicklung;241
7.2.3.2;3.2 Ziele, Mittel und Entwicklung;243
7.2.3.3;3.3 Akteure und Mitspracheverfahren;246
7.2.3.4;3.4 Bewertung bisheriger Maßnahmen und Zukunftsperspektiven;248
7.2.4;4 Anwendung des „District Monitors“;251
7.2.5;5 Fazit: Urban Stretching;253
7.2.6;Literatur;255
7.2.7;Pläne;256
7.2.8;Websites;257
7.2.9;Audio-visuell;257
7.2.10;Interviews;257
8;Autorinnen und Autoren;258
Einführung.- Governance – ein neues Zauberwort auch für die Quartiersentwicklung?.- Die „neue“ Popularität des Lokalen.- „Regieren durch Community“: Neoliberale Formen der Stadtplanung.- Aufwertung benachteiligter Quartiere im Kontext wettbewerbsorientierter Stadtentwicklungspolitik am Beispiel Zürich.- Quartiere auf Zeit: Multilokalität als Grenze der lokalen Governance.- Formate des Räumlichen und Raumpolitiken: Vernachlässigte Dimensionen in der Raumforschung.- Quartiere zwischen Programmen und Akteursinteressen.- Utopien und Heterotopien: Protagonisten des gesellschaftlichen Wandels in Barcelona.- Local Governance ohne Vertrauen: Die „Contratti di Quartiere“ in Mailand.- Integrierte Quartierkonzepte: Beitrag der Stadtentwicklungsplanung zum Umgang mit dem demografischen Wandel.- Gesellschaftliche Transformationsprozesse an Zürichs Stadtrand: Interventionen in Schwamendingen.- Neue Entwicklungsagenten und neue Akteursallianzen in der Quartiersentwicklung.- Wer steuert die Quartiersentwicklung? Das Beispiel der Fleischervorstadt in Greifswald.- Gründung einer Genossenschaft im Quartier.- Zur Rolle sozialer Unternehmen bei der Quartiersentwicklung am Beispiel der Berliner Entwicklungsagentur für soziale Unternehmen und Stadtteilökonomie (BEST).- Powered by Quartiersmanagement: Füreinander Leben im „Problemkiez“1.- Neue Steuerungs- und Evaluationsinstrumente in der Quartiersentwicklung.- Chancen für Quartiere durch die Einbindung von Immobilieneigentümern: Business Improvement Districts und Immobilien- und Standortgemeinschaften.- Lokale und regionale Instrumente der Quartiersentwicklung in Brüssel1.
Powered by Quartiersmanagement: Füreinander Leben im „Problemkiez“ (S. 209-210)
Stephan Lanz
Im Jahr 1998 publizierte der Berliner Senat die Studie „Sozialorientierte Stadtentwicklung“, die eine „kumulative Verschärfung sozialräumlicher Problemlagen“ in bestimmten Stadtteilen feststellte und eine „Strategie einer urbanen Integration“ einforderte, um diesen „Prozess der Marginalisierung und Exklusion zu stoppen“ (IfS/S.T.E.R.N. 1998: 79). Zur gleichen Zeit schwoll ein politisch-medialer Diskurs an, der Einwanderungsquartiere als Ghettos skandalisierte. Schließlich richtete der Senat im März 1999 in 15 „Gebieten mit besonderem Entwicklungsbedarf“ ein Stadtteilmanagement ein.
Dessen finanzielles Fundament lieferte das Bund-Länder- Programm „Sozialer Staat“, das die rot-grüne Bundesregierung kurz vorher aufgelegt hatte. Als durch selektive Wanderungsprozesse, sozialen Abstieg und kulturelle Kommunikationsbarrieren verursachte Hauptprobleme definierte der Senat eine „Konzentration von Problemgruppen“ sowie „interkulturelle Aus- und Abgrenzung, Intoleranz, Aggression“ (Abgeordnetenhaus 1999: 6ff.).
Das Berliner Programm sollte „eine nachhaltige, soziale, wirtschaftliche, städtebauliche und ökologische Entwicklung durch integriertes Handeln und vernetzte Maßnahmen im Quartier bewirken“ (ebd.: 2). Wolkig verhieß es die „Schaffung von Lebenswelten ohne Ausgrenzung“ oder den „Erhalt sozialer Mischung“ (ebd.).
Der Lokalstaat beauftragte nun privatwirtschaftliche „Quartiersmanager“, um in Kooperation mit den Behörden lokale Akteure zu vernetzen und Projekte zu entwickeln. Diese sollten den „Menschen im Quartier“ dazu verhelfen, „ihre Lebenssituation selbst zu verändern, ihre Möglichkeiten und Kompetenzen zu nutzen, um unabhängiger und selbständiger zu werden“ (Senat 1999: 10). Es ging weniger darum, einen „staatlichen Handlungsrahmen“ zu setzen als „Eigeninitiative und Selbsthilfekräfte auf regionaler/lokaler Ebene durch Vernetzung und Information zu stärken“ (Abgeordnetenhaus 1998: 1).
Im Kern zielt das heute in 33 Stadtgebieten laufende Programm auf sich selbständig regulierende Gemeinwesen. Dafür sucht es von oben herab eine lokale Zivilgesellschaft zu organisieren, die in den benachteiligten Quartieren als nicht mehr vorhanden gilt. Marginalisierten BewohnerInnen soll „Hilfe zur Selbsthilfe“ vermittelt werden: Das zentrale Stichwort heißt Empowerment (vgl. Lanz 2000). Das Gros der Maßnahmen liest sich wie eine aktualisierte Version jener soziokulturellen Projekte der Alternativbewegung, die der Senat bereits in den 80er Jahren gefördert hatte. Neu ist, dass der Staat solche Projekte nun selbst zu initiieren trachtet.
Zudem wurden sie um Instrumente wie einen „Ausbau formaler Kontrollinstanzen zur Stärkung des Sicherheitsgefühls“ oder eine „Repression gegen Vandalismus“ ergänzt, die sich aus den Effekten des Ghetto-Diskurses erklären. Die wissenschaftliche Bewertung bisheriger Verfahren fällt widersprüchlich aus: Die offizielle Evaluation erkannte beachtliche Erfolge, kritisierte aber einen zu geringen Fokus auf soziale Chancen von Bewohnern (Geiss u. a. 2003: 3).