E-Book, Deutsch
Zahn Astra
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-641-21243-8
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch
ISBN: 978-3-641-21243-8
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Astra scheint ein ziemlich unscheinbarer und uninteressanter Planet zu sein, doch für die Wissenschaftler hat er eine ebenso unerklärliche wie rätselhafte Eigenschaft: Es gibt eine Region, die keinerlei Metalle enthält und in der, bringt man es dorthin, jedes Metall buchstäblich vom Erdboden verschluckt wird. Noch absurder wird die Situation, als in dieser Region plötzlich gewaltige Gravitationsanomalien auftreten und scheinbar ein lange untätig gewesener Vulkan ausbricht. Doch wie sich bald herausstellt, ist dies kein Vulkanausbruch, sondern die automatische Produktionsanlage eines längst untergegangenen Alien-Volkes, die ihre Tätigkeit wieder aufgenommen hat. Nichts in der Galaxis ist wertvoller als das Know-how hochtechnisierter Spezies, das man plündern und ausbeuten kann - und prompt beginnt der politische und militärische Wettlauf um Astra und seine Geheimnisse ...
Timothy Zahn wurde 1951 in Chicago geboren, lebt in Oregon und ist heute einer der beliebtesten Science-Fiction-Autoren der USA. Sein bekanntestes Werk ist die 'Thrawn'-Trilogie (Legenden), die mehrere Jahre nach dem Ende von 'Die Rückkehr der Jedi-Ritter' spielt und die Geschichte des 'Star Wars'-Universums in eine neue Zeit vorantreibt ('Expanded Universe'). Diesen Büchern folgte eine Reihe weiterer 'Star Wars'-Romane. Für seine Novelle 'Cascade Point' wurde Zahn mit dem renommierten Hugo Award ausgezeichnet.
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Prolog
Als Kommandant Carl Stewart auf der Brücke von Amerikas erstem Raumschiff stand, bedauerte er nur, dass er keine Champagnerflasche am Bug der U.S.S. Aurora zerschmettern konnte.
Natürlich hätte man die Zeremonie nicht durchführen können, selbst wenn das Außenministerium die Bewilligung erteilt hätte. In der luftleeren Kälte des Weltraums hätte die Flasche besonders präpariert werden müssen, damit sie weder gefror noch vorzeitig explodierte, und diese Präparierung hätte wahrscheinlich verhindert, dass sie im entscheidenden Augenblick überhaupt zerbrach. Da der Start vom Fernsehen live auf den gesamten Planeten übertragen wurde – und nur noch zehn Monate die Menschheit von der Wahl im Jahr 2016 trennten –, wollte niemand dieses Fiasko riskieren. Doch die Hochseeschifffahrt und ihre Traditionen waren seit vier Generationen in Stewarts Familie verankert, und es kam ihm irgendwie falsch vor, ohne richtige Schiffstaufe auf große Fahrt zu gehen.
Die Stimme des Kommentators im TV-Monitor verstummte. Stewart wandte seine Aufmerksamkeit gerade noch rechtzeitig dem Bildschirm zu, um zu sehen, wie Präsident Allerton die Hand auf den entscheidenden Schalter legte. »Bereithalten«, befahl er mit einem Blick auf den Bildschirm. Der Befehl war unnötig. Die Mannschaft der Aurora war seit Stunden bereit.
»… unsere Hoffnungen, Gebete und Träume begleiten euch, wenn wir euch auf die Suche nach neuen Grenzen ausschicken. Ihr sollt neue Welten, neue Möglichkeiten, neue Lösungen finden; der Menschheit neue Impulse verleihen und sie zu neuer Größe führen. Glückliche Reise, Aurora.« Mit einer großartigen Handbewegung legte Allerton den Schalter um.
Fünftausend Kilometer über ihm schalteten sich die am Arbeitsgerüst befestigten Scheinwerfer ein, und die Fernsehkameras erblickten die Aurora zum ersten Mal in voller Größe.
Steward gönnte den Zuschauern den überwältigenden Anblick, bis er bis fünf gezählt hatte, dann nickte er seinem Steuermann zu. »Manövrieren Sie sie hinaus, Mr. Bailey«, befahl er. »Aber achten Sie darauf, dass Sie unterwegs nicht die Pfadfinder ankratzen!«
Bailey grinste. »Aye, Sir.« Mit Hilfe ihrer mit Kaltstickstoff betriebenen Anlegejets verließ die Aurora das sie eng umschließende Gerüst. Sie glitt mit ausreichendem Abstand am Gerüst der Pfadfinder vorbei – das beinahe fertig gestellte Schwesterschiff schaltete zum Gruß seine Positionslichter ein – und steuerte langsam den kaum erkennbaren Horizont der dunklen Welt unter ihr an. »Eine Menge Lichter da unten«, bemerkte der Navigator Reger.
»Es gibt auch eine Menge Leute da unten, die sie brauchen«, brummte Stewart. Und es wäre gut, wenn die Wissenschaftler mit ihren mächtigen Teleskopen und schönen Theorien recht behalten, dachte er; hoffentlich gab es da draußen tatsächlich geeignete Planeten, die die Aurora finden konnte.
»Klar zum Sprung«, meldete Bailey und sah Stewart an. »Kursvektor unter fünf Sekunden Abweichung.«
»Verstanden.« Stewart verdrängte seine Befürchtungen um das Überleben der Erde. »Bieten Sie den Kameras etwas für ihr Geld: Sprung!«
Den Bruchteil einer Sekunde lang war das Schiff in einen blendenden Flächenblitz gehüllt, und die Sterne verschwanden im absoluten Schwarz des Hyperraums. Die nächste Station: Alpha Centauri.
Die Menschheit war unterwegs.
»Alles spricht dafür, dass er erdähnlich ist«, stellte der Astrophysiker Hashimoto fest, während seine rundlichen Finger über die Tastatur glitten. »Die Entfernung zu seiner Sonne müsste vernünftige Temperaturen garantieren, die Größe entspricht bis auf wenig Prozent den Dimensionen der Erde, und selbst auf diese Entfernung können wir genügend Sauerstoff feststellen.«
Stwart nickte, gab sich aber noch keinen allzu großen Hoffnungen hin. In den sechs Sonnensystemen, die die Aurora bis jetzt aufgesucht hatte, war es bereits einmal zu einem Fehlalarm gekommen. »Wir behalten den Kurs bei, damit kommen wir nahe genug heran, um genauere Werte zu erhalten. Wenn eine Landung sicher erscheint …«
»Kommandant!«, rief Bailey; seine Stimme klang eine halbe Oktave höher als für gewöhnlich. »Etwas auf dem Bildschirm – es bewegt sich schnell!«
Stewart wirbelte mit seinem Stuhl herum und erstarrte. Hinter der Sichel des von ihnen angepeilten Planeten kam langsam ein Stern hervor, Sekunden später folgte ihm ein zweiter … und ein dritter.
Raumschiffe!
»Ich will verdammt sein«, stieß Hashimoto hervor.
Stewart fand die Sprache wieder. »Sprung, Bailey! Vergessen Sie die Justierung – wir können später auf den richtigen Kurs zurückkommen.«
»Warten Sie eine Sekunde«, protestierte Hashimoto – aber der Planet und die drei sich bewegenden Punkte verschwanden, während das Schiff wieder von einem Flächenblitz eingehüllt wurde. »Kommandant!«
»Es tut mir leid, Mr. Hashimoto«, fuhr ihn Stewart an und betonte die Anrede, um seinen übergeordneten Rang deutlich zu machen. »Für diesen Fall habe ich exakte Befehle erhalten: Bei einem Kontakt mit einer außerirdischen Rasse muss ich das Weite suchen, falls es sich irgendwie machen lässt.«
»Aber eine außerirdische Rasse.« Hashimoto war sichtlich nicht gewillt, nachzugeben. »Denken Sie an die Möglichkeiten, die …«
»Die Aurora ist weder für einen Kampf noch für Verhandlungen gerüstet«, unterbrach ihn Stewart. »Sobald wir Bericht erstattet haben, können die Diplomaten in Aktion treten; ich glaube kaum, dass diese Außerirdischen innerhalb der nächsten beiden Monate verschwinden werden. Ich schlage vor, dass Sie beginnen, die Daten zu analysieren, die wir gesammelt haben; vielleicht können Sie aus ihnen entnehmen, wie erdähnlich der Planet tatsächlich ist. Wir möchten doch wissen, ob die Fremden an unserem Grundbesitz interessiert sind, bevor wir wieder Kontakt aufnehmen.«
Hashimotos wütender Gesichtsausdruck wich einem nachdenklichen Lächeln; er nickte und verließ die Brücke.
Stewart wandte sich wieder den Monitoren zu und murmelte ein Wort, das er während seiner Ausbildung von einem Marinesergeanten aufgeschnappt hatte. Hier draußen existierte also eine intelligente Lebensform – und wenn sie so nahe von Sol existierte, dann konnte sie keine Einzelerscheinung sein. Vielleicht gab es vor der Tür der Menschheit eine ganze interstellare Konföderation – einen kosmischen Club, dessen Mitglieder der Menschheit endlich die Antworten geben würden, die sie so dringend suchte.
Erst viel später fiel ihm ein, dass der »Kosmische Club« auch ganz andere Folgen haben könnte.
Das Zischen der Landejets erstarb, aber Kommandant Lawrence Radfords Ohren klangen immer noch. Er öffnete seinen Gurt und stand vorsichtig auf, weil er sich nach drei Wochen Schwerelosigkeit in der Pfadfinder unsicher fühlte.
»Beginnen Sie mit dem Start-Check!«, befahl er dem Piloten des Shuttle. »Und schalten Sie auch die Testgeräte für die Atmosphäre ein!«
»Ja, Sir.«
Radford ging um seinen Stuhl herum zur Tür der Luftschleuse, wo der Landetrupp versammelt war. »Sieht schön aus, Kommandant«, meinte Leutnant Sherman lächelnd, während er Radfords Helm am Raumanzug befestigte. »Da draußen ist es so grün, dass die Pflanzen gar nicht anders können, als mit Chlorophyll zu arbeiten.«
»Wir werden es bald herausfinden.« Radford weigerte sich, sich drängen zu lassen, und checkte sorgfältig seinen Raumanzug. Dann wandte er sich dem Team zu, streckte den Daumen in die Höhe und trat in die Luftschleuse. Eine neunzig Sekunden währende Ewigkeit später ging die Außentür auf … und Kommandant Radford von der U.S.S. Pfadfinder betrat die erste Raumkolonie der Menschheit.
Er hatte sich lange auf diesen Augenblick vorbereitet und war für ihn gerüstet. »Im Namen der …« Er unterbrach sich, weil ihm die Worte im Hals steckenblieben.
»Kommandant?«, fragte Sherman vorsichtig.
»Alle Außenkameras einschalten!«, befahl Radford leise und fragte sich, ob das dröhnende Pochen seines Herzens nicht seine Stimme übertönte. Der Alien, der sich fünfzehn Meter vor ihm aus dem hüfthohen Gras erhoben hatte, hielt ein merkwürdig geformtes Metallgerät … und wenn es auch nicht direkt auf Radford gerichtet war, so zielte es auch nicht sehr weit daneben.
»Wir sind umzingelt, Kommandant«, murmelte jemand.
»Verstanden«, bestätigte Radford. »Haben Sie alles mitbekommen, Kyle?«
»Vollkommen«, erwiderte der Erste Offizier der Pfadfinder. »Wir haben Alarm gegeben; hier oben ist kein Raumschiff zu sehen.«
»Noch nicht«, antwortete Radford knapp. Die Fremden – inzwischen waren weitere vier aufgetaucht, die dem ersten Feuerschutz gaben – trugen eindeutig irgendeine Art von Kleidung, und die Geräte, die sie mit sich führten, sahen so gleich aus, dass sie vermutlich aus einer Massenproduktion stammten. Sie waren ganz bestimmt keine Primitiven, und die Tatsache, dass die Pfadfinder während des Orbits keine Spur einer Zivilisation entdeckt hatte, legte den Schluss nahe, dass die Fremden ebenfalls nur Besucher waren. »In Ordnung. Ich werde versuchen, mich in die Luftschleuse zurückzuziehen. Wir starten, sobald ich an Bord bin. Sie machen inzwischen die Pfadfinder zum Sprung bereit, Kyle.«
»Wir werden bereit sein, sobald Sie beim Schiff angelangt sind.«
»Sie müssen vorher bereit sein«,...