E-Book, Deutsch, Band 2, 345 Seiten
Yanagino The Faraway Paladin: Der Bogenschütze Aus Dem Bestienwald
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98961-186-3
Verlag: JNC Nina
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 2, 345 Seiten
Reihe: The Faraway Paladin (Light Novel, German Edition)
ISBN: 978-3-98961-186-3
Verlag: JNC Nina
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Will ist nun alt genug, um den Ort, der ihm die letzten Jahre als Heimat diente, zu verlassen und in die weite Welt hinauszugehen. Dabei trotzt er Wind und Wetter und behauptet sich gegen wilde Tiere und Dämonen, die seinen Weg kreuzen.
Doch dann steht er plötzlich einem mysteriösen Halbelfen mit silberfarbenen Haaren und jadegrünen Augen gegenüber. Sein Name ist Meneldor und gemeinsam erlegen sie ein Wildschwein. Als sich ihre Wege trennen, ist Will schon fast ein bisschen wehmütig, denn er hat die Gesellschaft des Halbelfen genossen. Zu diesem Zeitpunkt weiß er noch nicht, dass sich die beiden schon bald wiedersehen werden. Doch dieses Treffen wird alles andere als positiv sein ...
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Die Sonne stand im Westen, aber als ich aufschaute, fühlte es sich nicht wirklich warm an.
Ich musste mir zwar keine Sorgen darum machen zu erfrieren, aber trotzdem war es kalt. Und die Kälte, die langsam in meinen Körper sickerte, war nur schwer zu ertragen.
Aus meiner Zeit im Tempel wusste ich, dass das Klima hier eben so war, dass es selbst in den kältesten Monaten nur selten schneite. Und wenn doch, blieb nur wenig liegen. Selbst jetzt war es nur extrem kalt, aber es gab nicht die geringste Spur von Schnee.
Ich nahm meinen Mantel und ging die gepflasterten Straßen entlang. Das Kopfsteinpflaster war durch sein Alter schon sehr uneben. Wenn die Straße schlecht war, war das ziemlich gefährlich, da man sich schnell verletzen konnte.
„Puh ... es ist so kalt.“
Der Atem, den ich ausstieß, war dünn und weiß.
Ich fragte mich, ob es ein Fehler gewesen war, die Reise im Winter anzutreten.
Ich, William G. Maryblood, hatte den Tempel nur wenige Tage nach der Schlacht mit der Gottheit der Unsterblichkeit verlassen, bei der die Seelen meiner Eltern auf dem Spiel standen.
Die Schlacht fand zur Wintersonnenwende statt. Mit anderen Worten: Es war noch mitten im Winter. Ich glaubte ehrlich gesagt nicht, dass das sehr klug war, nicht einmal für mich.
Aber ... ich hatte Gräber für Mary und Blood errichtet und ihre Beerdigungen abgehalten. Wenn ich danach in diesem gemütlichen Tempel auf den Frühling gewartet hätte, hätte ich womöglich dortbleiben und Marys und Bloods Gräber bewachen wollen. Ich hätte Gus davon überzeugt, mich als Hüter des Siegels des Hochkönigs der Dämonen leben zu lassen, der für lange Zeit in dieser Stadt eingeschlossen war.
Auch wenn ich wusste, dass sie falsch war, so fühlte sich diese Idee doch unwiderstehlich an.
Aber dem einfach nachzugeben, war so wie in meinem früheren Leben. Wenn ich nichts tat und nicht auf eigenen Beinen stand, würde diese Idee sicher weiterwachsen.
„...“
Ich war vorsichtig, damit ich wegen der Wetterbedingungen nicht einfach auf dem Feld starb. Sollte es schlimmer werden, überlegte ich sogar, zum Tempel zurückzukehren.
Gus würde mich wahrscheinlich auslachen, weil ich mich so aufgespielt hatte ... aber ich wäre nicht deprimiert, wenn ich umkehren müsste. Es war nur eine erste Untersuchung. Ich könnte den Zustand der Straßen und der möglichen Zeltplätze prüfen und im Frühjahr wieder aufbrechen. Das wäre viel sinnvoller, als eingesperrt zu bleiben und nichts zu tun.
Also schulterte ich mein Gepäck und trotzte der Kälte. Manchmal legte ich kurze Pausen ein und manchmal lief ich sogar nachts.
Ich traf sogar auf einige Dämonen.
Die Stadt der Toten war der Ort, an dem der Hochkönig versiegelt war und die Dämonen hatten dort Wachen postiert.
Da aus dieser Stadt Menschen kamen, war es klar, dass sie mich angriffen, um an Informationen zu gelangen.
Aber für mich, der ich von den dreien ausgebildet wurde, waren diese Dämonen keine Gegner.
Sie sahen seltsam aus; wie eine Mischung aus Tieren und Menschen. Sie griffen mich mehrmals an – aber ich entdeckte sie, griff präventiv ein und schlug sie mit meinem kurzen Speer, dem , in den Staub zurück.
Es war das erste Mal, dass ich gegen Dämonen kämpfte, die nicht untot waren. Trotzdem hatte ich keine größeren Schwierigkeiten mit ihnen. Ich besiegte sie schnell und ohne zu zögern, genau wie Blood und Gus es mir beigebracht hatten.
Immerhin hatte ich gegen den Gott der Unsterblichkeit gekämpft, dagegen waren diese Dämonen nichts.
Die Stadt der Toten war kein Grund zur Sorge, denn Gus sagte, er würde sie mit seiner großen Magie „Maze Fog“, dem Wort des Nebel-Labyrinths, verteidigen.
Entlang der Straße gab es Ruinen verschiedenster Größe. Es waren wahrscheinlich die Überreste von Gasthäusern oder Rastplätzen. Viele der steinernen Strukturen waren bröckelig und viele wurden in alten Schlachten verbrannt oder zerstört. Trotzdem waren sie an einigen Stellen noch in einem recht guten Zustand und machten einem das Errichten eines Lagers einfacher.
Die Tatsache, dass diese Einrichtungen gut erhalten waren, ließ darauf schließen, dass die Gesellschaft von Mary, Gus und Blood vor ihrem Tod sehr zivilisiert war.
In meiner Erinnerung an mein früheres Leben kam mir das alte Römische Reich in den Sinn.
„Es war wie der Untergang des alten Römischen Reiches ... Nur waren es keine Barbaren, die einfielen, sondern Dämonen ...“
Wenn ich mich an mein bisheriges Geschichtswissen erinnerte, war dies nicht sonderlich angenehm.
In meinem früheren Leben mochte ich Geschichte so sehr, dass ich Aussagen wie „Rom war zivilisiert“ und „das Mittelalter war das finstere Mittelalter“ nicht wörtlich nahm.
„Trotzdem ist es nicht gut, dass die Menschen nach zweihundert Jahren nicht hierher zurückgekehrt sind, oder?“
Früher summte ich Lieder aus meinem früheren Leben, um mir die Zeit und Langeweile zu vertreiben, aber das passierte immer weniger.
Ich war es leid, mir die Landschaft anzuschauen, aber ich schaute mich trotzdem noch einmal um.
Wenn ich nach rechts blickte, sah ich in einiger Entfernung von der Straße einen ziemlich schönen Fluss, der einige hundert Meter breit war.
Um ihn herum war ein Stück Grasland mit nur wenigen spärlichen Sträuchern. Wenn das Wetter wärmer wäre, wären die Bäume sicher höher und die Sicht viel schlechter.
Entlang des Flusses gab es keine großen Bäume, wahrscheinlich, weil sie zerstört wurden, sobald der Fluss anstieg, sodass sie nicht weiterwachsen konnten.
Wenn man weiter hinausschaute, sah man einen anderen Wald.
Die Bäume bedeckten das gesamte Gebiet. Das Gleiche galt für die linke Seite, die ebenfalls überwiegend aus Bäumen bestand.
Der völlig unberührte Wald war dunkel und still, erfüllt von einer Art Erhabenheit und Unzugänglichkeit. War man beim Betreten unvorsichtig, verlor man den Halt. Verlor man die Orientierung und verirrte sich darin, gab es keinen Weg zurück. Deshalb hatte ich die flachen Bereiche nur betreten, um beim Zelten Feuerholz zu suchen.
Es gab einen Pfad entlang der Wasserquelle. So musste ich nicht den schweren Weg wählen, sondern konnte einfach dem Pfad folgen.
Als ich weiterging, wurde es bereits dunkel.
Die Straße führte zu einem Hügel und dahinter war die Lage unübersichtlich.
Ich folgte schweigend der Straße und ging den Hügel hinauf ... Als ich endlich den Anblick sah, keuchte ich auf.
„Wow ...“
Dort, im Licht der untergehenden Sonne, lagen die Ruinen einer riesigen Steinstadt.
An beiden Ufern des großen Flusses standen unzählige Häuser an Straßen, die strahlenförmig davon abgingen. Es gab Spuren von Pfeilern und anderen Strukturen, die darauf hindeuteten, dass es hier früher eine große Brücke gab, die die beiden Ufer miteinander verband. Darüber hinaus gab es Einrichtungen wie einen Flusshafen und Lagerhäuser. Die Stadt musste wohl als Handelszentrum ein wohlhabender Ort gewesen sein.
Doch dann wurde sie fast vollständig zerstört und in eine Ruine verwandelt.
Die Mauern, die die Stadt umgaben, waren hier und da eingestürzt. Die schwarzen, verbrannten Ruinen der Häuser deuteten darauf hin, dass sie bis auf die Grundmauern niedergebrannt wurden.
An verschiedenen Stellen waren tiefe mörtelförmige Krater zu sehen, als ob eine sehr große Menge Magie eingesetzt worden war. Die gesamte Stadt stand halb unter Wasser und der Fluss bahnte sich seinen Weg durch die Ruinen.
Wohlstand und Zusammenbruch.
Es war eine Szene, die mich diese Dinge spüren ließ.
Ich stand auf dem Hügel und betrachtete die Szene eine Weile – und dann, als ich dem Weg mit meinen Augen folgte, den ich nehmen sollte, wurde es mir klar.
„Hach ...“
Die Zerstörung der Stadt und der Wehre hatte den Fluss wohl verändert. Er war von hier aus in mehrere Arme verzweigt.
Die Straße, die eigentlich vorwärts führen sollte, wurde komplett von einer dieser Abzweigungen verschluckt.
Ich hielt mir die Stirn und atmete tief durch.
„Topografische Veränderung ...“
?
In dieser Nacht kampierte ich in den Ruinen der Stadt und sprach leise das „Divine Torch“-Gebet, damit die Seelen, die in diesen Ruinen umherwanderten, richtig vergehen konnten.
Wie Glühwürmchen wurden die verlorenen Seelen von dem Licht und der Fackel geleitet und kehrten in den Nachthimmel zurück.
Zusammen mit den Schatten der Ruinenstadt, die in den Flammen des Lagerfeuers flackerten, war das ein fantastischer Anblick.
Am nächsten Morgen wachte ich früh auf und sprach ein Gebet...