Young | Der Weg | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Young Der Weg

Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt
12001. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8437-0401-4
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-0401-4
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In seinem neuen Bestseller erzählt William Paul Young von der wundersamen Wandlung eines Mannes, der irgendwo zwischen Himmel und Erde feststeckt und von Gott die allerletzte Möglichkeit erhält, endlich einmal das Richtige zu tun. Nach einem Unfall fällt der skrupellose Multimillionär Tony Spencer ins Koma und »erwacht« in einer surrealen Zwischenwelt. Dort trifft er auf einen Fremden, der sich als Jesus zu erkennen gibt, und eine alte Dame, die sich als der Heilige Geist entpuppt.

William Paul Young arbeitete viele Jahre als Büroangestellter und Nachtportier in Hotels. Der gebürtige Kanadier wuchs als Sohn von Missionaren in Papua (damals Niederländisch-Neuguinea) auf, das heute zu Indonesien gehört. Mit »The Shack« (Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott) schrieb er 2011 einen Weltbestseller, der fürs Kino verfilmt wurde. Mit seiner Frau Kim und seinen Kindern und Enkeln lebt William Paul Young heute in Oregon, USA.
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1

EIN STURM BRAUT SICH ZUSAMMEN

»Am bedauernswertesten sind jene,
die ihre Träume in Silber und Gold verwandeln.«

Khalil Gibran

In manchen Jahren ist der Winter in Portland, Oregon, ein Raufbold. Er speit Graupel und Schnee und weigert sich, dem Frühling Platz zu machen, nimmt ein archaisches Recht für sich in Anspruch, das Amt des Königs der Jahreszeiten zu behalten – doch letztlich bleibt ihm nichts anderes übrig, als den Thron zu räumen. Dieses Jahr war es nicht so. Der Winter trat einfach ab wie eine geschlagene Frau, räumte mit gesenktem Kopf und zerfleddertem, schmutzig weißbraunem Kleid das Feld. Der Unterschied zwischen seiner Anwesenheit und Abwesenheit war kaum spürbar.

Anthony Spencer war das ohnehin gleichgültig. Den Winter betrachtete er als Ärgernis, und der Frühling war nicht viel besser. Hätte man es in seine Macht gestellt, er hätte beide aus dem Kalender gestrichen, zusammen mit dem nassen, regnerischen Teil des Herbstes. Ein Fünf-Monats-Jahr wäre ihm gerade recht gewesen. Jedenfalls hätte er es länger anhaltenden Zeiten der Ungewissheit klar vorgezogen. Immer wenn es Frühling wurde, fragte Tony sich, warum er eigentlich im Nordwesten blieb, aber in jedem Jahr stellte er sich die Frage erneut. Vielleicht lag in enttäuschender Vertrautheit ein ganz eigener Trost. Vielleicht war die Angst davor, irgendwo hinzuziehen, wo ihn niemand kannte, abschreckender als das gewohnte Elend. Eine sattsam bekannte Routine war zwar mitunter schmerzhaft, aber wenigstens vorhersehbar.

Tony war kein fröhlicher Mensch und fest entschlossen, sich keinen Vorteil entgehen zu lassen. Glücklichsein war eine alberne Sentimentalität. Und verglichen mit einem möglichen Deal und dem süchtig machenden Nachgeschmack des Sieges war es flüchtig wie Dunst. Freunde waren eine schlechte Investition, die Rendite war gering. Sich um andere zu kümmern war schlichtweg lästig.

Im Geschäftsleben wurde Anthony Spencer als zäher Verhandler und meisterlicher Manipulator verehrt und gefürchtet. Wie der alte Scrooge liebte er es, den Menschen in seiner Umgebung auch noch den letzten Rest ihrer Würde zu nehmen, besonders seinen Angestellten, die sich, wohl eher aus Angst als aus Respekt, für ihn abrackerten. Ganz sicher verdient ein solcher Mensch weder Liebe noch Mitgefühl.

Er maß seinen Erfolg an den ihm zur Verwaltung und Entwicklung anvertrauten Immobilien, diversen Geschäftsbeteiligungen und einem wachsenden Investment-Portfolio. Nach den meisten Standards war er wohlhabend, erfolgreich und als Single eine überaus gute Partie. Er gefiel sich ein wenig in der Rolle des Frauenschwarms, trieb genug Sport, um mithalten zu können, und leistete sich nur einen ganz leichten Bauch, der sich jederzeit einziehen ließ. Die Frauen kamen, und die klügeren von ihnen gingen meistens schnell wieder.

Wenn Tony lächelte, hätte man ihn fast für attraktiv halten können. Seine Gene hatten ihm eine Statur von über eins achtzig und volle Haare geschenkt, die auch jetzt noch mit Mitte vierzig keine Anstalten machten auszufallen, aber ein distinguiertes erstes Grau zeigten. Er war offenkundig von angelsächsischer Abstammung. Ein Anflug von etwas Dunklerem, Feinerem ließ sein Gesicht weicher erscheinen, vor allem, wenn irgendeine Laune oder ein ihn plötzlich überkommendes Lachen seine gewohnte geschäftsmäßige Nüchternheit durchbrach.

Er war zweimal verheiratet gewesen, beide Male mit derselben Frau. Aus der ersten Ehe, da waren sie beide Anfang zwanzig gewesen, gingen ein Sohn und eine Tochter hervor. Letztere war nun eine zornige junge Erwachsene, die mit ihrer Mutter an der Ostküste lebte. Der Sohn war eine andere Geschichte. Ihre Ehe war wegen unüberbrückbarer Differenzen geschieden worden, ein geradezu schulbuchmäßiges Beispiel für wohlkalkulierte Gleichgültigkeit und einen kaltschnäuzigen Mangel an Zuwendung. In wenigen Jahren schaffte es Tony, Lorees Selbstwertgefühl in Stücke zu zerlegen.

Dummerweise war sie es, die ihm schließlich überaus anmutig den Laufpass gab. Das konnte er nicht als echten Sieg für sich verbuchen. Also verbrachte Tony die folgenden zwei Jahre damit, sie zurückzuerobern. Er schmiss eine großartige Wiederverheiratungsparty, und zwei Wochen später präsentierte er ihr die Scheidungspapiere. Man erzählte sich, er hätte sie schon vorbereitet, noch bevor die Unterschriften unter das zweite Set von Hochzeitsurkunden gesetzt wurden. Aber diesmal ließ sie den ganzen Zorn einer verschmähten Frau an ihm aus, und er machte sie fertig – finanziell, juristisch und psychologisch. Das konnte er zweifelsohne als Gewinn verbuchen. Für ihn, aber auch nur für ihn, war es nichts als ein gnadenloses Spiel gewesen.

Der Preis, den er dafür zahlte, war, dass sich während des Scheidungsprozesses seine Tochter von ihm abwandte und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Wenn er ein bisschen zu viel Scotch getrunken hatte, kam das Gespenst dieses Verlustes aus den Schatten, aber er begrub es stets schnell wieder, indem er sich ganz der Arbeit und seinen geschäftlichen Siegen widmete. Sein Sohn war der eigentliche Grund für den Scotch. Rezeptfreie Medikamente hatten der Erinnerung ihre scharfen Kanten genommen und dämpften die schmerzhaften Migräneanfälle, die Tony gelegentlich überfielen.

So, wie Freiheit eine allmähliche Entwicklung ist, dringt auch das Böse Schritt für Schritt in ein Leben ein. Aus kleinen Beugungen der Wahrheit und geringfügigen Selbstrechtfertigungen entsteht mit der Zeit ein Gebäude, das niemand hätte vorhersagen können. Das gilt für jeden Hitler, jeden Stalin und jeden Alltagsmenschen. Das innere Haus der Seele ist großartig, aber zerbrechlich. Jeder Verrat, jede Lüge, die in seine Mauern und sein Fundament eingebaut werden, verändern die Ausrichtung der ganzen Konstruktion auf unvorhersehbare Weise.

Das Mysterium jeder Seele ist eigenartig, auch das der Seele von Anthony Spencer. Er wurde wie wir alle in ein expandierendes inneres Universum geboren, das mit unvorstellbarer Symmetrie und Eleganz seine eigenen Sonnensysteme und Galaxien hervorbrachte. Hier spielte sogar das Chaos seine Rolle, und Ordnung entstand als ein Nebenprodukt. Orte mit Substanz traten ein in den Tanz widerstreitender Gravitationskräfte, und jeder dieser Orte fügte der Mixtur seine eigene Rotation hinzu, wodurch die Positionen der anderen Teilnehmer des kosmischen Walzers sich veränderten und alle sich erweiterten und ausdehnten, in einem ständigen Geben und Nehmen aus Raum und Zeit und Musik. Entlang des Weges brachen Schmerz und Verlust über dieses Universum herein und bewirkten, dass es seine Tiefe verlor und die zarte Struktur allmählich in sich zusammenfiel. An der Oberfläche zeigte sich dieser Verfall in Form von Angst als Selbstschutzmechanismus, von selbstsüchtigem Ehrgeiz und der Verhärtung all dessen, was zuvor sanft und zart gewesen war. Was zuvor ein lebendiges Wesen war, ein Herz aus Fleisch, wurde zu Stein; ein kleiner, verhärteter Felsen lebte in der Schale, der Hülle des Körpers. Einst war die äußere Gestalt ein Ausdruck innerer Wunder und Pracht gewesen. Nun musste sie sich ohne innere Unterstützung ihren Weg suchen, eine Fassade auf der Suche nach einem Herzen, ein sterbender Stern, den seine eigene Leere gefräßig machte.

Schmerz, Verlust und schließlich das Verlassenwerden sind harte Lehrmeister und kombiniert erzeugen sie eine Trostlosigkeit, die fast unerträglich ist. Sie hatten Tony dazu gebracht, Worte als Abwehrwaffen einzusetzen und sein Inneres hinter Mauern zu verschanzen, die ihm Sicherheit vorgaukelten, während er in Wahrheit isoliert und einsam war. So gab es in Tonys Leben inzwischen fast keine wahre Musik mehr, nur kaum hörbare Fetzen von Kreativität. Der Soundtrack seines Daseins taugte noch nicht einmal als Muzak – überraschungsarme Aufzugsmusik für vorhersehbar verlaufende Verkaufsgespräche.

Die, die ihn auf der Straße erkannten, grüßten mit einem Kopfnicken. Und die scharfsinnigeren unter ihnen spuckten hinter seinem Rücken ihre Verachtung auf den Bürgersteig. Aber mehr als genug fielen auf ihn herein; katzbuckelnde Kriecher führten beflissen jede seiner Anordnungen aus, in der verzweifelten Hoffnung, ein Stückchen seiner Anerkennung oder vermeintlichen Zuneigung zu gewinnen. Im Kielwasser angeblichen Erfolges lassen andere sich gerne mittragen, getrieben von dem Bedürfnis, ihre eigene Bedeutung, Identität und Agenda abzusichern. Wahrnehmung ist Realität, sogar wenn die Wahrnehmung eine Lüge ist.

Tony besaß ein teures Haus in den oberen West Hills, das er, wenn er nicht eine seiner dem geschäftlichen Eigennutz dienenden Partys veranstaltete, nur zu einem kleinen Teil beheizte. Obwohl er sich dort nur selten aufhielt, behielt er das großzügige Anwesen als ein Monument des Sieges über seine Frau. Bei ihrer ersten Scheidung war es Loree zugesprochen worden, doch später hatte sie es verkauft, um die ausufernden Anwaltskosten der zweiten Scheidung bezahlen zu können. Über Mittelsmänner kaufte er es weit unter Wert von ihr zurück. Als der Verkauf abgeschlossen war, organisierte er noch am gleichen Tag eine regelrechte Zwangsräumungsparty einschließlich eines Polizeiaufgebots, das seine völlig fassungslose Exfrau vom Grundstück eskortierte.

Heute befand er sich in üblerer Stimmung als sonst. Geschäftliche Verpflichtungen machten seine Anwesenheit bei einer für ihn wenig interessanten Konferenz in Boston nötig, und dann musste er auch noch wegen einer kleineren Krise im Personalmanagement einen Tag früher als geplant zurückkehren. Zwar war es...


Young, William Paul
William Paul Young arbeitete viele Jahre als Büroangestellter und Nachtportier in Hotels. Der gebürtige Kanadier wuchs als Sohn von Missionaren in Papua (damals Niederländisch-Neuguinea) auf, das heute zu Indonesien gehört. Mit "The Shack" ("Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott") schrieb er 2011 einen Weltbestseller, der fürs Kino verfilmt wurde. Mit seiner Frau Kim und seinen Kindern und Enkeln lebt William Paul Young heute in Oregon, USA.

William Paul Young arbeitete viele Jahre u. a. als Büroangestellter und Nachtportier in Hotels. Der gebürtige Kanadier wuchs als Sohn von Missionaren in Papua-Neuguinea auf und war selbst viele Jahre lang aktiver Mitarbeiter einer christlichen Gemeinde. Mit 'Die Hütte' gelang ihm ein Millionenbestseller, der in über 30 Ländern erschien und auch bei uns über 900.000 mal verkauft wurde.



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