Zeltserman | Killer | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 37, 272 Seiten

Reihe: Pulp Master

Zeltserman Killer


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-927734-67-8
Verlag: PULP MASTER
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 37, 272 Seiten

Reihe: Pulp Master

ISBN: 978-3-927734-67-8
Verlag: PULP MASTER
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nach vierzehn Jahren Gefängnis wird Leonard March vorzeitig entlassen, weil er bei einem Deal mit dem Staatsanwalt gegen seinen Exboss Salvatore Lombard aussagt. Als die Presse Wind davon bekommt, dass March selbst 28 Auftragsmorde ausgeführt hat, wird die Situation prekär: Verwandte der Opfer bedrohen ihn und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Schergen seines Exbosses Vergeltung üben. Doch bis dahin fügt sich March in sein neues, ödes Dasein als Reinigungskraft, ein alter, einsamer Mann, der auf den Tod wartet. Bis die attraktive Sophie auftaucht, die sich als Ghostwriter für seine Biographie ins Spiel bringt ... Mit literarischer Finesse entwirft Zeltserman die brillante Charakterstudie eines Mannes - einst Topkiller der Bostoner Mafia - auf der Suche nach sich selbst.

Dave Zeltserman wurde in Boston geboren und arbeitete dort mehrere Jahre als Software-Entwickler. Er begann zu schreiben und machte mit knallharten Noir Romanen in der Tradition eines Jim Thompson auf sich aufmerksam. Heute zählt er zu den einflussreichsten Krimi- und Horrorautoren der USA. Zeltserman lebt mit seiner Frau in Newton, Massachusetts und widmet jede freie Minute den Martial Arts.

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1. Kapitel 1993 »Und wenn ich denen Salvatore Lombard liefere?« Mein Anwalt horcht auf. Logisch, schließlich würde ich den Gangsterboss Bostons auf dem Silbertablett servieren. Bisher hat dieser Rechtsverdreher nur sein Programm abgespult, hat lustlos durchblicken lassen, er könne vielleicht einen Deal von dreißig Jahren aushandeln, aber in einem Ton, der klar signalisiert hat, dass er nicht wirklich daran glaubt. Ich kann ihm das nicht übelnehmen. Wie er kenne ich die Videobänder und Tonbandprotokolle. Die Staatsanwaltschaft hat mich wegen einer ganzen Latte von Straftaten bei den Eiern, Schutzgelderpressung, Menschenhandel, Prostitution und versuchter Mord in­klusive. Dass ich einem verdeckten Ermittler den Schädel mit einem Brecheisen eingeschlagen habe, setzt aus deren Sicht dem Ganzen die Krone auf. »Sind Sie sicher?«, fragt er. Ich nicke. Mein Entschluss ist keiner aus dem Augenblick heraus. Es geht mir seit Wochen durch den Kopf, seitdem ich geschnallt habe, dass jemand in Lombards Apparat die Sache aufgegeben hat. Deshalb habe ich Lombards handverlesenen Anwalt gefeuert und meine Frau Jenny in die Spur geschickt, einen sauberen Verteidiger ausfindig zu machen, einen ohne gewisse Verbindungen. Ich bin achtundvierzig, Lombard jetzt ans Messer zu liefern könnte bedeuten, dass ich meinen Neunundvierzigsten nicht erlebe, aber ich wäre richtig am Arsch, müsste ich die nächsten dreißig Jahre in einer Gefängniszelle dahinvegetieren. »Und Sie können ihn mit all dem in Verbindung bringen?« »Ja.« »Das könnte die Sachlage ändern«, räumt er ein. »Mal sehen, was ich tun kann.« Sein Gesicht ist jetzt gerötet. Er steht unvermittelt auf, klopft gegen das kleine quadratische Fenster aus Plexiglas in der verschlossenen Tür und zwei Wärter kommen herein, um mich in meine Zelle zu bringen. Keine Stunde später führt man mich in denselben Raum. Mein Anwalt ist bereits da, das Gesicht noch immer gerötet, wenn es nicht sogar ein wenig glänzt. Ich setze mich ihm gegenüber auf den Stuhl und wir warten, bis die Wärter den Raum verlassen und die Tür hinter sich geschlossen haben. »Wenn Sie Salvatore Lombard wirklich belasten können – « »Das kann ich.« »Dann kann ich vierzehn Jahre für Sie herausschlagen«, sagt er. »Ein Geschenk, wenn man bedenkt, was die Ihnen alles zur Last legen.« »Das reicht nicht.« Er starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an, als sei ich völlig durchgedreht. »Leonard, lassen Sie mich Ihnen erklären, wie großzügig das Angebot ist. Ich weiß, dass dem Bezirksstaatsanwalt bei der Aussicht, Lombard dranzukriegen, das Wasser im Mund zusammenlaufen muss, aber vierzehn Jahre sind das Höchste, was er Ihnen geben kann, ohne bei der Polizeibehörde einen Aufstand zu provozieren, nach dem, was Sie mit dem Beamten angestellt haben, ganz zu schweigen von den anderen Leuten. Ich sehe nicht den Hauch einer Chance für mehr, wenn das hier vor Gericht kommt – « »Die vierzehn Jahre kann ich abreißen. Darum geht es nicht.« »Worum geht es dann?« Ich verändere meine Position auf dem Stuhl und schaue an meinem Anwalt vorbei. »Wenn ich Lombard ans Messer liefere, wird er mich mit anderen Verbrechen belasten. Für die brauche ich Straffreiheit. Vierzehn Jahre, mehr werde ich nicht absitzen, egal, was ich sonst noch gestehe.« »Was haben Sie sonst noch getan?« Ich schüttle den Kopf. »Wenn der Deal unter Dach und Fach ist, erzähle ich dem Bezirksstaatsanwalt den Rest.« Mein Anwalt wirft mir einen seltsamen Blick zu, aber er steht auf und macht sich am Plexiglasfenster bemerkbar. Man öffnet ihm die Tür, bequemt sich jedoch nicht, mich in meine Zelle zu bringen. Für eine knappe Viertelstunde bin ich allein, bis mein Anwalt wieder den Raum betritt. Er sieht mir direkt in die Augen und nickt. »Sofern es sich nicht um Verbrechen an Kindern handelt, um Kinderpornographie und Sexualdelikte, ist der Bezirksstaatsanwalt bereit, Ihnen einen Freifahrtschein auszustellen, wenn all das, was Sie liefern, einer Überprüfung standhält und für eine Anklage ausreicht.« »Dann haben wir einen Deal«, erkläre ich. Mein Anwalt und ich treffen mit dem Bezirksstaatsanwalt zusammen. Als ich den Papierkram in Händen habe, den mein Rechtsverdreher für den Deal vorbereitet hat, bekommt der Staatsanwalt von mir, was er braucht. Es kostet sie drei Wochen, alles zu überprüfen, aber nachdem sie Anklage gegen Lombard erhoben haben, treffen wir uns ein zweites Mal, damit ich einen Überblick über meine restlichen Verbrechen geben kann, die, für die ich Straffreiheit erhalte. Das dauert. Es sind so viele. Während ich von den achtundzwanzig Morden berichte, die ich für Salvatore Lombard begangen habe, wird das Gesicht des Staatsanwalts aschfahl. Die Lippen meines Anwalts verziehen sich unwillkürlich zu einem missglückten Lächeln, als wolle ich ihn ebenfalls ablinken. Danach fällt mir das Atmen leichter. Seit ich Lombards Anwalt in die Wüste geschickt habe, habe ich damit gerechnet, dass Lombard Mittel und Wege findet, mich auszuschalten, oder dass er etwas über meine Beteiligung an den Morden durchsickern lässt, um sicherzustellen, dass ich keinen Deal eingehen kann. Ich schätze mal, ihm ist für keins von beidem eine Variante eingefallen, mit der er sich nicht selbst hineingeritten hätte. Sei’s drum, mir ist jedenfalls eine Zentnerlast von den Schultern gefallen. 2. Kapitel Gegenwart Irgendwo im Zellentrakt stöhnte einer. Es waren unterdrückte Laute. Wer auch immer sie produzierte, musste sein Gesicht in der Matratze vergraben haben. Ich saß da und spitzte die Ohren, versuchte dahinterzukommen, aus welcher Zelle das Stöhnen kam und ob es darauf zurückzuführen war, dass ein Häftling seine Matratze besprang oder dass er in sie hineinschluchzte. Nicht dass es mich wirklich interessierte, aber ich war bereits seit Stunden wach und dankbar für die Ablenkung. Die Stunden, bevor das Licht anging – wenn ich darauf wartete, dass es anging –, waren die schlimmsten. Gleich zu Anfang, in Cedar Junction, als Jenny mir so viel Geld wie sie möglich auf mein Einkaufskonto hatte überweisen können, hatte ich mir eine Leselampe geleistet, wodurch diese Stunden erträglicher geworden waren. Nachdem Jenny an Krebs erkrankt war, änderten sich die Dinge und schon bald war der Lohn für meinen Arbeitseinsatz das einzige Geld, das floss, und der belief sich auf acht Cent die Stunde. So sehr ich es auch hasste, aber ich verkaufte meine Leselampe, nachdem die letzte Glühbirne ihren Geist aufgegeben hatte. Neue Glühbirnen waren nicht mehr drin; das bisschen Geld, das mir zur Verfügung stand, ging für das Allernotwendigste wie Seife und Toilettenpapier drauf. Danach war es mir nicht mehr möglich, diesen stillen Stunden, in denen ich auf mich selbst zurückgeworfen war, durch Lesen zu entkommen. Wäre ich jetzt in Cedar Junction gewesen, andere Häftlinge wären dem Kerl mächtig aufs Dach gestiegen und hätten ihm lebhaft geschildert, was seinem Rektum am nächsten Tag blühe, sollte er nicht endlich sein dummes Maul halten. Aber nicht hier. Den meisten Insassen war klar, dass sie von Glück sprechen konnten, in diesem Gefängnis mittlerer Sicherheitsstufe einzusitzen. Sie wussten, dass es hässlichere Orte gab, wo man sie wegsperren konnte. Orte wie Cedar Junction. Und dass sie dort einfahren würden, wenn sie zu sehr am Rad drehten. Im Zellentrakt gab es keine Fenster, dennoch stellte sich nie völlige Dunkelheit ein; allenfalls ein fahles Grau. Genau wie in Cedar Junction. In beiden Gefängnissen flackerte die ganze Nacht über eine Reihe Neonröhren im Gang. Vermutlich war das Teil der Gefängnisregularien, zu­mindest in Massachusetts. Meine innere Uhr sagte mir, dass es fünf Uhr dreißig war. Um sechs Uhr jeden Morgen wird das Licht angeschaltet, dazu eine Sirene, die eine Minute lang ununterbrochen heult, um die Glücklichen rüde zu wecken, denen es gelungen ist, die Nacht durchzuschlafen. Im Anschluss an Licht und Sirene das Duschen, der Speisesaal und dann ab zum Arbeitseinsatz. Nur nicht für mich, nicht an diesem Tag, der mein letzter war im Knast. Eine vierzehnjährige Haftstrafe abgesessen, aus, Schluss, vorbei; ich wäre bescheuert gewesen, hätte ich jemandem die allerletzte Chance gegeben, mich kaltzumachen. Im Laufe des Vormittags stand noch ein Termin mit meinem Re­sozialisierungs-Fallmanager an, und das war es dann. Bis dahin würde ich meine Zelle aus keinem Grund der Welt verlassen. Nicht dass ich befürchtete, hier drinnen habe jemand die Eier, mich umzulegen, auch für Lombards Jungs war es an dieser Stelle unsinnig, dafür zu sorgen – trotzdem, ich wäre mir wie ein Idiot vorgekommen, hätte ich jemanden kurz vor Toresschluss dazu eingeladen. Das Stöhnen hatte aufgehört. Ich musste mich gedanklich mit etwas anderem beschäftigen als mit der Stille und dem Schweigen, die mir die Luft abdrückten, also fing ich an, mich mit Lombards Jungs zu beschäftigen, damit, wie baff sie sein mussten, dass ich hier lebendig rauskam. Flüchtig dachte ich darüber nach, wie wohl die Wetten auf der Straße...


Dave Zeltserman wurde in Boston geboren und arbeitete dort mehrere Jahre als Software-Entwickler. Er begann zu schreiben und machte mit knallharten Noir Romanen in der Tradition eines Jim Thompson auf sich aufmerksam. Heute zählt er zu den einflussreichsten Krimi- und Horrorautoren der USA. Zeltserman lebt mit seiner Frau in Newton, Massachusetts und widmet jede freie Minute den Martial Arts.



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