Ziegler / Schölderle / Staiger | Dysarthrie bei Erwachsenen und Kindern | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 328 Seiten

Reihe: Forum Logopädie

Ziegler / Schölderle / Staiger Dysarthrie bei Erwachsenen und Kindern


2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2025
ISBN: 978-3-13-244703-5
Verlag: Thieme
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 328 Seiten

Reihe: Forum Logopädie

ISBN: 978-3-13-244703-5
Verlag: Thieme
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



„Dysarthrie bei Erwachsenen und Kindern“ bietet Ihnen gebündeltes Wissen zu allen Aspekten dieser neurogenen Sprechstörung und unterstützt Sie dabei, Wissen aufzubauen und Ihre Fähigkeiten zu vertiefen. Das essentielle Handbuch deckt alle wichtigen Themen ab. Übersichtlich und praxisnah werden die Prinzipien und Methoden für die sprachtherapeutische Versorgung von Erwachsenen und Kindern dargestellt – basierend auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft.

  • Grundlagen verständlich und kompakt: Bauen Sie eine solide Wissensbasis auf, um dysarthrischen Störungen in allen Facetten zu verstehen.
  • Moderne Diagnostik- und Therapiekonzepte: Entdecken Sie die neuesten Ansätze und Methoden zur Diagnose und Behandlung von Dysarthrie bei Erwachsenen und Kindern.
  • Praxisrelevante Inhalte State-of-the-art: Profitieren Sie von einer klaren und verständlichen Darstellung der Inhalte, basierend auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft.

Dieses Buch ist ein wertvoller Begleiter für Ihre tägliche Arbeit. Es bietet Ihnen nicht nur verlässliches Wissen, sondern auch praktische Entscheidungshilfen und Anregungen, um dysarthrische Störungen spezifisch zu behandeln.

Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App haben Sie zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit.

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Ärzte

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1 Einleitung


Zusammenfassung

In diesem Kapitel wird der Dysarthriebegriff erläutert und gegenüber anderen Kommunikationsstörungen abgegrenzt. Das durch Dysarthrien bedingte Gesundheitsproblem wird beschrieben. Am Ende geben wir eine Vorschau auf den Inhalt des Buches.

1.1 Definition


Definition

Dysarthrien sind neurologisch bedingte Störungen von motorischen Prozessen, die die Ausführung von Sprechbewegungen betreffen.

Mit dieser Definition werden alle wichtigen Bestimmungsmerkmale der Dysarthrien genannt:

  • Es handelt sich um neurogene Störungen, also um Störungen, die nach einer Schädigung des zentralen oder peripheren Nervensystems oder des neuromuskulären Übergangs auftreten. Zu den Dysarthrien zählen demnach nicht Sprechstörungen nach einer Verletzung der Bewegungsorgane selbst, also z.B. der Zunge, des Gaumens, des Kiefers oder des Kehlkopfs, etwa als Folge einer operativen Tumorentfernung, einer Fraktur oder einer angeborenen Missbildung. Bei solchen Sprechstörungen spricht man vielmehr von Dysglossien.

  • Die Diagnose einer Dysarthrie wird üblicherweise vergeben, wenn ein hirnschädigendes Ereignis vorliegt oder eine neurologische Erkrankung als wahrscheinliche Störungsursache diagnostiziert werden kann. Dies schließt beispielsweise auch kindliche Dysarthrien infolge einer bereits vor, während oder kurz nach der Geburt eingetretenen Hirnschädigung oder einer genetisch bedingten Hirnreifungsstörung ein. Störungen oder Verzögerungen, die während der kindlichen Sprachentwicklung meist ohne erkennbaren Auslöser auftreten, wie beispielsweise kindliche Aussprachestörungen oder das originäre neurogene nichtsyndromale Stottern (mit typischem Beginn im Kindesalter), zählen dagegen nicht zu den Dysarthrien, obwohl sie ebenfalls eine neuronale Grundlage haben ? [483].

  • Es handelt sich um sprechmotorische Störungen, also nicht um Störungen sprachlicher Verarbeitungsprozesse. Damit werden die Dysarthrien gegenüber aphasischen oder kognitiv bedingten Störungen der Sprachproduktion abgegrenzt.

  • Die Pathomechanismen, die den Dysarthrien zugrunde liegen, sind mit denen der elementaren körpermotorischen Syndrome vergleichbar, also Parese, Ataxie, Akinese, Hyperkinese, Tremor etc. Dies unterscheidet die Dysarthrien von der Sprechapraxie, deren Symptome sich nicht durch solche Störungsmechanismen erklären lassen. Wir charakterisieren die Dysarthrien daher als Störungen sensomotorischer Prozesse der Bewegungsausführung, wohingegen die Sprechapraxie als Störung sprechmotorischer Planungsprozesse gesehen wird ? [786].

  • Der Dysarthriebegriff umfasst die Störungen aller am Sprechen beteiligten Muskelsysteme, also der Atmungsmuskeln, der Kehlkopfmuskeln und der supralaryngealen Muskulatur. Er subsummiert auch Erkrankungen, bei denen einer dieser Funktionskreise herausragend oder ausschließlich betroffen ist, wie z.B. bei einer fokalen Dystonie des Kehlkopfs oder bei Artikulations- oder Stimmstörungen infolge einer Fazialis- oder Rekurrensparese. Zur Verdeutlichung wird bei einer isoliert die Kehlkopfmuskeln betreffenden Störung der Begriff Dysphonie verwendet, ohne dass damit eine Abgrenzung gegenüber den Dysarthrien gemeint ist ? [587].

  • Dysarthrien sind motorische Störungen des Sprechvorgangs. Sie schließen nicht unbedingt auch Störungen nichtsprachlicher Bewegungsfunktionen des Vokaltraktes mit ein (Lachen oder Weinen, Kauen, Schlucken etc.). Umgekehrt kann man aus dem Vorliegen einer nichtsprachlichen Bewegungsstörung, wie einer Schluckstörung oder einer Störung des Imitierens von Mundbewegungen, nicht auf eine Dysarthrie schließen ? [739].

1.2 Dysarthrie als Gesundheitsproblem


Dysarthrien sind Kommunikationsstörungen. Das Ausmaß der kommunikativen Beeinträchtigung kann dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt sein – von einer kompletten Unfähigkeit, sich mündlich zu äußern (Mutismus) bis zu einer nur leichten Redefluss-, Stimm- oder Artikulationsstörung. Personen mit einer Dysarthrie können dadurch in ihrer Teilhabe eingeschränkt sein, mit Auswirkungen auf fast alle Lebensbereiche: auf Partnerschaft, Familie, Ausbildung, Beruf, Freizeitaktivitäten, Selbstversorgung, Gemeindeleben etc. Wie sehr sie unter ihrem Sprechproblem leiden, hängt nicht allein vom Schweregrad der Dysarthrie ab, sondern vor allem auch von subjektiven, sozialen und beruflichen Faktoren ? [505]. Die Behandlungsbedürftigkeit leitet sich daher aus der individuellen Konstellation von Funktionsstörung, Teilhabebarrieren und Kontextfaktoren ab ? [163].

Dysarthrien sind die häufigste Form neurologisch bedingter Kommunikationsstörungen. Sie können bei allen neurologischen Erkrankungen auftreten, die eine Schädigung motorischer Areale des zentralen Nervensystems und deren Verbindungsbahnen oder eine Schädigung der beteiligten Hirnnerven beinhalten. Bei einer groben Schätzung, gestützt auf Angaben zur Häufigkeit der wichtigsten neurologischen Erkrankungen, kommt man auf eine Zahl von mehr als 900000 Personen mit Dysarthrie in Deutschland, mit einem sehr hohen Anteil von Kindern. Das entspricht einer Prävalenz von mehr als 1% der Bevölkerung. Damit sind Dysarthrien etwa 10-mal so häufig wie die schlaganfallbedingten Aphasien.

Dysarthrien stellen aufgrund ihres häufigen Auftretens und ihrer Alltagskonsequenzen ein erhebliches gesundheitspolitisches Problem dar. Ihre sachgerechte Diagnostik und Behandlung nehmen daher in der Versorgung neurologischer Patient*innen einen wichtigen Rang ein. Die Anforderungen, die die Therapierenden dabei zu bewältigen haben, sind vielfältig, da diese Personengruppe sehr heterogen zusammengesetzt ist. Personen mit Dysarthrie finden sich in allen Altersgruppen, sie können von ganz unterschiedlichen neurologischen Erkrankungen betroffen sein – chronisch progredienten (z.B. Morbus Parkinson, Amyotrophe Lateralsklerose – ALS), schubweise verlaufenden (z.B. Multiple Sklerose) oder akut auftretenden (z.B. Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma) – und sie werden in verschiedenen Bereichen unseres Gesundheitssystems versorgt, z.B. in Spezialambulanzen, geriatrischen oder neurologischen Akutkliniken, Rehabilitationskliniken, in sozialpädiatrischen und Pflegeeinrichtungen, in der ambulanten Nachsorge oder in niedergelassenen Praxen. Personen mit Dysarthrie haben meist auch zusätzliche Gesundheitsprobleme, etwa aufgrund gleichzeitig bestehender körpermotorischer, sensorischer, kognitiver oder emotionaler Folgen einer akuten oder chronisch fortschreitenden neurologischen Erkrankung. Daraus ergeben sich für die Therapierenden sehr unterschiedliche Herausforderungen und Herangehensweisen in Diagnostik, Therapie und Beratung.

1.3 Zu diesem Buch


Der vorliegende Band beschäftigt sich mit Dysarthrien bei Erwachsenen und Kindern. Das Krankheitsbild wird dabei aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Zum einen sehen wir die Dysarthrien als neurologisch bedingte Funktionsstörungen des Sprechbewegungsapparats. Dazu ist es wichtig, die muskulären Komponenten und Funktionsprinzipien dieses Apparats und die neuronale Organisation sprechmotorischer Kontrollfunktionen zu verstehen, die Möglichkeiten der diagnostischen Prüfung sprechmotorischer Funktionen zu kennen und therapeutische Prinzipien der Reorganisation von Bewegungsfunktionen oder der Kompensation von Funktionsstörungen ableiten zu können. Zum andern betrachten wir die Dysarthrien aber auch als Kommunikationsstörungen. Aus dieser Perspektive geht es darum, das Ausmaß des Verlusts an Aktivitäten und Partizipationsmöglichkeiten zu verstehen und diagnostisch zu erfassen und in der Behandlung den Betroffenen im Rahmen ihrer verbliebenen Fähigkeiten zu einem Höchstmaß an kommunikativer Teilhabe zu verhelfen.

Das Buch gliedert sich in vier Teile. In einem einführenden Grundlagenteil (Kap. ? 2 und Kap. ? 3) wird physiologisches und neuroanatomisches Grundwissen zum Vorgang des Sprechens vermittelt. In Kapitel 2 geht es um den Sprechbewegungsapparat selbst und einige wichtige Funktionsprinzipien des Sprechens, Kapitel 3 beschreibt die neuronale Organisation der Sprechmotorik und schafft die Grundlagen für das Verständnis der dysarthrischen Pathomechanismen und Syndrome. Dieser erste Teil geht immer wieder auch auf Entwicklungsaspekte ein und bereitet den Boden für das Verständnis kindlicher Dysarthrien. Dabei wird von Anfang an besonderes Augenmerk auf therapeutisch relevante Prinzipien und Zusammenhänge gelegt.

Der zweite Teil des Buches umfasst zwei klinische Kapitel, in denen wichtige neurologische Ursachen dysarthrischer Störungen bei Erwachsenen und Kindern (Kap. ? 4) und die unterschiedlichen Pathomechanismen und Syndrome (Kap. ? 5) dargestellt werden. Zwischen diesen beiden Kapiteln gibt es viele Querbezüge, da Dysarthriesyndrome und Störungsmechanismen oft eng mit bestimmten neurologischen Erkrankungen verknüpft sind.

Der dritte Abschnitt des Buches befasst sich mit diagnostischen Fragen. Kap. ? 6 beschreibt einen am ICF-Konzept der Weltgesundheitsorganisation orientierten Rahmen für die klinische Dysarthriediagnostik,...



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