Zündorf | Das Weltsystem des Erdöls | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 310 Seiten, eBook

Reihe: Neue Bibliothek der Sozialwissenschaften

Zündorf Das Weltsystem des Erdöls

Entstehungszusammenhang - Funktionsweise - Wandlungstendenzen
1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-531-91217-2
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Entstehungszusammenhang - Funktionsweise - Wandlungstendenzen

E-Book, Deutsch, 310 Seiten, eBook

Reihe: Neue Bibliothek der Sozialwissenschaften

ISBN: 978-3-531-91217-2
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Das Buch analysiert einen zentralen Sektor der Weltwirtschaft und der Globalisierung: das System des internationalen Erdölhandels. Hier lassen sich die grundlegenden Probleme der zunehmenden wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen exemplarisch analysieren, wie z.B. die prekären Austauschbeziehungen zwischen industriellen Zentren und unterentwickelten Peripherien, die sich wandelnden Balancen und wechselseitigen Instrumentalisierungen von Staaten, Konzernen und Marktkräften und vieles mehr. Der Autor schließt dieses politisch und wissenschaftlich spannende Buch mit einem Ausblick zur Zukunft des Erdölsystems.

Dr. Lutz Zündorf ist Professor für Wirtschafts- und Betriebssoziologie im Institut für Sozialwissenschaften der Leuphana Universität Lüneburg.

Zündorf Das Weltsystem des Erdöls jetzt bestellen!

Zielgruppe


Professional/practitioner


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Inhalt;6
2;Einleitung;8
3;1 Struktur und Dynamik der kapitalistischen Weltwirtschaft;15
3.1;1.1 Weltwirtschaft;15
3.2;1.2 Kapitalismus;29
3.3;1.3 Die langen Wellen der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung;44
4;2 Die langen Wellen der ölbasierten Wirtschaft;58
4.1;2.1 Die formative Phase der modernen Erdölindustrie;58
4.2;2.2 Die Entwicklung der Weltölförderung;64
4.3;2.3 Erdöl als Schlüsselfaktor der wirtschaftlichen Entwicklung;80
4.4;2.4 Erdöl als strategischer Rohstoff im Weltsystem;99
5;3 Die Inkorporation externer Regionen;123
5.1;3.1 Die Inkorporation Lateinamerikas;130
5.2;3.2 Die Inkorporation des Nahen Ostens;138
5.3;3.3 Die Inkorporation Afrikas;149
5.4;3.4 Die Inkorporation Zentralasiens nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion;155
6;4 Gegenmacht aus der Peripherie;173
6.1;4.1 Manifestation ursprünglicher Macht;179
6.2;4.2 Politik der Gegenmacht;197
6.3;4.3 Die Machtprobe und ihre Folgen;212
6.4;4.4 Inverse Effekte in Verbrauchs- und Förderländern;220
7;5 Weltwirtschaftliche Integration;227
7.1;5.1 Das alte Erdölregime der integrierten Konzerne;237
7.2;5.2 Das revolutionäre Regime der OPEC;256
7.3;5.3 Das neue Erdölregime im Zeichen der Marktkräfte;259
7.4;5.4 Erklärung der Regimewandel;268
8;6 Die Zukunft des Erdölsystems;275
9;7 Anhang;293
10;Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen;303
11;Sachregister;304

Struktur und Dynamik der kapitalistischen Weltwirtschaft.- Die langen Wellen der ölbasierten Wirtschaft.- Die Inkorporation externer Regionen.- Gegenmacht aus der Peripherie.- Weltwirtschaftliche Integration.- Die Zukunft des Erdölsystems.


4 Gegenmacht aus der Peripherie (S. 175-176)

Im vorigen Kapitel haben wir mit dem Begriff der Inkorporation den im Prinzip interaktiven Prozess der Eingliederung externer Regionen in die Weltwirtschaft aus der Perspektive der Zentrumsländer betrachtet. Ausgangspunkte waren die asymmetrische Grundstruktur des Weltsystems und die polit-ökonomischen Interessen der Zentrumsländer, die die Auswahl der Regionen und die Methoden ihrer Einbindung in die arbeitsteilige Weltwirtschaft weitgehend bestimmt haben.

Dabei zeigte sich, dass die strukturelle Asymmetrie zwischen Zentrum und Peripherie keine konstante Größe ist, sondern im Verlauf der Inkorporationsprozesse in den verschiedenen Ländern stark variierte. Konstellationen, in denen die Konzerne und Regierungen der Zentrumsländer beinahe allmächtig erschienen und die Eliten der peripheren Gastländer offenbar beliebig manipulieren konnten, wechselten mit Situationen, in denen inländische Machthaber ausländische Konzerne unter erheblichen Druck setzten und zu signifikanten Verhaltensänderungen bewegen konnten. Inkorporation ist eben nicht nur ein Verhandlungsprozess, sondern auch ein Machtkampf, der in unterschiedlichen Formen und Intensitäten ausgetragen wird und in dem sich die Machtbalancen diskontinuierlich verändern.

In diesem Kapitel wechseln wir die Perspektive und fragen nach der Wahrnehmung und Wertung der Inkorporationsprozesse durch Akteure der Peripherie und nach den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln und Methoden, um sich der Übermacht der ausländischen Wirtschaftsinteressen zu widersetzen und Gegenmacht zu mobilisieren. Leitbegriff der folgenden Analysen ist das Konzept der countervailing power, mit dem Macht als eine interaktive und dialektische Beziehung begriffen wird. Galbraith zufolge kommt es nicht nur darauf an, „zu erläutern, wie Macht ausgeübt und erweitert wird.

Es kommt auch darauf an, zu verstehen, wie man sich ihr widersetzt. Der Widerstand ist nämlich ein ebenso integraler Bestandteil des Phänomens Macht wie die Machtausübung an sich. Wäre es anders, so könnte die Macht ad infinitum ausgeweitet werden, und alles wäre dem Willen jener unterworfen, die sich ihrer am besten zu bedienen vermögen … Wir können es als gegeben hinnehmen, dass nahezu jede Manifestation der Macht eine gegenläufige, wenngleich nicht unbedingt gleich starke Macht hervorruft … Zwischen der Methodik der Machterweiterung und der des Widerstands lässt sich … eine weitreichende Symmetrie erkennen. Sie betrifft sowohl die Quellen der Macht als auch die Instrumente ihre Durchsetzung. Macht, die auf Persönlichkeit beruht, trifft gemeinhin auf den Widerstand einer anderen Persönlichkeit. Entspringt die Macht einer Organisation, so tritt ihr die Opposition zumeist in Form einer anderen Organisation entgegen" (Galbraith 1987: 86, 88f.).

Die Vorstellung, dass Machtausübung nicht nur auf Widerstand stößt, sondern darüber hinaus auch Gegenmacht erzeugt, ist mit der Weltsystemperspektive grundsätzlich vereinbar. Akteure aus den Zentrumsländern müssen immer mit Widerspruch und Gegenwehr von Akteuren aus der Peripherie gegen angemaßte Herrschaftsansprüche und ungerechte Austauschbeziehungen rechnen – von vereinzeltem Widerstand bis zu revolutionären Massenerhebungen. Allerdings wird unterstellt, dass sich die Zentrumsländer aufgrund ihrer überlegenen wirtschaftlichen, politischen und militärischen Macht letztlich immer durchsetzen und die ursprünglichen Verhältnisse wiederherstellen. Sollte es unter bestimmten Bedingungen einmal zur Einebnung oder gar Umkehrung der asymmetrischen Austausch- und Machtbeziehungen zugunsten der Peripherieländer kommen, dann kann es sich dabei nur um ein vorübergehend-konjunkturelles, keinesfalls aber um ein dauerhaft- strukturelles Phänomen handeln.


Dr. Lutz Zündorf ist Professor für Wirtschafts- und Betriebssoziologie im Institut für Sozialwissenschaften der Leuphana Universität Lüneburg.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.