Böger | Mobbing im Digitalzeitalter | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Böger Mobbing im Digitalzeitalter

Insiderstories einer Konzernmitarbeiterin

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

ISBN: 978-3-7504-9216-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In dem vorliegenden Buch verarbeitet die Autorin ihre autobiographischen Erfahrungen als Mitarbeiterin in der Deutschen Telekom und bei T-Systems International. Dabei begegneten ihr vor allem Mobbing, Cybermobbing und "unternehmerisches Gestalten" frei nach Gutdünken der Führungskräfte. Sie weiß lange Zeit nicht, wie sie mit den Erkenntnissen umgehen soll. Lange Zeit war sie deshalb sprachlos. Mittlerweile kann sie angstfreier über die Ereignisse sprechen und erzählt offen über ihre Insider-Erlebnisse. Nicht nur die Art, wie freie Marktwirtschaft auf Kosten der Bevölkerung praktisch umgesetzt und dabei die Menschenwürde des Einzelnen verletzt wird, schockiert, sondern auch, wie damit im großen Stil lang erkämpfte demokratische und freiheitliche Strukturen aufs Spiel gesetzt werden. Der Informationskrieg tobt.

Astrid Böger wurde in Berlin geboren, studierte Informationswissenschaften, promovierte in Ingenieurwissenschaften arbeitete als Professorin für Tragbare Elektronik und Rechentechnik an der Brandenburgischen Technischen Universität in Cottbus und international auch in unterschiedlichen Branchen, europäischen Institutionen und war in der Wirtschaft tätig. Bevor sie sich selbstständig machte, arbeitete sie in der Deutschen Telekom Healthcare and Security Solutions, im Bereich Telemedizin und Telematik.
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#01 SPIELARTEN DES CYBER-MOBBING UND ANGST ALS WAFFE
Berlin Friedrichstraße, August 2015 „Ich will nicht sterben.“ Während ich diese Worte flüsternd über den Tisch warf, schaute ich Katharina unsicher an. Die Geräusche um uns herum waren lärmig. Der Großstadtkrach der Autos und das Stimmengewirr im Café zwangen mich lauter zu sprechen, als normalerweise bei einem solchen Thema angebracht wäre. „Sicherlich meinst du, dass ich jetzt übertreibe. Aber ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll.“ Ich schaute mich im Gastraum um. Meine glatten blonden Haare hatte ich wie immer zu einem Knoten gebunden. Das morgens sorgfältig aufgetragene Makeup hatte schon deutlich an Strahlkraft eingebüßt, meine Augen wirkten sicherlich müde und auch mein Business-Dress entlarvte sich, durch hier und da glänzend aufblinkende Stoßkanten, als in die Jahre gekommene Textilie. Aber ich hatte momentan andere Sorgen, als mich um mein Outfit und mein äußeres Erscheinungsbild zu kümmern. Trotzdem bemühte ich mich, in meinem täglichen Umfeld nicht durch Nachlässigkeit aufzufallen. In Managementkreisen gehörte zwar der Nadelstreifenanzug längst nicht mehr zur erwarteten Bekleidung, schon gar nicht bei Frauen, aber ein gewisser Kleidercode sollte bedient werden. „Gestern bin ich knapp einem Auffahrunfall entgangen. Und das war kein Zufall. Mein Chef hatte mir diese Aktion bereits am Morgen indirekt angedroht, auch wenn diese Sicherheitswarnung an unser gesamtes Team gerichtet war.“ Mir war bewusst, dass dies eigenartig klingen musste, aber so hatte es sich nun einmal zugetragen. „Passt bei Heimfahrten auf, nicht in Unfälle zu geraten“, warnte mich mein neuer Chef, Bernd A. nach der gesellschaftsrechtlichen Umstrukturierung unserer Geschäftseinheit, mit eindringlicher Stimme. Erst hatte ich diesen Worten nicht viel Bedeutung beigemessen. Doch als mein Auto beim Heimfahren, es war bereits dunkel, merklich von hinten gerammt wurde, „klingelte“ es bei mir. Ich gab Gas, überquerte die Kreuzung, an der ich den deutlichen Ruck gespürt hatte und reagierte erst auf der anderen Seite der viel befahrenen Berliner Kreuzung, indem ich anhielt. In meinem Kopf kreisten wie wild zahlreiche Szenarien: aussteigen, Polizei holen, zu spät nach Hause zu Wiki kommen, mich auf der Straße weiteren Gefahren aussetzen. Innerhalb von wenigen Sekunden entschied ich, dass der vielleicht entstandene Blechschaden keinen dieser Schritte rechtfertigen würde. Ich blickte in den Rückspiegel. Die Autos hinter mir waren auf der anderen Seite der Kreuzung stehen geblieben. Anscheinend hatte es dahinter noch schlimmer gerumst. Hatte sich vielleicht ein „Pufferfahrzeug“ schützend zwischen meinen und den auffahrenden Wagen geschoben und so den wirklich ernsten Crash für mich abgefangen? Ich wollte es gar nicht wissen. Nur weg. Allerdings klopfte mein Herz noch lange Zeit aufgeregt. Dies war kein Zufall. Dies war eine eindeutige Warnung. „Monatelang gibt es keinen Hinweis auf mögliche Unfälle bei uns im Konzern und dann genau am Morgen dieses Ereignisses? Wollte man mich sensibilisieren? Wenn ich nicht wüsste, dass ich sehr unbequem für das „Establishment“ war, würde ich sicher nicht auf solche Gedanken kommen. Mich aber so aus dem Verkehr zu ziehen, wäre wohl die einfachste Methode.“ Unruhig schaute ich mich im Café um. „Da fragt dann keiner mehr nach. War eben ein blöder Unfall. Sterben ja Tausende auf den Straßen. Würde da jemand auf die Idee kommen, dies vielleicht in Beziehung zum Stress mit dem Arbeitgeber zu setzen? Und vor allem, da kannst du ja nichts dagegen machen, außer von nun an permanent in den Rückspiegel zu schauen. Aber dann lauert die Gefahr vielleicht vorn oder kommt von der Seite. Oder du wirst so ängstlich, dass du gar nicht mehr in ein Auto steigst.“ Während ich sprach, wanderte mein Blick fortwährend aufmerksam durch das Café. „Und wenn es ja doch nur ein dummer Zufall war?“ Katharina, meine Gesprächspartnerin, mit kurzem frechem modisch gestyltem grauen Haar, drahtig und jugendlich wirkend, hatte sich am Tisch mir gegenüber, mit Blick zum Fenster, ziemlich in der Mitte der gemütlichen In-Location mitten auf der Friedrichstraße, niedergelassen. Sie war als Journalistin keinen Bekleidungszwängen und nur selten Dresscodes ausgesetzt. Sie trug ein grünes Strickkleid, das sie mit einer Leggins und Sneakers kombiniert hatte. Wir befanden uns beide mittlerweile in den Vierzigern und hatten bereits einiges Leben hinter uns. Auf das Ordern von Speisen hatten wir verzichtet und uns beide einen Latte Macchiato und ein Wasser bestellt. Ich aß in den letzten Tagen sowieso eher weniger. Generell fehlte mir der Appetit, aber vor allem auch die Zeit. Ich spürte den Druck, dass ich nicht nur ständig bezüglich meines Handelns und Wissens, sondern natürlich auch meines Äußeren, kritisch bewertet wurde. „Wohl heute wieder einen „Bad Hair Day“2 erwischt?“, stellte dabei nur eine der harmloseren morgendlichen Begrüßungen durch eine meiner „netten“ Kolleginnen dar. Permanent schienen die Gender-Frage, Figur, Klamotten, Haare entscheidend dafür zu sein, ob ich in der beruflichen Hierarchie eine Chance bekam. Aber ich war nicht naiv und wusste, dass Frauen nun einmal doppelt so gut sein mussten. In meiner Küche zierte ein Blechschild den Kühlschrank: „It is hard, to be a woman. You must think like a man, Act like a lady, Look like a young girl And work like a horse.“ Es ist hart eine Frau zu sein.
Du must wie ein Mann denken,
wie eine Lady agieren, wie ein
junges Mädchen aussehen und
wie ein Pferd arbeiten. Und jeden Tag erfuhr ich immer wieder neu, dass diese Sätze leider einfach nur zu wahr waren. Auch Katharina verzichtete auf das Mittagessen. Auch sie kam aus Gründen des Arbeitspensums selten zu einer Pause, die solch einen Luxus erlaubt hätte. In dem Café in der Friedrichstraße, in dem Katharina und ich uns nun wieder öfter trafen, ließen sich vor allem Touristen auf der Terrasse nieder, um die Sonne und das Großstadtflair zu genießen. Zahlreiche Besucher schwärmten zur Mittagsstunde aus den umliegenden Hochhäusern mit ihren schicken Büros, um schnell bei einem Business-Lunch die „Outputs“ der letzten Meetings zu erörtern, die neue Liebschaft des Chefs durchzuhecheln oder einfach nur ein paar Minuten zu chillen. Es war nicht wirklich die Atmosphäre, um die große Weltpolitik, Mobbing oder dramatische Fragen über Leben und Tod zu diskutieren. Aber wir saßen nun einmal in diesem Café. Den Nachbartisch bevölkerte eine Gruppe asiatischer Jugendlicher. Sie agierten unbekümmert, extrovertiert und quirlig. Die eine Hälfte der jungen Leute schien sich Witze zu erzählen, denn sie lachten immer wieder. Die anderen starrten in ihre Handys und kommunizierten mit irgendwem irgendwo auf der Welt, während sie nebenbei Pizzastücke in ihren Mund verfrachteten und sich von Zeit zu Zeit den Lachenden anschlossen. Wanze: Abhörgerät zur akustischen oder elektroakustischen Aufnahme eines Schallsignals, funktioniert über Kabel (Trägerfrequenzanlagen, Funkverbindung, optoelektronische Verbindungen). Als Funkfrequenzen meist VHF und UHF-Frequenzen. Optische Abhöranlagen: Lasermikrofone, die auf ein Objekt im abzuhörenden Raum (meist ein Fenster) gerichtet sind. Schallwellen werden durch im Raum gesprochene Worte zum Schwingen angeregt. Abhören von Telefonanlagen: günstig wo sie als Freileitung verlegt sind und bei Zugang zu Geräten und Kabelverzweigern. Abhörwanzen wurden bereits in den frühen 1930er Jahren eingesetzt. [Quelle u.a. nach Wikipedia] Ich glaubte nicht, dass von diesem Tisch jemand unsere Unterhaltung belauschen würde. Etwas abseits saß ein einzelner Mann. Graues Jacket, graufale Haut, Brille, dunkles, etwas fettiges Haar. Der passte schon eher in den Kreis potentieller Agenten. Auffällig unauffällig schaute er von uns weg und wieder zu uns hin. Obwohl er weiter entfernt saß, wusste ich, dass moderne „Spytechnology“, also Überwachungstechnik, auch solche Entfernungen überwinden konnte. Da ich mir sicher war, dass meine Telefonate und e-Mails permanent überwacht wurden, konnte auch jeder meiner Schritte vorhergesehen werden, wann ich mich wo mit wem traf. Da würde sicherlich nichts dem Zufall überlassen bleiben. Insofern war es ein Leichtes, auch hier im Restaurant entsprechende Wanzen zu platzieren. Bei den mittlerweile auf Mikro- oder sogar Nanogröße geschrumpften Technologien stellte dies keine Herausforderung mehr dar. Auch die kleinen Sender und Empfänger im Ohr konnte heutzutage keiner mehr erkennen. Und wenn ich selbst verwanzt war und permanent getrackt3 wurde, dann gab es sowieso kein Entkommen. Aber...


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