E-Book, Deutsch, 80 Seiten
Berger Grenzsteine der Entwicklung. Manual
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-451-83115-7
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Entwicklungsbeobachtung und -einschätzung von Kindern im Alter von 0–6 Jahren. Version 2023
E-Book, Deutsch, 80 Seiten
ISBN: 978-3-451-83115-7
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Im Leitfaden zu den Grenzsteinen der Entwicklung finden sich alle Hintergrundinformationen zur richtigen Anwendung des Beobachtungsinstruments. Die Grenzsteine der Entwicklung sind ein Screeningverfahren zur schnellen und gezielten Entwicklungsbeobachtung und -dokumentation für Kinder von 6 Monaten bis 6 Jahren. Das Instrument gibt Auskunft darüber, ob sich ein Kind in den neun Entwicklungsbereichen altersgemäß entwickelt oder in welchen Bereichen ein Kind die definierten Entwicklungsnormen nicht erfüllt. Die Grenzsteinbögen ermöglichen auch eine einfache Dokumentation der gezeigten Fähigkeiten/Fertigkeiten eines Kindes.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Pädagogik Schulen, Schulleitung Kindergarten & Vorschule
- Sozialwissenschaften Pädagogik Pädagogik Bildungssystem Curricula: Planung und Entwicklung
- Sozialwissenschaften Pädagogik Teildisziplinen der Pädagogik Vorschul- und Kindergartenpädagogik
- Sozialwissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie Entwicklungspsychologie
Weitere Infos & Material
2 Praktische Anwendung der Grenzsteine der Entwicklung
In diesem Kapitel erhalten Sie konkrete Informationen zum Aufbau der Grenzsteinbögen, also zu den Entwicklungsbereichen, die erfasst werden, und zu den Zeitfenstern, in denen Sie die Grenzsteinbögen anwenden können. Auch wird die wichtige Abgrenzung zu Entwicklungstests oder zur differenzierten fachspezifischen Entwicklungsdiagnostik nochmals erläutert (siehe Kapitel 2.1). Kapitel 2.2 beschreibt, wie Sie beim Ausfüllen der Grenzsteinbögen vorgehen und auch wie Sie dokumentieren, wenn Items nicht beobachtbar sind oder vom Kind nicht erfüllt wurden. Wie die Grenzsteinbögen bei unterschiedlichen Fragestellungen oder Arbeitssituationen eingesetzt werden, beschreibt Kapitel 2.3, während Kapitel 2.4 darauf eingeht, wie die Auswertung der Grenzsteinbögen erfolgt oder, besser gesagt – im Sinne des Grenzsteinkonzepts –, welche nächsten unverzichtbaren Schritte einzuschlagen sind. 2.1 Der Aufbau der Grenzsteinbögen
Die insgesamt neun Grenzsteinbögen der Entwicklung bilden den Altersbereich von 0;6 bis 6;0 Jahren ab. Durch ihren systematischen Aufbau stellen sie ein praktisches, leicht einsetzbares Instrument dar, um sich durch Beobachten und gegebenenfalls ergänzende Fragen an die Eltern/ Bezugspersonen rasch und gezielt einen Überblick über die kindliche Entwicklung verschaffen zu können. Anhand der alltagsnahen Items lassen sich valide Aussagen treffen, ob sich ein Kind in den verschiedenen Entwicklungsbereichen altersgemäß entwickelt oder nicht. Durch die Arbeit mit den Grenzsteinbögen erhalten Sie ebenfalls Hinweise darauf, in welchen Entwicklungsbereichen (Entwicklungspfaden) oder spezifischen Items ein Kind die definierten Entwicklungsnormen der 90-95%-Perzentile nicht erfüllt. Die Items der altersspezifischen Grenzsteinbögen können Sie in der Regel in einer für Sie in Ihrem Arbeitsfeld vertrauten kindgerechten Spiel-, Förder- oder Untersuchungssituation beobachten, wie sie in einer Kinderkrippe/Kindertagesstätte etc. täglich vorkommt. Die Grenzsteinbögen ermöglichen auch eine einfache Dokumentation der Fähigkeiten/Fertigkeiten eines Kindes (an diesem Tag) sowie der ergänzenden Angaben der Eltern/Bezugspersonen. Diese Dokumentationen stellen immer eine Momentaufnahme dar. Bitte beachten Sie: Die Grenzsteine der Entwicklung sind ein Entwicklungs-Screening für Fachpersonen. Sie ersetzen keinen Entwicklungstest oder eine differenzierte Diagnostik. Auffällige Ergebnisse (das sind alle Kreuzchen mit Nein) stellen keine Diagnose(n) dar. Sie können eine Entwicklungsverzögerung beschreiben und auf eine harmlose oder auch bedeutsame Entwicklungsvariante hinweisen. Da es sich laut Definition (90-95%-Perzentile) aber um einen echten Grenzbefund handelt, ist einfach abzuwarten keine sinnvolle Option. Vielmehr gilt es, in einem nächsten Schritt zu klären, ob für die Auffälligkeit eine Ursache gefunden werden kann. Gezielt sind daraus nächste Schritte abzuleiten, Schlussfolgerungen zu ziehen und darüber mit den Eltern/Bezugspersonen und/oder anderen Fachkräften zielorientiert zu kommunizieren. Die Grenzsteinbögen sind nicht geeignet als Fragebogen-Screening für die Eltern. Die Items der Grenzsteinbögen sind für Fachpersonen formuliert. Wir raten daher davon ab, die Grenzsteinbögen als Fragebogen-Screening direkt den Eltern zum Ausfüllen zu geben, sondern empfehlen, die Eltern zu einzelnen Items, die Sie als Fachperson nicht selbst beobachten konnten, zu befragen. Wenn Sie ergänzende Fragen an die Eltern richten, sollten Sie Ihren Klärungsbedarf unserer Ansicht nach in ein gemeinsames Gespräch einbetten und mit Ihren Worten in geeigneter Weise nachfragen. So lassen sich möglicherweise Angaben zu Items erhalten, die in Ihrem beruflichen Setting nicht beobachtbar waren oder die ein Kind in dieser Situation nicht gezeigt hat. Der Aufbau und die Systematik aller neun Grenzsteinbögen sind einheitlich. In jedem Grenzsteinbogen sind acht Entwicklungsbereiche aufgelistet und mit jeweils zwei essenziellen Items pro Entwicklungsbereich unterlegt. Nur der Grenzsteinbogen für das Alter von 6;0 Jahren ist mit neun Entwicklungsbereichen und jeweils drei Items pro Entwicklungsbereich umfangreicher. Folgende Entwicklungsbereiche (Entwicklungspfade) wurden in den Grenzsteinbögen gewählt: Entwicklung der Körpermotorik Entwicklung der Hand-Fingermotorik Sprach- und Sprechentwicklung Kognitive Entwicklung Entwicklung der sozialen Kompetenz Entwicklung der emotionalen Kompetenz Ich-Entwicklung Entwicklung der Selbstständigkeit In den Grenzsteinbogen für den Altersbereich 6;0 Jahre ist zusätzlich zu diesen acht Entwicklungspfaden als neunter Entwicklungsbereich die „Entwicklung der Körperbewusstheit“ aufgenommen worden. Die Grenzsteinbögen der Entwicklung liegen als neun altersspezifische Bögen für die folgenden Entwicklungsjahre vor: 0;6 Jahre (U5) 0;9 Jahre 1;0 Jahre (U6) 1;6 Jahre 2;0 Jahre (U7) 3;0 Jahre (U7a) 4;0 Jahre (U8) 5;0 Jahre (U9) 6;0 Jahre Sie orientieren sich teilweise an den Zeitfenstern der (kinder-)ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen. Die aus entwicklungsneurologischer Sicht wichtigen Altersbereiche von 0;9 Jahren und 1;6 Jahren wurden ergänzt, ebenso der Grenzsteinbogen für das Alter von 6;0 Jahren. Die Items der Grenzsteine sind auf vollendete Lebensmonate oder Lebensjahre validiert. Innerhalb des ersten Lebensjahres (also bei den Bögen 0;6 Jahre, 0;9 Jahre und 1;0 Jahre) sind sie im Zeitfenster von -/+ 14 Tagen anwendbar, ab dem Alter von 1;6 Jahren in einem Zeitraum von -/+ 4 Wochen. Die Entwicklung eines Kindes kann auch zu jedem anderen Zeitpunkt beobachtet werden. Setzen Sie dann nach Ihrem Ermessen den vorausgehenden oder den nachfolgenden Grenzsteinbogen ein. Die Ergebnisse sind später beim Erreichen des korrekten Zeitfensters zu bestätigen oder zu korrigieren. 2.2 Grundregeln für das Ausfüllen der Grenzsteinbögen
Auch wenn es banal erscheint, bitte denken Sie immer daran, den Namen, das Geburtsdatum sowie das Geschlecht des Kindes, das Datum der Beobachtung, das tagesaktuelle Alter des Kindes (bei frühgeborenen Kindern stets das korrigierte Alter) sowie den Namen der ausfüllenden Fachkraft auf dem jeweiligen Grenzsteinbogen anzugeben. Ja-Kreuze
Jedes Item eines Grenzsteinbogens ist isoliert zu betrachten und mit Ja (beobachtet) anzukreuzen, wenn das Item vollständig vom Kind erfüllt wird. Wenn ein Kind ein Item sicher und vollständig erfüllt, geht das sehr schnell. (mit gebeugtem Daumen und Eine Befragung der Eltern und die Dokumentation von Notizen ist erforderlich, wenn 1. das Item vom Kind teilweise erfüllt wird: Es kommt gelegentlich vor, dass ein bestimmtes Item vom Kind in der Beobachtungssituation nicht vollständig, sondern teilweise erfüllt wird. Dokumentieren Sie dies, indem Sie zum Beispiel die Anteile des Items, die vom Kind gezeigt wurden, unterstreichen; auch können Sie diese Beobachtung am Ende des Bogens unter „Notizen“ in Stichworten festhalten. Oft können Sie im Gespräch mit den Eltern Ihre eigenen Beobachtungen ergänzen und erfahren zum Beispiel, dass einzelne Items, die ein Kind in der Beobachtungssituation nicht gezeigt hat, zu Hause erfüllt werden. Dies sollten Sie ebenfalls neben dem jeweiligen Item mit einem für Sie passenden Kürzel wie „lt. Eltern“ oder „lt. Mutter“ und am Ende des Bogens unter „Notizen“ dokumentieren. Denn es ist häufig so, dass neue Entwicklungsschritte von Kindern nicht sofort an jedem Ort und zu jedem Zeitpunkt gezeigt werden. 2. das Item im Setting nicht beobachtet werden kann: Sind in einem bestimmten Setting einzelne Items nicht beobachtbar, weil die entsprechende Situation nicht gegeben ist, ist es unverzichtbar, dass Sie – wenn möglich –die Eltern dazu befragen. Wenn Sie nun aufgrund Ihrer Beobachtungen und mithilfe der Aussagen der Eltern sicher sind, dass ein Item vom Kind vollständig erfüllt wird, kreuzen Sie bitte das Kästchen Ja an. Fügen Sie, wie beschrieben, Ihre Unterstreichungen und/oder Anmerkungen hinzu, damit Sie sich bei einem nächsten Mal im Kontakt mit dem Kind, den Eltern oder im Rahmen eines Gesprächs mit anderen Fachpersonen daran erinnern, wie Sie zu diesen Ergebnissen gekommen sind. Nein-Kreuze
Möglicherweise werden Sie beim Ausfüllen des Grenzsteinbogens Items vorfinden, zu denen Sie im Rahmen Ihrer Beobachtung oder Untersuchung trotz Befragung der...