E-Book, Deutsch, 208 Seiten
Anders / Straube Die Mauer
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-937699-45-5
Verlag: Straube, Elke
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Liebe ist stärker
E-Book, Deutsch, 208 Seiten
ISBN: 978-3-937699-45-5
Verlag: Straube, Elke
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
"Es war einmal vor vielen Jahren, als die Berliner Mauer noch stand..." So beginnt Christian Anders' Liebesgeschichte aus dem Jahre 1983. Einerseits ist es eine alltägliche Geschichte, denn schließlich passiert es jeden Tag, dass zwei Menschen sich treffen und in einander verlieben, so wie es mit Peter und Veronika geschah. Und doch war alles auch ganz anders, weil sie nie eine wirkliche Chance bekamen, sich für einander entscheiden zu dürfen. Und weil es etwas gibt, das auch eine Mauer nicht unterdrücken kann, und das ist die Stimme unseres Herzens. Sie weist den Weg, den eine höhere Macht für uns bestimmt hat. Es ist der Weg der Liebe. Ihn und nur ihn dürfen wir gehen, denn am Ende dieses Weges wartet immer auf uns, ob in dieser oder einer anderen Welt, der Mensch, den wir lieben.
Zielgruppe
Alle, die sich für das Leben im geteilten Berlin sowie für das Leben in der DDR interessieren - weil sie diese Zeit vielleicht miterlebt haben oder auch nicht. Zeitgeschichtliches Dokument.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Wir sehen uns sowieso bald wieder, dann kannst du mich nach Strich und Faden kritisieren.“ Sie blickt mich zweifelnd an. „Wie bald ist bald?“ „Bald ist sehr bald, Veronika. Das hängt von meinem Doktorvater ab, und wie schnell ich die fertige Dissertation abliefere.“ Veronika sagt nichts, legt nur ihren Kopf an meine Schulter. Ich werde ein Dauervisum beantragen. Dann kann ich Veronika so oft sehen wie ich will. Mist verdammter. Erst jetzt kommt mir die Perversion der Lage voll zu Bewusstsein. Wären wir in Amerika, in Indien oder in China oder in Spanien oder in Wanne-Eickel oder sogar in Biafra oder am Nordpol oder sonst wo, dann müssten wir uns keine Gedanken darüber machen, ob ich noch etwas länger bleiben kann oder ob Veronika vielleicht mit mir kommt. Und hier? Wir wohnen praktisch nebeneinander und können nicht zueinander. Es sind nicht mal 5 Kilometer Luftlinie von meiner Wohnung zu Veronikas Wohnung. Und dennoch kann ich nicht einfach so zu ihr fahren, und für sie ist es noch viel schwieriger. Das möchte ich ihr sagen, tue es aber nicht, weil es die Gnadenlosigkeit eines Systems offenbart, von dem Veronika meint, es wäre die perfekte Gesellschaftsordnung. Also halten wir nur Händchen, küssen uns und tauschen unsere Adressen aus. Ein Telefon hat Veronika nicht. Aber ihre Anschrift, die habe ich, und sobald ich in Berlin bin, werde ich ihr schreiben, und ich weiß jetzt schon, dass es der längste Brief sein wird, den ich jemals geschrieben habe. Und Veronika verspricht auch, mir zu schreiben. Eines weiß ich genau. Bei einer Brieffreundschaft werde ich es nicht belassen. Ein Leben ohne Veronika kann ich mir einfach nicht mehr vorstellen.
Dann ist es soweit. Der Dampfer legt an, wir gehen an Land und stehen vor meinem Käfer. Was der schon alles mitgemacht hat. Aber so etwas wie mit Veronika bestimmt noch nicht. „Ich hasse Abschiednehmen“ sagt sie. „Küss mich einfach und sag, dass du mich nicht so schnell wie-der vergisst.“ Warum sagt sie das? Warum sagt sie so et-was? Weiß sie nicht, dass sie mir damit mehr Schmerzen bereitet, als wenn sie mir eine Nadel ins Herz sticht? NIEMALS werde ich dich vergessen, Veronika. Ich sage es ihr nicht mit Worten, sondern mit einem Kuss. Ich will mich nicht mehr von ihr lösen. Das muss sie schon selbst tun. Und sie tut es. Schiebt mich sanft von sich, lächelt und streichelt mir sanft eine Träne von der Wange. Veronika weint auch. Ich Idiot, warum frage ich sie jetzt nicht, ob sie meine Frau werden will. Ich weiß nicht warum. Nicht etwa weil ich nicht will. Nein, das bestimmt nicht. Aber warum frage ich sie dann nicht? Vielleicht, weil ich Angst habe, dass sie nein sagt. Ich glaube, es ist besser, ich frage sie beim nächsten Mal, wenn wir uns wiedersehen. Irgendwie finde ich es dann angebrachter. Ach, was weiß ich schon. Gar nichts weiß ich. Bin total verwirrt, und anstatt um ihre Hand anzuhalten, frage ich Veronika:„Und du? Wirst du mich auch nicht so schnell wieder vergessen?“ Sie schüttelt nur den Kopf, und sieht mich ganz lieb an. Ich aber will ganz sicher gehen, nehme ein silbernes Kettchen, das ich im Hotel gekauft habe und lege es um ihren Hals...