E-Book, Deutsch, Band 5031, 160 Seiten
Reihe: Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern (Science-Fiction-Abenteuer)
Zwengel Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern 31: Im Reich des Orff
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95719-591-3
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 5031, 160 Seiten
Reihe: Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern (Science-Fiction-Abenteuer)
ISBN: 978-3-95719-591-3
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Im Auftrag der Terra States begibt sich die Promet II auf die Suche nach wertvollen Rohstoffen und dringt dabei in eine bisher unbekannte Region des Weltalls vor. Was wie ein gewöhnlicher Forschungsflug beginnt, wird für die Crew schnell zu einer unkalkulierbaren Gefahr. Tonnenförmige Raumschiffe tauchen auf und entführen zwei Beiboote. Für Peet Orell beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, um die Mannschaft vor Folter und Tod zu bewahren.
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Yellowknife, Kanada, 07.07.2092
Peet Orell war die Strecke am Hügel hinaufgelaufen und hatte dabei seine bisherige Bestzeit unterboten. Seit sechs Monaten hielt er sich in der HTO-Zentrale auf und zu seiner eigenen Überraschung fand er es überhaupt nicht schlimm, so lange an einem Ort zu bleiben. Noch vor einem Jahr hätte er längst einen Lagerkoller bekommen, doch inzwischen hatte sich so einiges geändert. Er hatte Ehrgeiz in sportlicher Hinsicht entwickelt und befand sich in so guter Verfassung wie schon lange nicht mehr. Und dann gab es da noch Doktor Victoria Melburn, der Hauptgrund seines momentanen Wohlbefindens.
Nach ihrer Rückkehr aus dem Aldebaran-System hatten sie begonnen, sich zu verabreden, und schnell erkannt, dass da mehr zwischen ihnen war als nur Sympathie. Was alle um sie herum längst gewusst hatten, wurde auch endlich für Peet und Victoria zur Gewissheit.
Lag es tatsächlich schon ein halbes Jahr zurück, dass die Rettungsaktion für die Nekroniden und Nags im Sektor Aldebaran begonnen hatte? Ein Großaufgebot an Raumschiffen und Hilfsmannschaften, bestehend aus Terranern, Moranern und Suuks, hatte Aufbauhilfe geleistet, um auf Negor die Wohnverhältnisse zu verbessern und die Infrastruktur wiederherzustellen. Gemeinsam war es ihnen gelungen, die Nachschubprobleme in den Griff zu bekommen und die medizinische Versorgung zu gewährleisten. Auch die Promet II war unter dem Kommando von Jörn Callaghan in die Aufbaumaßnahmen auf Negor eingebunden gewesen und hatte drei Flüge dorthin unternommen. In dieser Zeit waren leider keine Forschungsflüge möglich gewesen.
Wie Nagur, der neue Anführer der Nekroniden, vorhergesagt hatte, war es zu keiner erneuten Konfrontation mit den Zyklops und ihren Schwarzen Raumern gekommen. Die Zusammenarbeit mit dem neu zusammengestellten Hohen Rat und Captain Worner sowie Ederson von der Space Police funktionierte hervorragend. Dabei kam es auch auf vielen Gebieten zu einem Wissenstransfer, so etwa zur Energieversorgung aus dem Parakon. Die Nekroniden nutzten eine quarzartige Substanz, die sie Stralomin nannten, um Energie jeglicher Form zu bündeln und verlustfrei abzustrahlen, was die verbindungsfreie Energieübertragung aus dem Parakon und zwischen den Planeten von Aldebaran A und B gewährleistete. Allerdings war Stralomin-Quarz sehr selten und selbst im Negor-System extrem rar.
Peet blickte von der Spitze des Hügels aus über die Stadt. Yellowknife lag im kanadischen Nordwest-Territorium, am Nordufer des Großen Sklavensees. Es war ein atemberaubender Anblick. Er atmete nach dem Aufstieg längst wieder gleichmäßig und konnte weiterlaufen. An diesem Tag herrschten moderate fünfzehn Grad. Für eine Gegend, in der die Temperatur im Winter auch gerne mal auf Minus dreißig Grad fiel, war es ein prächtiger Sommertag. In der Sonne angenehm warm, doch im Schatten fühlte er den Schweiß unter seiner Kleidung.
Peet spürte, wie die Testsonde näher rückte. Sie hatte ihren Beobachtungsposten am Himmel aufgegeben und hielt sich wenige Meter hinter ihm. Er empfand ihre Nähe als etwas Unangenehmes, entschied sich aber dafür, den fliegenden Begleiter einfach zu ignorieren und weiterzulaufen. Er hatte diese Strecke schon mehrere Dutzend Male genommen und kannte sie sehr gut. Am nächsten Abzweig wählte er den Pfad, der weiter in den Wald hineinführte, damit ihm die Sonde nicht mehr so auf die Pelle rücken konnte. Schlimm genug, dass sie ihn auf dem bisherigen Weg begleitete.
Dieser Prototyp gehörte Aldo Simmer, einem HTO-Entwickler, mit dem Peet sich in den letzten Monaten angefreundet hatte. Um ihm einen Gefallen zu tun, ließ er sich von dem fliegenden Metallklumpen bei seinen Läufen begleiten, denn Aldo träumte davon, das ultimative Trainingsmessgerät zu entwickeln, das einen Personal-Trainer ersetzen konnte. Unerbittlich und unermüdlich, die ultimative Herausforderung für Sportbegeisterte.
Während er weiterlief, überlegte Peet, ob seine Besatzung und er nicht bald wieder zu einem neuen Forschungsflug aufbrechen konnten. Die Hilfsorganisationen hatten sich in den letzten beiden Wochen langsam zurückgezogen, um das Aldebaran-System weitestgehend wieder in Eigenverwaltung übergehen zu lassen. Zumindest die Promet II war dort nicht mehr dringend erforderlich.
Victoria war momentan ohnehin beruflich so eingespannt, dass sie kaum Zeit für ihn erübrigen konnte. Sie leitete derzeit eine Gruppe von Medizinern der HTO-Klinik, die eine Langzeitstudie zu Informationen aus den Speicherdaten von Horf Elos durchführten. Der Moraner Yu Kodas war schon vor 1.500 Erdenjahren zu der Erkenntnis gelangt, dass Parakon-Sprünge von mehr als 250 Lichtjahren bei Moranern auf Dauer zu genetischen Veränderungen führten. Er hatte deshalb für sein Schiff eine Begrenzung pro Sprung unterhalb dieser Grenze festgelegt, zum Schutz seiner Besatzung.
Victorias Team wollte überprüfen, ob diese Aussage möglicherweise Allgemeingültigkeit besaß und nicht auf Moraner beschränkt war. Deshalb gab es seit vier Monaten eine Testreihe mit den Besatzungen aller transitierenden Schiffe der HTO und der Space Police. Letztere hatten ihre Flotte im vergangenen halben Jahr auf sechs POL-A-Raumer erweitert. Es gab eine Menge Daten auszuwerten, weshalb Victoria abends meistens zu müde war, um sich noch mit Peet zu treffen. Stattdessen nutzte sie jede Gelegenheit, um etwas Schlaf zu bekommen.
Peet erhielt von hinten einen Schlag gegen die Schulter und wäre beinahe in vollem Lauf gestürzt. Die Sonde! Hatte sie die Kontrolle über ihren Flug verloren? Das war eigentlich nicht denkbar. Er blieb stehen und schaute ihr nach, wie sie eine Schleife flog und mit einem Mal direkt auf ihn zuhielt. Sie würde nicht rechtzeitig abdrehen. Peet warf sich auf den steinigen Untergrund, und die handballgroße Maschine sauste knapp über ihn hinweg. Erst kurz vor den Bäumen zog sie hoch und stieg über die Wipfel hinweg, um für den nächsten Angriff Schwung zu holen.
Peet Orell zögerte keine Sekunde. Er rannte zwischen den ersten Bäumen hindurch und zog den Kopf ein, damit ihn die tiefhängenden Äste nicht streiften. Sein morgendlicher Lauf hatte sich überraschend in einen gefährlichen Wettlauf verwandelt. Sein Verfolger schwebte suchend über der Baumgruppe und wartete darauf, dass er wieder ins Freie trat. Er ließ sich nicht abschütteln und konnte auch nicht müde werden. Davonlaufen konnte Peet ihm auch nicht, deshalb blieben ihm nur die Möglichkeiten, sich zu verstecken oder anzugreifen. Die Bäume verhinderten zwar einen direkten Sturzflug auf ihn, aber sie standen bei weitem nicht dicht genug, um die Sonde vom Eindringen abzuhalten. Schon glitt sie am Rand des Waldstücks entlang und suchte nach einem günstigen Weg.
In dieser Umgebung standen Peet nur sehr primitive Waffen zur Verfügung. Im Grunde beschränkten sich seine Verteidigungsmöglichkeiten auf Äste und Steine. Low-Tech gegen High-Tech. Ein ungleicher Kampf.
„Aldo, sprich mit mir!“, rief Peet zum Himmel hinauf. „Dein Spielzeug verhält sich gerade ziemlich aufsässig. Ich könnte hier etwas Hilfe gebrauchen!“
Hatte er es wirklich vermisst, um sein Leben zu kämpfen? Brauchte er den Nervenkitzel so dringend? Er hatte in den vergangenen Monaten ein ruhigeres Leben kennengelernt, mit anderen Aufgaben und auch harmloseren Beschäftigungen. Auf der Erde waren Mitte Juni die Verhandlungen über die Rechtsverhältnisse im Weltraum erfolgreich abgeschlossen worden. Hierbei waren sein Vater und er, neben Pjotr Chronnew von den Terra States, die Hauptakteure gewesen. Es hatte sich um eine interessante Aufgabe gehandelt, wenn auch auf andere Art aufregend als seine Forschungsreisen. In der gleichen Zeit war die Besiedlung von Riddle weiter vorangeschritten, wenn auch langsamer als geplant, weil die Moran meist anderweitig im Einsatz war. Und damit waren die guten Nachrichten noch nicht erschöpft: Zwischenzeitlich hatten Moreen Dohr und Khurula auf Suuk geheiratet. Das gleichnamige Raumschiff konnte seine feste Stammmannschaft erhalten, die sich bei den Rettungsaktionen um Negor konsolidiert hatte. Die Auswertung der Speicherdaten Horf Elos durch das Team um die Familie Shan war weiter vorangekommen. Ihre Arbeit hatte viele Daten über fremde Sonnensysteme offenbart und Informationen über einige Spezies erbracht, die vor 1.500 Jahren noch existierten, aber durch den später folgenden Großen Galaktischen Krieg von den Zyklops restlos ausgelöscht worden waren.
Die Besatzung der Promet II drängte es danach, ihre Forschungsflüge wieder aufzunehmen, um die neugewonnenen Informationen zu nutzen. Jörn hatte Peet bei ihren gelegentlichen Treffen erzählt, dass Szer Ekka und sein Team bereits aus den Daten des Horf Elos-Teams interessante Ziele zusammenstellten. Es gab also einiges, was er momentan lieber tun würde, als sich von einer durchgedrehten Trainingssonde durch den Wald jagen zu lassen.
Peet drehte den Kopf in alle Richtungen, um die fliegende Kugel rechtzeitig ausmachen zu können. War sie in Aldos Werkstatt zurückgekehrt? Er überlegte, ob es sinnvoll war, ein Versteck zu suchen. Unter der leuchtend gelben Trainingsjacke trug er ein gleichfarbiges Shirt, das dafür sorgte, auch in der Dämmerung gut gesehen zu werden. Momentan legte er auf diesen Nutzen überhaupt keinen Wert. Allerdings war die Drohne auch nicht auf Sichtkontakt angewiesen. Sie war in der Lage, seine Com zu orten, seinen Puls zu hören und ihn auch unter einem dichten Gebüsch aufgrund seiner Wärmesignatur aufzuspüren. Das waren alles Funktionen, die dazu dienen sollten, dass die...