Zuch | Lovecrafts Schriften des Grauens 09: Planet des dunklen Horizonts | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 2109, 200 Seiten

Reihe: Lovecrafts Schriften des Grauens

Zuch Lovecrafts Schriften des Grauens 09: Planet des dunklen Horizonts


1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95719-429-9
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 2109, 200 Seiten

Reihe: Lovecrafts Schriften des Grauens

ISBN: 978-3-95719-429-9
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



2015 Die Sonde New Horizons verschwindet auf der Höhe des Zwergplaneten Pluto am Rande des Sonnensystems spurlos. 2037 Die Sonde New Horizons II erreicht den Pluto und geht ebenfalls auf mysteriöse Weise verloren. Zuvor sendet sie bestürzende Bilder von Resten einer außerirdischen Zivilisation auf dem Zwergplaneten zur Erde. 2065 Die bemannte Mission New Horizons III startet zum Pluto. Sie soll das Schicksal der Sonden aufklären und nach Spuren der Außerirdischen suchen. Doch die Astronauten stoßen auf ein uraltes kosmisches Grauen. Die Printausgabe umfasst 180 Buchseiten.

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Der Besucher
Die Landschaft lag kalt und still im Licht einer schwachen Sonne. Hohe Klippen und Felswände warfen Schatten von undurchdringlicher Dunkelheit. Nichts rührte sich. Das Auge glitt über eine tote, wüste Einöde, uralte, abgerundete Berge, steile Klippen, schwarze Flächen; eine weiße Wüste, die zerklüfteten Zonen an ihren Rändern. Plötzlich geriet alles in Bewegung. Der Boden brach auf und schob sich in Schollen übereinander. Stücke, deren Formen einer komplizierten Geometrie zu folgen schienen, stiegen auf und versanken wieder, wobei sie sich verformten, als bestünden sie aus Gummi. Ein Riss spaltete einen Krater. Schlängelnde Bewegungen zogen sich durch Schluchten. Zwischen hohen Felsen blitzte es auf. Ein gähnendes Loch öffnete sich, das in unergründliche Tiefen zu reichen schien.
Dr. Samuel Osterman schreckte hoch. Für einen Moment war er völlig orientierungslos. Ein Sonnenstrahl traf ihn ins Gesicht. Er musste eingeschlafen sein. Rasch besann er sich, wo er war. Er saß in seinem Dienstjet, der ihn nach einer anstrengenden Arbeits­woche Richtung Heimat brachte. Osterman sah aus dem Fenster. Die Sonne ergoss ihr strahlendes Licht über eine geschlossene Wolkendecke. Versonnen betrachtete er den weißen, flauschig wirkenden Teppich, der sich weit unter ihm erstreckte. Sie mussten sich in etwa zehntausend Metern Höhe befinden. Plötzlich spürte Osterman eine totale Einsamkeit, wie er so hoch und abgeschieden über der Erde schwebte. Für einen Moment hatte er das Gefühl, dass das Flugzeug gar nicht mit Mach 2 dahinraste, sondern bewegungslos in der Luft hinge. Osterman wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Klimaanlage schien nicht richtig eingestellt. Aber eigentlich schwitzte er bei den Gedanken an die Bilder, die auf seinem Laptop lagen und sich in seine Träume gestohlen hatten. Zum hundertsten Mal versuchte er sich einzureden, dass es sich um Übertragungsfehler handeln musste, irgendwelche Datenverformungen, die auf der endlosen Reise durch den Raum stattgefunden hatten. Und zum hundertsten Mal entlarvte er diese schwachen Einsprüche seiner Vernunft als aussichtslose Versuche, die Wirklichkeit zu leugnen. Er hatte es gesehen. Kurz überkam ihn die Versuchung, den Laptop herauszuholen und sich die Fotos und Filme noch einmal anzusehen, doch er entschied sich dagegen. Er wollte sich nicht erneut mit den beunruhigenden Bildern konfrontieren. Er zögerte auch, weil er der Abhörsicherheit in dieser Höhe misstraute. Und bei der Brisanz der Daten, die sich auf seinem Computer befanden, wollte er nicht das geringste Risiko eingehen. Da wartete er lieber noch ein paar Stunden, bis er in den wirklich sicheren Räumen seiner Villa angekommen war. ­Osterman starrte hinauf in den Himmel, der sich nach oben hin in der Schwärze des Weltraums verlor, als erwartete er von dort eine Antwort, die nie kam. Die Sonne war inzwischen gesunken, die Wolkendecke abgerissen und gab den Blick auf eine weite Landschaft frei, die hauptsächlich aus bewaldeten Bergen bestand. Auch das Flugzeug sank jetzt. Es hatte den Lande­anflug auf den kleinen Flughafen im Nordwesten der USA nahe der kanadischen Grenze begonnen, der Ostermans Ziel war. Wenig später rollte die Maschine im Licht des beginnenden Abends auf der Landebahn aus. Osterman streifte seinen Mantel über, nahm seine Tasche – die Koffer wurden gerade aus dem Gepäckraum geladen – und trat an die geöffnete Kabinentür. Kurz blieb er am Beginn der Gangway stehen und genoss den kühlen Wind, der über sein Gesicht strich. Der Flughafen war so klein, dass er problemlos von der gelandeten Maschine zum Abfertigungsgebäude laufen konnte. Dort holte er sein Gepäck ab und wurde von seinem Fahrer erwartet, der ihn zu seinem Landhaus bringen sollte. Charles Putnam war ein hochgewachsener, schmaler Mittvierziger mit noch dunklen Haaren, der durch seine betont seriös-distanzierte Haltung älter wirkte. Bei seinem Anblick dachte Osterman flüchtig darüber nach, dass sein eigenes Haar bereits grau war, obwohl er kaum älter war. Er brachte das mit seinem ausgesprochen stressigen Job in Verbindung. Putnam fuhr schon über zehn Jahre für die Firma. Der Mann machte einen etwas altmodischen Eindruck, ein wenig aus der Zeit gefallen. Osterman fand ­diesen Charakterzug sympathisch. Manchmal stellte er sich vor, ein englischer Lord zu sein mit Putnam als seinem Butler und Vertrauten. Er musste grinsen. Ein schwarzer Lord mit einem weißen Butler: Damit wäre er zwar nicht der erste, aber ungewöhnlich wäre es immer noch. Auch ohne das hatte er es weit gebracht. Seine Eltern stammten aus Familien, die sich aus der Armut hoch­gearbeitet und es zu bescheidenem Wohlstand geschafft hatten. Die Großeltern hatten noch Not kennengelernt, aus der sie sich aus eigener Kraft befreit und ihren Kindern ein besseres Leben ermöglichen konnten. Daraus hatten sie ihren Stolz gezogen. Sein Vater hatte als Chefingenieur einer großen internationalen Baufirma gearbeitet. Infolgedessen war er nur selten zu Hause gewesen. Leider war er bei einem Arbeitsunfall in China ums Leben gekommen, als Osterman gerade begonnen hatte, mit einem NASA-Stipendium in Harvard Astrophysik zu studieren. Das war typisch für seinen Vater gewesen: Er hatte es nie ausgehalten, nur hinter seinem Schreibtisch zu sitzen, sondern war immer auf die Baustellen gegangen, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Seine Mutter hatte in einer Anwaltskanzlei gearbeitet, in der sie sich als Gehilfin bis zu einer recht erfolgreichen Anwältin hochgearbeitet hatte. Inzwischen war sie pensioniert und lebte immer noch allein in ihrem Haus an der Ostküste. Beide hatten ihn gefördert, wo es nur möglich war. Osterman war stolz darauf, nach dem Tod seines Vaters wenigstens seiner Mutter etwas zurückgeben zu können. Er hatte sich nach seinem Eintritt in die NASA zielstrebig nach oben gearbeitet und war inzwischen im Direktorium angekommen. Osterman dachte mit einer Mischung aus Liebe und Distanziertheit an seine Mutter. Sie war eine nüchterne und disziplinierte Person, die ihre Gefühle immer zurückgehalten hatte, was die Beziehung zu ihr nicht gerade leicht machte. Sein Vater hingegen hatte sich durchaus einem Genuss hingeben können. Von beiden hatte Osterman einen unbedingten Leistungswillen geerbt, von dem er sich selbst jetzt nur schwer lösen konnte. Es gelang ihm jedoch allmählich, den Genießer in sich zuzulassen. Das zeigte sich auch in dem Haus, zu dem sie jetzt fahren würden. „Mister Putnam, schön, Sie wiederzusehen. Wie geht es Ihnen?“ „Danke der Nachfrage, Sir, die Familie ist wohlauf. Hatten Sie eine gute Reise, Sir?“ Osterman zögerte kurz. „Ja“, entgegnete er. „Und ich freue mich auf mein Haus und einen gemütlichen Abend.“ Das war nur zum Teil gelogen. Sie verließen die Halle. Der Parkplatz dahinter lag bereits in tiefen Schatten, aber Osterman entdeckte sofort den großen, geländegängigen Chevrolet, den die Firma für schwierigeres Gelände wie dieses hier angeschafft hatte, ihr Weg würde über streckenweise unbefestigte Straßen führen. Das schwarze Ungetüm überragte einen vor ihm stehenden Kleinwagen um fast das Doppelte. Es war in einem ziemlich ausgeprägten Retro-Design gehalten, was wiederum gut zu Putnam passte. Was den Auftraggeber geritten hatte, einen solchen Wagen zu bestellen, verstand Osterman zwar nicht, aber es stellte ihn auf eine nicht näher zu bestimmende Weise zufrieden. Vielleicht eine Selbsttäuschung. Osterman gab sich gerne einen altmodischen Anstrich, war aber weit entfernt davon, realitätsblind zu sein. Back in the good old times: ein schöner Spruch, mehr aber auch nicht. In schwierigen Zeiten – wann waren sie jemals einfach gewesen? – sehnten sich die Leute zurück nach vermeintlich besseren Zeiten. Das Wagendesign stammte aus einer Zeit, als es noch Rassentrennung gab, antikommunistische Paranoia und Waffenfanatismus. Einige dieser Probleme waren geblieben, doch die wichtigsten waren heute andere. Es war deutlich heißer und trockener geworden. Ehemals fruchtbare Landstriche hatten sich in Steppen und Wüsten verwandelt. Die Flüchtlingsströme aus den Ländern Süd- und Mittelamerikas hatten in den 20er Jahren enorm zugenommen. Keine Mauer und kein Zaun konnten diese Massen aufhalten. In den Südstaaten hatten sich zeitweilig bürgerkriegsartige Zustände entwickelt, und bis heute gab es jedes Jahr hunderte von Toten. Die Stimmen derer, die eine Sezession innerhalb der USA für möglich hielten, wurden immer zahlreicher. Dabei schien es ziemlich gleichgültig zu sein, ob die Republikaner oder die Demokraten an der Macht waren; ihr Einfluss auf die Lage blieb beschränkt und schien sogar zu schwinden. Die Lage war beängstigend. Dennoch: Osterman mochte das Design. Es war auch nur die äußere Hülle. Unter der Haube tuckerte schon lange kein durstiger Benzinmotor mehr – Benzin war sogar hierzulande inzwischen ausgesprochen teuer –, sondern ein moderner und sehr leiser Elektrohybrid­motor. Während er es sich auf dem Rücksitz bequem machte, verstaute Putnam das Gepäck im Heck. Dann setzte sich Putnam hinters Steuer, startete den Wagen und fuhr los. Schon nach wenigen Minuten hatten sie das Stadt­zentrum hinter sich gelassen und eine von nur wenigen Häusern flankierte Ausfallstraße erreicht. Bald tauchten sie in die von gewaltigen Bäumen verursachte Dämmerung ein. Osterman betrachtete die vorbeiziehenden düsteren Wälder, die gleich hinter dem kleinen Ort anfingen und sich über tausende von Quadratkilometern erstreckten. Während im Süden immer mehr Wälder niederbrannten,...



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