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E-Book, Deutsch, Band 2793, 128 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

Deckers Wein

Geschichte und Genuss

E-Book, Deutsch, Band 2793, 128 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

ISBN: 978-3-406-71115-2
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: PDF
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Von den religiösen Ritualen der griechischen und römischen Antike bis zur globalen Weinkultur unserer Tage führt dieses ebenso kundige wie unterhaltsame Buch durch mehr als dreitausend Jahre Weingeschichte. Daniel Deckers macht darin vertraut mit dem Weinbau und seinen regionalen Bedingungen, mit der Geschichte des Weinhandels und des Weinkonsums und nicht zuletzt mit dem Wein als ewiger Quelle des Genusses und der Inspiration. Die Welt des Weins, so zeigt seine gelungene Einführung, ist immer auch ein leuchtender Spiegel ihres Zeitalters.
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Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Titel;3
3;Zum Buch;2
4;Über den Autor;2
5;Impressum;4
6;Inhalt;5
7;I. Wein von innen, Öl von außen Weinkultur in der Antike;6
8;II. Beten und arbeiten Wein zwischen Spätantike und Spätmittelalter;31
9;III. Saufen wie ein Deutscher Zwischen Reformation und Revolution;52
10;IV. Auf Leben und Tod Das lange 19. Jahrhundert;72
11;V. Neuzeitlicher Weinbau oder die Verwandlung der Weinwelt;99
12;Literaturhinweise;126


II Beten und arbeiten
Wein zwischen Spätantike und Spätmittelalter Die Kelten, die in den vorchristlichen Jahrhunderten weite Teile Mitteleuropas vom Norden Spaniens bis nach Pannonien besiedelten, haben wohl selbst keinen Wert darauf gelegt, aus Wildreben Wein zu erzeugen. Mit Wein aus Weinreben und auch dem Weinbau selbst hatten sie sich aber schon vertraut gemacht, noch ehe die Römer Gallien sowie den Raum südlich und westlich von Donau und Rhein eroberten. Womöglich fanden schon die griechischsprachigen Seehändler aus Phokäa Ansätze einer mediterran geprägten Rebkultur vor, als sie vermutlich ausgangs des 7. Jahrhunderts bis an die ligurische Küste vorstießen und in der Rhône-Mündung eine Siedlung namens Massalia gründeten – das heutige Marseille. Der römische Historiker Titus Livius (59 v. Chr.–ca. 19 n. Chr.)wollte dagegen wissen, dass der Kontakt der im Süden Galliens wohnenden Kelten mit Wein auf die Etrusker zurückging, die zusammen mit den Karthagern dem Expansionsstreben der Phokäer in der Seeschlacht von Alalia im Jahr 540 v. Chr. ein Ende bereitet hatten. Kelten, Römer, Germanen.  Für eine schnelle Verbreitung des Weinbaus in der Provence spricht der Befund, dass sich Massilia rasch zu einem wichtigen Handelsplatz entwickelte. Schon Platon (427–347 v. Chr.) berichtete, die Kelten tränken Wein unverdünnt, d.h. ohne das in Griechenland selbstverständliche Wasser. Dass die Weinkultur schon lange vor Christus in der Provinz «Gallia Narbonnensis» Fuß gefasst haben muss, ergibt sich auch aus Verboten wie dem des Kaisers Domitian. Der untersagte im Jahr 92 n. Chr., Wein aus dem transalpinen Gallien einzuführen, um die Weinproduktion in Italien vor Konkurrenz zu schützen. Die weiten Transportwege brachten es mit sich, dass Wein jenseits der griechisch-römischen Siedlungsgebiete nur in geringen Mengen zur Verfügung stand. Er war daher dem Adel oder auch den Kriegern vorbehalten – das aber, wie der Fund von Amphoren und Trinkgefäßen etwa in der heutigen Champagne nahelegt, bis weit in den Norden Europas hinein. Wie die Weine schmeckten und wo sie aus welchen Anlässen getrunken wurden, wissen wir nicht. Nur so viel: Zwei Jahrhunderte v. Chr. verlief die Nordgrenze der europäischen «wine-drinking zone» von der Donaumündung bis nach Burgund. Im Süden Frankreichs stieß der Weinbau entlang der kurz vor der Wende vom zweiten zum ersten vorchristlichen Jahrhundert gebauten Via Domitia bald bis in die Gegend um Bordeaux vor. Der Kreis schloss sich. Entlang der Mittelmeerküsten und um die iberische Halbinsel herum bis nach Bordeaux florierte der Weinhandel und machte aus dem «mare nostrum» einschließlich des Saumes der Atlantikküsten einen einzigen großen Weinmarkt. In Venedig trank man spanische, in Südfrankreich italienische und am Atlantik spanische wie italienische Weine. Nach der Eroberung Galliens durch Gaius Julius Caesar verbesserte sich in Mitteleuropa auch die Versorgung mit Wein. Der «bellum gallicum», der in den Jahren 58 bis 51 v. Chr. stattfand, könnte sogar einen handelspolitischen Hintergrund gehabt haben. Der französische Historiker Gilbert Garrier vermutet, Caesars Expansionsdrang sei eine Reaktion auf die wiederholten Versuche von Stämmen aus dem belgischen und germanischen Raum gewesen, dem Vordringen des Weins Einhalt zu gebieten. Nach Caesar duldeten etwa die Sueben die Einfuhr von Wein deswegen nicht, «weil er die Widerstandskraft des Menschen breche und die Männer schwächlich wie Frauen mache». Sie sollten sich täuschen. Den weingewohnten römischen Legionären hatten Kelten und Germanen wenig entgegenzusetzen. Nach dem Ende des Krieges folgte der Weinbau den Römern auf dem Fuß. Die Soldaten wie die Siedler, die sich in den eroberten Gebieten niederließen, verlangten nach Wein. Bald ließen sich die Mengen, die nunmehr für Alltag, Feste und Kulte nötig waren, nicht mehr aus dem Mittelmeerraum heranschaffen. Der Weinbau dehnte sich so weit nach Norden aus wie nie zuvor. Klimatisch begünstigte Flusstäler wie das der Mosel verwandelten sich in Landschaften, die vom Weinbau lebten. Mehr noch: Die Nordwanderung des Weinbaus ging mit einer Romanisierung der Kultur einher. Die Christianisierung wiederum war eine Folge der Romanisierung. O Mosella I.  Für das Moselgebiet, die älteste Weinlandschaft Deutschlands, ist die Chronologie dieser Ereignisse nicht mehr umstritten. Weinamphoren bezeugen, dass bis in das zweite Jahrhundert Wein aus dem Mittelmeerraum eingeführt wurde. Nach und nach machte einheimischer Wein den Import südländischer Weine überflüssig. In der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts war die Rebfläche im Moselraum so groß, dass Wein in andere römische Provinzen ausgeführt werden konnte. Auch die Christianisierung war in vollem Gang. Obwohl in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche verkohlte Traubenkerne gefunden wurden, ist bislang nicht klar, welche Rebsorten die Römer bevorzugten. Am Rhein könnten sie von Wildreben oder durch Pfropfung entstandenen Mischformen abstammen. An der Mosel fehlen Nachweise für die Existenz von Wildreben. Vielmehr wurde für das Stadtgebiet von Trier anhand von Pollenkörnern nachgewiesen, dass um 150 n. Chr. die vitis vinifera an der Mosel heimisch geworden war. Holunderkerne könnten darauf hindeuten, dass neben Weiß- auch Rotwein erzeugt wurde. Holunder diente gemeinhin zur Intensivierung der Farbe von Rotweinen. Zumindest dem Namen nach wird der heute noch an der Obermosel verbreitete «Elbling» auf die Römerzeit zurückgeführt. Der Name der Rebsorte verweist nicht etwa auf die Elbe, sondern leitet sich ab von albus, dem lateinischen Wort für weiß. Ebenfalls bis in die Römerzeit zurück geht die Reberziehung an einem einzelnen Pfahl. An der Mosel und in den Steillagen am Rhein ist diese Erziehungsart noch heute anzutreffen. Bildliche und schriftliche Zeugnisse legen es nahe, dass je nach Standort auch die Hecken- und die Jocherziehung praktiziert wurden. Wohin die Moselweine exportiert wurden, lässt sich nicht mehr en detail rekonstruieren. Sie wurden nicht mehr in Amphoren transportiert, sondern in Holzfässern, wie sie bislang nur die Kelten verwendet hatten. Bis auf wenige Überreste, die nach dem Weintransport anderen Zwecken wie etwa der Verschalung dienten, sind die Fässer vermodert; Fassdauben wurden bislang nicht gefunden. Der fröhliche Steuermann.  Im 3. Jahrhundert waren aus Trier stammende Weinhändler in der Handelsmetropole Lyon aktiv. Dort dürften sie dafür gesorgt haben, dass der Nachschub mit Wein aus dem Mittelmeerraum nicht versiegte. Dass sich der Transport von Moselwein flussaufwärts gelohnt haben dürfte, ist nicht sehr wahrscheinlich. Eher nahmen die Weine ihren Weg auf ochsenbespannten Karren nach Nordwesten oder zu Schiff mosel- und dann rheinabwärts. So haben sich alleine in Neumagen vier Weinschiffe erhalten – allerdings nur als steinerne, mehr oder weniger gut erhaltene Reliefs. Was den berühmten «fröhlichen Steuermann» bewog, dass er seine Betrachter vom Heck eines mit Weinfässern schwerbeladenen Schiffes angrinste, oder seinen missmutig dreinschauenden Kollegen, der ebenfalls ausgangs des 19. Jahrhunderts bei Grabungen «aufgetaucht» ist, bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen. Einen weiteren Schub erhielt der moselländische Weinbau ausgangs des 3. Jahrhunderts mit der Verlegung der Residenz des (west)römischen Kaisers nach Trier. Die Stadt an der Mosel war fortan nicht nur Sitz des kaiserlichen Hofes, sondern auch das Verwaltungszentrum der neu errichteten gallischen Provinz. Eine direkte Folge dieser Aufwertung dürfte die Anlage großer Kelterhäuser gewesen sein, die von anderen landwirtschaftlichen Einrichtungen oder Gebäuden unabhängig waren. Die einschlägigen archäologischen Befunde sind nach Ansicht des Trierer Archäologen Karl-Josef Gilles nur so zu erklären, dass die Kelterhäuser in staatlicher oder militärischer Regie betrieben wurden. Wozu sonst brauchte es jenen kaiserlichen Kellermeister (praepositus vinorum), dessen Sarkophag 1990 bei Ausgrabungen in Trier zum Vorschein kam? Aufgrund von archäologischen Zeugnissen steht es heute außer Frage, dass der Weinbau an der Mosel nach dem Ende der römischen Herrschaft nicht aufgegeben wurde. Zudem ist gewiss, dass der Weinbau schon in der Spätantike von manchen Steillagen Besitz ergriffen hatte. Seit 1997 sind am Fuß mehrerer Weinberge an der Mittelmosel mehrere römische Kelteranlagen freigelegt und teilweise...


Daniel Deckers ist Redakteur bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und Lehrbeauftragter für die Geschichte des Weinbaus und Weinhandels an der Hochschule Geisenheim University (Rheingau).


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