Yawa | Kriegsheim | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 292 Seiten

Reihe: Kriegsheim

Yawa Kriegsheim

Die verdrängte Verantwortung
2. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7562-6212-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die verdrängte Verantwortung

E-Book, Deutsch, Band 1, 292 Seiten

Reihe: Kriegsheim

ISBN: 978-3-7562-6212-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



"Dein Leben gehört mir. Ich will sehen, was du daraus machst. Ich will sehen, wie du lebst. Ich ... Ich will sehen, was euch zu diesen Monstern macht." Wenn sich ein bloßes Experiment in eine unerschütterliche Freundschaft verwandelt, kann man nicht mehr reinen Gewissens gegen die "Monster" der Gegenseite vorgehen. Man würde sich eher selber als Monster sehen. Man würde lieber vor dem Schicksal fliehen. Man würde lieber die Verantwortung abschütteln wollen ...

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Kapitel 1: Im Fluge der Zeit
»… und deswegen sollte die Säure erst nach dem Wasser in das Reagenzglas gefüllt werden«, endete der Vortrag. »Gut gemacht. Niklas und Janek zu mir. Nächste Woche sind Maggie und Cindy dran. Und der Rest haut endlich ab!«, rief der Chemielehrer über den Tumult ihrer zehnköpfigen Klasse. »Grundgütiger … Ja doch …«, Maggie bekam gerade noch ihre Tasche zu fassen, ehe ihre Sitznachbarin sie raus scheuchte, »Beeil dich! Ehe er seine Meinung ändert. Los!«, befahl Cindy genervt. »Du schiebst es seit Wochen auf.« »Ja, ja. Ich weiß. Ist halt nicht mein Fach. Außerdem lässt mich mein Vater eh nicht raus, solange es nicht unbedingt sein muss«, murrend stoppte sie im Treppenhaus, »Ich versuche, am Wochenende der Festung zu entkommen. Dann können wir das Teil endlich vorbereiten. Abgemacht?« Maggie zuckte mit den Schultern. Sie durfte sich nicht anmerken lassen, dass sie ihre Freundin verstand. Sie durfte sich nicht anmerken lassen, dass sie solche Festungen kannte. Sie durfte sich nicht anmerken lassen, dass sie eine Macian war und dass sie von der wahren Natur der anderen wusste… Flüchtig umarmte sie Cindy zum Abschied und beobachtete, wie diese zu ihrer Aufpasserin eilte. Eine weitere Macian, die als Bodyguard und Benimmdame diente. Anders hätte das andere Mädchen nie eine normale Schule betreten können. Maggies Hand fuhr über die dünne Narbe an ihrem linken Unterarm. Sie malte die Linie still nach. Das tat sie immer, wenn sie Zeit totschlagen musste. Wie lange begleitete sie diese Markierung nun schon? Bald neun Jahre? »Irgendetwas Neues?«, fragte sie leise und schlenderte zurück zum Chemieraum. Keiner ihrer vorbeieilenden Klassenkameraden schenkte ihr einen Blick. Aber das war auch gut so. Die Macian hatte ihre Worte nicht an sie gerichtet. Ihr Halstuch zuckte. »Nopes.« »Gut…Dank-« »Eins plus!«, rief Niklas ihr zu und hüpfte herüber, »Also: Mit einer eins hatte ich ja gerechnet. Aber plus? Plus?« Lachend knuddelte Maggie ihren Stiefbruder: »Du kleines, angebendes Genie!« Er duckte sich unter ihren Armen durch und gutmütig ließ sie den Jüngeren entkommen. Ja. Jüngeren. Und nicht nur um ein paar Monate. Niklas hatte bereits zwei Klassen übersprungen und war damit der Zwerg ihres Jahrgangs. »Wenn du lieb bitte sagst, gebe ich dir nochmal Nachhilfe. Na?« »Wir schauen mal.« »Kommst du, Nik? Wir kriegen ‘ne halbe Stunde!«, rief Janek ihnen entgegen und sofort strahlte ihr Stiefbruder übers ganze Gesicht. »Wir sehen uns beim Abendessen, ja?« »Geht klar. Mach‘ keine Dummheiten.« »Ich doch nicht!« Damit ließ er Maggie allein zurück. Zumindest glaubte er das. Kurz beäugte die Macian den leeren Flur. Dann streichelte sie ihr Halstuch. Es schnurrte. »Dieser Hutanunterricht ist langweilig«, murmelte es. »Entschuldige, Yuki.« »Wenigstens konnte ich in Geografie schlafen. Ein wahrer Lichtblick am Horizont.« »Nun übertreibst du«, lachend ging Maggie die Treppe hinunter. Sie hörte, wie in der Ferne ein Test angekündigt wurde. Ansonsten kroch die Stille ins Gebäude. Kriegsheim war nicht sonderlich groß. Genauso verhielt es sich mit der Schülerschaft. Obwohl hier von erster bis zwölfter Klasse alles unterrichtet wurde, zählte man nie mehr als 150 Kinder auf dem Gelände. Es war immerzu ruhig. Ruhig und abgeschieden. Maggie zupfte ihren Schultergurt zurecht, ehe sie die Straße zum Waisenhaus runter lief. Dort wohnte sie nun schon seit acht Jahren. Sie hatte das Gebäude zufällig entdeckt, als sie sich im Wald versteckt hatte. Erst hatte sie nichts mit den Hutan, den unmagischen Menschen, zu tun haben wollen. Aber als sie gesehen hatte, wie liebevoll sie ein verstoßenes Mädchen aufnahmen … Es hatte ihr keine Ruhe mehr gelassen. Deswegen hatte sie sich langsam den anderen Kindern gezeigt. Sie hatte Vertrauen gefasst. Vorsichtig war sie aus dem Wald getreten, der zuvor ihr Zuhause war. Sie hatte sich Paul, einem ihrer jetzigen Stiefbrüder, gezeigt. Sie hatte sich hinter ihm versteckt. Sie hatte neuen Mut gefasst… Bis er auszog, um als Erwachsener sein eigenes Leben zu leben. Das war so was von überfällig gewesen!, mischte sich Valerie sofort griesgrämig ein. Überfällig, meinetwegen. Du musst aber nicht so genervt dabei klingen. Du mochtest ihn auch!, erinnerte Maggie ihr anderes Ich. Das weißt du gar nicht! Bitte. Keinen Grund zu streiten, ja? Auf Alice hörend verstummten beide. So hatten sie sich über die letzten Jahre arrangiert: Maggie lenkte den Körper. Valerie setzte an allem etwas aus. Und Alice quetschte sich als empathisches Gewissen dazwischen. »Mag?« Yukis Stimme riss sie zurück. Die Macian spürte, wie ihre Hand verkrampft war. Wasser hatte sich auf den Knöcheln gesammelt. Der Frühsommertag fühlte sich frisch an. Beinahe kalt. »Entschuldige. Kleiner Streit«, murmelte sie erklärend. Das Halstuch flatterte von ihren Schultern und verwandelte sich noch im Flug in seine wahre Gestalt: Weißes Fell. Lange Beine. Mit dem Körperbau eines Fuchses. Jedoch ohne den buschigen Schwanz. Yukis war schmaler. Und in ihrem Gesicht glänzten zwei strahlende Saphire. »Gib‘s zu! Ohne mich wärst du aufgeschmissen, ne? Durch deinen kleinen Streit hat sich schon wieder alles abgekühlt!«, grinste die Gestaltwandlerin. Lachend verschränkte die Macian die Arme: »Nun werd‘ nicht gemein.« »Ach ja? Soll ich demnächst warten, bis die Hutan schreien?« »Tötet deine Neugier schon wieder eine Katze?« »Meine Befriedigung bringt sie eh zurück.« Spaßend liefen sie die Straße entlang. Sie war eine der wenigen, die vom Dorf wegführte. Bis zum Waisenhaus war sie sogar betoniert! Leider hatte man es versäumt, ein paar Laternen zu verteilen und so tanzten die Lichtstrahlen selbst zur Mittagszeit nur spärlich herab. Obwohl … Eigentlich hatten damals die magischen Kreaturen des Waldes ein Veto eingelegt. Die freien Desson mochten keine Veränderungen. »Purer Optimismus.« »Einer muss ja-«, Yuki stockte. Unwillkürlich blieb Maggie stehen. Sie betrachtete ihre kleine Freundin irritiert. Erst dann vernahm sie ein entferntes Tackern. Ein Auto? Eilig sprang die Gestaltwandlerin wieder auf ihre Schultern und verwandelte sich dabei in das vorherige Halstuch. Die Macian trat auf das Gras. Weg von dem schwarzen Untergrund. Sie spürte die Blicke der freien Desson auf sich ruhen. Kleine, wie große, die ihr nicht trauten. Die niemandem trauten. Die den Frieden des Waldes schützen wollten. Ein Van und ein Laster düsten auf sie zu. Sie waren größer als die üblichen Autos im Dorf. Vor allem letzterer. Doch war das kein Grund zur Sorge. Die Zweige und Blätter wichen den Fahrzeugen stumm aus. Als würde der Wald ihre Durchfahrt dulden. Direkt neben Maggie hielt der Van an. Das Fenster glitt runter. Dahinter kam der Fahrer zum Vorschein. Ein älterer Mann mit dunklen Haaren und einer dicken Brille. Er wedelte ungeduldig mit der Hand. Zischte die Frau auf dem Beifahrersitz an. Wirkte dabei so überheblich. So selbstüberzeugt. »Meine Frau führt uns in die Irre. Sag, wo liegt Kriegsheim?« Stumm blickte Maggie zur Beifahrerin, die dem Mann einen gutmütigen Blick zuwarf. Hatte er von ihr gesprochen? Wieso blieb sie so ruhig? Und wieso sah die Fremde den Wald so liebevoll an, als ob sie ihn kannte? Wortlos wandte sich die Macian zum Gehen. Sie wollte sich nicht weiter mit diesen Leuten befassen. Sie wollte sich generell nicht mit Menschen befassen. Jede Kontaktperson könnte ihre magischen Fähigkeiten entdecken. Und wenn das passieren würde…wäre ihr Schicksal besiegelt. »Hey! Ich hab dich etwas gefragt, Gör!«, rief ihr der Mann schimpfend hinterher. Maggie ließ sich nichts anmerken. Bis auf wenige Ausnahmen mied sie eh alle Menschen. Das war sicherer. Einzig bei TJ, Yuki, Cindy oder ihrer Stieffamilie öffnete sie überhaupt den Mund. Wobei sie es nur auf Cindy ausgeweitet hatte, um sich notfalls hinter der unaufmerksamen Macian verstecken zu können. Nur so konnte sie einen Ausrutscher zügig kaschieren und- Maggie blieb stehen. Ihr Blick fiel auf die zwei Leute im LKW. Eine Erwachsene und eine Jugendliche. Die Frau mochte der Beifahrerin aus dem Van ähneln. Aber das Mädchen … Und ihre Augen … Für einen Augenblick starrten sich beide an. Maggie verharrte in einem Tunnelblick. Ein Name lag ihr auf der Zunge....



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