E-Book, Deutsch, 192 Seiten
Wolf Notams
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7407-0208-3
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Notices To Airmen - Ein Luftfahrt Roman
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
ISBN: 978-3-7407-0208-3
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
NOTAMS - Notices to Airmen - Informationen für Flugzeugführer, also Piloten - oder auch -Pilotinnen, denn selbstverständlich zählen die weiblichen Piloten auch zu den "Airmen". So wie Phil Busher und seine Frau Jennifer. Er: Passagiere, Sie: Fracht. Er: Airbus Drei-fuffzig, Sie: Boeing Triple Seven. Ihr Sohn, Phil Jr., hat das gerade gelernt, die Sache mit dem Fliegen. Und er ist ganz begeistert davon. Ebenso wie ihre Tochter, Tanja. Die will Pilotin werden, ist gerade mal zwanzig, bildhübsch und hoffnungslos verliebt. In einen Airbus. Den A320. Und in so einem findet sich ihr Bruder Phil plötzlich wieder. Ganz vorne. Im Cockpit. Auf dem linken Sitz. Der Pilot ist einem Herzinfarkt erlegen und der Copilot ist, dank einer Panikattacke, zu nichts mehr in der Lage. Also muss Phil Busher Junior ran. Er weiss, dass er das nicht kann, einen Airbus fliegen. Aber was bleibt ihm übrig? Oben bleiben können Sie ja nicht. Versuchen muss er es, denn allen Beteiligten ist klar: Es geht um Leben oder Tod.
Jahrgang 1953, verheiratet, 2 Kinder, 2 Enkel, ist eigentlich Ingenieur von Beruf. Bedingt durch seinen Beruf, hat er viele Jahre im Ausland gelebt, in China, Belgien, Großbritannien und hat in noch mehr Ländern gearbeitet. Heute lebt er wieder in Deutschland und hat angefangen, in seiner Freizeit Bücher zu schreiben. Geschichten hauptsächlich, in denen junge Leute die Hauptrollen spielen.
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Kapitel 1
Phil war nervös. Zum Frühstück brachte er kaum etwas herunter. Und das, obwohl seine Oma sich soviel Mühe gegeben hatte. Aber das half nicht. Heute war sein erster Schultag in der neuen Schule. Tausendmal hatte er sich vorgestellt, wie das wohl sein würde, wenn er in die Klasse käme. Wahrscheinlich würden sie ihn alle anstarren wie ein exotisches Tier. Dann würde er Auskunft geben müssen. Wer er war, woher er kam und wieso er plötzlich auf diese Schule ging. Letzteres wäre wohl am schwierigsten zu erklären. Unter keinen Umständen wollte er ihr Mitleid. Also konnte er ihnen auch nicht sagen, dass er nach dem Tod seiner Mutter jetzt bei seinen Großeltern lebte, weil sein Vater sich wegen seines Berufes nicht ausreichend um ihn kümmern konnte. Zumal er jetzt auch noch in die USA übersiedelt war. Weil er es, ohne seine Frau, in Deutschland nicht mehr ausgehalten hatte. Jetzt lebte er in Phoenix/Arizona. Wie seine Tochter. Sie besuchte dort die Flugschule, und er unterrichtete dort. Seine Firma hatte seinem Antrag, nach dorthin versetzt zu werden, begeistert zugestimmt. Phil Busher Senior war ein hervorragender Pilot. Und es war zu erwarten, dass er auch ein ausgezeichneter Pilotenausbilder sein würde. Phil Busher Junior wollte hingegen in Deutschland bleiben. Aus zahlreichen Aufenthalten kannte er das Leben in den USA. Grandpa und Grandma Busher lebten schließlich dort. Er liebte sie, genauso wie sie ihn, aber trotzdem sagte ihm das Leben dort nicht sonderlich zu. Der Lebensstil in Deutschland gefiel ihm besser. Also übersiedelte er von Bayern ins Westfälische, wo Opa und Oma Kramm lebten. Uwe Kramm, der Vater seiner Mutter, hatte sich dort zur Ruhe gesetzt, nachdem er seine Karriere als Verkehrsflugzeugführer beendet hatte. Ja, sein Großvater war ebenfalls Pilot gewesen. Phil war in eine Luftfahrerfamilie hineingeboren worden. Großvater, Vater, Mutter, alle waren sie Piloten. Seine Schwester ließ sich gerade dazu ausbilden. Er selbst wollte das allerdings nicht. Klar, fliegen konnte er schon eine ganze Weile. Er hatte es bei Grandpa Jimmy in Ohio gelernt. Erst Einmotorige, dann Zweimotorige und nach Instrumentenflugregeln. Und es machte ihm einen Riesen-Spaß. Also, mit der Fliegerei wollte er schon etwas zu tun haben, da konnte er gar nicht anders. Das lag wohl an seinen Genen. Aber statt zum Piloten wollte er sich lieber zum Fluglotsen ausbilden lassen. Diese Arbeit interessierte ihn weit mehr. Stundenlang saß er vor dem Empfänger und hörte den Flugfunk ab. In München waren es die EDDM-Arrivals und -Departures, jetzt die von EDDL, dem Flughafen in Düsseldorf. Er träumte davon, einmal dort oben, in dem fünfundachtzig Meter hohen Kontrollturm zu sitzen und seinen Vater anzuweisen: „Lufthansa Four-seven-two, behind landing Eurowings Three-nineteen, line-up runway Two-three-left, behind.“ Dann würde sein Vater brav die Landung des A319 der Eurowings abwarten und sich danach mit seinem A350 auf der Landebahn aufstellen. Und sobald der Eurowings-Airbus die Bahn verlassen hatte, würde er sagen: „Lufthansa Four-seven-two, Runway Two-three-left, cleared for take-off, Wind Two-one-zero degrees, Six knots, Tschüss Papa, guten Flug.” Das wär’s doch, oder? Aber vorerst war es noch nicht so weit. Vorerst musste er erstmal die Schule fertig machen. Davor, dass er es schaffte, war ihm nicht bange. Allerdings musste er dazu auch seinen neuen Mitschülern gegenübertreten. Und er musste ihnen eine Geschichte über sich auftischen. Nur welche? *** Es kam alles, wie erwartet. Fast. Der Direktor lieferte ihn in seiner neuen Klasse ab, wo ihn alle bestaunten. Er musste sich vorstellen und sagen, woher er kam. Es wurden Fragen gestellt, wie er sie erwartet hatte. Allerdings die Frage, warum er jetzt hier war, die stellte zum Glück niemand. Ob sie es etwa schon wussten? – Egal. Jedenfalls kam er drumherum, ihnen ein Märchen über sich zu erzählen. Gut so, denn es war ihm auch keines eingefallen. Dann durfte er sich setzen. Seinen Platz konnte er sich selbst aussuchen. Was nicht besonders schwierig war, denn es war überhaupt nur noch ein einziger frei. Ganz am Ende des Hufeisens, in dessen Form die Tische der Schüler aufgestellt waren. Ein schmächtiger, rothaariger Bursche war sein Banknachbar. „Hi, ich bin Erik“, sagte er, nachdem Phil sich gesetzt hatte und streckte ihm die Hand hin. Phil griff danach und schüttelte sie kräftig. „Phil“, antwortete er. „Hab’ ich gehört. Willkommen im Zoo. Ich bin hier der Orang-Utan. Wegen der roten Haare.“ Er kratzte sich in der Achselhöhle und ahmte die Stimme eines Affen nach. „Hör auf mit dem Theater, Erik“, schnauzte der Lehrer. „Gib hier gefälligst nicht den Affen!“ Erik kicherte. „Da hörst Du’s.“ Phil grinste sich eins. Und er musste bald feststellen, dass Erik tatsächlich alles andere war als ein Affe. Er war hellwach, blitzgescheit und wieselflink im Denken und Reagieren. Diese Eigenschaften schienen allerdings einsam zu machen, denn als es zur Pause klingelte, kümmerte sich keiner um ihn. Alle rannten hinaus und ließen ihn links liegen. Erik schien das gewohnt zu sein, denn er machte keine Anstalten, den anderen hinterherzulaufen. Mit stoischer Ruhe packte er seine Bücher ein. Phil sah ihm dabei zu. „Was ist, willst Du nicht auch rausgehen?“, fragte er schließlich. „Warum sollte ich?“, fragte Erik zurück. „Vielleicht, um ein bisschen mit den anderen zu quatschen?“ „Tjaaa“, machte Erik gedehnt, „ich würd ja schon, aber die nicht.“ „Und wieso nicht?“ „Weil ich hier der Orang-Utan bin. Klein, schmächtig, rothaarig. Sowas mögen die nicht.“ „Orang-Utans sind weder klein noch schmächtig. Sie gehören zu der größten Art der Menschenaffen, die wir kennen“, dozierte Phil. „Rote Haare haben sie allerdings.“ „Siehst Du, darauf kommt’s an“, erwiderte Erik. „Und auf den Affen. Sie halten mich nämlich für einen.“ „Wieso das denn?“ Erik zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ist eben so.“ „Geh‘n wir trotzdem raus?“, fragte Phil. „Klar, warum nicht? Wenn Du willst.“ „Will ich. Kann ich ‘n bisschen frische Luft schnappen. Und quatschen können wir draußen so gut wie hier drinnen.“ „Wie jetzt, Du willst mit mir quatschen?“ Erik war anscheinend ehrlich erstaunt. „Klar, warum nicht?“, fragte jetzt Phil zurück. „Und warum nicht mit den anderen?“ „Haben die mich vielleicht angequatscht, oder warst Du das?“ „Naja, aber…“ „Jetzt quatsch nicht, sondern komm“, unterbrach ihn Phil und grinste dabei. *** „Wir wissen das übrigens mit Deiner Mutter“, sagte Erik, als er mit Phil an der Haltestelle stand, um auf den Schulbus zu warten. Sie hatten festgestellt, dass sie im gleichen Ort wohnten und daher denselben Bus nehmen mussten. „Der Direx hat’s uns gesagt, bevor Du kamst. Aber er hat auch gesagt, wir sollten Dich möglichst nicht darauf ansprechen.“ „Aber Du tust es trotzdem.“ Einerseits war Phil erleichtert, dass nun keine Gefahr mehr bestand, sich irgendeine Geschichte ausdenken zu müssen, andererseits hatte er aber auch wenig Lust, jetzt und hier mit Erik darüber zu reden. Den er schließlich heute erst kennengelernt hatte. „Ja, ich tu’s trotzdem“, antwortete Erik. „Ich halte nicht viel davon, die Dinge unter den Teppich zu kehren. Es ist nun mal eine Tatsache. Ich finde es furchtbar, aber ich kann auch nichts daran ändern. Wenn Du willst, können wir darüber reden und wenn nicht, dann eben nicht. Ich will, dass Du das weißt.“ „Du bist ganz schön direkt“, stellte Phil fest. „Stimmt“, gab Erik zurück. „Wahrscheinlich können die anderen mich deshalb nicht leiden.“ Phil drehte sich zu ihm um und grinste ihn an. „Ich schon.“ Er streckte ihm die Hand hin. „Also, auf gute Freundschaft.“ Erik klatschte ihn ab. „Soll mir recht sein. Ich hoffe nur, Du bereust es nicht.“ „Das werden wir ja sehen.“ Der Bus kam und sie stiegen ein. Die Fahrt dauerte eine knappe halbe Stunde. Derweil saßen die beiden Jungen nebeneinander und schwiegen. Phil, der am Fenster saß, sah hinaus und betrachtete die vorbeiziehende Landschaft. So viel anders als in Moosburg, wo er früher gewohnt hatte, sah es hier auch nicht aus. Wiesen und Felder. Er würde sich hier schon einleben. „Wenn Du willst, kannst Du ja heute Nachmittag mal vorbeikommen“, sagte er zu Erik, als sie ausstiegen. Die Adresse ist…“ „Kenn ich“, unterbrach ihn Erik. „Schließlich wohnst Du da ja jetzt schon ‘n paar Wochen. Sowas spricht sich rum im Dorf. Wann?“ Phil zuckte die Achseln. „Mir egal. Wann Du...